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Sophienlust Box 14 – Familienroman. Aliza KortenЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Box 14 – Familienroman - Aliza Korten


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muss. Von meiner Seite ist es dir gegenüber nur Verliebtheit gewesen – nicht Liebe. Ich sag’ dir das offen, weil dir die Trennung dann sicher leichterfallen wird. Ich habe mir etwas vorgegaukelt, weil ich allein war und nicht gern allein bleiben wollte.«

      Sie machte eine abwehrende Handbewegung. »Schon gut. Ihr Männer kommt ja immer aus so einer Sache fein heraus. Der Herr Staatsanwalt zieht natürlich eine ehrbare, ungeschiedene Ehe vor. Ist ja auch für die Karriere besser, nicht wahr?«

      Achim schwieg. Irgendwie konnte er Lieselotts Bitterkeit verstehen. Er war gerecht genug, sich einzugestehen, dass es an ihm gewesen wäre, von vornherein nein zu sagen.

      »Es tut mir leid, Achim«, fuhr sie fort. »Wir zwei passen so gut zusammen. Wenn Isolde nicht von sich aus fortgegangen wäre, hätte ich wahrscheinlich keinen Schritt in dieses Haus gesetzt.«

      »Ich weiß, Lieselott, dich trifft ganz gewiss keine Schuld.«

      Sie hob die Schultern. »Dafür kann ich mir nichts kaufen, Achim. Aber sei beruhigt, ich laufe dir nicht nach. Ich bin noch nie einem Mann nachgelaufen. In fünf Minuten gehe ich. Dann siehst du mich nie wieder.« Ihr Stolz schien tief verletzt zu sein.

      Er senkte den Blick. Es war keine besonders angenehme Situation für ihn. Insgeheim war er ihr dankbar, dass sie die Szene von sich aus beendete – resolut, wie es ihre Art war.

      Sie verließ das Wohnzimmer. Er hörte sie durch die anderen Räume gehen. Wahrscheinlich suchte sie ihre Sachen zusammen, die überall verteilt waren. Denn Lieselott hatte sich zu Hause gefühlt.

      Dann steckte sie den Kopf wieder durch die Tür. »Leb wohl, Achim.«

      Er kam in die Diele und nahm ihre Hand, die eiskalt war.

      »Ich kann dich nur um Entschuldigung bitten, Lieselott. Wenn ich dir sonst irgendwie helfen kann?« Es war ihm sehr peinlich.

      »Meinst du etwa Geld?«, spottete sie. »Ich verdiene genug und wäre die Letzte, die dich erpresst. Alles Gute, Achim. Gegen die Ehefrau hat man nun mal keine Macht.«

      Achim kam sich ziemlich miserabel vor, als er sie bis zu ihrem roten Mini begleitete, der unter der Laterne parkte. Sie warf ihren kleinen Koffer auf den Rücksitz, stieg ein und fuhr an, indem sie viel zu viel Gas gab.

      Ihm war, als habe er Tränen auf ihren Wangen gesehen.

      Warum habe ich das nur getan?, fragte er sich. Ich habe sie niemals wirklich geliebt. Das hätten wir uns ersparen können.

      *

      Achim von Rettwitz hatte nicht gut geschlafen, als er sich am Montagmorgen zur gewohnten Stunde erhob. Auch unter der kalten Dusche wurde er nicht recht frisch. In der Küche braute er sich einen starken Kaffee, der ihm aber bitter auf der Zunge brannte.

      Ehe er zum Gericht fuhr, wo er an diesem Tag zwei wichtige Sitzungen hatte, rief er in Sophienlust an und sprach mit Isolde. Sie plauderte glücklich und ahnungslos mit ihm. Wahrscheinlich werde sie noch heute mit Denise zu Dr. Brachmann, dem Rechtsanwalt der Familie, fahren, um so bald wie möglich den Antrag auf die Adoption des Kindes zu stellen.

      »Wunderbar, Isolde«, antwortete Achim. »Ruf mich heute Abend an und erzähle mir, was daraus geworden ist. Ich wünschte, du wärest schon hier.«

      »Ich beeile mich, Achim. Es wird sicherlich nicht lange dauern. Ich möchte mich nur jetzt nicht von Micki trennen, sondern sie darauf vorbereiten, dass sie mit uns kommen soll. Du hast ihr übrigens gut gefallen.«

      »Da bin ich aber froh«, seufzte er. »Man muss doch bei seiner zukünftigen Tochter einen guten Eindruck machen.« Isolde sollte nicht merken, wie schwer es ihm fiel, sich unbefangen und fröhlich zu stellen.

