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Der gestohlene Bazillus. Herbert George WellsЧитать онлайн книгу.

Der gestohlene Bazillus - Herbert George Wells


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kam der Gedanke an einen Vertrauenstrick, und ich beschloß, ein scharfes Auge auf den Rest meiner fünfhundert Pfund zu haben.

      Er fuhr fort, sich über seine Einsamkeit zu ergehen und die Sorge, die es ihm mache, eine geeignete Verwendung für sein Geld zu finden. »Ich habe ja diesen und jenen Plan erwogen – Wohltätigkeitsanstalten, Stiftungen, Stipendien, öffentliche Bibliotheken – und bin am Ende zu dem Entschluß gekommen« – er heftete seine Augen auf mein Gesicht –, »daß ich mir irgendeinen jungen Menschen suchen will – von hohem Streben und reiner Gesinnung – und arm, gesund an Leib und Seele, und ihn kurzerhand zu meinem Erben machen, ihm alles geben, was ich habe.« Er wiederholte: »Ihm alles geben, was ich habe. So daß er mit einem Male aus aller Sorge und allem Kampf, in denen die harmonischen Kräfte seiner Natur sich entwickelt haben, zu Freiheit und Macht erhoben werden soll.«

      Ich versuchte, möglichst wenig Interesse zu zeigen. Mit sehr durchsichtiger Heuchelei sagte ich: »Und ich soll Ihnen, etwa in meiner Eigenschaft als Mediziner, helfen, diese Persönlichkeit zu finden?«

      Er lächelte und blickte mich über seine Zigarette weg an; und ich lachte auch ein bißchen, wie er so stillschweigend meine erkünstelte Bescheidenheit entlarvte.

      »Was für eine Karriere könnte solch ein Mensch haben!« sagte er.

      »Es erfüllt mich mit Neid fast, wenn ich daran denke, wie ich aufgehäuft habe, damit ein anderer verbrauchen kann –«

      »Aber es sind Bedingungen dabei, selbstverständlich, Lasten, die er auf sich nehmen müßte. Er müßte zum Beispiel meinen Namen annehmen. Man kann nicht alles erwarten, ohne selbst etwas zu geben. Und ich müßte einen Einblick haben in seine sämtlichen Lebensverhältnisse, ehe ich ihn annehmen könnte. Er muß durch und durch gesund sein. Ich muß seine Vorgeschichte kennen, muß wissen, wie sein Vater und Großvater gestorben sind, die genausten Erkundigungen über sein Privatleben müssen eingezogen werden –«

      Dies dämpfte meine geheime Selbstbeglückwünschung ein wenig. »Und verstehe ich also recht,« begann ich, »daß ich –?«

      »Ja!« sagte er fast heftig. »Sie! Sie!«

      Ich erwiderte kein Wort. Meine Phantasie führte wilde Wirbeltänze auf, und mein angeborener Skeptizismus war nicht imstande, ihren Rausch zu dämpfen. Ich empfand auch nicht die geringste Spur von Dankbarkeit. – Ich wußte nicht, was ich sagen sollte, oder wie ich es sagen sollte. »Aber weshalb gerade ich?« fragte ich schließlich. – – – Er hätte zufällig durch Professor Haslar von mir gehört, sagte er, als einem typisch gesunden und verständigen jungen Menschen, und er wünsche nach Möglichkeit sein Geld jemand zu hinterlassen, dessen Gesundheit und Unbelastetheit verbürgt seien.

      Das war meine erste Begegnung mit dem kleinen, alten Mann. Mit sich selber tat er sehr geheimnisvoll; er wolle seinen Namen jetzt noch nicht nennen, sagte er. Und nachdem ich ihm noch einige Fragen beantwortet hatte, verließ er mich vor dem Eingang zu Blavitski. Ich bemerkte, daß er beim Bezahlen der Rechnung eine Handvoll Goldstücke aus der Tasche zog. Merkwürdig war es, wie er immer wieder die körperliche Gesundheit ganz besonders betonte. Wie wir es verabredet hatten, bewarb ich mich noch am selben Tag um eine hohe Lebensversicherung in einer ersten Versicherungsgesellschaft, und die ärztlichen Beiräte der Gesellschaft liefen mir in den nächsten acht Tagen fast das Haus ein. Aber auch das genügte ihm noch nicht, und er bestand darauf, ich müsse mich auch noch von dem berühmten Dr. Henderson untersuchen lassen. Es wurde Freitag in der Pfingstwoche, ehe er zu einer Entscheidung kam. Ganz spät am Abend – fast neun Uhr war es – rief er mich von den chemischen Gleichungen, über denen ich für mein Physikum büffelte, hinunter. Er stand im Hausflur unter der schwachen Gasflamme, und sein Gesicht war ein groteskes Durcheinander von Schatten. Er erschien mir noch zusammengefallener als das erstemal, und seine Wangen waren noch hohler.

