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Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman. Jutta von KampenЧитать онлайн книгу.

Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman - Jutta von Kampen


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einfach ins Haus. Später werden wir dann zu Frau Eckstein gehen und uns erkundigen, wem das kleine Mädchen gehört. Die Mutter kann es dann bei uns abholen.«

      Teddy kniff das rechte Auge zu.

      »Offenbar bist du auch meiner Meinung. Also dann!« Der Alte stöhnte ein bißchen, als er das schlafende Kind auf die Arme nahm und ins Toppler-Schlößchen trug.

      Leise ächzend stieg er mit seiner leichten Last die enge steile Treppe hinauf. Behutsam ließ er das kleine Mädchen auf den alten Diwan sinken und deckte es sorgfältig mit einer Wolldecke zu.

      Lächelnd blickte er in das gelöste Gesichtchen. Wirr hingen die krausen blonden Locken in die Stirn und ringelten sich über die Wangen.

      »Goldtöchterchen!« murmelte der Gelehrte – dann waren die Gedanken schon wieder bei seinen speziellen Problemen, die ihn Tag und Nacht beschäftigten.

      Er stieg noch eine Treppe höher und ließ sich an dem über und über mit Folianten und Zetteln übersäten Tisch nieder.

      Mechanisch entzündete er eine Kerze. Im Schein des flackernden Lichtes nahmen aufgespießte Insekten und Falter, die in flachen Holzkästen aufbewahrt wurden, gespenstisches Leben an. Gepreßte Blüten und Blätter auf weißen Bögen zeugten von der Sammelleidenschaft des Gelehrten.

      Als er endlich zu Bett ging, weil die Kerze heruntergebrannt war, hatte er die kleine Schläferin, die eine Etage tiefer dem neuen Tag entgegenschlummerte, völlig vergessen.

      *

      Die Sonne stand schon hoch, als Veronika erwachte. Sie rieb sich schlaftrunken die Augen. Als sie die fremde Umgebung wahrnahm, setzte sie sich mit einem Ruck auf. Ihr war ein bißchen unheimlich zumute.

      Rasch schlug sie die Decke zurück und rutschte auf den Fußboden. Zögernd ging sie zur Tür. Sie hatte ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube, Hunger! Darüber vergaß sie ihre Scheu.

      Veronika erinnerte sich, daß sie in einem Garten eingeschlafen war. Das Zimmer, in dem sie jetzt stand, sah merkwürdig aus, beinahe wie in einem Puppenhaus.

      Das kleine Mädchen ging schüchtern zur Tür und rief mit dünner Stimme: »Hallo!«

      Sie überlegte, ob sie höher oder tiefer steigen sollte. Da erschien am oberen Treppenabsatz ein Kopf mit weißem Haar und Bart. Ein Gesicht, wie Veronika es ähnlich in ihrem Märchenbilderbuch gesehen hatte! Und plötzlich erinnerte sie sich dunkel an gestern abend.

      »Opa!« sagte sie, und ein fragender Ton schwang in dem Wort mit.

      »Dich hatte ich ja völlig vergessen, Goldtöchterchen!« Im Gesicht des alten Herrn stand wieder Ratlosigkeit.

      Veronika erlöste ihn, denn sie sagte: »Ich habe solchen Hunger!«

      »Hunger hast du? Das hätte ich mir denken können! Komm rasch zu mir!«

      Veronika beeilte sich, die Treppe hinaufzuklettern. Sie mußte ordentlich die Beinchen recken.

      Als sie das Zimmer betrat, standen bereits ein Becher Milch und ein Teller mit dicken Weißbrotschnitten auf der Tischkante. Der übrige Tisch blieb mit Büchern und Papieren beladen. Veronika folgte der auffordernden Handbewegung und machte sich über das Frühstück her.

      »Schmeckt’s?« fragte der alte Gelehrte zwischendurch.

      »Hm!« machte Veronika mit vollen Backen. Nachdem sie den Teller leergegessen hatte, rutschte sie vom Stuhl und sah sich unschlüssig um.

      »Bist du satt, kleines Mädchen?«

      Veronika nickte.

      »Na, dann lauf mal schnell zu deiner Mutter. Die wird schön schimpfen, vermute ich. Sicher hat sie große Angst um dich ausgestanden.« Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Jetzt erst kam ihm zu Bewußtsein, was er da angerichtet hatte. Die Mutter mußte ja annehmen, das Kind sei buchstäblich vom Erdboden verschluckt worden!

      Veronika ging schweigend zur Tür.

