G.F. Barner 1 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.
hatte. Der Halunke war selber schuld, dass er starb.«
Jake Margley wusste kaum etwas über jene Schießerei zwischen seinem Vater und Tony Seward. Er war damals drei Jahre als gewesen, und bei den Margleys wurde über die Sache nie geredet.
Jake wusste nur, dass sein Vater Tony Seward umgebracht hatte und der alte Seward damals versucht hatte, Owen Margley zu lynchen. Ohne das Eingreifen der Camerons hätte Seward wahrscheinlich Owen Margley getötet, die Ranch zerstört und die Frau und Kinder des Mannes, den er wie die Pest hasste, davongejagt in die Wüste.
»Warum sagt Seward denn solche Sachen, Mr Cameron?«, fragte Jake. Er musste sich hinlegen. Um ihn begann sich wieder alles zu drehen, und Cinthia Cameron, ein blondes, schlankes Girl von fünfundzwanzig Jahren, stieß entsetzt hervor: »Dad, was fehlt ihm?«
»Nichts, was er nicht überstehen könnte«, brummte Big Jim. »Zu viel Hiebe gegen seinen Kopf, aber das hat er in einer Woche vergessen. Liegst du gut, Jake?«
»Yeah – jetzt geht es wieder«, keuchte Jake. »Mr Cameron, warum – war Tony Seward selbst schuld?«
»Warum?«, knurrte Big Jim. »Er hätte anhalten sollen, als wir ihn dazu aufforderten. Stattdessen fing er an zu schießen, und da er gleich auf Sewards Weide jagte und mein Pferd traf, feuerte dein Vater ihm nach. Eine der Kugeln traf ihn dann wohl, genau gesehen haben wir das nicht mehr.«
Er sprach mit Widerwillen und ziemlich barsch – genauso wie Owen Margley, wenn irgendwann die Rede auf die Geschichte von damals kam. Owen Margley duldete es nie, dass man über die Sache redete.
»Und – warum hielt Dad ihn an?«
»Nun – wir spielten manchmal ein wenig zusammen«, murrte Big Jim. »Tony Seward konnte nie verlieren, und er gewann selten, bis sich das änderte. Wir wussten, dass er zu der Zeit mit einem Kartenhai aus El Paso zusammensteckte, und wir nahmen an, der Kerl hätte ihm beigebracht, mit gezinkten Karten zu spielen.
Well, als Seward dann dauernd gewann und wir verloren, wollten wir uns mal seine Taschen ansehen. Wir hätten es in der Stadt tun können, wollten aber kein Aufsehen. Darum warteten wir unterwegs auf ihn. Wenn der Kerl ein reines Gewissen gehabt hätte, hätte er ja anhalten können, was? Ich sage, er war ein Falschspieler, und er bekam genau das, was er verdiente.«
»Ein Falschspieler – ein Seward?«, fragte Jake verstört. »Mr Cameron, hat man denn bei ihm später – ich meine, fand man in seiner Kleidung irgendwo gezinkte Karten?«
»No«, grollte Cameron finster. »Einen Beweis dafür gab es nie. Darum behauptete Bill Seward auch immer, dein Vater hätte Tony erschossen, weil er – dein Vater – nicht verlieren konnte. Völliger Unsinn, Junge, ich war dabei. Dein Vater schoss erst, als mein Gaul am Boden lag und uns die Kugeln um die Ohren heulten.
Well, Bill Seward spielte verrückt, und wir brachten deinen Vater vor ihm in Sicherheit nach El Paso ins Jail. Nach zwei Monaten sprach der Richter, der damals nur alle Vierteljahr mal kam, deinen Vater frei. Für Bill Seward aber ist er das geblieben, was sich der alte Narr in den Schädel setzte – ein Mörder. Ich kann dir nur sagen, Tony Seward taugte nichts.«
Jake nickte schwach. Er wusste nun wenigstens, wie sich die Sache damals abgespielt hatte.
Big Jim Cameron knurrte vor sich hin, stieg dann auf die vordere Sitzbank des Wagens und winkte seiner Tochter, sich neben ihn zu setzen. Der Wagen ruckte an, und die Schmerzen in Jakes Kopf und Rippen verstärkten sich.
»Wir bringen dich nach Hause«, sagte Cameron neben Jake. »Hoffentlich explodiert dein Vater nicht. Vier Rinder sind für euch ein ziemlicher Verlust, was?«
*
Jake blickte verstohlen zu seiner Mutter. Er lag nun in seinem Bett, während seine Mutter an der Wand lehnte und nun wieder etwas Farbe in ihre Wangen krochen. Ihr erster Schreck war vorbei, aber noch zitterten ihre Hände unmerklich. Annabelle Margley war eine kleine, schmale Frau mit dunklen, großen Augen.
