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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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reden wir mit ihm darüber und hören uns alles an. Er spricht mit seinem Freund darüber. Sebastians bester Freund ist Paul Hofer, der Sohn des Försters. Kinder haben Träume und sie sind notwendig für sie. Wir Erwachsenen billigen uns oft unsere Träume nicht zu. Wir sind oft zu ängstlich, versagen uns, für unsere Träume zu leben. Wir haben einfach zu viel Angst vor dem Scheitern. Das ist falsch! Was kann passieren, wenn wir scheitern? Nichts! Okay, sollten wir uns dann sagen, es war keine so gute Idee, aber wir haben es probiert. Es ist nicht gelungen. Also machen wir einen neuen Anfang.«

      Anna lächelte Rosemarie an.

      »Jetzt habe ich viel geredet. Sebastian würde sagen, ich habe dich zugetextet, wie man neudeutsch sagt. Entschuldige, Rosel!«

      »Nein, nein! Das war sehr interessant und auch sehr klug, was du gesagt hast, Anna. Ich denke im Augenblick auch über etwas nach. Der Gedanke ist völlig neu für mich. Ich habe eine Erfahrung gemacht, von der ich nicht weiß, wohin sie mich führt. Ich habe mich auf ein Gebiet begeben, das völliges Neuland ist. Du musst dir das so vorstellen. Nehme an, ein Nomade aus der Wüste würde ins ewige Eis verpflanzt oder ein Eskimo in die Sanddünen. Beide wären in der neuen Gegend völlig fremd und sehr unsicher. Sie hätten Angst.«

      »Ich verstehe! Du sprichst aber jetzt nicht gerade von der Berghütte?«

      »Nein, Anna, nein!«

      »Gut, dann sollte dein Eskimo in der Wüste und dein Nomade im ewigen Eis sich jemanden suchen, der sich mit dem Leben in dem Gebiet auskennt. Er kann ihn fragen, einfach mit ihm reden. Das bedeutet nicht, dass er alles so tun muss. Er kann von seinen Erfahrungen Nutzen ziehen und sie mit seinen eigenen Erfahrungen mischen. Verstehst du?«

      Rosemarie nickte. Anna redete weiter.

      »Nehmen wir zum Beispiel mich und Toni. Ich war Bankerin, eine sehr erfolgreiche Bankerin. Ich weigerte mich, etwas mit Bergen zu tun zu haben. Meine Eltern kamen bei einem Unfall in den Bergen ums Leben.«

      »Oh, das tut mir leid!«

      »Danke! Also weiter! Toni wollte die Berghütte haben und sein Leben als Hüttenwirt verbringen. Ich brachte Erfahrungen ein, die dazu beitrugen, dass wir heute hier sind und glücklich. Er lehrte mich alles, was eine gute Hüttenwirtin ausmacht. Himmel – war ich am Anfang unsicher, Rosel. Du kannst dir das nicht vorstellen.«

      »Und wie hast du diese Unsicherheit überwunden? Wie lange hat es gedauert?«

      »Oh, das ging eigentlich sehr schnell. Es war Tonis Liebe, unsere Liebe. Ich lehnte mich bei ihm an. Er ist so stark wie ein Berg.«

      Anna lachte fröhlich und strahlte.

      »Du liebst ihn sehr, Anna?«

      »Oh ja! Vorher kannte ich in Hamburg, da komme ich her, einen anderen Mann, auch so einen Geldmanager. Doch dann begegnete ich Toni im Zug. Da hat der Blitz der Liebe eingeschlagen. Ich wollte die Gefühle verdrängen, aber ich konnte nicht. Ich habe mich gewehrt, gesträubt, aber je mehr ich mich wehrte, desto mehr sehnte ich mich nach ihm. Wir kamen schnell zusammen. Ich erkannte, dass mein Platz hier in Waldkogel ist, bei Toni. Und ich nahm all meinen Mut zusammen und packte es an. Binnen eines Tages wurde aus der eleganten Bankerin mit den Designerklamotten ein Madl aus den Bergen im Dirndl, mit Kniebundhosen und Wanderschuhen. Es war, als schlüpfe ich in eine andere Haut. Und bei allem, was als heilig gilt, schwöre ich dir, Rosel, dass ich in meinem Herzen nur ein Gefühl spürte – hier gehöre ich her – das ist mein Platz auf der Welt, den ich immer gesucht habe.«

      »Wie schön für dich! Du siehst auch richtig glücklich aus. Das Dirndl steht dir gut.«

      »Danke! Übrigens, Franzis Bemerkung stimmt, dass du in dem dunklen Dirndl traurig aussiehst. Du bist doch eine junge hübsche Frau. In deiner Freizeit solltest du schon etwas Bunteres anziehen.«

      Rosemarie rührte in der Kaffeetasse.