      »Darf ich wiederkommen, Opa?« fragte sie schüchtern.

      Ein Lächeln huschte über das durchgeistigte Gesicht des Gelehrten. »Aber natürlich, Goldtöchterchen! Wenn du Lust hast, darfst du mich zu jeder Zeit besuchen kommen!«

      Da war dem Kind schon leichter ums Herz. Aber wohin jetzt?

      Sie verließ das kleine Haus und blinzelte in die Sonne. Im Moment wußte sie nichts Rechtes mit der sonst so ersehnten Freiheit anzufangen. Aber sie fühlte sich ausgeschlafen und satt – also sehr wohl. Sie trippelte durch den romantischen kleinen Garten und trat auf die Straße. Ob sie wieder in die Stadt gehen sollte? Dort gab es viel zu sehen. Aber dort suchte man sie vielleicht schon – nein, sie hatte vorläufig noch keine Sehnsucht nach dem Kinderheim. Sie hatte überhaupt keine Sehnsucht nach dem Kinderheim. Sie hatte überhaupt keine Sehnsucht danach, wieder von den anderen geknufft zu werden!

      In diesem Moment kam Teddy die Straße entlanggefegt. Freudig begrüßte er das kleine Mädchen wie eine alte Bekannte. Das war willkommene Ablenkung und der richtige Spielgefährte!

      Der Spitz suchte ein Stöckchen und brachte es ihr. Veronika begriff sofort. Sie warf es, so weit sie nur konnte. Teddy stürmte begeistert davon und war im Nu wieder bei ihr. Sie liefen auf eine an der Straße liegende Wiese und fingen an, sich um das Stöckchen zu raufen. Übermütig kugelten sie durch das hohe Gras.

      So kamen sie an den Fluß. Er war flach und rauschte über die Steine. Veronika warf den Stock ins Wasser. Lustig tanzte er davon.

      Teddy kannte keine Hemmungen, er sprang hinterher. Als er mit dem Stock im Maul zurückkehrte, schüttelte er sich heftig, und ein Sprühregen funkelnder Tropfen ergoß sich über das kleine Mädchen. Es lachte hell auf – und hielt sich die Hand vor den Mund, als wäre es über seine eigene Fröhlichkeit erschrocken.

      »Nun bin ich sowieso schon naß, nun gehe ich ins Wasser! wandte es sich an den Spielgefährten, zog Schuhe und Söckchen aus und setzte den Fuß auf einen großen Stein.

      Zu spät bemerkte Veronika, daß der Stein glitschig war. »Huh!« Und schon lag sie im flachen Wasser.

      Verdutzt rappelte sie sich hoch. Was jetzt? Verlegen drückte sie das Wasser aus dem Röckchen. Dann fiel ihr ein, daß niemand in der Nähe war, der schimpfen konnte, und sie fand ihre sorglose Unbekümmertheit wieder.

      »Die Sonne wird es trocknen!« tröstete sie sich. Sie nahm Strümpfe und Schuhe in die Hand und watete die Tauber aufwärts.

      Das glitzernde Wasser, die warme Sonne, der lustige Spielgefährte – Veronika fand das Leben schön wie nie zuvor!

      Plötzlich ertönte ein scharfer Pfiff. Teddy spitzte die Ohren und setzte sich in Bewegung.

      »Ooooch!« machte das Kind bedauernd. »Geh doch nicht fort!« Teddy blieb einen Moment stehen, blickte zurück und wies mit der Schnauze nach vorn.

      Komm doch mit, hieß das – und Veronika verstand sofort.

      Zögernd folgte sie dem grauen Hund.

      Am Rand der Straße stand die Wirtin des »Oberen Felsenkellers«.

      »Na, du Stromer!« wandte sie sich leicht tadelnd an den Spitz. Dann entdeckte sie das Kind. Die hellen Vergißmeinnichtaugen sahen sie hilflos und ein wenig ängstlich an.

      »Na, wem gehörst du denn?«

      Das war eine Frage, mit der Veronika überhaupt nichts anzufangen wußte. Denn sie gehörte in der Tat niemandem.

      »Wo wohnst du denn oder wohin willst du?« bohrte die Wirtin.

      »Da – in dem Haus mit dem spitzen Dach«, sagte Veronika mit leiser unsicherer Stimme. Und sie fügte hinzu: »Wo der Opa wohnt.«

      Die Wirtin überlegte einen Augenblick. »Ach, der alte Herr Professor ist ein Opa? Du liebe Güte! Ist deine Mutti denn auch hier?«

      Veronika schüttelte heftig den Kopf.

      »Das


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