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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Fabian! Claire hat sich schon für mich entschieden!« Marcel grinste überlegen. »Ich bin auch der bessere Autofahrer. Mit Sicherheit werde ich in diesem Jahr wieder gewinnen. Claire steht eben auf Siegertypen.«

      Er warf Claire einen Blick zu, diese lächelte ihm gewogen zu.

      »Ich dachte, du wolltest mit mir fahren?«, sagte Fabian etwas leiser.

      Er räusperte sich und trank einen Schluck Champagner. Es hatte ihn getroffen. Claire gefiel ihm, und er hatte es ihr auch schon gesagt.

      »Cheri, ich fahre mit Marcel! Er ist auch Franzose, und ich bin nun mal auch eine Patriotin. Das musst du verstehen, Cheri!«

      Dass Claire Fabian mit Cheri titulierte, das hatte nichts weiter zu bedeuten. Claire redete so fast mit jedem. Doch so schnell gab Fabian nicht auf.

      »Okay! Ich bin ein fairer Mitspieler! Dann wünsche ich dir eine gute Fahrt mit Marcel, meine liebe Claire.«

      Er lächelte sie an.

      »Aber ein wenig enttäuscht bin ich schon, meine Süße. Aber ich weiß auch schon, wie du es wieder gut machen kannst!«

      »So, Cheri, dann bin ich aber neugierig?« Claires Augen blitzten.

      Fabian wurde heiß. Die Maxiflasche Champagner wurde an den Tisch gebracht und die Gläser neu gefüllt. Sie tranken.

      »Also, so viel ich weiß, ist es nicht unbedingt Pflicht, eine Beifahrerin zu haben ... dann fahre ich eben alleine. Dann kann ich noch schneller sein. Und wenn ich gewinne, Claire, dann kommst du mit mir zum Segeltörn und anschließend nach Frankreich, wie ich es geplant habe. Bist du einverstanden?«

      Claire warf ihre Locken nach hinten und lachte. Sie schmiegte sich an Marcel. Dieser grinste siegessicher.

      »Du kannst ihm zusagen, Claire! Er wird nicht gewinnen!«

      »Wenn du meinst, Marcel. Ich würde auch viel lieber mit dir noch einige gemeinsame Tage nach dem Rennen verbringen, Cheri!«

      »Das werden wir! Musst keine Bedenken haben. Ich werde das Rennen gewinnen wie jedes Jahr. Du kennst doch Fabian. Er ist zwar ein ausgezeichneter Extremsportler, aber ich bin der bessere Auto­fahrer und habe den schnelleren Wagen mit dem stärkeren Motor. Keine Sorge, wir beide werden als erste durch das Ziel fahren.«

      »Wenn du meinst, Cheri!« Claire schmiegte sich an Marcel.

      Sie warf Fabian einen verschleierten Blick zu. »Vielleicht im nächsten Jahr, Fabian – Cheri!«

      »Gut, dann fahre ich die Strecke alleine!« Fabian grinste. »Wir wissen hier doch alle, dass die Beifahrerinnen tagsüber nicht unbedingt vonnöten sind. Sie sind für etwas anderes dabei!«

      Alle Männer lächelten wissend. Sie dachten an die Nächte.

      Man wechselte das Thema und trank weiterhin Champagner. Der Pianist spielte sanft perlende Musik. Später gelang es Fabian noch, mit Claire zu tanzen.

      »Ich bin ein wenig enttäuscht, Claire. Ich dachte, dir liegt etwas an mir. Ich weiß, dass du eine Schwäche für Siegertypen hast. Aber ich bin auf der ganzen Linie, beruflich, sportlich und privat ein Siegertyp. Das weißt du. Wie kommt es also, dass du dich für Marcel entschieden hast?«

      »Cheri! Marcel hat mich zuerst gefragt. Du weißt doch, dass Frauen nicht gerne warten. Bist eben zu spät gewesen. Und außerdem ist da noch mein tiefer Patriotismus. Da konnte ich nichts dagegen machen, Cheri. Aber wenn du gewinnst …« Claire schaute Fabian tief in die Augen.

      »Wenn du Sieger bist, werden wir eine schöne Zeit haben, mon Cheri.«

      Fabian zog Claire enger an sich, und sie tanzten schweigend weiter.

      Fabians Ehrgeiz, Claire weiter zu erobern, war damit noch mehr angestachelt. Er glaubte, Claire ganz gut einschätzen zu können. Sie treibt ihr Spiel mit mir, dachte er. Ich will sie. Ich werde sie bekommen. Sie will mich nur ein wenig eifersüchtig machen. Ich lasse ihr das Spiel. Ich werde die Rallye gewinnen, dann hat sie keine Ausrede mehr.

      Der Tanz war zu Ende. Fabian führte Claire zurück. Sie setzte sich wieder neben Marcel, der sich in seiner Eroberung sonnte. Kurz da­rauf forderte Marcel Claire zum Tanz auf. Fabian ließ die beiden nicht aus den Augen.

