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Der kleine Fürst Jubiläumsbox 6 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Jubiläumsbox 6 – Adelsroman - Viola Maybach


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sein. Wollen wir eine Kleinigkeit zusammen essen?«

      Sie konnte es nicht fassen. Der Schwarm aller Studentinnen fragte sie – ausgerechnet sie! – ob sie mit ihm etwas essen gehen wollte. Sie hörte sich sagen: »Gern«, und wenig später saßen sie einander in einem Restaurant gegenüber, das er ausgesucht hatte und in dem sie noch nie gewesen war. Es sah gemütlich und nicht allzu teuer aus, und sie fragte sich noch immer, wie sie hier eigentlich gelandet war mit diesem Mann, den sie geradezu unverschämt attraktiv fand.

      Aber mit der Zeit vergaß sie diese Frage, denn es stellte sich heraus, dass Bernhard von Isebing und sie eine Menge gemeinsamer Interessen hatten, und so entspann sich zwischen ihnen ein lebhaftes Gespräch. Schließlich erzählte sie ihm von ihrem Bruder, und Bernhard begann laut zu lachen. »Das gibt es doch gar nicht!«, rief er. »Der Mann, mit dem sich mein Vater angefreundet hat, ist Ihr Bruder?«

      »Ja, und in gewisser Weise bin ich nur deshalb zu Ihrem Vortrag gegangen: Ich bin erst durch den Namen ›Isebing‹ darauf aufmerksam geworden«, gestand Rosalie.

      »Dann müssen Sie uns unbedingt an einem der Wochenenden besuchen, an denen er bei uns ist«, schlug Bernhard vor.

      »Er wäre sicherlich sehr verwundert«, meinte Rosalie.

      »Denken Sie darüber nach«, bat er. »Ich würde mich jedenfalls sehr freuen. Wir könnten zusammen fahren.«

      Doch Rosalie zögerte. »So gut kennen wir uns noch nicht«, fand sie.

      Seine Augen ruhten nachdenklich auf ihrem Gesicht. »Vielleicht haben Sie Recht«, gab er zu. »Aber ich hätte nichts dagegen, wenn sich das bald ändern würde.«

      Sie errötete heftig. Er brachte sie nach dem Essen nach Hause, und zum Abschied umarmte er sie. Halb war sie enttäuscht, dass er keinen Versuch machte, sie zu küssen – halb war sie froh darüber.

      Er war eben ein gut erzogener junger Mann!

      *

      Charlotta blieb in der Tür stehen und betrachtete den Gast ihrer Eltern. Als er aufsah und sie anlächelte, presste sie die Lippen zusammen, um ihm gleich zu zeigen, dass er keine Chance hatte, sich bei ihr einzuschleimen. Was bildete er sich denn ein? Nur weil er zufällig gut aussah und es geschafft hatte, dass ihr Vater ihn mochte, würde sie sich noch lange nicht von ihm beeindrucken lassen!

      »Charly, das ist Herr von Thaden«, sagte Marianne in diesem Augenblick. »Herr von Thaden, unsere Jüngste, Charlotta. Sie wird allgemein Charly genannt.«

      »Aber nur von Freunden«, erwiderte Charlotta in eisigem Ton.

      Marianne und Ludwig wechselten einen bestürzten Blick. Das fing ja gut an.

      Armin hatte sich höflich erhoben. »Guten Abend, Frau von Thaden«, sagte er ruhig.

      Charlotta machte keinerlei Anstalten, näher zu kommen. Mit verschränkten Armen blieb sie an der Tür stehen und musterte den Gast so feindselig, dass Ludwig sich einschaltete und mit warnendem Unterton sagte: »Setz dich einen Moment zu uns und erzähl uns, wie es im Krankenhaus war.«

      Widerwillig kam sie näher, machte jedoch um Armin einen großen Bogen und setzte sich möglichst weit von ihm entfernt auf einen Stuhl. Armin setzte sich erst wieder, als sie Platz genommen hatte. Seinem Gesicht war nicht anzusehen, was er dachte.

      Ohne auch nur einen einzigen Blick in seine Richtung zu werfen, berichtete sie von ihrem Gespräch mit Helena, beantwortete die Fragen, die ihre Eltern ihr stellten und stand dann wieder auf. »Ich muss noch nach den Pferden sehen«, sagte sie und ging wieder.

      Draußen blieb sie erst einmal stehen und atmete tief durch. Er war leider nicht der unsympathische Mensch, den sie sich vorgestellt hatte – eher im Gegenteil. Das machte es für sie nicht leichter. Sie hatte ein kurzes Aufblitzen in seinen Augen gesehen, als sie in weitem Bogen um ihn herumgegangen war – und diese Augen waren von einem intensiven, ziemlich interessanten Grün. Es ärgerte sie, dass ihr das überhaupt aufgefallen war. Und wie er sie angeredet hatte: Frau von Thaden! Das hatte er natürlich mit Absicht getan, weil sie ihm praktisch untersagt hatte, sie Charly zu nennen. Außerdem ärgerte es sie, dass er keinen weiteren Ton von sich gegeben hatte. Aber wahrscheinlich tat er das jetzt: Bestimmt beschwerte er sich bei ihren Eltern über ihr Verhalten.

