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Perry Rhodan Neo 234: Die Himalaya-Bombe. Rüdiger SchäferЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan Neo 234: Die Himalaya-Bombe - Rüdiger Schäfer


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gar nicht versprühen, um das wiedergutzumachen ...

      Die Tür zum Büro des Dekans stand offen. Hannah rauschte durchs Vorzimmer und nickte Kalil flüchtig zu. Der aus dem Jemen stammende Sekretär von Abay Askarov verzog die Mundwinkel und wedelte mit der rechten Hand, als hätte er sie sich an einem falsch gepolten Kochfeld verbrannt.

      Hannah Stein atmete noch einmal tief durch. Dann klopfte sie an die breite Flügeltür, die ins Allerheiligste ihres obersten Dienstherrn führte – und trat ein ...

      2.

      Vierzehn Stunden später war Hannah Stein wieder in ihrem Apartment. Wepeschs übliche Begrüßung nahm sie nur wie durch eine Wand aus Watte wahr. Das Desaster, mit dem am Morgen alles begonnen hatte, war zum Leitmotiv ihres gesamten Tages geworden.

      Die Runde der Direktoren hatte Hannahs Antrag auf ein höheres Forschungsbudget abgelehnt. Die hohen Herren hatten nicht mal zehn Minuten für ihre Entscheidung gebraucht, und Askarov hatte bei der Verkündung des Beschlusses so zufrieden gelächelt, als hätte man ihn gerade zum Dekan des Jahres gewählt.

      Später im Büro war Miku Torishima vor Enttäuschung in Tränen ausgebrochen und Hannah, wütend wie sie war, hatte ihre Assistentin grob angefahren und damit alles nur noch schlimmer gemacht. Es hatte fast eine Stunde und vier Gläser Kirschlikör aus Hannahs Geheimvorrat gebraucht, um die Japanerin zu beruhigen und in einen Zustand zu versetzen, in dem sie zumindest halbwegs ihrer Arbeit nachgehen konnte.

      Bei der Durchsicht der elektronischen Post war Hannah auf eine Nachricht ihres Verlegers gestoßen, der sie missgestimmt darauf aufmerksam machte, dass die versprochenen neuen Kapitel ihres vor fünf Jahren veröffentlichten Buchs »Anverwandte« bereits zwei Monate überfällig waren. Der dicke Wälzer über die Vorgänger der Menschheit und deren Zeit auf der Erde und im Sonnensystem wurde in Fachkreisen auch als Liduuri-Bibel bezeichnet und galt als Standardwerk. Doch inzwischen hatte man bei der Erforschung der Vergangenheit eine ganze Reihe neuer Erkenntnisse gewonnen. Der Verlag bereitete seit Monaten die Herausgabe einer aktualisierten und erweiterten Neuauflage vor – und sie hatte diese Überarbeitung zugesichert.

      Danach waren weitere Missgeschicke und Hiobsbotschaften wie ein Platzregen auf sie niedergeprasselt. Ihre Freundin Sienna vom Philologischen Institut – so ziemlich die einzige engere Bekannte, die sie unter den Lehrenden hatte – sagte die gemeinsame Verabredung zum Essen ab, in der Kantine kippte sich Hannah Orangensaft über die Hose, und bei der Nachmittagsvorlesung über die liduurische Forschung auf Tiamur war sie unkonzentriert, verhaspelte sich mehrfach und wurde von einem Zuhörer sogar auf eine falsch zitierte Textstelle ihrer eigenen Begleitunterlagen aufmerksam gemacht. Im Büro, bekam Miku Torishima daraufhin ihren zweiten Weinkrampf, sodass Hannah ihre Assistentin nach Hause schickte. Danach spielte ihr Rechner verrückt, und als sie mit der flachen Hand genervt gegen den Holoprojektor schlug, stürzte das komplette positronische System ab.

      Der unbekannte Anrufer vom Morgen versuchte es zwei weitere Male, doch sie lehnte beide Kontaktversuche ab. Ebenso wie ihm erging es ihr selbst, während sie mehrfach versuchte, Askarov zu erreichen. Der Dekan, beschied man ihr nur, sei in wichtigen Besprechungen und dürfe nicht gestört werden. Schließlich bekam sie Kopfschmerzen und klebte sich trotz ihrer Abneigung gegen Medikamente aller Art ein Transdermalpflaster in den Nacken. Viel half es nicht.

      Am späten Nachmittag rief zum krönenden Abschluss das Seniorenheim an, in dem ihre Mutter lebte. »Frau Stein«, teilte ihr die Heimleiterin leidenschaftslos mit, »hat wieder einmal während des Essens mit den Bestandteilen ihrer Mahlzeit um sich geworfen. Als eine unserer Pflegerinnen eingriff, wurde sie mit einem Tablett attackiert.«

      Hannah seufzte und rieb sich die pochenden Schläfen. Ihre 83-jährige Mutter hatte vor ein paar Jahren die ersten Symptome einer Demenz gezeigt. Seit damals hatte sich ihr Zustand stetig verschlechtert. An guten Tagen erkannte sie ihre Tochter immerhin noch; ansonsten verliefen Hannahs Besuche meist so, dass sie redete und ihre Mutter gleichmütig dasaß und ins Leere starrte, was Hannah regelmäßig das Herz brach. Zwar gab es eine Reihe von neuen und vielversprechenden Therapien, doch Hannah war finanziell keineswegs auf Rosen gebettet – und die Kosten für eine solche Behandlung waren immens. Schon die Gebühren für die Heimunterbringung fraßen einen guten Teil ihres Einkommens auf.

