Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
„Darf ich daran erinnern, Sir, daß Sie sich über die Person besagten Mister Hodners auslassen wollten?“ schaltete sich Parker ein. „Wie Sie andeuteten, ist er Ihnen nicht ganz unbekannt.“
„Dan Hodner ist eine undurchsichtige und schillernde Figur“, antwortete der Inspektor. „Er betreibt einige Music Halls und Diskotheken hier an der Küste und drüben auf der Isle of Man. Er verdient damit viel Geld und bezahlt pünktlich seine Steuern. Er ist an einigen Campingplätzen beteiligt, vermietet Wohnwagen und Trailer und betreibt einen gutgehenden Bootsverleih.“
„Sie mögen ihn nicht?“ Mylady hatte natürlich ebenfalls gehört, daß Griffins’ Tonfall nicht gerade begeistert klang.
„Ihn nicht und auch nicht seine beiden Leibwächter“, gab Griffins ehrlich zu.
„Was hat er zu befürchten, daß er sich zwei Leibgardisten hält?“ Lady Simpson war gespannte Erwartung.
„Er gibt an, es nicht zu wissen“, erwiderte Griffins, „aber es steht fest, daß in jüngster Vergangenheit einige Mordanschläge auf ihn verübt worden sind. Das ist aktenkundig und durch unbeteiligte Augenzeugen bewiesen.“
„Wo residiert denn dieser Hodner?“
„In einer großen Strandvilla, in der Nähe seines Bootsverleihs“, gab Griffins zurück. „Ist nicht zu verfehlen, Mylady.“
„Ich werde mich mit diesem Mann unterhalten“, ließ die Detektivin sich energisch vernehmen. „Ich werde ihm meinen Standpunkt klarmachen. Ich lasse mir meine Mitarbeiter nicht abwerben.“
„Viel Glück“, wünschte Griffins, bevor er ging.
*
Die Adresse auf der Visitenkarte, die Dan Hodner Kathy Porter in die Hand gedrückt hatte, stimmte.
Das große, dreistöckige Haus war tatsächlich eine Villa, erbaut wahrscheinlich zur Zeit der Jahrhundertwende. Sie zeichnete sich durch eine große Zahl von Erkern, Türmchen und Glasveranden aus. Das Gebäude lag hart am Ufer des Ribble und war umgeben von einer hohen Steinmauer. Selbst zur Wasserseite hin war es durch einen Maschendraht abgesichert.
Das Haus war schneeweiß und in bestem Zustand. Das Tor zur Auffahrt war selbstverständlich geschlossen und machte einen abweisenden Eindruck.
Parker saß am Steuer seines hochbeinigen Monstrums, eines ehemaligen Londoner Taxis, das nach seinen Plänen und Vorstellungen technisch umgestaltet worden war. Nur der eckige Aufbau war belassen worden und tarnte im Grund die vielen Überraschungen, die dieser Wagen enthielt.
Im Fond saßen Agatha Simpson und Kathy Porter.
Mylady hatte davon Abstand genommen, sich bei Dan Hodner zu beschweren. Kathy Porter wollte zum Schein auf das Angebot dieses Mannes eingehen und so in Erfahrung bringen, was er eigentlich wollte. Wogegen nicht nur Lady Simpson, sondern auch Butler Parker war. Die Sache konnte unter Umständen gefährlich werden. Hodner war sicher kein angenehmer Zeitgenosse.
Nicht weit von der Strandvilla Hodners entfernt befand sich der Bootsverleih, von dem Inspektor Griffins gesprochen hatte. Es zeigte sich, daß er dabei sehr untertrieben hatte.
Dieser Bootsverleih hatte sich auf seetüchtige Motor- und Segeljachten bis zu beachtlicher Größe spezialisiert. Ruder- oder Tretboote waren weit und breit nicht zu sehen. Wer hier mietete, mußte Geld mitbringen.
Daß dieser Verleih sich rentierte, war deutlich an den parkenden Wagen auf dem Vorplatz zu sehen: Luxuswagen aller Marken und Klassen gaben sich hier ein Stelldichein.
„Warten Sie einen Moment, Mister Parker“, bat Kathy, die vorn am Bootssteg einen Volvo entdeckt hatte. Sie beugte sich etwas vor, um das Kennzeichen besser zu erkennen. Die Nummer, die sie sich merkte, stimmte mit der in ihrem Gedächtnis überein. Und dann sah Kathy darüber hinaus auch noch den kleinen Mann mit der hohen Stirnglatze, der den Volvo gefahren hatte. Er trug ölverschmierte Jeans und darüber einen Pullover mit Rollkragen.
