Slowenien Reiseführer Michael Müller Verlag. Lore Marr-BiegerЧитать онлайн книгу.
dient der See. Das lange, bis auf über 1500 m ansteigende Plateau Pokljuka (→ Bled/Umgebung) westlich von Bled ist Kulisse für die Weltcups im Biathlon, 2021 auch für die Weltmeisterschaft. Einen Überblick über das malerische Bled und seine Umgebung verschafft man sich am besten vom Schloss oder vom Hausberg Straža (642 m) aus, der neuerdings auch Jugendliche mit einer Sommerrodelbahn, Adrenalin- und Bikepark begeistert, auch die neue 7 km lange ZIP-line sorgt für Fun. Und nicht zuletzt ist der Bleder See mit 24 °C einer der wärmsten der Alpen.
Geschichte
Erste Spuren menschlicher Besiedlung gehen auf die Bronzezeit zurück, zahlreicher sind die Funde aus der Hallstattzeit. Kelten und Römer zog es offenbar weniger hierher. Später besiedelten die Slowenen die Gegend (5./6. und 9./11. Jh.). Wann das Schloss von Bled, das zu jener Zeit Veldes hieß, erbaut wurde, ist nicht genau bekannt. Im Jahre 1004 stand es jedenfalls schon, der deutsche Kaiser Heinrich II. schenkte es damals dem Brixener Bischof Albuin. Einziges Überbleibsel dieser Zeit ist der Turm an der abfallenden Seite des Schlossbergs - das meiste wurde beim slowenischen Bauernaufstand 1510 zerstört. Über 800 Jahre lang gehörte das Schloss zu Brixen, war zwischenzeitlich in österreichischem und französischem Besitz, geriet in private Hand und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht.
Die Heilkraft der mit 23 °C relativ kühlen Thermalquellen wird bei neurovegetativen Störungen, Alters- und Stresskrankheiten schon seit dem 17. Jh. genutzt. 1885 begann der Schweizer Arzt Arnold Rikli (1823-1906) mit Sonnen-, Luft- und Wasserbädern und begründete Bleds Ruf als Kurort. Moderne medizinische Regenerationstherapien nach den traditionellen Methoden Arnold Riklis (Kalt- und Warmwasserbehandlungen, Dampfbäder, vegetarische Ernährung und Massagen) werden heute im Hotel Golf angeboten.
Sehenswertes
Blejski grad (Bleder Burg): In etwa 20 Min. kann man von der Seeuferpromenade hochsteigen oder auch entlang der Straße. Wer es bequemer mag, benutzt die Pferdekutsche oder das Auto. Von der Burgterrasse herrlicher Blick über die Umgebung bis hin zum Triglavmassiv. Das Befestigungssystem der Burg wurde im Hochmittelalter ausgebaut. Die ältesten, heute teilweise noch erhaltenen Gebäude stammen aus dem späten Mittelalter, Wirtschafts- und Wohngebäude sind größtenteils aus der Barockzeit. Einen längeren Blick wert ist die den Brixener Bischöfen St. Albuin und St. Ingenium geweihte Kapelle aus dem 16. Jh. Anfang des 18. Jh. wurde sie barockisiert und mit Fresken bemalt. Der Altar zeigt Heinrich II. und seine Frau Kunigunde - eine Geste der Dankbarkeit, denn der Kaiser hatte Burg und Umgebung den Bischöfen von Brixen geschenkt. Der Museumstrakt neben der Kapelle zeigt Grabfunde aus der zweiten slawischen Besiedlungswelle, u. a. halbmondförmige Ohrgehänge aus Emaille und Eisenwerkzeuge, Gemälde, Einrichtungsgegenstände, eine Ritterrüstung und Funde aus der Umgebung. Auch eine Druckerei sowie eine Schmiedewerkstatt können besichtigt werden. Die Einrichtung stammt zwar nicht aus der Burg, entspricht aber dem Stil der einstigen Bewohner. Das Restaurant bietet eine leckere Küche.
♦ April bis Okt. 8-20 Uhr (Juli/Aug. bis 21 Uhr), Nov. bis März 8-18 Uhr. Restaurant tägl. 10.30-22 Uhr. Eintritt 11 €, Stud. 7 €, Kinder 4-14 J. 5 €. Grajska cesta 61, www.blejski-grad.si.
Die Seeinsel
Blejski otok: Die Insel im See mit ihrem Barockkirchlein Sv. Maria im See ist das zweite Highlight von Bled. Die Abfahrtsstellen der romantischen, mit bunten Zeltplanen überdachten Pletna-Boote (15 €) sowie der in der Hochsaison verkehrenden Elektroboote sind beim Casino und bei der Pension Mlino an der Hauptstraße Richtung Bohinj, bei der Kirche am Kurpark und beim Ruderzentrum. Auf der Insel gibt es auch ein Café.