      Seine Stimme bebte vor Erregung. »Alles ist zu meiner Zufriedenheit ausgefallen, Mr. Eden,« sagte er. »Alles ist ganz und gar zu meiner Zufriedenheit ausgefallen. Und auf jeden Fall müssen Sie heute abend mit mir essen und Ihre – Thronbesteigung feiern.« Ein Hustenanfall unterbrach ihn. »Sie werden nicht lange zu warten brauchen,« fuhr er fort, sich mit dem Taschentuch die Lippen wischend, und griff mit seiner langen, knöchernen Klaue nach meiner Hand. »Ganz gewiß nicht mehr lange!«

      Wir traten auf die Straße und riefen eine Droschke heran. Ganz deutlich besinne ich mich noch auf jede Einzelheit jener Fahrt – die rasche, angenehme Bewegung, der lebhafte Kontrast zwischen Gas- und Öllaternen und elektrischem Licht, das Menschengedränge in den Straßen, das Restaurant in Regent Street, zu dem wir fuhren, und das üppige Abendbrot, das uns serviert wurde. Anfänglich brachten mich die Blicke, die der Kellner auf meinen groben Anzug warf, ein bißchen aus der Fassung, und die Kerne der Oliven genierten mich; aber als der Champagner mein Blut erwärmte, lebte meine Zuversicht wieder auf. Erst sprach der alte Mann von sich selber. Seinen Namen hatte er mir schon in der Droschke genannt: er war Egbert Elvesham, der große Philosoph, dessen Name mir schon von meinen Schuljahren her vertraut war. Ich konnte es kaum glauben, daß der Mann, dessen Intellekt schon so frühzeitig den meinen beherrscht hatte, diese große Abstraktion, sich plötzlich in dieser gebrechlichen, vertrauten Erscheinung verwirklichen sollte. Ich denke mir, jeder junge Mensch, der plötzlich unter Berühmtheiten geraten ist, hat etwas von meiner Enttäuschung durchgemacht. Elvesham sprach mir jetzt von der Zukunft, die die schwachen Ströme seines Lebens in Bälde trocken zurücklassen würden – für mich –! Von Häusern, Autorrechten, Kapitalanlagen; nie hatte ich geahnt, daß Philosophen so reich sein könnten. Fast mit einem Anflug von Neid sah er mir zu, wie ich aß und trank. »Was für eine Fähigkeit zu leben Sie haben!« sagte er und fügte dann mit einem Seufzer – einem Seufzer der Erleichterung, kam es mir damals vor, – hinzu: »Lang' dauert es nicht mehr.«

      »O ja!« sagte ich – der Kopf wirbelte mir schon vor Sekt – »ich habe ja vielleicht eine Zukunft vor mir – und zwar eine ganz besonders angenehme, dank Ihrer Güte! Ich werde von jetzt ab die Ehre haben, Ihren Namen zu tragen. Aber Siehaben eine Vergangenheit. Und eine Vergangenheit, die meine ganze Zukunft aufwiegt.«

      Er schüttelte den Kopf und lächelte – wie es mir schien, mit einer halbtraurigen Anerkennung meiner schmeichelhaften Bewunderung. »Ihre Zukunft!« sagte er – »würden Sie sie – ganz ehrlich – wirklich eintauschen?« Der Kellner kam eben mit Likören. »Sie werden vielleicht nicht ungern meinen Namen, meine äußere Stellung annehmen; aber würden Sie tatsächlich – und gern – meine Jahre auf sich nehmen?«

      »Mit all dem, was Sie geleistet haben – ja!« sagte ich artig.

      Er lächelte wieder. »Kümmel – zwei!« befahl er dem Kellner und wandte dann seine Aufmerksamkeit einem kleinen Papierpäckchen zu, das er aus der Tasche gezogen hatte. »Solche Stunden,« sagte er, »solche Nach-Mahlzeits-Stunden sind die Stunden der kleinen Dinge des Lebens. Da hab' ich ein Stückchen unveröffentlichter Weisheit.« Er öffnete das Päckchen mit seinen zitternden, gelben Fingern und zeigte mir ein kleines, mattrosa Pulver.

      »Das –« fuhr er fort – »nun, Sie sollen selber raten, was es ist. Aber Kümmel – wenn man bloß die Spur von dem Pulver hier dareinstäubt – ist der reine Himmel!« Und seine großen, blaßgrauen Augen beobachteten mich mit einem unergründlichen Ausdruck.

      Fast hatte es für mich etwas Verletzendes, daß dieser große Meister seinen Geist mit dem Aroma von Likören beschäftigen konnte. Trotzdem tat ich, als interessiere ich mich sehr für diese seine kleine Schwäche; ich war schon betrunken genug für solch kleine Kriechereien.

      Er verteilte das Pulver in die kleinen Gläser, und indem er plötzlich mit seltsamer und unerwarteter Würde sich erhob, streckte er mir seine Hand entgegen. Ich tat es ihm nach, und die Gläser klangen zusammen. »Auf eine baldige Thronfolge!« sagte er und hob das Glas an die Lippen.

      »Nicht darauf!« sagte ich hastig. »Nicht darauf!«

      Er hielt inne. Das Glas war ungefähr in der Höhe seines Kinns, seine Augen flammten in meine.

      »Auf ein langes Leben!« sagte ich.

      Er zögerte. »Auf ein langes Leben!«


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