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Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.

Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King - Andreas Suchanek


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die Tür ihres Wagens und ließ sich auf den Fahrersitz gleiten.

      Chris pustete die Luft aus – kein Kuss also – und schloss die Tür für sie.

      Olivia kurbelte das Fenster herunter. Es quietschte und eierte, als würde es jede Sekunde stecken bleiben.

      »Du solltest echt nicht in dieser Karre herumfahren«, sagte Chris. »Ist die überhaupt noch verkehrstauglich?«

      »Klar. Diese Karre hat Leben, ein Herz und eine Seele. Um nichts in der Welt gebe ich mein Auto her.«

      Sie zwinkerte ihm zu und startete den Motor. »Ruf mich an.«

      »Mach ich.« Chris trat einen Schritt zurück und sah ihr nach, wie sie mit quietschenden Reifen vom Parkplatz fuhr und davonpreschte. Die Kurve vorne am Eck nahm sie so knapp, dass das Heck des Wagens ausscherte. Chris meinte ihr helles Lachen zu vernehmen, als sie davonbrauste, aber vermutlich bildete er sich das nur ein. Er schüttelte den Kopf und grinste in sich hinein, während er Lucians Nummer wählte.

      *

      Lucian McAllister versuchte bereits zum dritten Mal, Chris zu erreichen. Wenn der Typ nicht bald ans Handy gehen würde, würde Lucian ihn hochkant rauswerfen. Dummerweise war Chris absolut top, wenn es darum ging, neue Talente zu finden. Einen derart guten Scout hatte Lucian noch nie gehabt. Seit Chris für ihn arbeitete, hatten sich seine Einnahmen verdreifacht. Chris hatte einfach ein gutes Gespür für Trends und den richtigen Riecher, wann er wo zugreifen musste. So sehr es ihm zuwider war, das zuzugeben: Lucian mochte nicht mehr auf Chris verzichten. Daher sah er ihm nach, dass er sich seit Stunden nicht gemeldet hatte. Lucian legte sein Handy weg, griff zu dem Whiskeyglas und reichte es Rebecca. Sie saß zusammengesunken auf seiner Couch und schluchzte vor sich hin.

      »Hier, das beruhigt die Nerven.«

      »Danke«, sagte sie, griff nach dem Glas und kippte den Whiskey auf Ex hinunter. Sie musste nicht einmal husten. Diese Frau ist trinkfester als ein russischer Mafiaboss. »Was soll ich nur tun, Lucian? Wenn ich der Forderung dieses Grafen nachgebe, kann ich die Galerie genauso gut schließen.«

      Lucian schenkte erst Rebecca nach, dann genehmigte er sich ebenfalls einen Schluck Whiskey. Im Gegensatz zu ihr kostete er das rauchige Aroma in vollen Zügen aus. Er war ein Genussmensch, durch und durch. »Erklär mir noch einmal genau, was dieser Graf zu dir gesagt hat. Wie lautete seine Forderung?«

      Sie nahm einen weiteren Schluck, aber diesmal ließ sie einen Rest im Glas. »Er nutzt meine Galerie für seine Kunstgeschäfte. Im Grunde wäscht er sein Geld über meinen Laden. Er hat sogar ein Konto eingerichtet. Herrgott, Lucian, dieser Mensch hat meine Buchhalterin Mrs. Stewart irgendwie dazu gebracht, für ihn zu arbeiten. Die beiden schmuggeln seit Jahren Geld an mir vorbei und ich habe es nicht mitbekommen! Wie kann so etwas sein?«

      Lucian schwenkte den Whiskey im Glas. Solche Dinge passierten. Geld floss in alle Richtungen, zur Bestechung, um Schweigen zu erkaufen oder Gefälligkeiten. Je mehr Geld auf einen Haufen kam, umso größer wurde die Kriminalität, und Rebeccas Galerie war in den letzten Jahren sehr erfolgreich geworden. »Und durch die Steuerprüfung, die du dir aufgehalst hast, wäre das fast aufgeflogen.«

      »Ja«, sagte Rebecca. »Jetzt ist mir auch klar, warum die Stewart an dem Tag wie ein aufgescheuchtes Huhn durchs Büro geflitzt ist. Sie muss noch die Unterlagen von der Geldwäsche versteckt haben. Der Graf fordert nun, dass ich die Geschäftsführung der Galerie an einen seiner Leute abgebe. Die Galerie ist mein Lebenstraum, Lucian! Ich überlebe nicht, wenn er sie mir wegnimmt, nur damit er weiterhin seine Schmutzgeschäfte dort ausführen kann.«

      Lucian nickte und trank den letzten Schluck Whiskey. »Lass mich kurz nachdenken, ja?« Er griff zur Flasche und schenkte Rebecca nach. Dann strich er ihr über die blonden Haare und lief in der Suite auf und ab. Er konnte besser überlegen, wenn er in Bewegung war. Er schob die Terrassentür auf und blickte über die Dächer von Barrington Cove. Was für ein malerischer Ort. Hier könnte er es tatsächlich länger als vier Wochen aushalten. »Und wenn du ihm einen Ersatz für die Galerie verschaffst?«, sagte Lucian und blickte über seine Schulter zu Rebecca. Ihr Glas war schon wieder leer.

