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Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman - Viola Maybach


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Claudia stimmte ihm zu, konnte sich aber nicht verkneifen, noch etwas hinzuzufügen.

      »Gunter ist sehr begehrt, schließlich bringt er nicht nur den Fürstentitel mit, sondern auch ein beträchtliches Vermögen. Außerdem ist er Diplom-Ingenieur und ein tüchtiger, charaktervoller Mensch. Er könnte seine Auswahl unter mehreren Prinzessinnen treffen.«

      »Die Stimme des Herzens entscheidet, Claudia. Heutzutage ist es leider sogar möglich, daß ein Adeliger eine Bürgerliche heiratet. Eine besser Gattin als Marion könnte Gunter nicht finden. Sie verfügt über gute Bildung und hat ein ausgesprochen heiteres und liebenswürdiges Wesen. Sie ist gesund, standesgemäß erzogen und sie bringt eine stattliche Mitgift.«

      »Wir wollen nicht über Geld reden. Auf eine Bürgerliche würde Gunter nie verfallen, dazu kenne ich ihn zu gut. Er weiß, was er seinem Stand schuldig ist. Adel verpflichtet, Edgar, besonders in der heutigen Zeit.«

      »Ganz meine Meinung.«

      *

      Während man versuchte, für ihre Zukunft die Weichen zu stellen, spielten Gunter und Marion auf dem zum Schloß gehörigen Tennisplatz. Den ersten Satz verlor Gunter, weil Marion eine verblüffend gute Rückhand schlug. Im zweiten und dritten nahm er sich zusammen. Er gewann knapp.

      »Vorzüglich.« Marion lachte. Der Tennisdreß stand ihr ausgezeichnet, sie war braungebrannt. »Ich spiele nämlich in der Landesliga.«

      »Du hast eine Menge Qualitäten. Wollen wir jetzt schwimmen?«

      Später, als sie beim Pool auf der Hollywoodschaukel saßen, sagte Marion: »In dieses Schloß und die Umgebung könnte ich mich verlieben. Es ist schön hier. Der Park mit den alten Bäumen wirkt so romantisch und heimelig. Dazu das Schloß, an dem Generationen gebaut haben.«

      »Ursprünglich war es eine Ritterburg. Die Falkenaus wurden nach den Bauernkriegen in den Fürstenstand erhoben.«

      »Ich kann meine Ahnenreihe bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Wir wurden nach dem Krieg von unserem Besitz im Baltikum vertrieben.«

      Gunter kannte seine Ahnen bis ins 12. Jahrhundert. Plötzlich hatte er Angst. In all den Jahrhunderten hatten die Falkenaus standesgemäß geheiratet. Aber sollte er deshalb der Tradition sein Lebensglück opfern? Er beschloß, die Unterredung mit seiner Mutter nicht aufzuschieben, obwohl die Balsingens auf dem Schloß weilten.

      Marion merkte, daß sich Gunters Stimmung änderte.

      »Was hast du? Langweile ich dich etwa?«

      »Nein, nein. Eine angenehmere Gesellschaft könnte ich mir nicht vorstellen.«

      »Du bist freundlich zu mir, aber förmlich. Magst du mich nicht?«

      Der knappe weiße Bikini betonte Marions hinreißende Figur. Aber Gunter konnte nur an Sandra denken, er war gegen Marions Reize immun. Er hätte Sandra nie mit ihr betrügen können, besonders da sie ein Kind von ihm erwartete.

      »Du bist bildhübsch, Marion, und ich mag dich sehr. Als Freund.«

      Marion verbarg ihre Enttäuschung. Sie rückte näher an Gunter heran. Er spürte die Wärme ihres Körpers, ihren zarten Duft. Die dunkelbraunen Augen strahlten ihn an. Gunter erhob sich.

      »Ich muß ins Haus, es – eh – ich habe ein dringendes geschäftliches Gespräch zu führen. Wir sehen uns zum Dinner.«

      Er ging eilig weg. Marion schaute ihm nach, bis er im Schloß verschwand. Wie kann er sich nur so benehmen, fragte sie sich, spürte er denn nicht, was ich für ihn empfinde? Männer zeigten manchmal merkwürdige Reaktionen und waren in Herzensdingen hölzern und schwerfällig.

      Marion tröstete sich. Sie würde dafür sorgen, daß Gunter sich ihr noch vor der Abreise erklärte. Er konnte ihr nicht immer ausweichen.

