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Elfenzeit 5: Trugwandel. Uschi ZietschЧитать онлайн книгу.

Elfenzeit 5: Trugwandel - Uschi Zietsch


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wenn er vom Getreuen kommt.«

      Da musste sie auch lachen. Zärtlich strich sie über sein wolliges Haar. »Du bist … so anders. Ich weiß nie, wer du bist, selbst wenn du dich mir in deiner bevorzugten Gestalt zeigst.«

      »Ich will nur, dass du frei bist, Eledula. Du hast mit all dem hier nichts zu tun. Du sollst gehen, wohin du willst.«

      »Und … du?«

      »Ich habe noch eine Pflicht«, antwortete er. »Wahrscheinlich werde ich die Soldaten anführen. Ich weiß daher nicht, ob wir zusammen gehen können. Wenn nicht, suche den Cerviden Regiatus auf. Du wirst ihn leicht erkennen. Sag ihm, ich hätte dich geschickt und bitte für dich um Asyl bei den Crains. Er wird dich aufnehmen wie eine Schwester.«

      Sie musterte ihn prüfend aus goldgesprenkelten Augen. »Weil du … sein Bruder bist?«, wisperte sie, dicht an seinem Ohr.

      Er legte den Finger an ihre Lippen, dann nahm er ihn fort und drückte stattdessen seinen Mund darauf. Sie erwiderte den Kuss willig.

      »Sei unbesorgt«, flüsterte sie, als er sie wieder freigab. »Wie du sagtest, dies hier ist nicht mein Kampf, und ich schulde dir viel zu viel, nicht zuletzt, dass du mich vor der Falle bewahrt hast. Meine Treue gilt dir.«

      Er nickte stumm, und sie verließ ihn.

      Ainfar ließ den Blick durch den Thronsaal schweifen, der nach wie vor vollbesetzt war, doch die meisten Elfen wirkten jetzt bedeutend lebhafter und optimistischer als vor dem Eid. Sie vertrauten darauf, dass die Königin sie hier herausholen würde; schließlich hatte sie dieses Schloss gebaut. Ihr war einfach alles möglich.

      Auch draußen hatten sich die meisten Elfen in den Trümmern einigermaßen eingerichtet, teilweise richteten sie gemeinsam wieder Mauern auf und deckten sie ab, um den Schutz vor den Wolken zu erweitern. Die Ordnung war zurückgekehrt. Nur wenige Elfen hatten gänzlich aufgegeben und waren versteinert.

      *

      Melemida raschelte den Gang entlang, ihr Wurzelgeflecht erzeugte schleifende, kratzende Geräusche auf dem blinden Boden. Die Königin würde einen Tobsuchtsanfall bekommen, wenn sie das Schloss in diesem Zustand vorfand. Aber es war nicht zu ändern, im Moment konnten sie nichts tun.

      Die Tür zu Bandorchus Gemach war offen. Vorsichtig lugte die Dryade hinein und entdeckte den kleinen dicken, wie hieß er doch gleich … ja, richtig, Gofannon. Ein Gott sollte er mal gewesen sein. Jetzt hing er nur noch triefäugig an Bandorchus Rockzipfel und flehte um Erhörung.

      So dick sah er allerdings gar nicht mehr aus, sondern eher eingefallen. Er musste gestürzt sein, denn er richtete sich gerade ächzend auf, versuchte auf die Beine zu kommen und sackte schwach hin.

      Melemida sah ein Schwert zwischen ihm und … dem Getreuen liegen, der in sich zusammengesunken vor der Tür zum verbotenen Raum lag! In der Dryade zog sich alles zusammen und vor Schrecken verlor sie eine Handvoll Blätter.

      »Was hast du getan, Wahnsinniger?«, herrschte sie den Gott an, der aus trüben Augen zu ihr hochblickte. Er sah ganz und gar nicht gut aus, wirklich.

      »Ich, nichts«, antwortete er mit kränklicher Stimme. »Frag lieber, was er mir angetan hat!« Anklagend wies er auf den Getreuen.

      »Ist er tot?«

      »Ich hoffe es.« Gofannon bemerkte den Blick der Dryade zum Schwert und fügte schnell hinzu: »Wenn, dann nicht durch meine Hand.«

      »Was ist dann mit ihm geschehen?«

      »Ich weiß es nicht. Er muss erneut das Bewusstsein verloren haben. Ich habe ihn das erste Mal so vor dem Bett gefunden.«

      Melemidas Zweige knarrten. »Und versucht, ihn zu erschlagen.«

      »Na ja … also gut, schön, ich geb’s zu«, knurrte der Gott.

      Die Dryade knarzte vor Empörung. »Einen Wehrlosen, selbst wenn er der Getreue ist – das ist eines Gottes unwürdig! Du bist verachtenswert.«

      »Damit könnte ich problemlos leben, aber da ich keinen Erfolg hatte, kannst du mir gar nichts nachsagen, du vertrocknete alte Borke.« Gofannon schaffte es endlich, auf die Beine zu kommen, dann schwankte er in armseligem Stolz nach draußen und war weg.