      Bei diesem Gedanken legte sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Sollte er doch! Dann kam er wenigstens nicht auf dumme Gedanken, was sie selbst betraf – denn daran wollte sie ihn schließlich hindern. Aus keinem anderen Grund hatte sie sich ihm gegenüber so abweisend verhalten.

      Als sie den Stall betrat, atmete sie auf und vergaß Armin von Thaden. Es war so schön, wieder zu Hause zu sein!

      *

      »Falls du dich fragst, ob Charly etwas gegen dich hat«, sagte Ludwig in die Stille hinein, die entstanden war, nachdem Charlotta die Küche wieder verlassen hatte, »so muss ich leider sagen: Ja, das hat sie. Allerdings nicht gegen dich persönlich, ich hoffe, du glaubst mir das.«

      Armin sah ihn interessiert an. »Sag mal, denkt sie vielleicht, ihr wolltet mich mit ihr zusammenbringen?«, fragte er.

      »Wie kommst du denn auf die Idee?«, rief Ludwig peinlich berührt.

      »Ich weiß nicht. Etwas an ihrem Blick…«, murmelte Armin. »Na ja, ist ja auch gleichgültig. Macht euch meinetwegen keine Gedanken, ich bin nicht empfindlich. Ist sie immer so kratzbürstig?«

      »Fast immer«, erklärte Ludwig. »Wir haben schon oft versucht, sie dazu zu bringen, sich anders zu verhalten und auch sich anders anzuziehen – aber die Sache ist aussichtslos. Sie wird sofort fuchsteufelswild, wenn man versucht, ihr Vorschriften zu machen. Das kann sie überhaupt nicht leiden.«

      »Ich kann es mir vorstellen«, bemerkte Armin. »Wenn sie nicht mit mir reden will, macht mir das nichts aus.«

      »Wirklich nicht?«, fragte Marianne besorgt. »Uns ist das sehr unangenehm, Herr von Thaden…«

      Armin winkte ab. »Schon vergessen, gnädige Frau.«

      Ludwig sah eine Möglichkeit, das unangenehme Thema zu beenden, und das tat er denn auch: »Gnädige Frau, gnädige Frau«, rief er, »wollt ihr euch nicht duzen, ihr beiden?«

      Marianne, die ihn natürlich sofort durchschaute, lächelte amüsiert. »Von mir aus gern«, sagte sie. »Meine Freunde nennen mich Nana.«

      »Und ich bin Armin!«

      Wenig später holte Armin sein Gepäck und richtete sich in dem engen Zimmer im Erdgeschoss ein, das für ihn vorbereitet worden war. Die weiteren Begegnungen mit Charlotta von Isebing versprachen interessant zu werden – er gestand sich ein, dass er sich jetzt schon darauf freute. Er liebte Herausforderungen, und dies schien ihm eine zu sein.

      *

      »Und wenn du zu uns kämst, Helena?«, fragte Baronin Sofia von Kant, die es sich nicht hatte nehmen lassen, Helena von Isebing einen Krankenbesuch abzustatten. »Wir haben viel Platz, wir könnten eine Pflegerin engagieren, und…«

      Helena winkte ab. »Sehr lieb von dir, Sofia, aber mein Sohn und meine Schwiegertochter haben mich auch schon gefragt, ob ich nicht zu ihnen ziehen will, so lange ich mir nicht selbst helfen kann. Ich habe abgelehnt. Du kennst mich: Ich fühle mich in meinen eigenen vier Wänden am wohlsten.«

      »Ja, das kann ich durchaus verstehen«, gab die Baronin zu. »Dann wirst du also eine Pflegerin engagieren und dafür sorgen, dass du möglichst schnell aus dem Krankenhaus entlassen wirst?«

      Helena seufzte. »Sie lassen mich noch nicht weg, Sofia. Und eine Pflegerin…, ich weiß nicht. Ich habe nicht gern fremde Leute um mich herum.«

      »Aber Herr Kahrmann wäre vielleicht überfordert, oder nicht?«

      »Er kann mich natürlich nicht pflegen!«, wehrte Helena ab. »Ich weiß noch keine Lösung, Sofia. Jetzt merke ich erst, wie wichtig mir meine Selbstständigkeit ist. Dass ich sie im Moment verloren habe, macht mir sehr zu schaffen.«

      »Du brauchst auf jeden Fall jemanden, der


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