Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
Vielleicht gibt die Art und Weise der Anordnung einen Sinn!«
Bürgermeister Fellbacher griff nach den Kopien der Gemarkungskarten. Dann gingen die Männer zu Tonis Geländewagen und fuhren los.
Bei den Feuchtwiesen wartete schon Albert Weisgerber. Er hatte die ganze Spätschicht seines Sägewerkes mitgebracht, das waren zehn Männer. Graf Tassilo von Teufen-Thurmann kam mit seinem Adoptivsohn.
Bürgermeister Fellbacher erklärte allen, was er vorhatte. Er wollte alle Markierungen finden und in den Gemarkungsplan einzeichnen. Fellbacher hatte die Hoffnung, dass man daraus etwas erkennen konnte.
Die nächsten Stunden gingen die Männer in Reihen die Feuchtwiesen ab und trugen jede Markierung ein. Bald stellte sich ein Muster heraus. Aber darauf konnte sich keiner von ihnen einen Reim machen.
»Leut’, ich danke euch«, sagte Fritz Fellbacher. »Und wie ich euch gesagt habe, sprecht niemanden an, beobachtet nur aus der Ferne. Vielleicht könnt ihr euch die Autonummern merken und aufschreiben. Aber das Wichtigste ist, dass ihr net drüber redet. Es darf net zum Getratsche im Dorf kommen. Also zu niemandem ein Wort. Erst müssen wir herausfinden, was hier los ist. Die Burschen sollen net gewarnt werden. Ist des klar?«
Sie waren sich alle einig. Weisgerber ging mit seinen Männern zurück zum Sägewerk und Tassilo mit seinem Sohn zum Schloss.
Pfarrer Zandler und Bürgermeister Fellbacher fuhren mit Toni zurück ins Dorf. Toni bat um eine Kopie des Gemarkungsplanes mit den eingetragenen Markierungen. Bürgermeister Fellbacher machte im Rathaus schnell eine Kopie für ihn.
Dann fuhr Toni hinauf auf die Oberländer Alm und eilte den Bergpfad hinauf zur Berghütte.
Anna und Margit waren noch wach, als Toni kam. Sie saßen am Kamin und warteten.
»Da bist du ja, Toni!«
Anna ging auf Toni zu und gähnte. Toni nahm sie in den Arm und küsste sie.
»Es ist leider viel später geworden. Fellbacher hat den Grafen und den Weisgerber zusammengetrommelt. Wir sind die Feuchtwiesen abgegangen und haben nach den Markierungen gesucht.«
»Welche Markierungen?«, fragte Anna.
Toni reichte ihr die Kopie.
»Ich trinke noch einen Kaffee. Wollt ihr auch einen?«, fragte Toni.
Margit und Anna stimmten zu. Toni holte drei Becher Kaffee. Dann saßen sie am Kamin. Sie legten neues Holz auf, und Toni erzählte.
Anna und Margit waren erschüttert, als sie hörten, wie unverschämt die Männer auf den Feuchtwiesen die alte Ella Waldner behandelt hatten.
»Also, da ist etwas im Gange. Das steht fest! Aber was da vor sich geht, darauf kann sich niemand einen Reim machen«, sagte Toni.
Margit besah sich den Gemarkungsplan mit den Markierungen.
»Warte, das haben wir gleich, Toni«, sagte sie leise.
Margit eilte in die Küche der Berghütte und holte einen Bleistift. Sie legte den Plan auf einen der Tische und zeichnete dünne Linien zwischen den einzelnen Markierungspunkten ein. Toni stand mit Anna im Arm dabei.
»Was denkst, Margit?«
»Das sieht mir nach einer Fischanlage aus! Vielleicht will hier jemand eine Forellenzucht aufziehen oder etwas Ähnliches. Grundwasser ist genug da. Sauber ist das Wasser auch. Hier, das könnten die Weiher sein und hier diese Linien, die könnten für Gebäude stehen.«
Toni schaute Margit an. Er war überrascht.
»Mei, des gibt einen Sinn«, sagte Toni leise. »Aber die Gebäude sind klein.«
Er fuhr mit dem Finger die Linien nach.
»Braucht man dafür keine Genehmigung?«
Toni stellte die Frage in den Raum. Anna zuckte mit den Schultern.
