Thassos Reiseführer Michael Müller Verlag. Thomas SchröderЧитать онлайн книгу.
bewundern. Auf demselben Stockwerk wird in zwei weiteren Räumen die kleinasiatische Vergangenheit vieler Thassioten thematisiert.
♦ Das Museum ist im Juli und Aug. tägl. 19-23 Uhr geöffnet. Eintritt frei, ein freiwilliger Obolus für den Museumsverein von 1 € wird erwartet.
Tauffest in der Nikolauskirche
Der Rundweg zur Oberstadt führt unmittelbar hinter dem einstigen Klostergebäude nach links in die Straße Odós Pétrou Axióti. Wer möchte, kann noch einen kurzen Schlenker zum Diónyssos-Heiligtum machen. Dazu geht man an der Taverne Alexándra’s in die Odós Akropoléos ca. 100 m aufwärts. Von dem viereckigen Heiligtum aus dem 4. Jh. v. Chr., dessen Fundamente heute tiefer als die Straße liegen, ist nicht mehr viel erhalten. An der Südseite sieht man noch die sechs Stufen, die einst ins Innere führten. In dem Tempel sind verschiedene Statuen von Nymphen und Musen, z. B. die Personifikation der Komödie, gefunden worden.
Die am Restaurant Alexándra’s beginnende Axióti-Straße führt einen aus der modernen Stadt hinaus. Nach kaum 100 m stößt man wieder auf Reste der antiken Stadtmauer: In einem Vorgarten steht, tiefer als die heutige Straße, das sog. Wagen-Tor. Auf seinem linken Pfeiler kann man noch gut die Göttin Ártemis und den bärtigen Götterboten Hermes erkennen. Ártemis ist mit einem Faltengewand bekleidet, sitzt auf ihrem Streitwagen und hält die Zügel, während Hermes die Pferde am Zaum führt. Schräg gegenüber dem Wagen-Tor liegt das Possídion. Neben den spärlichen Tempelruinen sind auch noch Reste eines Hera-Altars auszumachen.
Der Berg Áthos ist allgegenwärtig
Im Laufe der Jahrhunderte erhielten die 20 Klöster des Berges Áthos jede Menge Geschenke, z. B. Kunstschätze, Reliquien und auch Gelder, am wichtigsten waren jedoch die sog. Metochien. Das waren Ländereien, verstreut in Griechenland, in Kleinasien, in den Donauländern und in Russland, die von den Klöstern als landwirtschaftliche Güter genutzt und von mehreren Mönchen gemeinsam bewirtschaftet wurden. Der Gewinn floss dem das jeweilige Metóchi besitzenden Kloster auf dem Áthos zu. Nach dem verlorenen Krieg gegen die Türken konfiszierte die griechische Regierung zwischen 1923 und 1927 einen Großteil der in Griechenland gelegenen Metochien (es gab eine ganz geringe Entschädigung), um dort Flüchtlinge aus Kleinasien anzusiedeln. Einige Ländereien - auch auf Thássos und Samothráki - sind aber immer noch im Besitz der Mönchsrepublik Áthos. Sie werden allerdings in der Regel nicht mehr bewirtschaftet; stattdessen befinden sich dort häufig Kirchen und Klöster.
Wenig später erreicht man das Hermes-Tor, dessen einstiger Reliefschmuck (Hermes führt einen Triumphzug von Göttern an) sich heute im Museum befindet. Dem Tor gegenüber hat man die Ruinen des sog. Nordviertels der antiken Stadt ausgegraben. Seit dem 8. Jh. v. Chr. - damals noch von „barbarischen“ Thrakern - war es bis zum Ende der Römerzeit ständig bewohnt. Natürlich erfuhren die Behausungen in diesem langen Zeitraum von mehr als 1000 Jahren große Veränderungen: Waren die ersten Häuser noch mit Schilf und Lehm gedeckt, gab es in diesem Wohnviertel nach der Zeitenwende lichtdurchflutete Innenhöfe und kleine Säulengänge.
Die Straße geht nun in einen Erdweg über. Nach etwa 300 m erreicht man die hübsche Apostelkirche auf einer Felsplattform am Kap Evraiókastro. Die Kapelle wurde in die Mauerreste einer frühchristlichen Basilika hineingebaut, deren Apsis noch genau erkennbar ist. Auch zwei Säulen, eine sogar mit Kapitell, stehen noch. Die Basilika wiederum hatte man im 5. oder 6. Jh. auf den Fundamenten eines antiken Heiligtums errichtet, von dem kaum noch Überreste erhalten sind.
♦ Tipp: Wenn Sie romantische Sonnenuntergänge lieben, sollten Sie die Apostelkirche zur entsprechenden Zeit unbedingt noch einmal besuchen!