Als Tochter mexikanischer Eltern in Texas geboren, sah man ihr kaum etwas von ihrer Herkunft an. Sie redete nie viel und verstand es, mit wenig Geld ihre Familie zu versorgen. Auch jetzt schwieg sie, trat an die Waschschüssel, tauchte ein Handtuch ein, wrang es aus und kam zu Jake.
»Mutter, das wird von allein wieder«, brummte Jake. »Du solltest dir keine Sorgen machen, es heilt in ein paar Tagen.«
»Du hältst still«, befahl sie sanft.
»Warum bist du nicht davongeritten? Musstest du dich mit ihnen streiten?« Jake knurrte bissig. Das kühle Tuch tat ihm gut, verdeckte aber seine Sicht.
»Mein Pferd war doch weg. Immer bin ich für alle nur der Kleine. Mit David hätten sie das nicht gewagt. David hätte sie alle vier verprügelt. Und Steve erst, vor dem wären sie gleich weggelaufen, nur ich, ich bin ja der Kleine, mit mir können sie alles machen.«
»Mein Gott, Junge, du bist nicht der Kleine, wie oft soll ich dir das noch sagen?«, murmelte sie kopfschüttelnd. »Du bist der jüngste Margley, und du sollst vorsichtig sein, wenn dir Sewards Leute begegnen. Es wäre keine Schande gewesen wegzulaufen, hörst du?«
»No«, sagte er wild. »Als sie sich vor sechs Jahren mit Steve anlegten, hat er sie barfuß in die Kakteen gejagt.«
»Oh, dieser Junge, dieser Junge«, seufzte sie. »Er ist halb tot, und er redet immer noch so wild, als müsste er allein gegen die Sewards kämpfen. Vergleiche dich nicht mit deinem ältesten Bruder Steve. Wenn er seine Armeezeit herum hätte, dann …«
»Ja, ja, dann«, schnaufte Jake und schob das Tuch von seinem einigermaßen heilen Auge. »Dann würden sie sich vor Angst verkrochen haben. Steve ist der beste Sergeant der Armee, und so hart und schlau wie kein anderer in Fort Stanton.
Ich muss das wissen, er war mein Sergeant, aber geschenkt hat er mir gar nichts. Eher hat er noch mehr von mir verlangt als von anderen. Steve ist wie unser Vater, wenn den etwas ärgert, dann geht er los und schlägt alles kurz und klein. Ma, geh hinaus und sieh zu, dass du Vater beruhigst, sonst gibt es ein Unglück.«
Draußen dröhnte Owen Margleys Stimme über den Hof. Das Irenblut in ihm rebellierte.
»Dein Vater hört auf niemand außer Big Jim Cameron«, murmelte Annabelle Margley leise. »Ich kann ihn nicht zurückhalten, wenn er etwas tun will, das weißt du, Junge.«
Sie trat an das Fenster und sah über den Hof, in den David, der zweitälteste Sohn, sein schweres Pferd trieb. David war kein Riese, aber ungeheuer breit in den Schultern. Wenn er die Beine fest einstemmte, wirkte er wie ein behauener Felsklotz, den nichts umwerfen konnte
Wie Jake hatte er leicht rötliches Haar, das Erbe seines Vaters. Steve, seit fast sechs Jahren bei der Armee, bildete die Ausnahme in der Familie. Er besaß das schwarze Haar seiner Mutter, die hochgewachsene Gestalt seines Vaters und dessen helle Augen.
»Geh rein und sieh dir an, was Sewards Burschen mit dem Kleinen gemacht haben«, polterte Owen Margley. Er stand breitbeinig am Corral, in den er Jakes Pferd getrieben hatte. Cameron lehnte an den Stangen und rührte sich nicht. Cinthia Cameron saß in der Küche mit Concha Margley, der ältesten Tochter Owens.
David sprang ab. Er landete, wie immer er auch absprang, ob aus vollem Galopp oder aus scharfem Trab, leichtfüßig auf dem Boden. Seine Beweglichkeit hatte einmal vor vier Jahren Sewards Reiter getäuscht, als sie ihm im Seven River Saloon in der Stadt die Fäuste zeigten. Er hatte fünf Mann aus dem Saloon gefeuert.
»Wenn ich Steve jetzt hier hätte«, knirschte Owen Margley. Er knallte den oberen Gatterbalken in das Lager und reckte sich. David war auf der Südweide gewesen. Drei Schüsse waren das Zeichen für ihn gewesen, sofort auf die Ranch zu kommen, und er hatte kaum eine Viertelstunde gebraucht. »Ich würde mit David und Steve losreiten und den Halunken die Furcht einblasen, Jim.«
»Ein Glück, dass du Steve nicht hier hast, sondern noch drei Monate warten musst, bis er seine Dienstzeit herum hat«, brummte Big Jim Cameron. »Owen, du hättest auch mit Steve keine Chance gegen Sewards zwölf Mann.«
»Denkst