Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
und sein Sohn hatten nicht vergessen, sich dafür bei Daniel zu bedanken.
Dank wofür? Er hatte seine Pflicht getan. Dass auch dieses Leben gerettet worden war, stimmte ihn glücklich.
Sie alle, die einmal ihren Eid geleistet hatten, waren Werkzeuge einer höheren Macht, die allein den Anfang und das Ende eines Menschenlebens bestimmte.
Es schmerzte Dr. Norden nur, wenn Menschen achtlos mit ihrem Leben umgingen, wenn sie sich zu einer Kreatur herabwürdigten, sich dem Bösen verschrieben und verantwortungslos andere Menschenleben zu vernichten trachteten, um des Profits willen, wie Kemmler, Baku und ihre Hintermänner, die ihrer Aburteilung entgegenblickten.
Molly hatte ihren Schreibtisch aufgeräumt.
»Es wird hoffentlich diesmal ein Wochenende ohne Aufregung für Sie, Chef«, sagte sie.
»Ohne Sturm und Regen, hoffe ich. Soll ich Ihren Mann grüßen, Molly?«
»Nicht nötig. Er besucht uns. Es ist immer noch mein geschiedener Mann, wenn ich das bemerken darf.«
»Wie lange noch?«
Sie sah ihn verlegen an.
»Soll ich es denn noch mal mit ihm probieren?«, fragte sie stockend.
»Ich denke, dass er das verdient, wenngleich wir auf der Insel schwer einen Ersatz für ihn finden werden.«
»Ach was! Es wird sich schon wieder eine gestrandete Existenz finden, die dort vor Anker geht. Peter hängt halt so an seinem Vater.«
»Und Sie doch auch immer noch, Molly. Vor mir brauchen Sie es doch nicht zu leugnen. Es war eine heilsame Lehre für ihn, dass Sie ihm die Zähne gezeigt haben.«
»Und Angst, dass ich meine Stellung kündige, haben Sie wohl gar nicht?«, fragte Molly anzüglich.
»Das werden Sie doch nicht tun!«, meinte er erschrocken.
»Nein. Da würde mir was fehlen. Lieber kann Hans den Haushalt versorgen. Aber vorerst bleibt es noch bei Wochenendbesuchen. «
»Dann bis Montag«, sagte er. Seine Gedanken waren schon wieder bei Fee.
*
Diesmal hatte er Lenchen nicht fragen müssen, ob sie mitkommen wolle. Sie hatte ganz von selbst diesen Wunsch geäußert. Eine Reisetasche hatte sie gepackt.
»Willst du draußen bleiben?«, fragte er staunend.
»Ich muss doch Mario etwas mitbringen«, erklärte Lenchen.
»Gleich einen ganzen Zentner?«
»Er braucht was zum Anziehen und ein paar Spielsachen. So viel ist es nicht. Jetzt kommt bald der Winter. Da muss er warm angezogen sein. Ich werde doch was für den Kleinen tun dürfen!« Ganz aggressiv sagte sie es.
»Ich habe ja nichts dagegen, Lenchen«, meinte Daniel begütigend.
Nun konnten sie also fahren. Lenchen sagte nicht ein Wort gegen die Autos, die sie sonst als stinkende Ungeheur bezeichnete.
Sie meckerte auch nicht, wenn er das Tempo beschleunigte. Ja, sie konnte gar nicht schnell genug zur Insel kommen.
Ein glückliches Leuchten ging über ihr runzliges Gesicht, als Mario ihr entgegenstürmte.
»Nonna Lenchen!«, rief er mit einem glucksenden Lachen.
»Hast mich nicht vergessen, mein Jungchen?«, fragte sie.
»Nein, nicht vergessen gutes Nonna Lenchen«, erwiderte Mario.
Sie konnte ihn für sich allein haben. Daniel hielt seine Fee in den Armen.
»Schon wieder eine Ewigkeit her, dass ich dich küssen konnte«, bemerkte er zärtlich.
»Bitte, nicht hier! Wir haben Zuschauer!«, flüsterte sie.
Sie holten es nach, allein mit sich, ihrer Liebe und Zärtlichkeit.
