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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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das die drei Regenbogen anzeigen.«

      Anna und Rosemarie sahen sich an und lächelten sich zu.

      *

      Gaudenz erreichte kurz nach Mittag Waldkogel. Er hielt am Marktplatz an. Eilig strebte er dem Pfarrhaus zu. Er drückte lange auf die Klingel.

      »Mei, ich komme ja schon!«

      Pfarrer Zandler schaute aus dem offenen Fenster seines Studierzimmers. Kurz darauf öffnete er die Tür.

      »Grüß Gott, Gaudenz! Du hast ja fast die Klingel eingedrückt. Was gibt es denn, dass du so ungeduldig bist?«

      Pfarrer Zandler hielt ihm die Tür auf.

      »Ich muss mit Ihnen reden. Es geht um die Rosemarie Rankl.«

      »Die ist net hier! Die ist auf der Berghütte.«

      »Das weiß ich. Daher komme ich. Naa, des stimmt net ganz. Aber zuvor war ich auf der Berghütte. Da will ich auch wieder hin. Aber zuerst muss ich mit Ihnen reden.«

      Pfarrer Zandler sah Gaudenz prüfend an.

      »Siehst ein bisserl zerrupft aus und bist unrasiert. Schaust aus, als hättest net geschlafen. Hast Ringe unter den Augen. Auf der anderen Seite scheinst recht aufgekratzt zu sein.«

      »Ja, ich bin ein bisserl durcheinander.«

      Pfarrer Zandler führte Gaudenz in die Küche des Pfarrhauses.

      »Die Meta Baumberger hat mir einen Topf Suppe gebracht. Tust mitessen, Gaudenz?«

      Ohne eine Antwort abzuwarten, stellte Pfarrer Zandler einen zweiten Teller hin und gab Gaudenz einen Löffel. Der Geistliche füllte die Teller. Er sprach das Tischgebet. Sie fingen an, zu essen.

      Zwischendrin redete Gaudenz sich alles von der Seele. Pfarrer Zandler aß dabei weiter und warf ihm nur Blicke zu. Er wartete geduldig, bis Gaudenz mit seinem Bericht fertig war.

      »So, jetzt wissen Sie alles, Herr Pfarrer Zandler! Ich musste es Ihnen erzählen. Sie sind dem Toni hoffentlich net bös’, dass er mir gesagt hat, welche Gedanken Sie sich über Rosemarie machen. Des ist wirklich ein armes Madl.«

      »Ja, Gaudenz, das scheint sie wirklich zu sein. Jetzt wird mir einiges klar. Deshalb ist sie so scheu. Du scheinst des Madl wirklich zu lieben.«

      »Ja, das tue ich! Sie ist die Richtige. Ich bin mir ganz sicher. Wenn da nur net die Angst wäre, dass die Rosemarie mich doch net nimmt. Wie soll ich es machen? Können Sie nicht ein gutes Wort für mich einlegen?«

      »Wenn es soweit ist, dann werde ich der Rosel sicher einen wohlgemeinten Rat geben, Gaudenz. Aber es ist noch lange net soweit.«

      »Wie meinen S’ des, Herr Pfarrer!«

      »Also, man nimmt an, dass wir Geistliche wenig von der Liebe verstehen. Ich sage dir, des ist net so. Aber des ist ein anderes Thema. Jedenfalls weiß ich mehr darüber, wie eine solche Liebschaft zur Ehe führt, als du dir das vorstellst. Schließlich bist du nicht der erste Bursche, der Kummer hat und sich bei mir sein Herz ausschüttet. Aber du bist wohl der zurückhaltendste Bursche, den ich kenne. Du sorgst dich, dass dich des Madl abblitzen lässt, wie man modern sagt. Dabei hast du ihr deine Liebe noch nicht richtig gestanden. Ich meine, du hast ihr nicht deutlich gesagt: Rosel oder Rosemarie, ich liebe dich! Stimmt’s?«

      »Ja, schon …«

      »Weiter! Und einen Antrag hast du ihr auch nicht gemacht, wie?«

      »Nicht so direkt. Aber des kann man bei der Rosemarie nicht so einfach machen. Sie ist net so wie andere Madln.«

      »Das habe ich schon begriffen! Doch sie hat sich von dir auf die Wange küssen lassen. Also, kann und wird sie dir gegenüber schon ein bisserl wohlwollend sein.«

      »Ja, schon! Sie tut sich sehr schwer damit, wenn jemand nett und freundlich zu ihr ist. Ich habe ihr nur gesagt, dass sie besonders ist, und da kamen ihr die Tränen. Ich habe Angst, dass sie mir nicht glaubt. Sie hat so schlechte Erfahrungen gemacht im Leben. Sie ist so voller Angst. Ihr fehlt das Urvertrauen.«

      »Des mag schon sein! Doch wenn sie dich nicht mögen und sie dir nicht ein bisserl vertrauen würde, dann hätte sie sich nicht so gehen lassen. Sie hätte sich nie von dir umarmen lassen, dir nicht ihre Lebensgeschichte erzählt und sich von dir auch nicht auf die Wange küssen lassen. Das ist für ein Madl, wie es die Rosemarie Rankl ist, sehr viel, Gaudenz. Des Madl ist über sich hinausgewachsen.«

      »So, meinen S’, Herr Pfarrer?«

      »Ja! Für ein so scheues Reh, wie die Rosel eines ist, deutet das auf gewaltige Zuneigung hin.«

      Gaudenz strahlte.