      »Wir mussten Ihre Mutter medikamentös ruhigstellen und im Bett fixieren«, berichtete die Heimleiterin weiter. »Es tut mir sehr leid, Hannah, aber wenn sich so etwas noch einmal wiederholt, sehe ich keine andere Möglichkeit mehr, als Ihre Mutter zu entlassen. Wir legen sehr viel Wert auf einen intakten Heimfrieden. Viele unserer Gäste sind gesundheitlich labil; sie brauchen Ruhe und das Gefühl von Sicherheit. Vorfälle wie der heutige sind da alles andere als förderlich.«

      Es kostete Hannah den Rest ihrer Selbstbeherrschung, um die Frau am anderen Ende der Komverbindung nicht anzuschreien. Abgesehen davon, dass die Heimleiterin sie vom ersten Tag an ungefragt mit dem Vornamen angesprochen hatte, ging ihr deren geschraubte Ausdrucksweise furchtbar auf die Nerven. Intakter Heimfrieden! Gesundheitlich labil! Alles andere als förderlich! Man hätte meinen können, bei dem Seniorenheim handle es sich um ein Hospiz – oder gar einen Friedhof.

      Stattdessen versprach Hannah, am nächsten Tag vorbeizukommen und mit ihrer Mutter zu reden – wohl wissend, dass es kaum etwas bringen würde.

      Sie ließ sich auf das unförmige, aber bequeme Sofa fallen und wies Wepesch an, das Trividgerät einzuschalten. Über dem Glastisch, auf dem nach wie vor die leere Weinflasche stand, leuchtete eine Holoprojektion auf. Terra News, der Kanal, den sie als Standard eingestellt hatte, präsentierte wie immer Nachrichten. Der weltweit kostenlos empfangbare Sender der Terranischen Union strahlte seinen Dienst in Englisch aus, doch über ein – ebenfalls kostenloses – Zusatzprogramm für den Trivid-Projektorwürfel konnte man praktisch jede beliebige Sprache zuschalten. Die Übersetzung erfolgte simultan und lippensynchron.

      Ein junger Mann in hellblauem Anzug berichtete über die am Vortag beendete Sitzung des Unionsrats und die dort gefassten Beschlüsse.

      »Administratorin Michelsen empfing heute Morgen außerdem eine Delegation des Chinesischen Blocks«, füllte seine angenehm sonore Stimme den Raum. »Über den Inhalt der Gespräche wurde nichts bekannt. Beobachter vor Ort zeigten sich jedoch überrascht, da der Besuch aus Peking offenbar nicht geplant und das Treffen sehr kurzfristig anberaumt worden war.«

      Hannah verzichtete darauf, die deutsche Tonspur zuzuschalten. Ihr Englisch war zwar nicht perfekt, aber ausreichend. Fasziniert betrachtete sie die Panoramaaufnahmen der Union Hall. Die Kamera flog in halsbrecherischer Fahrt an den bepflanzten Balkons des Regierungszentrums vorbei und stieg bis zur gewaltigen Glasfront der Sitzungshalle hinauf. Dort tagte die Vollversammlung, die aus den Botschaftern aller in der Terranischen Union vereinten Länder der Erde bestand.

      Hannah hatte sich nie besonders für Politik interessiert. Und Terrania, die Weltmetropole mit ihren kilometerhohen Türmen, Hochstraßen, Schwebebrücken und futuristischen Gebäuden, war endlos weit entfernt. Als junge Frau und vor allem während ihres Studiums in Düsseldorf hatte sie den faszinierenden Lebensweg von Perry Rhodan, seiner arkonidischen Frau Thora da Zoltral, seinem besten Freund Reginald Bull und dem putzigen Mausbiber Gucky wie so viele andere gebannt verfolgt. Doch all das war ihr immer eher wie ein gut inszeniertes Märchen vorgekommen; eine weit außerhalb des menschlichen Alltags angesiedelte Utopie, die von ein paar mit überbordender Vorstellungskraft gesegneten Autoren als endlose Science-Fiction-Story mit verblüffenden Wendungen und ebenso dramatischen wie epischen Handlungsbögen erzählt wurde. Sie selbst war davon lange nicht betroffen gewesen.

      Das hatte sich erst Ende des Jahres 2051 geändert, als elf Milliarden Menschen die Erde verlassen mussten, weil die modifizierte Strahlung der Sonne ihre Heimatwelt unbewohnbar zu machen drohte. Hannah war zehn Jahre alt gewesen. Vier Jahre lang hatte sie mit ihren Eltern und dem Großteil der restlichen Menschen im Tiefschlaf gelegen, wovon sie freilich nichts mitbekam. Während der schwierigen Zeit der Wiederbesiedlung war dann ihr Interesse für die noch immer in vielen Aspekten geheimnisvollen Urahnen der Menschheit erwacht. Für die Memeter, die vor mehr als 80.000 Jahren auf der Erde gelebt hatten. Und für die Liduuri, die aus ihnen hervorgegangen


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