Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
kluger, taktischer Zug, Mister Alton.«
»Was also ist mit diesen Satanstöchtern los?« erkundigte sich der Gangsterboß. »Wollen Sie freiwillig re-den, oder soll etwas nachgeholfen werden? Sie entscheiden!«
Er schnipste mit den Fingern und trat zur Seite. Auf der Bildfläche erschienen der Gorilla, aber auch noch zwei handfest aussehende Männer, die Parker von der Tür des Gangsterhauses her kannte. Ihre entzündeten Augen sagten ihm, daß sie die Senfportionen noch nicht ganz vergessen hatten. Alle drei Männer machten einen sehr unternehmungslustigen Eindruck und schienen nur darauf zu warten, um sich mit Lady Simpson und Parker zu befassen.
»Wir werden sie einzeln befragen«, entschied der Gangsterboß und deutete auf die ältere Dame. »Sie zu-erst! Und ich sage Ihnen gleich, daß Sie uns mit Mätzchen nicht mehr imponieren können. Vielleicht laß‹ ich Sie sogar auch unter ’ne Dusche stellen. Ich hätte größte Lust dazu!«
*
Er rührte sie nicht an, doch er hatte plötzlich einen teuren Fotoapparat in Händen und befahl ihr, sich auf das Bett zu legen.
Kathy, die nur noch ihren Slip und einen knappen BH trug, kam diesem Befehl sofort nach. Sie wußte inzwischen, was dieser Mann beabsichtigte. Er wollte eine Reihe pikanter Fotos von ihr machen und sie spä-ter damit unter Druck setzen. So etwas hatte sie in der Vergangenheit schon einige Male erlebt. Dieses uralte Druckmittel schien sich in gewissen Kreisen immer noch größter Beliebtheit zu erfreuen, es schien aber auch nach wie vor noch ein übles Mittel für eine Erpressung darzustellen.
Kathy ließ sich also fotografieren, nahm auf seinen Befehl hin einige neckisch gedachte Posen ein und entledigte sich schließlich auch noch des Restes ihrer Kleidung, bevor sie unter die Decke schlüpfen durfte.
Der Mann hatte fast einen ganzen Film gedreht und beugte sich nun über sie.
»Du wirst jetzt schlafen«, sagte er eindringlich, »du wirst erst wieder erwachen, wenn ich es dir befehle, Kathy.«
Diesmal verzichtete sie auf eine Wiederholung dieses Befehls, schloß die Augen und bemühte sich um ei-nen ruhigen, tiefen Atem. Ihr Hypnotiseur sollte den Eindruck gewinnen, daß sie bereits ohne jeden Über-gang tief und fest eingeschlafen war. So blieb sie auch noch liegen, als sie das Geräusch einer sich schlie-ßenden Tür hörte. Kathy war sich nicht sicher, ob er nur einen Trick angewendet hatte, um ihren Schlaf zu kontrollieren.
Wie richtig ihre Vorsicht war, sollte sich bald zeigen. Nach qualvoll langen Sekunden, als sie bereits mit dem Gedanken spielte, nun doch die Augen zu öffnen, hörte sie schnelle, leise und schleichende Schritte. Sie spürte, daß der Mann dicht neben dem Wasserbett stand, sich über sie beugte und sie aus nächster Nähe be-obachtete. Erst danach ging er wirklich.
Kathy öffnete die Augen und schaute sich um.
Sie wußte nicht recht, was sie von diesem so üppig eingerichteten Salon-Wohnwagen halten sollte. Wieder ging ihr Lady Simpsons Behauptung durch den Kopf, wonach der Unbekannte die Frauen fing, um an-schließend mit seinen willenlosen Opfern Orgien zu veranstalten.
Sie dachte an den Mann, der diesem Zoohändler Bert Dolgan zum Verwechseln ähnlich sah.
Dieser Mann, der die Satanstöchter rekrutierte, schien nicht an Orgien großen Stils interessiert zu sein. Diesem Mann ging es wohl nur darum, seine Opfer später in aller Ruhe ausnehmen zu können. Sein Wissen um diverse Warenhausdiebstähle und um die Existenz der pikanten Fotos reichte ihm sicher. Mehr brauchte er ja wirklich nicht, um in aller Ruhe später abzukassieren.
Kathy schlüpfte aus dem Bett, dessen durchsichtige Oberfläche waberte und wackelte wie ein riesiger Pudding. Sie hatte ernstlich Mühe, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. Dann huschte sie zu einem der zugehängten Fenster und sah verstohlen nach draußen. Sie beobachtete gerade noch, wie der rundliche, kleine Mann mit der Eulenbrille vor den Augen in der Fabrikruine verschwand. Was er dort such-te, wußte sie natürlich nicht, doch die Gelegenheit war günstig, sich ein wenig umzusehen.
