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Der gestohlene Bazillus. Herbert George WellsЧитать онлайн книгу.

Der gestohlene Bazillus - Herbert George Wells


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all das heißt schließlich nur die Natur nachahmen. Ich habe meinerzeit noch mehr getan. Ich hab' sie übertrumpft!« Er nahm seine Füße vom Kaminsims herunter und beugte sich vertraulich zu mir herüber. »Ich habe Vögel erschaffen!« sagte er leise. »Neue Vögel. Verbesserungen. Wie noch kein Vogel je dagewesen ist!«

      Während einer eindrücklichen Pause nahm er seine frühere Stellung wieder ein.

      »Ich habe die Welt bereichert; jawohl! Einige von den Vögeln, die ich gemacht habe, waren Kolibris, schöne kleine Dinger! Aber ein paar waren einfach famos. Das Famoseste war die Anomalopteryx jejuna. – Jejunus-a-um – leer – so benannt, weil tatsächlich nichts drin war; ein vollständig leerer Vogel – bis auf das Ausstopfmaterial. Der alte Javvers hat das Ding jetzt, und ich glaube, er ist fast ebenso stolz darauf wie ich. Ein Meisterstück, Bellows! Es hat die ganze dumme Plumpheit des Pelikans, den ganzen feierlichen Mangel an Würde des Papageis, die ganze schlottrige Unbeholfenheit des Flamingos und das ganze chromatische Durcheinander der chinesischen Ente. Nein, was für ein Vogel! Ich machte ihn aus den Skeletten eines Storchs und eines Tukans und einem Mischmasch von allerhand Federn. Wissen Sie, Bellows, diese Art von Ausstopferei ist eine wahre Freude für den wahren Künstler in seiner Kunst.

      »Wie ich darauf kam, es zu machen? Einfach genug, wie alle großen Erfindungen. Eins von den jungen Genies, die wissenschaftliche Notizen für unsere Zeitungen schreiben, erwischte eine deutsche Abhandlung über die Vögel von Neuseeland und übersetzte einen Teil davon mit Hilfe eines Wörterbuchs und seines Mutterwitzes – er muß der Sohn einer sehr großen Familie und einer sehr kleinen Mutter gewesen sein! – und verhedderte sich zwischen der lebenden Apteryx und der ausgestorbenen Anomalopteryx – redete von einem fünf Fuß hohen Vogel, der im Busch der nördlichen Insel vorkomme und sehr selten und scheu und nur schwer zu erlangen sei usw. Javvers, der sogar für einen Sammler ein ganz wunderbarer Ignorant ist, las die Paragraphen und schwor, er würde sich das Ding um jeden Preis verschaffen. Belagerte sämtliche Händler mit seinen Nachfragen. Man sieht, was ein Mensch durch Beharrlichkeit und Willenskraft erreicht. Ein Vogelsammler, der schwört, er würde sich ein Exemplar eines Vogels verschaffen, der nicht existiert, der nie existiert hat, der einfach, weil er sich seiner eigenen ruchlosen Scheußlichkeit schämte auch jetzt nicht existieren würde – wenn er nicht müßte. Und er bekam ihn! Er bekam ihn!«

      »Noch ein Glas Whisky?« fragte der Ausstopfkünstler, sich aus einer flüchtigen Betrachtung der Geheimnisse der Willenskraft und der Sammlerwut emporraffend. Und er fuhr, neugestärkt, fort, mir zu erzählen, wie er eine entzückende Nixe zusammengebraut hatte, und wie ein Wanderprediger, der ihretwegen keinen Zulauf hatte, sie in Burslem Wakes zertrümmerte, weil das Götzendienerei oder noch schlimmer sei. Aber da alle drei bei dieser Geschichte beteiligten Parteien – der Schöpfer, das Publikum, das das Nixlein gern erhalten hätte, und der Zerstörer – sich in Worten ausdrückten, die gänzlich ungeeignet für die Veröffentlichung sind, so muß dieses fröhliche Ereignis vorläufig darauf verzichten, gedruckt zu werden.

      Der Leser, dem die dunkeln Wege des Sammlers unbekannt sind, mag vielleicht geneigt sein, an meinem Ausstopfkünstler zu zweifeln. Aber soweit es sich um die Eier des großen Alk und die gefälschten ausgestopften Vögel handelt, können – wie ich weiß – hervorragende ornithologische Gelehrte seine Worte bestätigen. Und die Notiz über den neuseeländischen Vogel ist tatsächlich in einer Tageszeitung von tadellosem Renommee erschienen; der Ausstopfer hat noch eine Nummer und hat sie mir gezeigt.

      Ich zeichne diese Geschichte auf, nicht weil ich erwarte, daß man sie glauben wird, sondern um womöglich dem nächsten Opfer einen Weg zum Entrinnen zu bahnen. Ihm vielleicht wird mein Unglück Nutzen bringen. Mein eigener Fall, das weiß ich, ist hoffnungslos, und ich bin jetzt auch in gewissem Maße auf mein Schicksal gefaßt.