Er gehörte eindeutig zum Bootsverleih, denn er hatte einen Handwerkskasten in der Hand, den er in den Kofferraum des Volvo stellte.
„Vielleicht erfährt man mal bei Gelegenheit, was Sie entdeckt haben, Kindchen?“ raunzte Lady Simpson ihre Gesellschafterin an, die sie übrigens wie ihre Tochter hielt.
„Das ist der Fahrer des Volvo, von dem ich erzählt habe“, sagte Kathy Porter.
„Wennschon, das bringt uns nicht weiter. Daß er zu Hodners Leuten gehört, dürfte ja wohl klar sein.“ Agatha Simpson war leicht enttäuscht. „Haben Sie nicht mehr anzubieten?“
Nun, der Detektivin wurde noch ein Angebot gemacht, wenn auch nicht von ihrer Gesellschafterin.
Unten im Jachthafen des Verleihs schoß plötzlich eine schlanke und grellrote Feuersäule senkrecht in die Luft, Bruchteile von Sekunden später war eine mächtige Detonation zu hören. Die Druckwelle ließ selbst Parkers hochbeiniges Monstrum auf der Straße noch sanft in den Federn schaukeln.
Parker sah inzwischen interessiert zu, wie sich eine Motorjacht aus dem Wasser hob, zerlegte, zu Kleinholz wurde und dann als Bruchstücke wieder zurück ins Wasser klatschte. Ein wahrer Regen von vielen kleinen Geschossen, die aus dem Boot stammten, flog über den Parkplatz und lädierte den Lack und die Scheiben einiger Luxusautos.
Dicht vor dem Kühler von Parkers Wagen landete eine total verbogene Positionslampe aus Messing.
„Diesem Hodner scheint man tatsächlich etwas zu wollen“, stellte Agatha Simpson zufrieden fest.
„Ich werde sofort nachsehen, ob Menschenleben in Gefahr sind“, sagte Parker und wartete die Genehmigung seiner Herrin erst gar nicht ab. Er öffnete die Tür und schritt schnell, aber durchaus noch würdevoll zum nahen Parkplatz und Bootsverleih.
„Sie werden im Wagen bleiben, Kindchen“, ordnete die Lady an und folgte ihrem Butler. Weder Parker, Agatha Simpson noch Kathy Porter hatten die ganze Zeit über auf den rundlichen Mann geachtet, der wie ein Pensionär aussah und kalte Schlangenaugen hatte.
Als auch die Detektivin auf dem Parkplatz verschwunden war, pirschte dieser seltsame Rentner sich an Parkers Wagen heran. Die Rauchwolke über dem Gelände hatte sich immer noch nicht verflüchtigt.
*
Es wimmelte von aufgeregten Menschen, aber niemand kümmerte sich um den rundlichen Rentner, der Kathy Porter in die Mündung einer faustgroßen Schußwaffe blicken ließ.
Streifenwagen der Polizei kamen heran, Befehle wurden gebrüllt, uniformierte Beamte schwärmten aus, in der Ferne war das Signal eines Krankenwagens zu hören, doch den Mann störte das überhaupt nicht.
„Steig aus, Mädchen“, sagte er ruhig, „mach keine Zicken und geh da rüber zu dem VW!“
„Sie müssen mich verwechseln.“ Kathy stotterte gekonnt ängstlich.
„Geh schon endlich, Mädchen! Ich schieß’ nicht gern auf Frauen …“
„Was wollen Sie denn von mir?“ Kathy hatte in die Schlangenaugen gesehen und verzichtete auf eine Antwort. Sie stieg gehorsam aus und ging zu dem grauen VW, der drüben auf der anderen Straßenseite stand. Sie hörte hinter sich das Schnaufen des rundlichen Mannes, der dichtauf folgte.
Kathy war mit dieser Einladung überhaupt nicht einverstanden und hätte sich dagegen nur zu gern verwahrt, doch sie riskierte es nicht. Sie hatte die Augen des Mannes gesehen und wußte, daß er nicht spaßte oder bluffte.
„Setz dich ans Steuer und hau einfach ab“, sagte der Rentner. „Warte, bis ich auf der anderen Seite bin.“
Nein, sie hatte keine Chance.
Kathy Porter fühlte instinktiv, daß dieser Mann rücksichtslos schießen würde. Er konnte damit rechnen, daß der Schuß in dem allgemeinen Trubel und Lärm noch nicht mal registriert wurde. Gehorsam wie ein paar Minuten vorher wartete sie, bis ihr Entführer auf der anderen Seite war. Als er ihr zunickte, setzte sie sich