Love Crash - Der Traum vom Neubeginn. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.
ich gehe morgen noch mal zum Arzt und lasse mich durchchecken.«
»Sehr gut. Dann gehen wir jetzt in die Bibliothek.«
»Oh, das sind ja ganz neue Töne.«
»Nicht wahr?« Melissa hakte sich unter und zog Julie sanft mit sich. Da der Strom an Studenten mittlerweile abgerissen war, bestand weniger Kollisionsgefahr.
»Warum lächelst du so seltsam?«
Doch Melissa schwieg hartnäckig, was eine gefährliche Kombination war, da sie normalerweise ständig quasselte und die Bibliothek mied.
Sie verließen das Hauptgebäude. Als Studenten konnten sie mit ihren Ausweisen jedes Gebäude auf dem Campus aufsuchen, auch die 24-Stunden-Bibliothek. Dort gab es sogar alte Bücher, die noch gar nicht digitalisiert worden waren.
Julie wollte links zum Lesesaal abbiegen, doch Melissa zog sie entschieden nach rechts. Dort wartete der Computerbereich.
»Was hast du vor?«
Sie sanken auf zwei Stühle, Melissa entsperrte den Monitor mit ihrer ID. »Wir finden jetzt heraus, was es mit Luca auf sich hat.«
»Auf keinen Fall!« Julie wollte sich erheben, wurde aber mit sanfter Gewalt zurück auf den Stuhl gedrückt.
»Du weißt, dass ich stärker bin.«
»Du nutzt meine körperliche Schwäche schamlos aus!«
»Ich war auch schon vorher stärker«, stellte Melissa klar. »Jetzt setz dich. Deine Mum hat bestimmt längst alles über ihn ausgegraben, aber sie ist eben eine 60er.« So nannte ihre Freundin alle Eltern, da sie davon ausging, dass alle um diese Zeit herum geboren worden waren. »Willst du etwa, dass deine Mum mehr über Luca weiß als du?«
Eine durchschaubare, miese Taktik. »Von mir aus! Aber unter Protest.«
Melissa öffnete die bekannten Social-Media-Seiten und tippte Luca Jackson in das Suchfeld. »Immerhin kennen wir dank deiner Mum und Cullen ein paar Fakten. Seltsam. Da ist tatsächlich gar nichts.«
Nun wurde auch Julie von einem Fieber gepackt. »Angeblich hat er nirgendwo ein Profil. Wechsel mal zu einer Suchmaschine.«
Melissa tippte den Namen auch dort ein. »Da gibt es verdammt viele. Auch bei den Bildern.« Sie runzelte die Stirn. »Aber da stimmt was nicht.«
»Was meinst du?«
»Kennst du das nicht? Wenn du einen Namen bei der Bildersuche eingibst, erhältst du oft die unterschiedlichsten Fotos. Vom Familienfest bis zum Bewerbungsfoto. Aber hier sieht alles auf Hochglanz poliert und gestellt aus.« Sie scrollte nach unten. »Warte mal.«
Kurzerhand kopierte Melissa eines der Bilder und lud es für eine weitere Bildersuche hoch. Das Ergebnis kam sofort. »Ein Model.« Sie wiederholten den Vorgang mit mehreren der anderen Bilder. »Jemand wollte die Sucherergebnisse manipulieren und hat Models gebucht, Hochglanzbilder gemacht und diese dann unter dem Namen Luca Jackson an ganz vielen Stellen und in Artikeln hochgeladen.«
»Aber ist das nicht aufwendig?« Julie betrachtete all die Models.
Einem unbedarften Beobachter würde nichts daran seltsam vorkommen, sah man davon ab, dass alle ziemlich gut aussahen und in den feinsten Klamotten steckten.