      »Wirklich? Mei, des wäre ja …, also, ich meine …, des ist …, ich weiß nicht, was ich sagen soll.«

      Pfarrer Zandler schmunzelte.

      »Gaudenz, reiß dich zusammen und gackere nicht wie ein liebeskranker Hahn herum. Ich finde es großartig, dass du dir Gedanken gemacht hast und bei der Oberin gewesen bist und auch zu mir gekommen bist. Aber jetzt gehörst du auf die Berghütte, in die Nähe von deinem Madl.«

      Gaudenz gähnte.

      »Ah, bist doch müde«, bemerkte Pfarrer Zandler. »Ich sage dir jetzt etwas. Du gehst jetzt erst mal heim und tust dich ausschlafen. Ich muss mich ohnehin nach der Rosel erkundigen und werde mit Toni und Anna ein Wörtchen reden. Und wenn du ausgeschlafen hast, rasiert bist und wirklich wie ein verliebter Bursche aussiehst und nicht wie ein übermüdeter Landstreicher, dann nimmst einen Blumenstrauß und gehst zu ihr. Ich denke, dass die Rosel ein Madl ist, das man auf die altmodische Art und Weise erobern muss. Mag sein, dass du viel Geduld haben musst, Gaudenz. Die musst du aufbringen, verstehst? Geduld ist das, was du jetzt man nötigsten brauchst, sonst läufst du Gefahr, dass sich des Madl wieder in sein Schneckenhaus zurückzieht.«

      »Ich verstehe!«

      »Ja und dann noch etwas! Sie muss wissen, dass nicht nur du ihr wohlgesonnen bist, sondern auch deine Eltern. Ich nehme net an, dass der Ludwig und die Trudi Vorurteile haben. Aber ich rate dir, sie vorher einzuweihen, bevor du die Rosel zum ersten Mal mit heimnimmst. Wenn sie auch nur den leisten Verdacht hat, dass deine Eltern nicht mit ihr einverstanden sind, dann rennt sie dir davon und ist schneller im Kloster, als du dir des vorstellen kannst.«

      »Ich verstehe! Ich werde mit den Eltern reden!«

      Pfarrer Zandler schaute Gaudenz an.

      »Es ist wichtig, wie sie sich ihr gegenüber verhalten. Das Madl hat nie eine Familie kennengelernt. Das ist auch Neuland für sie. Sie kennt nur Waisenhäuer, kirchliche Internate, des Altersheim, in dem sie ihr Zimmer hat, und Pfarrhäuser. Des musst du dir bewusst machen, Gaudenz. Sich zu verlieben ist eine Sache. Ein Leben in einer Familie zu führen, wenn man keine Familie gekannt hat, ist eine andere Sache.«

      »Daran habe ich noch nicht gedacht. Sie bräuchte darin auch etwas Praxis.«

      »Das bekommt sie sicherlich auf der Berghütte. Toni und Anna führen eine gute und stabile Ehe. Die Kinder sind glücklich bei den beiden und haben den tragischen Unfalltod ihrer leiblichen Eltern gut verarbeitet. Das ist sicherlich auch ein Verdienst von Toni und Anna. Der alte Alois hat mit seiner geduldigen Lebensweisheit auch ein Stück dazu beigetragen. Ich denke, wenn die Rosel noch eine Weile auf der Berghütte weilt, dann bekommt sie eine Vorstellung von einer glücklichen Familie. Vielleicht freundet sich die Anna mit ihr an. Dann wird die Anna die Rosel schon auf den rechten Weg bringen. So, jetzt gehst heim und tust dich erst einmal ausschlafen. Rom wurde auch nicht an einem Tag gebaut. Du hast heute schöne Fundamente gelegt. Jetzt ruhst du dich aus. Wie versprochen, ich halte mal meine Augen und Ohren offen.«

      Pfarrer Zandler stand auf und brachte Gaudenz zur Tür. Er sah ihm nach, wie dieser zu seinem Auto ging und abfuhr.

      Meta Baumberger kam die Hauptstraße entlang. Sie trug einen Regenschirm, weil es immer noch leicht nieselte. In der Hand hielt sie einen kleinen Koffer. Pfarrer Zandler zog die Stirn in Falten. Er konnte sich darauf keinen Reim machen.


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