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Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman - Viola Maybach


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Schauspieler leichthin.

      Sie setzten sich an einen Tisch im Garten des Waldrestaurants. Die Vögel zwitscherten in dem dichten Laub der Linde, die besser als Sonnenschirme einen angenehmen Halb­schatten spendete.

      Marion und Alexander unterhielten sich zunächst über Gunter. Marion verriet nichts, als sie merkte, daß der Schauspieler über Sandras Schwangerschaft nicht informiert war. Er rätselte hin und her, was den Bruch zwischen Sandra und Gunter hatte verursachen können.

      »Ich hatte den Eindruck, die beiden seien rasend ineinander verliebt. So kann man sich irren. Ob wohl ein anderer Mann im Spiel ist? Eine andere Frau keineswegs, dazu kenne ich Gunter zu gut.«

      »Ich weiß es nicht. Gunter braucht vor allem Zeit, um den Schlag zu verwinden. Seine alten Freunde sollten mit ihm Kontakt halten, aber ihn nicht bedrängen.«

      Der Meinung war Alexander auch. Er blickte Marion nachdenklich an.

      »Du bedeutest mir sehr viel, Marion, bei dir spüre ich etwas, was ich noch bei keiner anderen Frau bemerkt habe. Ich bin umschwärmt und erfolgreich. Und doch fehlt mir etwas. Der oberflächlichen Beziehung bin ich gründlich überdrüssig.«

      Diese Wendung des Gesprächs gefiel Marion keineswegs.

      »Das sagst du sicher zu jeder. Ich bin nur eine kleine Bibliothekarin, deren Eltern zufällige Adlige waren. Zu einem Schauspieler und Künstler würde ich bestimmt nicht passen, der Lebensstil liegt mir nicht.«

      »Du könntest dich daran gewöhnen. Ich bin keineswegs flatterhaft, falls du das meinst.«

      Marion lächelte nur. Sie sah auf die Uhr.

      »Ich muß wieder in die Bibliothek zurück. Meine Mittagspause ist bald um.«

      »Kann ich dich in der nächsten Zeit mal sehen? Wollen wir ausgehen, etwas unternehmen? In Kürze werde ich in Frankfurt auf der Bühne stehen. Kommst du zur Premi­ere?«

      »Vielleicht. Gib mir deine Telefonnummer, ich rufe dich an. Für die nächste Zeit bin ich ausgebucht. Ich nehme an einem Französisch-Abendkurs teil, um meine Kenntnisse aufzupolieren.«

      »Ach.«

      Alexander war sichtlich enttäuscht. Er bezahlte die Rechnung.

      Auf der Rückfahrt fragte er: »Kannst du mir eine Frage wahrheitsgemäß beantworten, Marion? Liebst du Gunter von Falkenau und siehst du deshalb keinen andern Mann an? Ich weiß, daß du mit deinem Onkel verschiedentlich auf Schloß Falkenau zu Gast warst.«

      Marion wurde sehr verlegen.

      Schließlich antwortete sie: »Ich habe Gunter sehr gern, aber er ist mir gegenüber immer unverbindlich geblieben. Zwischen uns ist nie etwas vorgefallen.«

      »Ich wollte nur Bescheid wissen. Ich bin kein Fürst, Marion, aber ich liebe dich. Ja, das sage ich nicht nur so daher. Seit heute weiß ich es sicher.«

      Vor dem Schloß verabschiedete sich Marion rasch. Sie verschwand durch das große Tor. Es sah fast wie eine Flucht aus. Alexander nahm die Sonnenbrille ab.

      »Das wird meine Frau«, sagte er halblaut. »Gunter soll sich eine andere nehmen. Er muß blind sein, wenn er nicht bemerkt, wie sehr das Mädchen in ihn verliebt ist.«

      *

      Der Frachter lief im Hafen von Rio ein. Frank Richter staunte die weißen Hochhäuser unterm Zuckerhut an. Rio de Janeiro schien ihm von weitem die schönste Stadt der Welt zu sein. In sattem Grün erhoben sich im Landesinnern bewaldete Berge.

      Hier habe ich eine Zukunft, dachte Frank, die Schatten der Vergangenheit lasse ich hinter mir.

      Den ersten Anblick von Rio würde er nie vergessen…

      Aus der Nähe, im Gedränge des Hafens, merkte er schon, daß nicht alles so schön war. Es gab viel Schmutz und Armut in Rio. Die Gegensätze zwischen arm und reich waren kraß.

      Nach dem Anlegemanöver suchte Frank den Kapitän auf der Brücke auf.

      »Ich will von Bord gehen«, teilte er ihm mit.