Man steigt nun den Weg, auf dem man zur Apostelkirche gelangt ist, weiter aufwärts. Nach ca. 100 m hält man sich an einer Gabelung rechts und folgt einem getreppten Fußpfad links von der alten Stadtmauer, die hier wieder sehr gut erhalten ist. Trotz des recht beschwerlichen Aufstiegs sollte man einen Blick auf die Mauer werfen, denn es ist faszinierend, wie exakt die verschieden großen und unterschiedlich behauenen Marmorblöcke ineinandergefügt sind. Nach ca. 500 m erreicht man das wunderschön gelegene antike Theater, das schon der große Arzt Hippokrates um 410 v. Chr. gelobt hat. Im Laufe der Zeit wurden viele bauliche Veränderungen vorgenommen. So erhielt es im 3. Jh. v. Chr. eine marmorne Bühne und eine Vorbühne mit 12 dorischen Säulen. Während der römischen Epoche wurde es so verändert, dass es auch für Zwei- und Tierkämpfe geeignet war. So wurde z. B. eine 1,70 m hohe, den Zuschauerraum abtrennende bzw. schützende Balustrade errichtet. Es handelte sich damals mehr um eine Arena als um ein Theater. 2000 bis 3000 Personen sollen auf den steinernen Sitzreihen Platz gefunden haben. In den letzten Jahren wurden hier wiederum gravierende Umbauarbeiten durchgeführt, diesmal mit dem Ziel, das alte Theater für Aufführungen zu modernisieren. Die Arbeiten sollen Ende 2020 abgeschlossen sein, wirklich verlassen kann man sich auf diese Angabe aber nicht.
Beeindruckend sind die Reste der antiken Stadtmauer
Folgen Sie dem Weg, der links vom Theater am Zaun entlang weiter aufwärts führt, und halten Sie sich bald links, während der Zaun hier geradeaus verläuft. Der Weg geht nach einigen Metern in einen von Laternen gesäumten Pfad über (die meisten Laternen waren 2019 kaputt). Wer den Rundgang abkürzen will, zweigt bei der nächsten Gelegenheit auf einen weiteren Laternenpfad nach rechts ab, passiert den Eingang zum Theater und geht über Treppen hinunter zum antiken Hafen zurück.
Um die Tour fortzusetzen, wandern Sie auf dem Pfad weiter aufwärts. Bald kommen Sie zu der idyllisch gelegenen kleinen Ilíaskapelle. Von hier oben kann man zwischen den hochgewachsenen Kiefern einen schönen Blick übers Meer hinüber aufs Festland genießen.
Wenige Minuten nach der Kapelle erreicht man die Ruinen des mittelalterlichen Kástros. An dieser Stelle lag einst die Akrópolis der antiken Stadt und darin ein dem delphischen Orakelgott Apoll Pýthios geweihter Tempel, von dem kaum noch etwas zu sehen ist. Während der byzantinischen Zeit hatte der 137 m hohe Festungsfelsen insbesondere als Fluchtburg vor den häufigen Piratenüberfällen Bedeutung. Im 14. und 15. Jh. verbesserten und erweiterten die Genueser die byzantinische Anlage. Aus dieser Zeit stammen z. B. die Reste der kleinen Burgkirche an der Ostseite des Felsens, erkennbar an der halbrunden Apsis sowie einem schmalen Fenster in der Seitenwand, die zwei Zisternen sowie die beiden Wachtürme an der Westseite des Kástros. Von dort sollten Sie unbedingt einmal einen Blick hinunter auf die moderne Stadt, den Hafen und die Agorá werfen - es lohnt sich!
Blick vom Kástro
Am Südausgang des Kástros kann man noch ein ganz besonderes Kleinod bewundern. Steigt man links vom südlichen Turm über eine Treppe durch zwei aufeinander folgende Tore abwärts und geht direkt hinter dem letzten Ausgang nach rechts, sieht man in einem Stein der inneren Westwand ein wunderschönes Totenmahlrelief. Vor einer liegenden männlichen Gestalt richtet sich eine Schlange auf, rechts des Mannes steht ein Kind, gegenüber sitzt eine Frau, hinter der ein Pferd zu sehen ist.
Von diesem Kástroausgang aus sieht man eine große Plattform (in Wirklichkeit ein zweiter Hügel), auf der einst der antike Athena-Tempel stand. In wenigen Minuten hat man die Ruinen erreicht. Außer den Grundmauern der rechteckigen Tempelanlage aus dem 5. Jh. v. Chr. ist allerdings nichts mehr erkennbar. An ihrer Südwestecke führt links von einer großen und zwei kleineren Kiefern der Pfad durch einen Zaun weiter. Er wird jetzt wieder von Laternen gesäumt und zieht sich durch Olivenhaine zum dritten Hügel, an dessen Nordostseite eine halbrunde Nische in den