      Was er sah, gefiel ihm nicht. Die beiden wirkten sehr harmonisch. Entweder ist es die perfekte Show oder sie sind auf dem besten Weg, ein Paar zu werden, schoss es Fa­bian durch den Kopf. In Gedanken zählte er die Tage bis zur Rallye, auf der sich für ihn so viel entscheiden würde. Er war besessen, Claire endgültig zu erobern.

      Als Fabian in den frühen Morgenstunden in seine hochmoderne Penthouse-Eigentumswohnung am Main-Kai zurückkehrte, ging er nicht sofort schlafen. Er setzte sich an sein Notebook und arbeitete sich die Routen aus. Danach machte sich ein tiefes befriedigendes Gefühl in ihm breit. Er hatte einen Schleichweg entdeckt. Die Regeln sahen vor, dass die Teilnehmer des Rennens jeden Tag die Entfernung zum nächsten abendlichen Boxenstopp zurücklegen mussten. Entscheidend war, wer dort zuerst ankam.

      Jeder konnte sich seine Strecke selbst aussuchen. Es war gleich, auf welchen Straßen er das Ziel erreichen würde.

      Fabian rieb sich die Hände. Er zog an seiner teuren Zigarillo und blies genüsslich den Rauch aus.

      »Ich werde siegen!«, sagte er laut vor sich hin.

      Dabei ballte er zur Bekräftigung die Faust. Fabian hatte keinen Zweifel. Sicher war die von ihm ausgearbeitete Strecke riskant. Aber was war im Leben schon ohne Risiko? In seinem Beruf ging er jeden Tag große Risiken ein, und immer war es gut gegangen. Ich bin eben der Siegertyp, dachte er.

      Fabian trank den Cognac aus und ging schlafen. Draußen stieg die Sonne über der langsam erwachenden Stadt auf. Die Wellen auf dem Main glänzten silbern. Vom silbernen Glanz überstrahlt waren auch Fabians Gedanken, die er mit hi­nüber in den Schlaf nahm. In einem Arm hielt er den silbernen Pokal, im anderen Arm Claire.

      *

      Zehn Tage waren vergangen. Alexandra hatte sich eingelebt. Jeden Morgen stand sie bei Sonnenaufgang auf. Dann trat sie vor ihre Almhütte, denn sie hatte sie gekauft. Sie streckte die Arme in den Morgenhimmel und atmete die klare Luft tief ein. Dann rannte sie barfuß über die Almwiesen und genoss die Feuchtigkeit des Morgentaus auf den Gräsern.

      Es hatte sich so ergeben, dass Alex jeden Morgen auf der Oberländer Alm bei Hilda und Wenzel Oberländer frühstückte. Alexandra mochte das alte Ehepaar sehr, und die beiden Alten genossen es, so eine nette Gesellschaft zu haben. Nach dem Frühstück half Alexan­dra meistens Hilda das Geschirr zu spülen und schaute ihr zu, wie sie die Milch zu Käse verarbeitete. Am besten gefiel Alexandra, dass Hilda und Wenzel so wenig sprachen, wenn sie einer Tätigkeit nachgingen. Sie verrichteten einfach ihre Arbeit. Das machten sie mit einer Hingabe und Intensität, die Alexandra berührte. Meistens saß sie dabei, ihren Skizzenblock auf dem Schoß und zeichnete: Hilda, mit ihrem gebeugten Rücken, das Kopftuch im Nacken gebunden, die geblümte Schürze über dem dunklen Dirndlkleid, das war das wunderschöne Bild einer in sich ruhenden, sehr zufriedenen Frau.

      Später saß Alexandra unter dem vorgezogenen Dach an der Staffelei und malte. Dabei lief leise im Hintergrund ihr CD-Player. Er wurde mit Batterien betrieben, denn auf Alexandras Almhütte gab es keinen Stromanschluss, genau wie auf Tonis Berghütte. Alexandra hatte sich überlegt, ob sie sich einen kleinen Generator kaufen sollte. Auf der Berghütte gab es einen Generator. Den warf Toni nur an, wenn Anna die Waschmaschine anstellen wollte oder wenn ein Handy aufgeladen werden musste. Die ersten Abende, die Alexandra bei den Freunden auf der Berghütte verbracht hatte, waren ihr etwas altmodisch vorgekommen, doch bald hatte sie die versteckte Lebensqualität in dieser traditionellen Einfachheit entdeckt. So hatte sich Alexandra entschlossen, auf ihrer Almhütte die Technik weitgehend auszusperren. Technik habe ich in New York genug, dachte sie. Hier kann ich einen einfachen und schlichten Lebensstil pflegen. Bald hatte Alexandra Routine im Anzünden des alten Küchenofens in der Almhütte, auf dem sie Tee- und Kaffeewasser erhitzte und kochte. Hilda Oberländer hatte ihr gezeigt, wie man in der Röhre des alten Ofens Kuchen backen konnte. Von Anna hatte Alexandra das Brotbacken


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