      *

      »Warum wolltest du mich unbedingt sprechen?« fragte Fürstin Claudia. »Es ist unhöflich, unsere Gäste allein zu lassen.«

      Gunter hatte seine Mutter in die Bibliothek gebeten. Das Dinner war vorüber, der Baron und Marion warteten im Salon des Siebzig-Zimmer-Schlosses. Durchs Fenster der Bibliothek sah man die untergehende Sonne und das Abendrot.

      Gunter eröffnete seiner Mutter ohne Umschweife, wie es zwischen ihm und Sandra stand.

      »Ich habe sie für morgen nachmittag eingeladen«, schloß er.

      Volle drei Minuten lang herrschte Schweigen. Die Miene der Fürstin wurde immer eisiger.

      »Ich wußte, daß du ein Verhältnis hast«, sagte sie schließlich. »Aber ich hätte nie gedacht, daß du dich soweit vergessen würdest. Dieses Mädchen ist keine Partie für dich, ich bin überzeugt davon, daß sie mit Absicht schwanger geworden ist, um dich einzufangen. Das passiert einer Ärztin nicht, wenn sie es nicht will.«

      »Da bin ich anderer Ansicht.«

      »Sei es, wie es sei, jedenfalls kannst du sie nicht heiraten. Das ist völlig ausgeschlossen.«

      Gunter wollte verzweifeln. Seine Mutter reagierte noch abweisender, als er es sich vorgestellt hatte. Er sprach von anderen Adeligen, die Bürgerliche geheiratet hatten, vom König von Schweden.

      »Die Feudalherrschaft besteht seit langem nicht mehr, die Adels­privilegien wurden 1919 per Gesetz abgeschafft. Mein Titel ist im Grunde genommen nur noch ein Bestandteil meines Namens.«

      »Er ist mehr! Er verkörpert eine Tradition und Lebensanschauung. Du bist als Fürst der Repräsentant derer von Falkenau, du stehst für das Geschlecht und die Ahnenreihe, für das Schloß, die Porzellanmanu­fakturen, die 1.500 Hektar Boden. Du bist nicht nur eine Person, sondern auch eine Institution, die von Gott selbst eingesetzt wurde.«

      »Werde nicht pathetisch, Mutter! Ich bin ein Mensch wie jeder andere auch. Ich liebe Sandra und will sie so schnell wie möglich heiraten. Wirst du sie morgen auf dem Schloß empfangen oder nicht?«

      »Auf gar keinen Fall. Wenn das Fräulein Richter…«

      »Fräulein Dr. Richter, Mutter.«

      »Das ändert nichts. Wenn sie dir den Kopf verdreht hat, ist das schlimm genug. Ich will sie nicht sehen, daran wird sich nichts ändern. Wenn du sie einlädst, kann ich dich nicht hindern, du bist der Fürst und seit deiner Volljährigkeit das Oberhaupt der Familie. Ich empfange sie auf keinen Fall.«

      »Ist das dein letztes Wort, Mutter?«

      »Ja.«

      Die Fürstin verließ die Bibliothek, zu einem weiteren Gespräch war sie nicht bereit. In ihren Räumen betupfte sie sich die Schläfen mit Kölnisch Wasser, ging eine Weile aufgeregt auf und ab und schaute dann aus dem Fenster in die Abenddämmerung.

      Erst jetzt dachte sie wieder an die beiden Besucher. Es war geplant gewesen, daß Gunter mit Marion wegfahren sollte, nach Wiesbaden oder Bad Homburg zum Tanzen. Das fiel ins Wasser.

      Irgend jemandem mußte die Fürstin sich anvertrauen, Baron Edgar bot sich an. Zwar zögerte sie etwas, schließlich handelte es sich um intime Familienangelegenheiten. Aber man mußte dem Baron nicht unbedingt sagen, daß die Geliebte des fürstlichen Sohnes ein Kind erwartete.

      Fürstin Claudia faßte sich. Sie wusch ihr Gesicht mit kaltem Wasser ab, frischte ihr Make-up auf und begab sich in den Salon. Baron Edgar und seine Nichte blätterten in Zeitschriften. Die Fürstin duldete keinen Fernseher im Salon, das wäre ein Stilbruch gewesen.

      Sie zwang sich zu einem Lächeln.

      »Darf ich Sie in meinem Arbeitszimmer sprechen, Edgar? Du kannst dich sicher noch etwas gedulden, Marion.«

      »Natürlich.«

      Marion langweilte sich, nachdem der Onkel und die Fürstin weggegangen waren. Sie wartete auf Gunter. Nach dem Gespräch mit seiner Mutter hätte er sich am liebsten für den Rest des Abends zurückgezogen oder wäre zu Sandra gefahren.

      Er war nicht verpflichtet, sich um die Besucher


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