      Die Dryade näherte sich vorsichtig dem leblos wirkenden Getreuen, vergewisserte sich ängstlich, dass die Kapuze immer noch übers Haupt gezogen war, und stupste ihn dann scheu an. »Herr? Gebieter? Was ist mit Euch? Kommt zu Euch, ich habe Nachrichten.« Sie beugte sich tiefer über ihn, versuchte ihn mit ihren Astarmen aufzusetzen.

      Da regte er sich plötzlich, als ein wenig von ihrer Aura auf ihn überglitt, und seine Hände schossen nach oben.

      *

      Schließlich wurde Ainfar unruhig. Melemida blieb zu lange fort, da stimmte etwas nicht. Er gab einem der wartenden Soldaten den Befehl, die Aufsicht zu übernehmen, und ging hinter dem Thron vorbei auf den Gang, der direkt zu Bandorchus Gemächern führte.

      Lange war er nicht mehr hier gewesen, und er war beunruhigt, dass eine Falle aufgestellt sein könnte, die ihn betraf. Schließlich hatten sie seiner nie habhaft werden können, nachdem er geflohen war, und auch seine Rückkehr nicht mitbekommen. Sein Bild war in den Köpfen der Elfen inzwischen erloschen, sie erinnerten sich nicht mehr an ihn. Nachdem er ins Schattenland hinaus geflohen war, hatte Bandorchu die Verfolgung abgeblasen und ihn seinem Schicksal überlassen. Was nicht bedeuten musste, dass sie nicht trotzdem rachsüchtig auf seine Rückkehr wartete und ihm eine Falle stellte.

      Doch die Sorge war unbegründet.

      Vielleicht … vielleicht hatte auch ein weiteres Mal Gwynbaen die Vorherrschaft errungen und dafür gesorgt, dass Ainfar fortan unbehelligt blieb. Immer noch gab es Hoffnung. Und genau deswegen würde er weiterkämpfen.

      Unbehelligt erreichte Ainfar das Schlafgemach der Königin, und wehmütige Erinnerung regte sich in ihm. Einmal nur wieder bei ihr sein … ihre Hand auf sich fühlen … ihren Duft einatmen …

      Aber nein, er hatte jetzt Eledula. Sie war die passende Gefährtin, Verwandte noch dazu. Beim Baum konnten sie sich ein neues Leben aufbauen, wenn das hier vorüber war. Wer wusste schon, vielleicht würden sie sogar eine Familie gründen, bevor alles endete, und ein Vermächtnis hinterlassen. Es wurde Zeit, an den Frieden und eine neue Zukunft zu denken.

      Ach, verdammt. Ainfar hatte sich zu sehr von seinen Gedanken ablenken lassen, daher traf es ihn unvorbereitet und wie ein Schock.

      Vor dem Bett lag Melemida, nicht mehr als eine ausgetrocknete Hülle, völlig leer, zusammengesunken, die Borke zusammengeschnurrt und rissig. Kein Blatt war mehr an ihr, viele zarte Zweige gebrochen.

      Vor der offenen Tür zum verbotenen Raum stand der Getreue, mit dem Rücken zu Ainfar. Seine breiten Schultern verdeckten die Sicht auf das Zimmer dahinter, nur der eine oder andere Lichtstrahl konnte sich an ihm vorbeistehlen.

      »Was ist geschehen?«, rief Ainfar betroffen und in aufkeimendem Zorn. Dieses Ende hatte die Dryade nicht verdient, die stets so treu und liebevoll für ihre Königin gesorgt hatte!

      »Ich weiß, die Königin wird zornig sein«, erklang die tiefe, leicht abwesende Stimme des Getreuen. »Doch ich hatte keine Wahl, ich brauchte ihre Lebenskraft.« Er wandte sich Ainfar halb zu, und weitere Lichtstrahlen schossen an ihm vorbei ins Gemach, stachen dem Tiermann in die empfindlichen Augen. Das Portal, dachte er.

      »Schicke mir noch ein Dutzend Diener, die leicht entbehrlich sind«, befahl er. »Ich brauche mehr. Erst dann habe ich genug Kraft, um den Weg zu öffnen.«

      »Ich soll Euch Elfen schicken, damit Ihr sie tötet?«, stieß Ainfar empört hervor.

      »Es ist notwendig, denn wenn ich nicht mehr bestehe, bleibt deine Königin für immer verloren. Ist das dein Ziel?« Eiskalt glitzernde Augen richteten sich auf den Tiermann.

      Ainfar erschauerte bis ins Mark. »Nein«, sagte er leise. Weil Gwynbaen immer noch in Bandorchu existiert, und sie vertraut mir, dass ich sie befreie! Wir haben einen Pakt …


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