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Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman - Viola Maybach


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haben wir schon öfter gemacht«, brummte Robert Renninger. »Aber eins sage ich Ihnen, Herr Doktor: Die Kleinsten werden später oft die Besten, das ist jedenfalls meine Erfahrung.«

      »Ich hoffe, so wird es auch dieses Mal sein«, sagte Arndt. »Viel Glück jedenfalls, Herr Renninger.«

      »Jetzt gibt’s aber noch einen Schnaps, Herr Doktor, das ist so Brauch bei uns.«

      »Für mich nicht, ich muss noch Auto fahren, Herr Renninger.« Arndts Handy meldete sich. Noch ein Notfall? Bloß nicht, dachte er, diese eine Geburt reicht mir wahrhaftig. Aber seine Ahnung hatte ihn nicht getrogen: Es gab tatsächlich einen weiteren Notfall.

      »Unsere Salva, Herr Doktor«, sagte die abgehetzt klingende Stimme von Robert Wenger, dem Stallmeister auf Schloss Sternberg, »das Fohlen liegt verkehrt herum, zwei Hufe sind schon zu sehen.«

      »Bin gleich da«, versprach Arndt, erklärte Robert Renninger, dass er einem Fohlen auf die Welt helfen müsse, nahm hinter dem Steuer seines Wagens Platz und jagte vom Hof des Bauern, ohne dass er seine verschmierte Kleidung gewechselt hätte.

      Bei einem verkehrt herum liegenden Fohlen war Eile geboten.

      *

      »Julietta!«, rief Robert Wenger, als er im Laufschritt in den Stall zurückkehrte. »Der Tierarzt ist schon auf dem Weg! Julietta?«

      Er bekam keine Antwort, es war geradezu gespenstisch still. Mit plötzlich wild klopfendem Herzen eilte er zu Salva, die mit hängendem Kopf da stand, zitternd und schweißnass. »Julietta?« Robert Wenger versagte plötzlich die Stimme. Was war passiert? Hatte es ein Unglück gegeben? Er drängte sich an der Stute vorbei und starrte ungläubig auf das Bild, das sich ihm bot: Eine über und über mit Blut und Schleim verschmierte Julietta lag im Stroh, ein zitterndes, noch feuchtes Fohlen in den Armen, das ganz offensichtlich lebendig war, denn es zappelte schwach mit den Beinen.

      »Julietta!«, sagte Robert fassungslos. »Wie hast du das denn gemacht?«

      »Einfach gezogen«, antwortete sie, »etwas anderes konnte ich ja nicht tun, und dann bin ich plötzlich nach hinten gefallen und habe zuerst gar nicht gewusst, wieso. Aber als ich lag, hatte ich das Fohlen in den Armen, da habe ich es dann begriffen.«

      Er kniete neben ihr nieder, nahm ihr behutsam das Fohlen ab, legte es neben sie ins Stroh und begann, es trockenzureiben. »Ich fasse es nicht«, murmelte er. »Du hast es ganz allein auf die Welt geholt.«

      »Salva hat schon mitgeholfen«, bemerkte sie trocken, aber er hörte ihr an, wie stolz sie war – und das zu Recht.

      »Hallo?«, rief eine Stimme vom Eingang des Stalles. »Herr Wenger?«

      »Hier sind wir!«, erwiderte Robert. »Herr Dr. Claven?«

      Der junge Tierarzt schob sich in den Stall und betrachtete stumm das Fohlen, das nicht auf ihn hatte warten wollen und können. Dann glitt sein Blick weiter zu der jungen Frau, die neben dem Fohlen im Stroh lag und einen wirklich bemerkenswerten Anblick bot, denn sie sah aus, als sei sie in letzter Sekunde einem wilden Gemetzel entkommen. Das jedoch nahm Arndt kaum wahr, der Anblick war für ihn ja so ungewöhnlich nicht, er selbst sah schließlich oft genug so aus.

      Nein, was ihm vor allem anderen auffiel, war der intensive Blick ihrer blauen Augen, waren ihre wilden blonden Haare und das kampflustig vorgereckte Kinn. Und nie würde er die ersten Worte vergessen, die diese junge Frau an ihn richtete: »Jetzt beschweren Sie sich bloß nicht darüber, dass wir Sie umsonst aus dem Bett geholt haben – das hätte uns nämlich gerade noch gefehlt. Wenn wir auf Sie gewartet hätten, wäre das Fohlen längst tot!«

      »Julietta!« Robert Wenger bemühte sich um einen tadelnden Ton, der ihm jedoch nicht ganz gelang. Er war einfach zu erleichtert über den glücklichen Ausgang dieser schwierigen Geburt.

      Arndt erwiderte überhaupt nichts. Ausgerechnet hier und jetzt verlor er sein Herz an eine Frau, die ziemlich widerborstig zu sein schien. Aber von Schwierigkeiten hatte er sich in seinem Leben noch nie abschrecken lassen – er würde es auch mit dieser stacheligen jungen Dame aufnehmen!

