G.F. Barner 1 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.
Tonio, geh mit. Und passt scharf auf, ich traue den Indianern nicht ganz über den Weg.«
»Und – eh, wann bist du zurück?«, fragte Eddy Swartz schnaufend. »Dauert es lange?«
»Ich komme, sobald ich den besten Weg gefunden habe. Macht euch keine Gedanken.«
Er wird auf einmal so sanft und ruhig wie noch nie auf diesem Trail, zieht sein Pferd herum und reitet an.
Trevor Joslyn reitet nach Westen, den Flusslauf hoch. Er verschwindet im Regen und lässt die Männer zurück.
»Hör mal, Tonio«, sagt Brazos Tracy nachdenklich. »Was ist mit Trevor los? Ich kenne ihn noch aus der Zeit, als er auf unserer Ranch den Vormann machte. Da ist er jedem ins Gesicht gesprungen, der irgendeine Gemeinheit getan hat. Und jetzt – der Bursche ist zu ruhig, verdammt zu ruhig. Was sagst du, Joel?«
»Jeder andere würde sich Slim vor den Revolver holen«, meint Blomfield düster. »Trevor hat etwas, aber ich weiß nicht, warum er so ruhig bleibt. Das ist sonst nicht seine Art. Man will seine Männer vergiften und steckt ein Feuer an, um ihn aufzuhalten. Und er schluckt es! Es ist seine Art, all seine Dinge selbst zu erledigen und niemals Hilfe anzunehmen. Eddy, an eurer Stelle würde ich nachsehen, wo er geblieben ist. Und das verdammt schnell!«
»Du meinst«, sagt Eddy Swartz erschrocken, »er könnte in die Stadt reiten und Slim einen Besuch machen? Teufel, er schien mir ganz danach auszusehen. Komm schnell, Tonio, wir sehen besser nach!«
Sie jagen beide der Spur nach, die Trevors Pferd am Ufer hinterlassen hat, aber es dauert keine zehn Minuten, dann endet die Spur urplötzlich an der nächsten Furt.
Eddy und Tonio halten bestürzt an, starren auf das Wasser und auf die Hufeindrücke, die sich am Uferstreifen zum Wasser hin verlieren. Hier ist Trevor Joslyn in den Fluss geritten und auf die andere Seite geschwommen.
»Trevor«, brüllt Eddy in das Gurgeln und Rauschen des Wassers hinein. »Trevor, gib Antwort! – Wo bist du?«
Er bekommt keine Antwort, wechselt einen wilden Blick mit Tonio und treibt dann sein Pferd auf das Wasser zu.
»Tonio, ich sehe drüben nach. Ist er dort nicht am Ufer geblieben, dann ist er unterwegs nach Fort Smith. Warte, ich werde rüberschwimmen!«
Über den Fluss hinweg kann er Tonio undeutlich als Schatten drüben im Dunst stehen sehen, und er brüllt heiser: »Tonio – Tonio, hörst du mich?«
»Ja, was ist?«
»Er ist nach Fort Smith, Tonio! Ab mit dir zur Herde. Sage Wes und den anderen Bescheid. Dieser verdammte Narr, er geht wieder ganz allein auf seinen Mann los und denkt nicht daran, dass Slim Stevens Steingesicht bei sich hat. Schnell, Tonio, bring die anderen nach!«
Tonio reißt den Gaul herum und rast davon. Eddy aber prescht auf der Spur Trevors nach und weiß, dass er Trevors Pferd niemals einholen kann.
*
Sie stehen an der Tür. Stevens macht einen hastigen Schritt und steht dann im Raum.
Dorlanay stößt mit dem Fuß gegen den anderen Flügel und tritt gleichfalls in den Saloon. Seine anderen drei Männer kommen hinter ihm her und bauen sich an der Tür auf.
Im Saloon sitzen über fünfzehn Männer. Einige sind am Tresen, drei, vier hocken an einem Tisch und machen ihren Spaß mit Girls.
Das harte Klappen der Schwingtüren knallt durch den Raum. Der Keeper hinter dem Tresen hebt jäh den Blick an und starrt durch die Rauchschwaden auf die Tür. Er erkennt Slim Dorlanay in einem Augenblick, duckt sich leicht und sagt zischend: »Dorlanay! Passt auf, Jungens!«
Dann sinkt er noch ein Stück tiefer, greift unter den Tresen und nimmt die Schrotflinte mit den abgesägten Läufen aus den beiden Haken. Die Flinte ist ständig geladen. Eine Tatsache, die hier nichts besonderes bedeutet.
Die Männer am Tresen zucken leicht zusammen, drehen sich dann um und blicken finster auf Dorlanay, Stevens und die anderen drei Männer.