»Das wäre zu prüfen, Toni«, sagte Margit.
Anna gähnte. Sie umschlang Toni mit ihren Armen.
»Toni, morgen ist auch noch ein Tag! Und die Nacht ist kurz!«
»Ja, Anna! Lass uns schlafen gehen!«
Sie tranken ihren Kaffee aus und gingen zu Bett.
*
Toni, Anna und Margit verschliefen am nächsten Morgen. Der alte Alois hatte die Regie in der Berghütte übernommen. Er strahlte, als Anna und Toni verschlafen in die Küche der Berghütte kamen.
»Mei, Alois, wir haben so fest geschlafen und nix gehört. Warum hast uns nicht geweckt?«
»Des fragst noch, Toni?«, lachte Alois. »Muss ich dir darauf eine Antwort geben?«
»Na, des musst du nicht!« Toni grinste. »Dann danke ich dir nur schön.«
»Schmarrn! Ich hab’ zu danken! Mei, war des schön, mal wieder Hüttenwirt zu sein!«
Der alte Alois, von dem Toni und Anna die Berghütte übernommen hatten, strahlte über das ganze Gesicht.
»Ja, schön war es, Toni! Aber jeden Tag möchte ich des nimmer machen.«
»So?«, sagte Toni und spielte den Verwunderten.
»Jeden Tag, des ist mir doch ein bissel zu viel, aber Freud’ hat es gemacht. Doch nix zu tun, gefällt mir besser. Mei, hab’ ich es gut, dass ich hier meinen Lebensabend verbringen kann.«
Anna legte dem alten Alois den Arm um die Schultern.
»Wir sind auch froh, dass du bei uns bist!«
»Mei, Madl! Des musst net sagen, Anna! Das weiß ich doch! Ich setze mich jetzt auf die Terrasse und lese die Zeitung.«
»Schlafen die Kinder noch?«, fragte Toni.
»Na, Toni! Die waren schon früh wach. Sie haben sich alleine fertig gemacht und sind runter zur Oberländer Alm. Der Sebastian hat dem Bello die Packtaschen angelegt. Der Hund kam dann später rauf und hat frische Sahne, Milch und Butter gebracht.«
»Mei, Anna, da müssen wir aufpassen, dass wir hier net überflüssig werden«, lachte Toni.
»Ja, der Basti, der entwickelt sich gut, Toni. Der trägt auch schon ein bissel die Leidenschaft in sich, ein guter Hüttenwirt zu sein«, sagte der alte Alois. »Heute Morgen hat er mich sehr an dich erinnert, wie du gewesen bist, als du als kleiner Bub tagelang bei mir auf der Berghütte gewesen bist.«
Toni lächelte glücklich.
»Ich war gern hier, Alois!«
»Das weiß ich! Und du bist mir ans Herz gewachsen, als wärst mein eigner Bub. Des ist bei mir genauso wie bei dir und Basti, auch wenn ich dich net adoptiert habe, Toni. Aber ich habe euch die Berghütte in treue Hände gegeben, wie ich sie gern einem meiner eigenen Buben gegeben hätte.«
Ein Schatten huschte über Alois’ Gesicht. Er seufzte.
»Aber es hat net sollen sein! Es bringt auch nix, wenn ich damit hadere. Ich sage mir immer, meine Buben sind glücklich in ihren Berufen. Damit muss ich mich abfinden, auch wenn es mir schwerfällt.«
Anna streichelte dem alten Alois die Wange.
»Sei net traurig! Vielleicht solltest du dich doch mal mit den beiden aussprechen?«
»Red net davon, Anna«, sagte der alte Alois.
Er wand sich aus Annas Arm und ging hinaus auf die Terrasse.
»Ja, ja!«, stöhnte Toni. »Der Alois und seine Buben, daran soll man net rühren. Ich hoffe nur, dass er es in seinem Leben noch schafft, wirklich Frieden mit ihnen zu machen.«
»Ja, das wünsche ich ihm auch, Toni!«
Anna band sich die Küchenschürze um, und sie gingen an die Arbeit.
Zwei Stunden später läutete Tonis Handy. Es war der Bürgermeister Fellbacher,