Sie wollte die Fotos im ersten Wagen noch mal aus nächster Nähe betrachten und herausfinden, mit wem sie es nun tatsächlich zu tun hatte.
Die Verbindungstür war leider verschlossen. Kathy untersuchte kurz das Schloß, das ihrer Ansicht, nach leicht zu knacken war. Doch dann dachte sie an das Mißtrauen dieses Mannes. Vielleicht hatte er auf der anderen Seite der Tür ein Markierungszeichen angebracht, das sie beim heimlichen Öffnen mit Sicherheit zerstören mußte.
Nein, es war wohl besser, erst mal abzuwarten.
Sie stieg zurück in das Pudding-Bett und dachte über den Hypnotiseur nach. Stammte die Idee, Frauen zu erpressen, von ihm allein? Oder arbeitete er für eine Organisation und einen Drahtzieher im Hintergrund?
Erneut fragte Kathy sich, ob sie es mit diesem Bert Dolgan zu tun hatte. Wenn das nicht der Fall war, so lautete die nächste Frage, warum der Hypnotiseur sich das Aussehen des Zoohändlers zugelegt hatte. Er mußte Dolgan dann sehr gut kennen, sonst wäre die Maske niemals so perfekt ausgefallen.
Kathy hörte Stimmen und Schritte neben dem Salonwagen. Sie blieb auf dem wabbeligen Pudding liegen, weil sie wußte, daß sie den Begleiter des Hypnotiseurs ohnehin bald zu sehen bekam.
Und es dauerte tatsächlich nicht lange!
*
Sie ließen die ältere Dame nicht aus den Augen und trauten ihr nicht über den Weg.
Lady Simpson mußte vorausgehen und marschierte auf ihren stämmigen Beinen energisch durch den lan-gen Korridor, der nur unvollkommen beleuchtet war. Dagegen hatte sie aber nichts einzuwenden, denn es ergab sich die Gelegenheit, nach ihrer Geheimwaffe zu greifen.
Es handelte sich dabei um einige Nadeln, von denen nur die kleinen, fast winzigen Porzellanköpfe zu se-hen waren. Diese Nadeln befanden sich im Saum ihres weiten Kostüms und wurden sogar von mißtrauisch prüfenden Augen glatt übersehen.
Diese Nadeln hatten es in sich, denn sie stammten aus Josuah Parkers Bastelstube, die er sich im Haus der Lady Simpson eingerichtet hatte. Sie waren von Butler Parker natürlich präpariert worden, wie man sich vor-stellen kann. Die Nadelspitzen waren mit einer giftähnlichen Paste versehen, die selbst einen ausgewachse-nen Ochsen in wilde Zuckungen geraten ließ. Diese Paste verursachte an der Einstichstelle einen höllischen Schmerz, der den Opfern für wichtige Minuten jede Übersicht raubte.
Lady Simpson hielt also eine dieser Nadeln bereits einstichbereit in der linken Hand und wartete nur da-rauf, blitzschnell zuzustoßen.
Der Boxer war ihr erstes Opfer.
Der Mann fühlte sich völlig überlegen und beging die Frechheit, nach Lady Simpsons Schulter zu greifen, um sie so in einen anderen Keller hineinzudirigieren.
Er zuckte zusammen, als Agatha Simpson ihm die Nadel in den Handrücken rammte, brüllte vor Schreck und Überraschung auf und heulte dann wie ein Präriewolf in einer Vollmondnacht. Er starrte auf die Nadel in seinem Handrücken und wollte sie herausziehen, wurde aber schon von einer Schmerzwelle erfaßt, die ihn fast verrückt werden ließ. Der Boxer tobte los, ohne sich weiter um die Verursacherin zu kümmern. Der Mann krümmte sich, warf sich auf den Boden und schnappte verzweifelt nach Luft.
»Was soll denn das?« fragte Lady Simpson gespielt erstaunt und wandte sich zu ihrem Opfer um. Die beiden jungen Männer waren wie erstarrt und wußten nicht, was sie von ihrem Boxer halten sollten. Sie hat-ten schließlich genau gesehen, daß die Detektivin nichts, aber auch rein gar nichts getan hatte.
»Ich bitte um Ihren Schutz, junger Mann«, sagte Lady Simpson und flüchtete sich an die etwas schmale Brust ihres nächsten Opfers. Ihm rammte sie die zweite Nadel tief in die Hüfte.
Das Resultat war bemerkenswert …
Der Mann sprang gut und gern einen halben Meter hoch, und zwar aus dem Stand. Er vollführte eine Art Pirouette und kam ziemlich unglücklich auf den Boden zurück. Dann begann der junge Bursche einen fast echt wirkenden Striptease und riß sich die Kleider vom Leib. Er wollte so schnell wie möglich an die schmerzende Stelle heran.