      »Anna, ich will dir nicht mein ganzes Leben erzählen. Nur soviel, ich bin in Waisenhäusern groß geworden. Ich komme aus einer Familie, die sogar böse Schlagzeilen in der Zeitung hatte. Ich wurde deswegen immer gehänselt, und ich tue mich schwer mit meiner Herkunft. Ich kam nur durch das Leben, in dem ich versuchte, so wenig wie möglich aufzufallen, still zu sein, keine Bindungen einzugehen, fleißig zu sein, mich zu verkriechen. Pfarrhäuser bieten dazu Gelegenheit, Klöster auch. Du bist der zweite Mensch mit dem ich darüber rede, zumindest Andeutungen mache. Der erste Mensch, mit dem ich gesprochen habe, ist Gaudenz. Deshalb kam ich erst heute Morgen zur Berghütte zurück. Er entführte mich zum ›Erkerchen‹ und wir redeten und redeten. Er ist mir doch fremd, sagte ich mir immer wieder. Doch ich konnte es einfach nicht lassen, ihn ins Vertrauen zu ziehen. Dabei ist er ein Mann, ein Bursche, wie ihr hier in den Bergen sagt.«

      »Gefällt er dir?«, fragte Anna direkt.

      Rosemarie seufzte.

      »Anna, ich weiß nicht – nicht, dass ich es nicht weiß – ich meine, ich habe keine Erfahrung mit Burschen – ich hatte nie einen Freund – ich habe nie an so etwas gedacht. Wie soll ich es dir sagen, beschreiben?«

      »Liebe ist für dich nicht nur ein Fremdwort, sondern auch ein völlig unbekanntes Gefühl.«

      Rosemarie dachte einen Augenblick nach.

      »Ja, so ist es! Ich habe mit der Liebe keine Erfahrung und schon gar nicht mit einer Liebe, wie sie zwischen Mann und Frau … Meine Eltern sind geschieden, Vater hatte Liebschaften. Das hat man mir erzählt und noch mehr. Für mich war es bisher so, dass ich mir sagte, jede Art von Liebe gibt keine Sicherheit.«

      »Ein gebranntes Kind, scheut das Feuer, sagt ein Sprichwort, Rosel. Jetzt sage ich dir einmal etwas. Du denkst viel zu viel! Was sagt dir dein Herz? Hast du vor dem Einschlafen an Gaudenz gedacht? Hast du beim Aufwachen an ihn gedacht? Hast du vielleicht sogar von ihm geträumt?«

      Rosemarie wurde dunkelrot im Gesicht.

      »Volltreffer! Du bist verliebt! Du hast dein Herz an Gaudenz Moosbauer verloren! Großartig! Freue dich! Du hast die Liebe gefunden! Übrigens, Gaudenz hat Toni gegenüber auch so eine Andeutung gemacht, er mag dich sehr.«

      »Anna, ich bin ganz durcheinander! So etwas wie heute Nacht ist mir noch nie passiert. Ich habe mir es nicht gewünscht, nie davon geträumt, nie und nimmer einen Gedanken daran verschwendet. Und dann tue ich es!«

      »Was hast du getan?«

      »Gaudenz hat seinen Arm um mich gelegt. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter, und es war schön. Anna es war so wunderschön. Nie zuvor in meinem Leben war ich so ruhig und glücklich. Über uns waren die Sterne. Im Tal lag Waldkogel im Schlaf. Alles war so friedlich und schön. Ich wünschte mir, die Zeit würde stehenbleiben. Dabei ist Gaudenz doch fremd. Eigentlich müsste ich mich schämen, dass ich mich habe so gehen lassen.«

      Rosemarie errötete wieder. Anna schüttelte den Kopf.

      »Rosel, Rosel, Rosel! Für mich ist das eindeutig. Du bist verliebt. Ihr habt euch gefunden. Wenn du diese Geborgenheit verspürt hast, dann ist Denzl derjenige, nach dem dein Herz gesucht hat.«

      »Ich habe nicht gesucht, Anna. Das schwöre ich dir. Ich überlegte, ins Kloster zu gehen.«

      »Sicher hast du nicht bewusst gesucht. Aber die Liebe ist immer auf der Suche, und die Liebe führt die beiden Teile zusammen, die zusammengehören. Denzl ist ein guter Bursche. Toni schätzt ihn sehr. Er ist fleißig und verlässlich, ordentlich und ehrlich. Er macht keine Spielchen und hat mit Sicherheit keine Frauengeschichten. Rosel, ich bin sicher, dass du das erste Madl bist, um das er den Arm gelegt hat. Weißt du, auf dem Dorf ist es so, dass man schon mitbekommt, wer mit wem …, und so. Gaudenz hatte nie ein Madl.«

      Rosemarie schaute Anna mit großen Augen an wie ein unschuldiges Kind. Anna lächelte sie warmherzig an.

      »Rosel, du brauchst Nachhilfe in Sachen Liebe. Soll ich dir eine Lektion geben? Willst du?«

      »Ja, bitte! Ich bin völlig durcheinander!«

      »Gut! Dann höre! Die Macht der Liebe ist etwas, was sich außerhalb unseres Verstandes abspielt.


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