Perry Rhodan Neo 235: Das Mausbibergrab. Ben Calvin HaryЧитать онлайн книгу.
hinterm Hals. Mit einem Fingerdruck auf ihr Multifunktionsarmband aktivierte sie die Schutzschirmprojektoren. Zusammen mit dem Tier blieb sie in dem behelfsmäßigen Gehege zurück.
Omar Hawk war zufrieden. Thomas Becker war ein Scheusal, Danielle Pyme hingegen mochte er, und – noch wichtiger – Watson mochte sie ebenfalls. Der Okrill war in guten Händen.
Er wünschte der Exobiologin Glück und trat mit Gucky den Weg zur Zentrale an.
3.
Perry Rhodan
Dieses Ding musste ein Wahnsinniger konstruiert haben!
Fasziniert starrte Perry Rhodan auf das Etwas, das sich im kombinierten Außenbeobachtungs- und Taktikholo drehte: ein oktaederstumpfförmiges Gebilde mit acht kreisrunden Seiten, den oberen Enden von riesigen Zylindern, die radial auf das Zentrum ausgerichtet waren. Dort, in der Mitte der fünf Kilometer durchmessenden Konstruktion, gleißte ein sonnenhelles Licht. Alle Oberflächen waren mit Antennen, Türmen und Beulen übersät, die wie altertümliche Reaktorkuppeln aussahen, sowie von Gräben zerfurcht, deren Verlauf keinen Sinn zu ergeben schien.
Das Bild war künstlich aufbereitet. Es stammte aus den Daten der Hyperortung. In Wahrheit trennten sie zwei Lichtjahre von dem Objekt; mit normaloptischen Kameras wäre das Omnitische Herz aus ihrem Versteck heraus nicht sichtbar gewesen. Grüngelbe Schwaden interstellaren Gases lagen wie eine Barriere zwischen ihnen. Das ultraviolette Licht des Blauen Riesen, in dessen Ortungsschutz sich die CREST II verbarg, regte die Materiewolken zum Leuchten an.
Anspannung lag in der Luft – wie Statik, die sich jederzeit entladen konnte. Stimmen drangen durcheinander, heisere Rufe, aufgeregtes Murmeln, nervöses Lachen. Thora Rhodan da Zoltral erteilte Befehle. SENECA leitete sie pflichtschuldig an die zuständigen Stellen weiter.
»Die Masse ist höher, als sie bei dieser Größe sein sollte.« Sarah Maas saß vornübergebeugt vor ihrer Station und kommentierte die Ortungsergebnisse. Das Haar rutschte ihr in die Stirn. »Diese Form umschließt einen Körper von immenser Dichte. Eigentlich müsste sie unter der Gravitation kollabieren.«
»Es handelt sich um eine künstliche kleine Sonne.« Bingdu sah über die Schulter der Ortungsspezialistin und deutete auf ein Balkendiagramm. Bernsteinfarbene Kontrolllichter schimmerten durch sein gallertartiges Fleisch, brachten seine Hand zum Leuchten. »Sie dient als Energiequelle. Stehen Ihnen keine vergleichbaren Mittel zur Verfügung?«
Maas' Antwort ging im Geraune unter. Unablässig lieferten die Instrumente neue Erkenntnisse. Was SENECA in diesen Sekunden an Daten in seinen Speichern ablegte, würde die Wissenschaftler der Solaren Union für Jahrzehnte beschäftigen.
Rhodan schlug die Beine übereinander. Er saß neben Thora auf dem Platz des Expeditionsleiters und versuchte, die allgemeine Nervosität von sich abprallen zu lassen. Seine Gedanken waren in Aufruhr, jedoch aus anderen Gründen. Uns steht kein Spaziergang bevor.
Das Ziel der CREST II schien greifbar: das unmittelbare galaktische Zentrum, wo das Dunkelleben herrschte und die geheimnisvolle Wesenheit Tihit zu erwachen drohte.
Jad-Kantraja war das letzte Hindernis, das es auf dem Weg dorthin zu überwinden galt. Die Station lag als Sperre im Korridor zwischen zwei Schwarzen Löchern, deren Gravitationsfelder einander wechselseitig aufhoben. Es war ein fragiles Gleichgewicht, das auf dieser Route zum Milchstraßenkern jedoch die Navigation ohne Lotsen ermöglichte. Fast überall sonst machte das Chaos in dieser Region des Weltalls jegliche normale bemannte Raumfahrt unmöglich. Ihr Weg führte also da durch, komme, was wolle.
Die Blockade der Shafakk steht zwischen uns und Tihit. Geistesabwesend spielte Rhodan mit dem Schnappverschluss seines Bordstiefels, genoss das satte Klacken, mit dem er aus- und wieder einrastete. Dass Bingdu auf der Seite der Menschen stand, war nur ein schwacher Trost. Auch der Omnit verfügte derzeit lediglich über die Möglichkeiten der CREST II und seines Vitrons. Auf Merkosh wiederum war kein Verlass. Seit Beginn seiner Wandlung fiel der Oproner häufig in tranceartige Zustände zurück. Rhodan hatte ihn in die Medostation geschickt.
