Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
von meiner Gesa sprichst, Toni.«
Jochen stand auf. Er vergrub seine Hände in den Taschen der alten ausgebeulten Cordhose. Toni beobachtete ihn genau. Immer und immer wieder schüttelte Jochen den Kopf. Er war verwirrt. Seine Gesa, seine geliebte Gesa, soll etwas mit einem anderen Burschen haben, das verstand er nicht.
Toni half nach.
»Also, Jochen, wie ist es? Kann es sein, daß du der Vater von dem Kindchen bist?«
Jochen antwortete nicht gleich. Er setzte sich wieder hin. Er dachte über die letzten Gespräche mit Gesa nach.
»Was denkst du, Jochen?« fragte Toni erneut und legte Jochen die Hand auf die Schulter. »Sag’ es!«
»Ich weiß nur, daß ich die Gesa liebe! Wir sind ein festes Paar. Allerdings kommt Heiraten für mich noch net in Frage oder kam noch net in Frage. Ich will der Gesa etwas bieten. Ich will erst gutes Geld verdienen, dann denke ich an Heirat. Das habe ich der Gesa gesagt. Ich dachte, daß sie des verstanden hat. Wir haben so oft darüber geredet.«
Jochen schüttelte den Kopf.
»Allerdings hat die Gesa in letzter Zeit viel Druck gemacht. Druck gemacht hat sie wirklich mächtig. Sie überredete mich sogar, daß ich im Ausland eine Arbeit suchen soll. Ich spare für einen eigenen Lastwagen. Erst etwas aufbauen, dann Heirat und dann, erst dann habe ich an Kinder gedacht.«
Jochen wurde unruhig. Er stand auf, setzte sich wieder hin. Gleich stand er erneut auf und ging einige Schritte vor Toni auf und ab. Dann setzte er sich wieder hin.
»Die Gesa hat mich einmal gefragt, was ich machen würde, wenn sie ein Kind bekäme. Des ist noch net lange her. Da habe ich nur gesagt, daß ich an so etwas nicht denke und des net in meinen Plan paßt. Vielleicht war des die falsche Antwort.«
Jochen schaute Toni an.
Toni wußte, was Jochen jetzt durch den Kopf ging. Gesa war also auf der Suche nach einem Vater für ihr Kind, der sie heiratet, und zwar sofort und auf der Stelle.
Toni stand auf.
»Ja, des war es, Jochen. Ich denke, wir beide wissen, daß des eine ganz verzwickte Geschichte ist. Du liebst die Gesa. Die Ina liebt den Dieter.«
Jochen nickte. Was ihm Toni erzählt hatte, erschütterte ihn. Gesa wollte Dieter bezahlen lassen für das Kind.
»Ich bin mir fast sicher, daß die Gesa von dem Geld, das sie dem Dieter abnehmen wollte, mir einen Lastwagen kaufen wollte. Nur so paßt des alles zusammen. Nur so kann des sein, oder?«
»Jochen, kläre das! Bald!«
Jochen nickte.
»Ja, das mache ich noch heute! Ich muß der Gesa ohnehin noch etwas Wichtiges sagen. Ich gehe nicht ins Ausland, um zu arbeiten. Ich steige als Juniorchef hier in die Spedition ein. Der Chef hat niemanden, der die Spedition übernehmen will. Als er gehört hat, daß ich gehen will, machte er mir das Angebot. Er hat mich schon lange als seinen Nachfolger ausgeguckt, sagt er.«
Toni gratulierte Jochen. Er freute sich für ihn. Dann könnte er Gesa doch heiraten, meinte Toni.
»Wenn ich sie jetzt noch will«, sagte Jochen leise.
»Jetzt rede keinen Schmarrn, Jochen!« sagte Toni. »Die Gesa liebt dich! Die hat sich an den reichen Erben des Wasmayr Hofes nur rangemacht, weil sie Geld für einen Lastwagen für dich rausschinden wollte. Des ist mir jetzt klar und des sollte dir auch klar sein. Die Gesa ist schon ganz schön raffiniert und schlau!«
Toni erinnerte die Geschichte mit Gesa an seine Anna. Sicherlich lag die Sache ganz verschieden. Aber auch Anna hatte damals Toni zu seinem Glück verholfen, nicht nur weil sie ihn liebte. Sie hatte ihm die Berghütte verschafft. Dabei hatte sie sich nicht einmal gescheut, den guten Pfarrer Zandler für ihre Pläne einzuspannen.