      »Wie meinst du das?«

      »Er nutzt deine Galerie für seine Geschäfte, weil du viel Durchgangsverkehr hast. Was, wenn du ihm vorschlägst, seine Geschäfte an einen anderen Ort zu verlagern? Natürlich müsstest du ihm etwas Adäquates auf dem Silbertablett liefern. Etwas, worum er sich nicht großartig kümmern muss und das noch besser geeignet wäre als dein Laden.«

      »Und was?«, fragte sie.

      Lucian drehte sich wieder zurück und ließ seinen Blick schweifen. Tja, das war eine gute Frage. Eine sanfte Brise wehte ihm vom Meer um die Nase. Der Regen gestern Nacht hatte die Luft abgekühlt. Es war ein angenehmer, sonniger Tag heute.

      Sein Handy vibrierte.

      Lucian zog es heraus, sah aufs Display und hob ab. »Chris. Endlich. Wo bist du denn, herrje?«

      »Unterwegs. Ich habe vielleicht einen Hinweis darauf, wer in die Galerie von Rebecca eingebrochen ist.«

      Lucian stockte. Wie war das möglich? Dieser Graf war doch für den Einbruch verantwortlich gewesen, das hatte er selbst zugegeben. »Ich höre.«

      Und Chris erzählte. Von einem Hospiz hoch oben in den Bergen, von einer wütenden Freundin, die nichts mehr mit Rebecca zu tun haben wollte, von Farbe unter ihren Fingernägeln, von Hass und Wut und Unversöhnlichkeit. Und während Lucian Chris lauschte, reifte eine Idee heran. Jetzt wusste er, wie er Rebecca helfen konnte.

      *

      Einen Tag später

      Olivia nippte an ihrem Dr. Pepper und las die Schlagzeile der heutigen Sonntagsausgabe in der Gazette: »Inhaberin des Hospiz Heartfull wegen Einbruchs in Galerie verhaftet«. Offenbar hatte Lucian gleich nach Chris‘ Anruf seine Beziehungen spielen lassen und den Sheriff beim Hospiz mit einem Durchsuchungsbefehl vorbeigeschickt. Die Durchsuchung hatte über zwei Stunden gedauert. Erst sah es nicht so aus, als würden sie etwas finden, doch dann entdeckten die Beamten im Keller etliche Dosen der Farbe Sweet Color in dem gleichen Rot, das auch in der Galerie an die Wände geschmiert worden war. Die Beamten nahmen Mrs. Granger mit zur Wache. Dort konnte sogar ein Videobeweis vorgelegt werden, den eine Mitarbeiterin aus dem Verkehrsüberwachungsbüro abgegeben hatte. Der Einbrecher hatte zwar die Überwachungskameras in der Galerie ausgeschaltet, aber nicht die Verkehrskamera gegenüber auf der Straße. Auf der war deutlich zu sehen, wie der Wagen von Mrs. Granger, ein weißer VW-Golf, vor der Galerie hielt, jemand ausstieg (der zwar nicht gut zu erkennen war, aber der durchaus auf Mrs. Granger passen könnte) und in die Galerie einbrach. Mrs. Granger stritt alles ab, aber die Beamten fanden auch dieses Fahrzeug in einer Garage im Hospiz. Das Firmenlogo des Hospizes war zum Teil abgeklebt worden, offensichtlich hatte Mrs. Granger nicht riskieren wollen, dass der Wagen während des Einbruchs erkannt wurde.

      Da Rebecca auf eine Anzeige verzichtete, kam Mrs. Granger mit einem blauen Auge davon. Sie musste eine Strafe zahlen (die Summe war der Zeitung leider nicht bekannt) und musste von ihrem Posten als Geschäftsführerin des Hospizes zurücktreten. Dieses wurde nun von einem Mr. Warren übernommen. Olivia betrachtete das Bild von ihm. Er war ein unscheinbarer Mann. Absoluter Durchschnittstyp mit kurzen Haaren, mittlerer Statur und einem Durchschnittsgrinsen. Mrs. Reach ließ, als Zeichen ihres Bedauerns über diesen Vorfall, das geplante Preisgeld von zehntausend Dollar dem Hospiz zukommen. Sie würde fortan als Förderin des Hospizes auftreten und die Einrichtung unterstützen, wo sie nur konnte. Der Wettbewerb wurde abgesagt.

      Olivia schlug die Zeitung zu. Die ganze Sache lag ihr im Magen, nicht nur, weil sie jetzt ein richtig großes Geldproblem hatte, sondern auch wegen Mrs. Granger. Olivia konnte sich immer noch nicht vorstellen, dass die Frau mit dem runden Gesicht so etwas getan haben sollte, obwohl die Beweise


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