Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
wollte sich im letzten Moment noch zur Seite werfen, doch er schaffte es nicht mehr.
Der Glücksbringer im Pompadour knallte gegen seine Stirn.
Einen grunzenden Laut von sich gebend, fiel der Gangster gegen Lady Simpson, die aber nicht im Traum daran dachte, ihn hilfreich oder gar liebevoll aufzufangen.
Sie trat einfach zur Seite.
Der Gangster fiel also an ihr vorbei, streifte sie noch ein wenig und flog dann auf den Marmor. Er war al-lerdings schon bewußtlos, als er auf dem Boden landete.
»Sehen Sie sich das an, Kindchen«, sagte Mylady zu ihrer Gesellschafterin. »Das ist nun die männliche Jugend von heute. Keine Widerstandskraft!«
»Gegen den Glücksbringer dürfte kaum ein Kraut gewachsen sein«, gab Kathy lächelnd zurück. »Darf ich jetzt nach Mr. Parker sehen, Mylady?«
»Das übernehme ich«, entschied die streitbare Dame. »Kümmern Sie sich um unseren Gast! Ein kleiner Kognak wird ihn wieder auf die Beine bringen.«
Mandy Saxon hatte die Nerven verloren.
Sie hockte schluchzend am Boden und gab sich ihren Tränen hin. Die erneute Behandlung durch die Gangster war zuviel für sie gewesen.
Während Kathy sich um die Sex-Reporterin kümmerte, schritt Agatha Simpson bereits energisch und er-wartungsvoll zur Tür, die in die Kellerräume führte.
Sie hatte diese Tür noch nicht ganz erreicht, als sie geöffnet wurde.
»Falls es zu gewissen Schwierigkeiten gekommen sein sollte, Mylady, so bitte ich sie entschuldigen zu wollen«, sagte Parker, der wie selbstverständlich erschien. »Leider konnte ich mich nicht früher befreien. Dank meiner Ungeschicklichkeit sah ich mich für eine gewisse Zeit außerstande, Mylady zur Verfügung zu stehen …«
*
Nach einem kleinen, aber dringend notwendig gewordenen Umweg durch die Innenstadt erschien Parkers hochbeiniges Monstrum vor dem Landsitz, den ein gewisser Sir Robert Panham Mandy Saxon zur Verfü-gung gestellt hatte.
Parker fuhr allerdings an der Einfahrt vorbei und stellte seinen Wagen in einer Seitenstraße ab. Dort stieg er aus und begab sich zu Fuß zurück zum parkähnlichen Grundstück.
Er benutzte die kleine Mauerpforte, die ihm bereits bekannt war, drückte sie auf und betrat das große, waldbestandene Gelände, das einen völlig verlassenen Eindruck machte.
Parker schritt ungemein vorsichtig auf das Haus zu. Noch zu frisch waren seine Erinnerungen an Marty Pearson, den es am Oberarm erwischt hatte. Und zu deutlich besann er sich auf Paul Hamlin, der einen Tref-fer im Oberschenkel davongetragen hatte. Ganz zu schweigen von dem Pfeil, den man ihm, Josuah Parker, in der Nacht vor die Nase gesetzt hatte.
Jede Deckung ausnutzend, erreichte der Butler die Ecke des Landsitzes, wechselte von hier aus hinüber auf die Rückseite und blieb hinter einem hohen Strauch stehen.
Seine innere Alarmanlage meldete sich.
Gefahr lag demnach in der Luft. Er war nicht allein in dem Park.
Der Butler beobachtete die Terrasse und die dazugehörigen Türen. Er stellte sofort fest, daß eine dieser Terrassentüren halb geöffnet war. Im Haus mußte sich ein ungebetener Besucher befinden. Parker hatte sämtliche Türen fest verschlossen, nachdem er Hamlin abtransportiert hatte.
Wer mochte dieser Besucher sein?
Er war gespannt, auf wen er treffen würde.
Als er die erste Glastür erreicht hatte, konnte er in den großen Wohnraum hineinsehen. Am Schreibtisch, auf dem die Schreibmaschine der Mandy Saxon stand, suchte ein mittelgroßer, etwas auffällig wirkender Mann verzweifelt nach irgendwelchen Unterlagen.