»Jetzt kann sich Mario schon mit Lenchen unterhalten«, sagte Fee. »Es ist schön, dass sie mal mitgekommen ist.«
»Sie musste sich doch überzeugen, dass es Mario auch an nichts fehlt«, äußerte Daniel lachend.
»Er würde uns fehlen.«
Er sah sie nachdenklich an. »Uns?«, fragte er.
»Paps, Anne, Katja, mir natürlich auch. Herr Moeller und Lissy hätten ihn am liebsten mitgenommen.«
Daniel versank in Schweigen. Erwartete Fee jetzt eine Erklärung von ihm? Die Erklärung, dass sie ihn behalten wollten? Fee lenkte ab.
»Morgen kommt David. Was sagst du dazu?«
»Dass er auch sehr anhänglich ist. Gibt es hier einen geheimen Zauber, Fee?«
»Vielleicht.«
»Nun ja, wo eine Fee ist, muss es ja einen Zauber geben.«
Er küsste sie wieder. Das fand er angenehmer, als über gewisse Probleme nachzudenken.
*
Doch die Probleme sollten sich bald in Wohlgefallen auflösen.
Mario hatte all die schönen Sachen, die Lenchen ihm mitgebracht hatte, hinreichend bewundert. Sie hatte sich zu ihm ans Bett gesetzt und erzählte ihm Geschichten, die gleichen, die sie vor Jahren einmal Daniel erzählt hatte, als er ein Junge gewesen war wie Mario.
Im Wohnzimmer hatten sich Johannes Cornelius, Anne, Katja, Dr. Schoeller, Daniel und Fee eingefunden.
»Sekt«, rief Fee staunend, »und noch dazu der beste, den der Keller zu bieten hat! Paps, du wirst übermütig!«
»Es besteht ein Anlass, der gewürdigt werden soll«, sagte Johannes Cornelius, und seine Stimme hatte einen feierlichen Klang. »Ich habe euch etwas mitzuteilen.«
»Hast du einen Orden bekommen, Johannes?«, fragte Daniel.
»Was sollte ich damit anfangen? Etwas viel Schöneres habe ich bekommen. Anne und ich werden heiraten.«
»Habe ich es mir doch gedacht«, raunte Fee Daniel zu.
»Wir hätten noch gewartet«, fuhr Johannes Cornelius fort, »aber gewisse Umstände machen unseren Entschluss dringlich. Wir haben uns entschlossen, Mario zu adoptieren.«
Daniel war sprachlos. Fee flüsterte: »Paps!« Und dann fiel sie ihm um den Hals. Katja umarmte ihre Mutter mit Tränen in den Augen.
»Hat jemand etwas dagegen?«, fragte Johannes Cornelius. »Meint ihr vielleicht, dass ich zu alt wäre?«
»Gott bewahre, Johannes!«, sagte Daniel und drückte seinem Freund und zukünftigen Schwiegervater kräftig die Hand. Dann ergriff er Annes Rechte und neigte sich zum Kuss darüber.
»Was sagst du, Fee?«, fragte Anne.
»Ich wünsche euch viel, viel Glück.«
»Und was meint Katja?«, fragte Johannes.
»Es ist einfach schön«, flüsterte das Mädchen.
»Dann wollen wir mal unseren Sekt nicht warm werden lassen.« In Johannes’ Stimme schwang Rührung.
»Erst müssen wir Lenchen holen«, sagte Fee.
Und das gute Lenchen schluchzte vor Freude. Sie trank sogar einen Schluck Sekt mit, obgleich sie doch das kribbelige Zeug gar nicht mochte.
Ganz leise schlichen sich Fee und Daniel später in Marios Zimmer.
Ein seliges Lächeln lag auf seinem kleinen Gesicht, und in seinem Arm lag ein wuscheliger Teddybär.
Ein Kind hatte eine Heimat gefunden. Geliebt und behütet würde es aufwachsen.
»Hoffentlich gibt es keine Schwierigkeiten mit der Adoption«, bemerkte Fee, als sie mit Daniel engumschlungen um die Insel ging.
»Ich habe das Wohlwollen eines glänzenden Anwalts«,