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Briefe von Klara. Туве ЯнссонЧитать онлайн книгу.

Briefe von Klara - Туве Янссон


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gebrochen. Auf dem Regal im Bad standen noch zwei brennende Kerzen. Aber das Erstaunlichste war, dass die bedauernswerte Frau nach dem Unfall so gut gelaunt war, geradezu aufgekratzt. Das muss der Schock gewesen sein.

      DER SEEROSENTEICH

      Das Sommerhaus hatten sie vor allem deshalb gemietet, weil das Haus an einem Seerosenteich lag und ihr Urlaub angeblich in die Zeit der Seerosenblüte fiel. Außerdem gab es dort eine kleine Sauna, das Brennholz mussten sie jedoch extra bezahlen. An drei Seiten des Häuschens standen die Tannen wie eine dichte dunkelgrüne Mauer, die den Rest der Welt ausschloss, kein Mensch hätte ahnen können, dass der Bus nur einen Steinwurf entfernt vorbeifuhr. Es waren ihre ersten gemeinsamen Sommertage.

      Kati hatte Bertils Mutter bisher noch nicht kennengelernt, nur die Fotos gesehen, die Bertil von ihr hatte. Sie hatte das aristokratische Profil bewundert und die weißen Haare. Er versicherte, seine Mutter habe nichts gegen ihre freie Beziehung einzuwenden. »Kati«, sagte er, »mein Kätzchen, sie ist sehr modern, ich würde fast sagen jugendlich! Du wirst ja sehen!«

      Eine Woche bevor sie ins Sommerhaus ziehen wollten, wurde Bertils Mutter etwas matt, wie sie es nannte, und tastete sich durch die Wohnung, als wüsste sie nicht, was sie eigentlich suchte, und als Bertil helfen wollte, setzte sie sich einfach hin, sah ihn mit einem leichten Lächeln an und sagte: »Mein kleines Eichhörnchen, es ist nichts … Das große Eichhörnchen fühlt sich nur ein bisschen matt. Das geht bestimmt vorbei.«

      Bertil machte sich immer mehr Sorgen. Die Tage vergingen, und nichts wurde besser, im Gegenteil. Schließlich musste er mit Kati darüber sprechen. Kati erkundigte sich ganz sachlich: Käme seine Mutter drei Wochen alleine zurecht? Nein. Wäre sie mit einer Haushaltshilfe einverstanden? Nein.

      »Kati, mein Kätzchen, das ist nicht leicht für mich!«, rief Bertil aus.

      »Ja, ich glaube, ich weiß Bescheid. Der große Kater hat es nicht leicht gehabt.«

      Er fuhr fort: »Und warum ausgerechnet jetzt! Ganz plötzlich. Sie drückt ihre Zigaretten nicht ordentlich aus, lässt sie überall glühend herumliegen. Sie weiß nicht, ob sie ihre Medikamente mehrmals täglich genommen hat oder gar nicht!«

      »Und was«, fragte Kati, »was würde passieren, wenn sie die Tabletten mehrmals nehmen würde oder sie wegließe?«

      Als Bertil nicht antwortete, sagte sie: »Großer Kater, lass sie mitkommen. Wahrscheinlich ist es an der Zeit, dass ich deine Mutter kennenlerne.«

      Und er sagte: »Ich liebe dich, danke, danke, mein Kätzchen!«

      Bertil und seine Mutter stiegen an der Kreuzung aus dem Bus und nahmen den kurzen Pfad durch den Wald. Kati hatte das Essen fertig vorbereitet. Bertil brachte Wein mit und je einen Strauß Blumen für die Damen, er war geradezu ausgelassen und gab während der ganzen Mahlzeit Anekdoten zum Besten. Als es still wurde, drehte die Mutter sich zu ihm um und sagte: »Aber mein kleines Eichhörnchen hat ja keinen Aschenbecher hingestellt?« Und er antwortete mit ebenso zärtlicher Stimme: »Ja, weil das große Eichhörnchen viel zu viel raucht …« Dann zündete er ihre Zigarette an, und sie klatschte ihm neckisch leicht auf die Hand und sagte: »Na, na, jetzt wollen wir nicht gleich übertreiben …«

      Kati stellte einen Aschenbecher auf den Tisch, räumte das Geschirr ab und brachte den Kaffee.

      Jeden Tag gingen die Rituale weiter, winzig und unauffällig, kleine Koketterien, die wohl schon so lange eingeübt waren, dass Bertil und seine Mutter sie einander vorspielten, ohne sich dessen bewusst zu sein. Rituale, die aus Andeutungen bestanden, aus halb fertigen Sätzen, die auf das lange gemeinsame Leben der beiden anspielten und sie in einen unerreichbaren Kokon aus Erinnerungen einwebten, manchmal waren es nur ein paar Worte, ein kleines Lachen, ein Seufzer, ein Händedruck.