      Mein Name ist Edward George Eden. Ich bin geboren in Trentham in Staffordshire, wo mein Vater Gartenbaubeamter war. Ich verlor meine Mutter mit drei und meinen Vater mit fünf Jahren. Mein Onkel, George Eden, nahm mich darauf an Kindesstatt an. Er war Junggeselle, hatte sich von unten heraufgearbeitet und war in Birmingham als unternehmender Journalist wohlbekannt. Er sparte nichts an meiner Erziehung, feuerte mich zum Ehrgeiz an, in der Welt vorwärtszukommen, und hinterließ mir bei seinem Tod, der vor vier Jahren erfolgte, sein gesamtes Vermögen, so ungefähr fünfhundert Pfund nach Ausbezahlung aller Abzüge. Ich war damals achtzehn. In seinem Testament riet er mir, das Geld zur Vollendung meiner Ausbildung anzuwenden. Ich hatte mir schon die Medizin zum Beruf erwählt, und dank seiner über das Grab hinausreichenden Großmut und dem Glück, das ich bei einer Bewerbung um ein Stipendium hatte, wurde ich Student der Medizin an der Universität in London. Zur Zeit des Beginns meiner Geschichte wohnte ich in University Street 11, in einer kleinen Dachstube, die sehr schäbig ausgestattet und zugig war und nach dem Hof zu ging. Der kleine Raum diente mir zum Wohnen und Schlafen, denn ich war entschlossen, meine Mittel bis zum letzten Pfennig möglichst nutzbringend zu verwerten.

      Ich wollte eben ein Paar Schuhe zum Flicken nach einem Laden in Tottenham Court Road tragen, als ich zum erstenmal dem kleinen Mann mit dem gelben Gesicht begegnete, mit dem mein Leben jetzt so unentwirrbar verknotet ist. Er stand am Rand des Trottoirs und starrte, wie im Zweifel mit sich selbst, die Türnummer an, als ich öffnete. Seine Augen – es waren glanzlose, graue Augen mit roten Rändern – fielen auf mich, und sein Gesicht nahm sofort einen Ausdruck runzliger Liebenswürdigkeit an. »Sie kommen gerade im richtigen Moment!« sagte er. »Ich hatte die Nummer Ihres Hauses vergessen. Guten Tag, Mr. Eden!«

      Ich war etwas erstaunt über diese vertrauliche Anrede, denn ich hatte den Mann mein Lebtag nicht gesehen. Ich ärgerte mich auch ein bißchen, daß er mich mit den Stiefeln unterm Arm überraschen mußte. Er bemerkte meinen Mangel an Herzlichkeit.

      »Sie besinnen sich, wer zum Henker ich eigentlich bin, was? Ein Freund – seien Sie ganz versichert! Ich habe Sie schon früher gesehen, wenn auch Sie mich nicht gesehen haben. Kann ich irgendwo hier mit Ihnen reden?«

      Ich zögerte. Die Schäbigkeit meines kleinen Zimmers droben war nicht für jeden ersten besten Fremden. »Vielleicht könnten wir die Straße entlanggehen,« sagte ich. »Ich bin leider verhindert –« Mit einer Handbewegung vollendete ich den unausgesprochenen Satz.

      »Das trifft sich ausgezeichnet!« erwiderte er und wandte sich erst nach der einen, dann nach der andern Seite. »Nach welcher Richtung wollen wir gehen?«

      Ich ließ meine Stiefel im Hausflur zu Boden gleiten. »Hören Sie mich an!« sagte er plötzlich. »Es handelt sich da um eine ganz langstielige Geschichte. Kommen Sie mit, Mr. Eden, und frühstücken Sie mit mir. Ich bin ein alter Mann und nicht besonders stark in Auseinandersetzungen; und bei meiner dünnen Stimme und dem Wagengerassel ...«

      Dabei legte er überredend eine knochige, zittrige Hand auf meinen Arm.

      Ich war noch nicht so alt, als daß ein alter Mann mir nicht hätte ein Frühstück anbieten dürfen. Trotzdem war ich nicht so ganz erfreut über die plötzliche Einladung »Ich möchte lieber –« begann ich. »Aber ich möchte lieber,« fiel er mir ins Wort. »Und eine gewisse Rücksicht dürfen meine grauen Haare ja wohl beanspruchen.« So willigte ich denn ein und ging mit ihm.

      Er führte mich zu Blavitski. Ich mußte langsam gehen, um mich seinen Schritten anzupassen. Und bei einem Frühstück, wie ich es noch nie gekostet hatte, sah ich ihn mir, während er meinen einleitenden Fragen geschickt auswich, näher an. Sein glattrasiertes Gesicht war verfallen und runzlig, seine eingeschrumpften Lippen hingen über einem falschen Gebiß, und sein weißes Haar war dünn und ziemlich lang; er kam mir klein vor – freilich, die meisten Leute kamen mir klein vor – und seine Schultern waren rund und vorgebeugt. Während ich ihn beobachtete, mußte ich wohl oder übel bemerken, daß auch er mich musterte, indem er seine Augen, in denen ein sonderbarer Ausdruck von Gier lag, über mich hinlaufen ließ, von meinen breiten Schultern auf meine sonnverbrannten Hände und wieder hinauf zu meinem sommersprossigen Gesicht. »Und jetzt,« sagte er, als wir unsere Zigaretten ansteckten, »muß ich Ihnen sagen, um was es sich handelt.«

      »Ich muß Ihnen vor allem sagen, daß ich ein alter


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