      Der Kapitän fragte nicht lange.

      »Sie müssen wissen, was Sie tun, Herr Richter«, sagte er und schickte ihn zum Zahlmeister.

      Eine halbe Stunde später stand Frank mit seinen Papieren, achthundert Mark Heuer und dreitausendfünfhundert Mark von dem Geld, das er von Baron von Balsingen erhalten hatte, am Kai. Das waren rund fünfzigtausend brasilianische Cruzeiros.

      Frank schien das sehr viel Geld zu sein.

      Er fühlte sich prächtig, das alte Europa lag hinter ihm, damit hatte er alle Schwierigkeiten hinter sich gelassen. Ich werde Brasilien erobern, dachte er, nahm seine Koffer und ging zum nächsten Taxistand.

      Der Taxichauffeur fuhr ihn kreuz und quer durch die Acht-Millionen-Stadt, ohne daß Frank es merkte, und forderte von ihm das dreifache von dem, was er hätte verlangen dürfen. Frank stieg in einem Mittelklassehotel ab, das ihm der Taxichauffeur empfohlen hatte. Er brannte darauf, Rio zu sehen, den Strand von Copacabana und all die andern Plätze, deren Namen allein schon Träume und Verlockungen für ihn waren.

      Frank duschte, zog sich um und nahm sich wieder ein Taxi. Immerhin war er klug genug, den größten Teil seines Geldes im Hotelsafe zurückzulassen. Den Rest wechselte er bei der Bank am Flughafen um, der auf einer Insel in der Bucht lag. Die Bank sagte ihm besonders darum zu, weil sie rund um die Uhr geöffnet war.

      An diesem Nachmittag und Abend gewann er einen gewissen Einblick in diese Riesenstadt. Da waren Abfallberge am Rande der Stadt, und da die Fabriken, die die Straßen mit übelriechenden Abgasen erfüllten.

      Es gab aber auch den großen botanischen Garten, Tanzlokale mit glutäugigen Schönheiten, die ihn umschwärmten, die er aber nicht verstand. Und es gab ein verwirrendes Lichtermeer und einen pulsierenden Rhythmus, der ihn begeisterte.

      Am nächsten Tag schlief Frank lange. Er schaute sich weiter Rio an, sah die Wellenreiter am Strand von Copacabana und die hübschen Mädchen mit den knappen Tangas. Gegen Abend wurde er unruhig. Das Geld, über das er verfügen konnte, ließ ihm keine Ruhe.

      Er fragte den Portier seines Hotels: »Kann man hier irgendwo ein kleines Spielchen auflegen?«

      »Was bevorzugen der Herr?« fragte der Portier in schlechtem Englisch. »Roulette, Baccara oder Blackjack? Pokern oder Würfeln?«

      »Alles ist gut. Am liebsten wäre mir das Roulette.«

      Ein Taxichauffeur brachte Frank in eine Spielhölle. Der Club befand sich im Penthouse eines Hochhauses im Stadtteil Botafogo. Die Aussicht durch die großen Panorama­fenster auf die Bucht war phantastisch, aber keiner der Spieler beachtete sie.

      Höchstens daß einer, der alles verloren hatte, ans Geländer der Dachterrasse trat und sich überlegte, ob er hinunterspringen sollte. Frank gewann am ersten Abend mehrere tausend Cruzeiros. Er

      verließ den Club wie in einem Rausch.

      Der Geschäftsführer, ein Halbblut, sehr gepflegt, mit einer Narbe auf der Wange, flüsterte dem Chefcroupier zu: »Der Gringo hat angebissen. Beim nächsten Mal wird er richtig einsteigen. Dann nehmen wir ihn aus.«

      Der Chefcroupier nickte.

      Frank erschien selbstverständlich am Abend wieder im Spielclub, kaum daß er geöffnet hatte. Er hatte seine schlechten Erfahrungen mit dem Spielteufel vergessen. Er fieberte nach dem Nervenkitzel, den ihm die rollende Kugel bescherte. Frank war davon überzeugt, diesmal haushoch zu gewinnen.

      Zunächst verlor er alles, was er eingesteckt hatte.

      »Wir nehmen Schuldscheine von Ihnen entgegen, Señor Richter«, sagte der Geschäftsführer Frank in dem Büro neben der Kasse. »Ich sehe, daß Sie ein Mann von Welt sind. Ihr Wort genügt. Über wieviel Bargeld und andere Werte verfügen Sie?«

      Frank nannte eine zu hohe Summe. Er gab an, als Tourist in Rio zu sein. Am Spieltisch setzte er wieder nach seinem alten System.


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