      *

      Juliettas Veränderung war zunächst langsam erfolgt, sie beschleunigte sich aber rasant, nachdem Julietta Salvas Fohlen gerettet hatte. Sie wurde lockerer, man sah sie gelegentlich lachen, und die Zeiten, da sie sich bemühte, durch besonders schlechte Manieren aufzufallen, gehörten endgültig der Vergangenheit an. Zu Anna und Christian entwickelte sie ein freundschaftlich-kameradschaftliches Verhältnis, und auch der Umgang mit ihren Arbeitskollegen entspannte sich. Sie wurde nicht mehr misstrauisch beäugt, sondern allgemein akzeptiert und weil sie das spürte, schien jeden Tag ein Stück ihres früheren Ichs von ihr abzufallen. Sofia und Friedrich konnten nur staunen, Eberhard Hagedorn lächelte still in sich hinein. Er hatte ja von Anfang an nichts anderes erwartet.

      Julietta fing an, Anna und Christian gelegentlich bei ihren Streifzügen durch den Schlosspark zu begleiten, der in seinem hinteren Ende in Wald überging – dort hielt sich Togo am liebsten auf. Eines Abends, als sie die beiden verpasst hatte, weil in den Ställen so viel zu tun gewesen war, erklomm sie den Hügel am Ende des Schlossparks, auf dem der Familienfriedhof untergebracht war. Dort hatten, wie sie mittlerweile wusste, auch die Eltern des kleinen Fürsten ihre letzte Ruhe gefunden.

      Als sie oben angelangt war, sah sie Christian vor einer großen steinernen Gruft stehen. Unwillkürlich blieb sie stehen. Sie wusste, dass er seinen Eltern jeden Tag einen Besuch abstattete, und sie wollte die stumme Zwiesprache, die er mit ihnen hielt, nicht stören. Er hatte sie jedoch bereits gehört und drehte sich zu ihr um. »Du kannst ruhig näherkommen, Julietta«, sagte er. »Ich habe meinen Eltern schon alles Wichtige erzählt.«

      Sie stellte sich neben ihn und Togo. Der junge Boxer lag neben Christian, ohne sich zu rühren. »Es ist schön hier oben«, sagte sie leise. »Ich habe mich bisher noch gar nicht hergetraut, weil ich dachte, es steht mir nicht zu, euren Friedhof zu besuchen.«

      »Jeder darf hierher kommen«, erwiderte der kleine Fürst. »Ich finde auch, dass es hier schön ist, und ich glaube, meine Eltern sind mit diesem Platz zufrieden.«

      »Erzählst du ihnen alles, was dich bewegt?«, fragte sie.

      »Ja, alles. Ich tue es natürlich nur in Gedanken, aber ich fühle dann, dass sie noch bei mir sind, auch wenn ich sie nicht mehr sehen und ihre Stimmen nicht mehr hören kann – nur in meinem Kopf. Es hilft mir, mich nicht verlassen zu fühlen.«

      Sie nickte, das konnte sie gut verstehen.

      »Außerdem bin ich ja auch nicht verlassen«, fuhr Christian fort. »Aber wenn Tante Sofia, Onkel Fritz, Anna und Konny nicht gewesen wären …« Seine Stimme verlor sich, aber er brauchte seinen Satz nicht zu beenden, sie wusste auch so, was er hatte sagen wollen.

      »Ich gehe wieder«, sagte er. »Kommst du mit?«

      Sie nickte. Als sie sich anschickten, Togo den Hügel hinunter zu folgen, fing über ihnen ein Rotkehlchen an zu singen.

      »Schön«, sagte Julietta leise.

      »Ein Gruß von meinen Eltern«, erwiderte der kleine Fürst. Seine Stimme klang ruhig und sicher, es schwang kein Zweifel in seinen Worten mit.

      Sie widersprach ihm nicht – zu ihrem eigenen Erstaunen hielt sie es für durchaus möglich, dass er Recht hatte mit seiner Annahme.

      *

      »Wir müssen Silberstern jetzt auch an andere Menschen gewöhnen«, sagte Robert Wenger. »Ich glaube, das dürfen wir nicht länger aufschieben, Herr Baron.«

      »Ganz meine Meinung«, erwiderte Friedrich. »Das wollte ich Ihnen ebenfalls vorschlagen. Immerhin hat er sich von Julietta reiten lassen, nicht wahr?«

      »Zum Glück, sonst hätten wir ihn gar nicht bewegen können, er hat ja außer ihr noch niemanden an sich herangelassen. Aber ich fürchte, wir werden noch viel Arbeit mit ihm haben, Herr Baron.«

      »Der Kauf hat sich trotzdem gelohnt, davon bin ich überzeugt.«

      Der


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