Slim Dorlanay blickt die Männer mit einem so grimmigen Gesichtsausdruck an, dass einige zu Boden sehen. Die anderen aber haben sich jetzt von ihrer Überraschung erholt. Jay Chalk, einer der härtesten und wildesten Burschen aus der angeworbenen Mannschaft, der die Meuterei angezettelt hat, nimmt die Hand langsam vom Tresen und denkt eine Sekunde an seine beiden Partner Dalby und Bassett.
Im gleichen Augenblick trifft ihn der wilde harte Blick des rotbärtigen Iren Dorlanay und scheint ihn durchbohren zu wollen.
»Da bist du ja, du Hundesohn«, sagt Dorlanay fauchend und hebt den Revolver mit einem kleinen Ruck ein Stück höher. »Sieh mal einer an. Feiern, was, während die anderen im Regen reiten! Jay, der Spaß ist zu Ende!«
»Sagtest du etwas?«, fragt Chalk kühl und verzieht das Gesicht. »Du irrst dich immer wieder, mein Freund. Das ist dein schlimmster Fehler. Diese Feier geht weiter, das sage ich dir. Du kannst mit Narren auf einen Trail gehen, aber nicht mehr mit uns.«
Slim Dorlanay läuft rot an und kann den Revolver für Sekunden nicht ruhig halten. Dieser Bursche da sagt ihm, dass er ein Nichtskönner sei? Dieser verdammte Meuterer!
»Was …, was hast du gesagt?«, fragt er scharf keuchend. »Du hast dich verpflichtet, die Herde nach Norden zu bringen, ihr alle! Und jetzt wollt ihr nicht mehr? Ihr schlagt euren Trailboss nieder, ihr nachgemachten Kuhtreiber? Es liegt nicht an mir, wenn wir nicht weitergekommen sind – an euch liegt es. Raus hier, sonst mache ich euch Beine. Der Trail geht weiter, verstanden?«
Jay Chalk schüttelt bedächtig den Kopf und blickt ihn spöttisch an.
»Du taugst nichts, Slim«, sagt er dann verächtlich. »Du bist immer ein kleiner Mann gewesen, der sich an einem großen Mann reiben musste, weil er nicht zugeben wollte, dass der andere jünger und besser war.«
Im gleichen Augenblick sieht er die zuckende Hand Slim Dorlanays und will sich noch ducken. Er kennt Slim nicht genug und weiß nicht, dass Slim urplötzlich seine Beherrschung und damit auch seinen Verstand verlieren kann.
»Du schmutziger kleiner …«
Jay Chalk duckt sich jäh, sieht links von sich aus der Hintertür den kleinen Byrd mit seinem grässlichen starren Gesicht auftauchen und hört ihn fauchend sagen: »Nicht – Slim!«
In dieser Sekunde kracht der Revolver in Slim Dorlanays Hand.
Chalk sieht mitten in die Feuerlohe, bekommt den Schlag gegen die rechte Seite und stöhnt einmal heiser. Dann presst er seine linke Hand auf die Wunde, legt die rechte darüber und kippt langsam dem Boden zu.
Slim Dorlanay hat in seiner Wut geschossen.
»Du – du bist ja …«, sagt Jay stammelnd und sieht die Bewegung Dorlanays. »Was …«
Dies ist der Moment, in dem die Tür einmal klappt und Byrd in der Hintertür des Saloon die Hand öffnet.
In Byrds Rücken steckt der Lauf eines Revolvers, und die Stimme von Carter Bassett sagt fauchend, während von vorn Jim Dalby mit einer Schrotflinte durch die Tür kommt und sie Slim in den Rücken drückt: »Lasst fallen, sonst sterbt ihr beide auf dem Fleck. Lasst fallen, schnell!«
Er kann Jay nicht sehen, aber er hat den Schuss gehört und blickt nun über Byrds Seite hinweg auf Dalby.
»Weg, die Revolver!«, faucht jetzt auch Dalby. »Slim, du Schuft, er hat nicht zum Revolver greifen wollen, daran denkst du noch in einigen Jahren. Weg mit den Eisen!«
Dorlanay bekommt einen Stoß, fliegt drei Schritte nach vorn und landet reglos am Boden.
»Well«, meint Dalby grimmig. »Tut uns leid, Jay, dass wir jetzt erst kommen konnten, aber sie wollten nicht alle von vorn herein. Byrd ging nach hinten, das hielt uns etwas auf. He, ihr Burschen, durchsucht sie und steckt ihre Waffen in den Sack! Byrd, komm her, Mann – aber versuch nichts, die Flinte geht sonst los!«
Stevens bückt sich fluchend mit einem der Männer. Sie schleifen den schweren Slim Dorlanay nach draußen