Er hatte dem Butler den Rücken zugewendet und zeichnete sich nicht gerade durch Ordnungsliebe aus. Er warf die Unterlagen wild um sich und wurde nicht fündig.
»Sie strapazieren sich völlig unnötig«, sagte Parker, den Wohnraum betretend. »Ich darf Ihnen versichern, daß der gesuchte Sex-Report nicht existiert.«
Während Parker noch redete, drehte der Mann sich hastig um und starrte den Butler entgeistert an.
»Falls Sie meine bescheidene Person anzugreifen beabsichtigen, würde ich das als einen ausgesprochen un-freundlichen Akt betrachten«, redete Josuah Parker weiter, wobei er höflich seine schwarze Melone lüftete. »Mit wem, wenn ich weiter fragen darf, habe ich die Ehre?«
Der Mann senkte den Kopf.
»Darf ich unterstellen, es mit Sir Robert Panham zu tun zu haben?«
»Was soll ich noch länger leugnen«, meinte der füllige Mann, der etwa 55 Jahre alt war. »Sie bekommen es ja doch heraus. Ich bin Panham …«
»Der Bogenschütze, nicht wahr?«
»Bogenschütze?« Der Mann war ein schlechter Lügner.
»Der Bogenschütze«, wiederholte Parker noch mal. »Wenn ich mir einen Rat erlauben darf, so würde ich ab sofort auf weitere Schießkünste verzichten, Sir.«
»Woher wissen Sie, daß ich …?«
»Eine Vermutung, die im Laufe der Zeit zu einer Gewißheit wurde«, gab der Butler gemessen zurück. »Der nächtliche Bogenschütze zeichnete sich meiner bescheidenen Ansicht nach durch genaue, ja fast schon intim zu nennende Ortskenntnis aus. Zudem erinnerte ich mich, daß Sie an den englischen Meisterschaften teilnahmen … Das muß etwa zehn Jahre zurückliegen.«
»Sie haben gewonnen! Was werden Sie jetzt tun?«
»Was erwarten Sie von mir, Sir Robert?«
»Dort steht das Telefon. Rufen Sie schon die Polizei an!«
»Bleiben wir erst mal bei dem Motiv, für Ihre Schüsse.«
»Meine Frau darf nicht erfahren, daß ich vor Monaten mal mit Miß Saxon eng liiert war. Verstehen Sie das?«
»Hatten Sie die Absicht, Miß Saxon zu erschießen?«
»Wo denken Sie denn hin?« entrüstete sich Sir Panham. »Wenn ich das gewollt hätte, würde sie jetzt nicht mehr leben.«
»Darf ich davon ausgehen, daß Sie nur Angst und Schrecken verbreiten wollten?«
»Natürlich. Ich wollte Miß Saxon warnen, nachdem sie mich unter Druck gesetzt hatte.«
»War es Miß Saxon selbst, die Geld verlangte?«
»Nein. Das war ihr Freund, dieser Hamlin.«
»Wieviel verlangte man von Ihnen?«
»10.000 Pfund! Und als Vorleistung mußte ich Miß Saxon mein Landhaus zur Verfügung stellen. Ich mußte darauf eingehen, was sollte ich tun?«
»Die Polizei verfügt über probate Mittel um mit Erpressern fertig zu werden.«
»Aber denken Sie doch an den Skandal. Dann wäre ja herausgekommen, daß ich mit Miß Saxon … Na, Sie wissen schon.«
»Dieser Sex-Report existiert nicht«, wiederholte der Butler noch mal. »Und nach meinen bescheidenen In-formationen wird Miß Saxon ihn auch nie schreiben.«
»Wenn das stimmt, fällt mir eine Zentnerlast von den Schultern. Es geht um meine Frau, verstehen Sie? Sie würde diesen Eklat nie verzeihen.«
»Sie ahnt nichts?«
»Sie hält sich bei Verwandten in Schottland auf, aber sie wird in etwa zwei Wochen wieder zurück sein. Bis dahin müßte der Landsitz wieder frei sein …«
»Darf man fragen, wo Sie inzwischen leben?«
»Drüben in einem kleinen Kavaliershaus.«
»Sie wissen, Sir, daß Sie sich der Körperverletzung in zwei Fällen schuldig gemacht haben?«
»Natürlich.« Sir Robert nickte langsam und betreten. »Ein Schuß in den Oberarm,