»Aufwendig ist gar kein Ausdruck. Models buchen, Bilder von Fotografen machen lassen, auf Dutzenden von Websiten Artikel lancieren, damit die Fotos auch weit oben angezeigt werden. Und dazu müssten alle Bilder von unserem echten Luca entfernt worden sein.«
»Geht das?«
»Es gibt Agenturen, die auf so etwas spezialisiert sind«, erklärte Melissa. »Ich habe mal darüber gelesen.« Auf Julies fragenden Blick ergänzte sie: »Da war diese Party, auf der ich mich übergeben habe. Janissa, die miese Kuh, hat ein Bild davon gemacht und hochgeladen. Ich hatte ernsthaft nachgedacht, so eine Agentur zu beauftragen.«
»Aber?«
»Viel zu teuer.«
»Wir können also davon ausgehen, dass Lucas Familie eine Menge Geld hat«, schloss Julie. »Er wurde komplett aus dem Internet getilgt.«
»Das Internet vergisst nie!«
»Was heißt das?«
Melissa zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung, aber das sagt Cullen immer. Es gibt bestimmt eine Möglichkeit, die Wahrheit herauszubekommen, auch wenn ich noch nicht weiß, wie wir das anstellen sollen.«
»Aber es gibt doch das Studentenverzeichnis.« Julie schnappte sich die Tastatur und tippte eifrig darauf herum. »Hier ist er.«
»Toll. Da steht sein Name, sonst nichts.«
Daneben war ein Bild zu sehen, doch viel mehr enthielt das Verzeichnis nicht. Gedankenverloren starrte Julie auf die Website. Warum wollte jemand seine gesamte Vergangenheit unsichtbar machen?
Sie wussten, dass Luca von einem anderen College hierher gewechselt hatte und das musste recht kurzfristig geschehen sein, doch woher er kam? Nicht einmal das war bekannt. Kein Wunder, dass sich jeder für ihn interessierte. Geheimnisse machten einen Menschen interessant. Julie fühlte hingegen lediglich Frustration.
»Wir haben nur noch ein paar Minuten bis zur nächsten Vorlesung«, erklärte Melissa nach einem Blick auf die Uhr. »Noch irgendeine Idee?«
»Ehrlich gesagt: Nein. Gibt es niemanden, der oft mit ihm abhängt? Du kennst doch jeden.«
»Es ist, wie Cullen schon sagte: Luca ist ein Einzelgänger. Manchmal sitzt er mit ein paar anderen Typen in der Cafeteria, aber anderswo habe ich ihn bisher nicht gesehen. Vielleicht ist er ja in einem Zeugenschutzprogramm. Das würde erklären, weshalb all seine Daten gelöscht sind und er sich von jedem fernhält.«
Einem Impuls folgend, öffnete Julie YouTube. »Zeig mir das Video.«
»Ach, Jules.«
»Mach schon.«
Melissa tippte ›New York, Unfall, Fliegenmädchen, Fahrrad‹ ein.
»Hey!«, protestierte Julie.
»Was?«
»Fliegenmädchen?«
Melissa winkte ab. »Klingt doch wie der Name einer Superheldin.« Sie blickte auf. »Aber erwähnt es trotzdem nie wieder.«
Innerlich wappnete Julie sich vor dem Anblick und den vermutlich hämischen Kommentaren darunter. Doch stattdessen erschien eine ganze Reihe von Videos, die nichts mit ihrem Unfall zu tun hatten.
»Seltsam«, murmelte Melissa. »Es sollte ganz oben stehen.« Sie scrollte durch die Liste. »Es ist weg.«
»Da hat jemand schnell reagiert.« Damit war endgültig klar, dass eine unbekannte Person alles dafür tat, Luca aus dem Rampenlicht zu halten.
»Jules, wir haben ab sofort eine Mission.«
»Zur nächsten Vorlesung gehen?«
»Du und ich werden gemeinsam das Geheimnis um Luca Jackson aufdecken«, verkündete Melissa feierlich. »Natürlich wird Cullen uns helfen.«
»Er freut sich bestimmt«, sagte Julie trocken.
»Wir sind das dynamische Trio.«
»Wohl eher das Trio infernale«, korrigierte sie. »Aber ein Drittel davon bewegt sich jetzt zur nächsten Vorlesung.«
»Ist ja gut, ich komme mit.«
Sie schlossen den Browser und Melissa loggte sich aus, obwohl Julie ihr ansah, dass sie am liebsten die Vorlesung geschwänzt hätte, um schon jetzt mit der Detektivarbeit zu beginnen. Noch während sie zum Vorlesungssaal liefen, tippte Melissa eifrig auf ihrem Smartphone herum. Dieses Mal war es Julie, die sich unterhakte und darauf achtete, dass sie mit niemandem kollidierten.
»In der Mittagspause gehen wir zu Cullen«, erklärte die Freundin.
»Du