Das Zischen des sich öffnenden Haupteingangs riss Rhodan aus seinen Überlegungen. Er wandte sich um.
Die Schotthälften glitten auseinander und Gucky kam hereingewatschelt. Entgegen seiner üblichen Gewohnheit war er zu Fuß unterwegs, statt zu teleportieren. Rhodan verzichtete auf eine Bemerkung. Der Ilt konnte empfindlich sein, wenn es um seine Parakräfte ging, und das hyperenergetische Chaos in dieser Raumregion wirkte sich auch auf seine Fähigkeiten aus.
Er kam nicht allein. Hinter ihm betrat ein Mann mit olivbrauner Haut die Zentrale, dessen kahler Schädel wie poliert glänzte. Er hatte eine normalmenschliche Statur und wirkte nicht wie ein aufgeblähter Muskelprotz, doch Rhodan wusste, dass der Eindruck täuschte. Hinter der Fassade seiner vergleichsweise schlanken Gestalt verbargen sich Kräfte, die denen eines Comic-Superhelden aus Rhodans Jugend in nichts nachstanden.
»Wo haben Sie Ihren Okrill gelassen?«, rief Rhodan.
Omar Hawk stieg das Kommandopodest empor. »In der Grünanlagensektion. Danielle Pyme hat angeboten, sich um ihn zu kümmern. Ich bin mit ihr als Aufpasserin einverstanden.«
»Gut.« Rhodan war froh, dass Omar Hawk der Idee einer »Okrillpension« zugestimmt hatte. Das Tier war zu gefährlich, um es frei an Bord herumlaufen zu lassen. Die Alternative wäre gewesen, Watson in Tiefschlaf zu versetzen. Aber niemand wusste, wie das Tier auf die entsprechenden Medikamente reagieren würde – oder ob sie überhaupt wirkten. Solche Experimente sparte sich Rhodan lieber.
Mit wenigen Worten brachte Thora Gucky und Hawk auf den neuesten Stand. »Der Sperrriegel, den die Shafakk um das Omnitische Herz gelegt haben, ist unpassierbar. Als einzelnes Raumschiff sind wir chancenlos.« Während sie sprach, musterte sie den Oxtorner misstrauisch.
Rhodan sah es ihr an: Dass der »blinde Passagier« Hawk in der Zentrale herumspazierte, passte ihr nicht. Immerhin war er aus seiner Zeitpfütze unbefugt an Bord gelangt. Gucky jedoch schien ihm zu vertrauen, und Rhodan genügte das vorerst.
Ohne dass die Kommandantin einen Befehl erteilte, aktualisierte SENECA den Bildinhalt des Zentralholos. Die Darstellung der fremden Raumstation schrumpfte zusammen. Rundherum tauchten rote Markierungen auf, dicht an dicht. Jede repräsentierte eine Großkampfeinheit der Shafakk. SENECA versah sie mit einer Nummerierung. Zahlen im fünfstelligen Bereich schwirrten durch die Luft.
»Den Kerlen auf die Mütze zu hauen, scheidet also aus.« Guckys Enttäuschung war unüberhörbar. »Ohne eine eigene mächtige Flotte kommen wir da nicht durch. Hast du mich deshalb gerufen? So phantastisch sind meine Fähigkeiten leider nicht.«
Rhodan lachte. »Offen gestanden hatte ich auf einen unkonventionellen Einfall gehofft. Der hiesige Shafakk-Koor hat uns klargemacht, dass wir unerwünscht sind. Mit Verhandlungen gelangen wir also nicht weiter. Uns gehen die Optionen aus.« Er fixierte Hawk. »Jeder Vorschlag ist willkommen.«
Sie schwiegen. Das Gemurmel der Zentraleoffiziere rauschte wie die Brandung eines Meers über Rhodan hinweg. Er rieb sich die Schläfen, unterdrückte ein Gähnen. Die Geräuschkulisse ermüdete ihn.
Schließlich ergriff ausgerechnet Bingdu das Wort. Zögerlich verließ er seinen Platz hinter Sarah Maas und sah zu Rhodan und Thora empor. »Nun ... vielleicht ... gibt es einen Weg«, druckste er.
Perry Rhodan versuchte, eine Regung in dem fremdartigen Gesicht zu erkennen, doch bei den aktuellen Lichtverhältnissen sah er nur ein schwarzes Gehirn und ein Bündel Organe, vor allem aber ein Paar tiefschwarzer Augen, die scheinbar körperlos durch den Raum schwebten. Er kämpfte die Abneigung nieder und hielt dem Anblick stand. »Ich bin gespannt.«
Der Omnit streckte den Arm – erkennbar nur als sanfte Lichtbrechung vor dem bunten Chaos im Hologlobus. Mehrmals griff er hinein. Zunächst geschah nichts. Erst beim dritten Versuch erfassten SENECAS Sensoren die Bewegung des nahezu unsichtbaren Arms und setzten sie in Befehle für den Holoprojektor um.
»Ihnen ist fraglos aufgefallen«, sagte Bingdu, »dass die Shafakk ihre Schiffe so effizient einsetzen, dass sie trotz