»Danke, Toni, daß du gekommen bist! Ich werde mit Gesa reden und noch viel mehr! Kannst dem Dieter sagen, daß ich mir sicher bin, daß es nur eine Intrige von Gesa war.«
»Das werde ich! Aber du solltest auch mit Dieter sprechen und mit Hans. Nur du kannst Hans dazu bringen, daß er Ina seine Machenschaft gesteht und das Komplott, bei dem er aus Eifersucht mitmachte.«
Die Männer standen auf. Sie schüttelten sich die Hände.
»Danke, Toni! Wir kennen uns noch net lang. Aber du bist ein echter Freund.«
»Nun, wenn du bald in Waldkogel wohnst, bei der Gesa auf dem Krumbacher Hof, dann sehen wir uns öfter, hoffe ich. Besuche uns doch mit deiner Gesa auf unserer Berghütte.«
»Besuchen werde ich dich! Aber nach Waldkogel kann ich net ziehen. Ich muß hier bleiben. Ich habe hier eine kleine Wohnung. Für einen hat sie gereicht, für zwei auch noch, aber für drei, da ist sie ein bissel zu klein. Aber ich bin mir sicher, daß es dafür auch eine Lösung geben wird.«
Jochen begleitete Toni zum Auto und sah ihm nach, wie er davonfuhr. Dann ging er wieder hinein.
Sein Chef und späterer Seniorpartner schenkte Jochen erst einmal einen Schnaps ein. Er war hoch erfreut über die Aussicht, daß Jochen Vater wurde.
»Mei, des ist ja eine schöne Nachricht! Dann gibt es bald eine weitere Generation.«
Jochen bat um Verständnis, daß er nicht gleich in Begeisterung ausbrach. Er mußte erst einmal mit Gesa sprechen.
*
Jochen fuhr danach nach Waldkogel auf den Krumbacher Hof. Er war dort, bevor Gesa von der Arbeit heimkam. Gesas Eltern wunderten sich über den jungen Burschen, der nach ihrer Tochter fragte und baten ihn ins Haus. Er war ihnen auf Anhieb sympathisch. Sie setzten sich an den Tisch in der Küche. Jochen stellte eine kleine Schachtel auf den Tisch und öffnete sie. Es waren Ringe darin. Er hatte sie noch schnell in Kirchwalden gekauft.
»Also, ich will die Gesa heiraten. Ich liebe sie! Darüber hinaus vermute ich, daß mich die Gesa bald zum Vater macht!«
Gesas Eltern, Franz und Alma Krumbach, schauten Jochen mit großen Augen an. Sie waren völlig überrascht.
Jochen erzählte alles, was er von Toni wußte. Sie hörten wortlos zu. Sie stellten keine Fragen. – Sie waren entsetzt.
»Wie kann des Madl so etwas machen?« fragte sich Alma Krumbach. »Du mußt ein guter Bursche sein, daß du die Gesa noch willst.«
»Ich liebe die Gesa! Es ist vielleicht auch ein bissel meine Schuld!«
Sie konnten nicht weiter reden. Gesa kam von der Arbeit. Sie erkannte Jochens kleines Privatauto auf dem Hof. Mit hochrotem Kopf betrat sie die Wohnküche.
Grußlos kam ihr Vater sofort zur Sache.
»Gesa, der Bursche hier sagt, er glaubt, daß du sein Kind unterm Herzen trägst. Wie ist es? Stimmt’s?«
Gesa wurde dunkelrot im Gesicht. Sie schaute auf den Boden. Wie ein Häufchen Elend stand sie mitten in der Wohnküche.
»Und wenn? Was macht das schon? Ich werde schon einen Vater für mein Kind bekommen. Der Jochen will mich ja net heiraten. Seine Pläne sind ihm wichtiger als ich. Ich komme erst ganz hinten. Erst will er einen kleinen Laster, dann einen großen und dann, wenn es gutgeht, heiratet er mich und will erst dann, wenn alles gesichert ist, Kinder.«
Gesa schaute Jochen jetzt an. Ihre Augen funkelten.
»Stimmt doch so, oder? Das sind doch genau deine Worte, oder?«
»Gesa! Ich wußte doch net…«
Gesa schnitt Jochen das Wort ab. Ihre Stimme klang bitter und wütend zugleich.
»Sei still! Wenn du mir zugehört hättest, dann… Aber jetzt ist es zu spät. Ich will dich nicht mehr! Kannst gleich wieder gehen.«
Gesas Vater schlug mit der Hand auf den Tisch.
»Der Dieter wird dich nicht heiraten! Das werde ich verhindern. Jochen weiß alles! Ich werde gleich zu Dieter gehen und ihm erzählen, daß