Neunundneunzig mächtige Barockstufen führen von der Bootsanlegestelle hinauf zur Kirche. Von den Vorgängerbauten der Kirche ist nichts erhalten. Sie fielen spätestens am Ende des Mittelalters dem Neubau einer gotischen Kirche zum Opfer. Das heutige Ensemble - Kaplanei, Propstei, Kirche und Glockenturm - aus der Zeit um 1650 präsentiert sich in einheitlichem Barock. Die Kirche schmückt ein vergoldeter Hochaltar, der Heinrich II. und seine Frau Kunigunde zeigt. Die holzgeschnitzte Madonnenstatue ist älter als die Kirche selbst, sie wurde um 1450 geschaffen. Berühmtester Gegenstand ist die Wunschglocke aus dem Jahr 1534 (→ Legende). Jeden Samstag, besonders im Frühling, geben sich hier viele Hochzeitspaare das Ja-Wort und ziehen gemeinsam an dem langen Seil der Glocke. Der Glockenturm nebenan misst 52 m. Kircheneintritt 6 €.
Die Legende der versunkenen Glocke
Sie erzählt vom schönen Burgfräulein Polixana, das um seinen von Räubern getöteten Ehemann trauert und deshalb ihren gesamten Schmuck in ein Glöcklein für die Inselkirche gießen lässt. Leider kentert das Boot bei einem Sturm mit Fracht und Ruderern. Polixana, allem überdrüssig, geht ins Kloster nach Rom. Nach ihrem Tod schenkt der Papst Bled eine neue Inselglocke und wer sie nun zu Ehren von Maria läutet, hat einen Wunsch frei. Diese Legende wird in einem Open-Air-Spektaktel am 1. Weihnachtstag am See erzählt und 60 Taucher bergen eine große beleuchtete Glocke aus dem eiskalten Wasser.
Živa, Göttin der Liebe
Früher soll auf der Insel ein Tempel der slawischen Göttin Živa (Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit) gestanden haben. Der Priester Staroslav und seine Tochter Bogomila waren die Hüter des Heiligtums. Als Črtomir, der letzte heidnische Fürst der Slowenen und Kämpfer gegen die Christianisierung, die Insel besuchte, verliebte sich Bogomila in ihn. Doch die Anhänger des christlichen Glaubens besetzten die Insel und zerstörten den Altar. Črtomir floh, Bogomila blieb mit ihrem Vater auf der Insel zurück und hütete fortan die neue christliche Kirche. Das Bildnis Živas warfen die beiden frischgebackenen Christen in den See. Auf Bitten Bogomilas ließ sich auch Črtomir später am Savica-Wasserfall beim Bohinjsko jezero taufen und wurde schließlich sogar Mönch in Aquileia, bevor er als Missionar des Patriarchen von Aquileia nach Slowenien zurückkehrte.
Sv. Martin - das „Abendmahl“
Pfarrkirche Sveti Martin: Die neugotische, weiße Kirche im alten Ortskern unterhalb des Schlosses wurde 1904 nach den Entwürfen des Wiener Dombaumeisters Baron Schmidt erbaut, der auch das Rathaus und die Votiv-Kirche in Wien entwarf. Den Innenraum schmücken Plastiken aus feinstem Carrara-Marmor. Interessant ist das Freskobild „Abendmahl“ rechts vom Altar, das 1936 Slavko Pengov fertigte: statt des Verräters Judas malte er Lenin ... Der schmale, elegante Kirchturm ist fast 60 m hoch, vor der Kirche sind noch alte Mauern aus der Zeit der Türkenüberfälle und ein Gartenmarterl von Jože Plečnik zu sehen.
Gedenkstätte des Mathematikers Josip Plemelj (1873-1967): Er war Experte für lineare Differentialgleichungen und schrieb zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen auf dem Gebiet der angewandten und theoretischen Mathematik. Er arbeitete als erster Rektor an der Universität in Ljubljana (1919), war Mitglied der Akademien für Wissenschaft in Ljubljana, Zagreb, Belgrad und München und erhielt im Laufe seines Wirkens zahlreiche Auszeichnungen und war weltweit anerkannt. Zu Plemeljs 100. Geburtstag wurde ihm zu Ehren beim Park ein Denkmal errichtet, in einem Gedenkzimmer (Prešernova cesta 39) kann man seine Arbeiten begutachten. Besichtigung nach Absprache über die Touristinformation.