      »Kati«, sagte Bertil, »was meinst du, fühlt meine Mutter sich wohl?«

      »Das möchte ich doch annehmen«, antwortete Kati, »aber sag mal, wo habt ihr das mit den Eichhörnchen hergenommen?«

      Bertil sagte:

      »Ich könnte den Abwasch übernehmen, das wird vielleicht lästig für drei anstatt für zwei …«

      »Kein bisschen«, sagte sie, »Hauptsache, ihr haltet euch so viel wie möglich im Freien auf. Jetzt, wo so schönes Wetter ist.«

      Bertil hatte Gartenmöbel in fröhlichen glänzenden Farben besorgt und dazu einen Sonnenschirm, das alles war auf dem Hang vor dem Seerosenteich aufgestellt.

      Die Mutter fragte, warum blühen sie denn nie, diese Seerosen, und Kati antwortete, dauert nicht mehr lang, demnächst.

      Die Mutter fuhr fort: »Es ist mir wichtig, dass sie blühen. Sag Bertil, er soll herkommen.«

      Und Kati sah durchs Fenster, wie sie unter dem Sonnenschirm saßen und miteinander flüsterten, ja, bestimmt flüsterten sie.

      Das gute Wetter hielt an.

      »Mein kleines Eichhörnchen«, sagte die Mutter, »warum ist sie so schweigsam?«

      »Ist sie das? Kati? Tja, mag sein …« Und Bertil rückte den Sonnenschirm zurecht und ging zum Tischlerschuppen, um irgendwas, das ihn interessierte, auszubessern.

      Es war am Anfang ihrer zweiten Woche, als das Eichhörnchen aus dem Wald heraushüpfte und planlos hin und her rannte, bis es sich in der Nähe der Stelle, wo die Mutter saß, hinhockte und sie mit, wie es schien, großer Aufmerksamkeit anguckte.

      »Es hat mich angeschaut! Lange!«, erzählte sie. »Als wollte es etwas von mir … Wir müssen es füttern.«

      Bertil stellte den Futternapf des Eichhörnchens von Tag zu Tag näher an den Stuhl der Mutter, und wie sie so dasaß und unter dem Sonnenschirm wartete, wurde das neugierige, freche Tierchen immer wichtiger für sie. Schließlich kam es zu ihr her und fraß ihr aus der Hand. Bertil saß ihr gegenüber, er konnte nicht immer unterscheiden, ob die Mutter mit dem Eichhörnchen plauderte oder mit ihm. Das wurde zu einem kleinen Familienscherz zwischen den beiden.

      »Und wann blühen diese Seerosen endlich auf, damit das Wasser weniger schwarz wird!«, fragte sie. »Großes Eichhörnchen mag es nicht, dass es so schwarz ist …« Mit einem traurigen Lächeln sah sie Bertil an, er sagte: »Ich weiß. Aber darüber wollen wir nicht … Bis dahin dauert es noch lange …« Sie verstummten, und der Sonnenuntergang nahm seinen gewohnten Weg über den Tannenwald und in einer kurzen brandgelben Spur über den Teich.

      Eines Morgens war das Eichhörnchen verschwunden. Den ganzen Tag lang kam es nicht an seine Futterstelle. Die Mutter wartete und wartete und wurde von einer Bedrücktheit erfasst, die nur Bertil verstehen konnte. Er kam ins Haus und sagte: »Kati, wir müssen dieses Eichhörnchen für sie finden. Sie hat ihre Medikamente jetzt am Vormittag zweimal nehmen müssen. Es gelingt mir nicht, sie zu beruhigen! Dieses Eichhörnchen bedeutet etwas, verstehst du!«

      »Das habe ich gemerkt«, sagte Kati. »Reg dich nicht auf, alte Leute bilden sich alles Mögliche ein.« Und an den Herd gewandt fügte sie hinzu: »Vielleicht haben die Krähen es geholt.« Bertil ging in den Wald, um das Eichhörnchen zu suchen, er rief und lockte und kam zurück und sagte, es ist wohl woandershin gezogen, was sollte er sonst sagen.

      Die Mutter rief: »Aber es hat etwas bedeutet! Das macht mir Angst!«

      Da wurde er müde und sagte: »Du übertreibst! Das hat nichts mit dir zu tun, in jeder Ecke gibt es tausend idiotische Eichhörnchen, und die bedeuten einfach nur tausend idiotische Eichhörnchen!«

      Die Mutter weinte ein bisschen, ganz leise, und er versuchte sie zu trösten und bat um Verzeihung, direkt vor dem Abendessen versöhnten sie sich.

      Als Bertil Kati in dieser Nacht in die Arme nahm, flüsterte er: »Mein Kätzchen …« Sie entzog sich und sagte: »Hör auf damit. Das ist kindisch.«

      Am nächsten Morgen waren die Seerosen auf dem ganzen Teich aufgeblüht. Bertil stellte den Gartenstuhl der Mutter hinunter ans Ufer.

      »Schön, nicht


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