      Nachdem er aufgelegt hatte, nahm er seine Aktenmappe. Am Montag kam stets die Portiersfrau, um gründlich sauber zu machen. Vielleicht würde sie sich wundern, dass seine sogenannte Kusine so plötzlich abgereist war.

      Achim holte den Wagen aus der Garage und fuhr in die Stadt zum Gericht. Irgendwie musste er mit sich und seinem schlechten Gewissen fertig werden. Lieselott tat ihm schrecklich leid, aber er war fest entschlossen, sich nie wieder mit ihr in Verbindung zu setzen, weil er damit nur alles schlimmer machen würde.

      Der Tag schleppte sich mühselig hin. Es gab Ärger in einer Gerichtsverhandlung, weil einige Unterlagen sich nicht auffinden ließen. Auch sonst schien an diesem Montag eigentlich nichts so recht zu klappen.

      Erst nach sechs Uhr abends verließ Achim das ehrwürdige Gebäude mit dem Abbild der Justitia über dem Portal wieder. Sein Wagen war einer der letzten auf dem Parkplatz.

      Kaum war er zu Hause, klingelte auch schon das Telefon. Er lächelte und nahm ab. Das musste Isolde sein!

      »Hallo? Bist du es, Achim?« Das war Lieselotts Stimme.

      »Ja, natürlich – guten Abend.« Ihm wurde plötzlich heiß und dann wieder eiskalt. Mit einem Anruf von Lieselott hatte er nicht gerechnet.

      »Bist du allein?« Vorsichtig klang es, zögernd.

      »Ja.« Er kam ihr mit keinem Wort entgegen.

      »Tut mir leid, dass ich mich doch noch einmal melden muss, Achim. Es ist eine ziemlich dumme Geschichte.«

      Das hörte sich alarmierend an. Nun fragte er doch: »Was ist los, Lieselott? Kann ich dir helfen?«

      »So einfach ist es nicht, Achim. Ich sag’ es dir nicht gern am Telefon. Soll ich zu dir kommen? Es ist nicht in fünf Minuten besprochen, fürchte ich.«

      Achim war erschrocken. Nein, sie durfte nicht mehr in sein Haus kommen – nicht ein einziges Mal. Wahrscheinlich wollte sie jetzt versuchen, um ihn zu kämpfen. Es mochte ihr nun leidtun, dass sie gestern abend so rasch gegangen war.

      »Unmöglich, Lieselott. Ich erwarte nachher noch Besuch.«

      »Verschieben wir es auf morgen, Achim?«

      »Morgen geht es auch nicht. Möglicherweise kommt Isolde«, log er, um ihr klarzumachen, dass es gänzlich unmöglich sei. »Sage mir doch, was du möchtest.«

      »Es handelt sich nicht unbedingt um mich, Achim – oder wenigstens nicht allein um mich.«

      Wie rätselhaft sie sich ausdrückte! Wahrscheinlich wollte sie sich damit interessant machen. Lieselott, die ihm heute früh noch leid getan hatte, wurde ihm plötzlich unsympathisch.

      »Ich möchte jetzt gern wissen, worum es geht, Lieselott«, drängte er. »Jetzt sind wir ungestört. Du kannst es also auch am Telefon sagen, meine ich.«

      »Wenn du darauf bestehst, nun gut. Ich war heute nicht im Dienst, sondern beim Arzt. Eigentlich habe ich es schon geahnt. Aber nun steht es fest, dass ich ein Kind erwarte.«

      Achim schluckte einmal und schloss die Augen.

      »Du hast mir nie etwas davon angedeutet, Lieselott«, brachte er schließlich gepresst hervor. »Das ist freilich in unserer Lage etwas kompliziert.«

      »Ich habe mir keine Gedanken und keine Sorgen gemacht, weil wir bald heiraten wollten, Achim«, fuhr sie leise fort. »Als ich heute früh aufstehen wollte, wurde mir übel. Da bekam ich einen gewaltigen Schrecken und meldete mich beim Arzt an. Ich versuche schon seit zwei Stunden, dich telefonisch zu erreichen.«

      »Lieselott, selbstverständlich werde ich für das Kind aufkommen. Ich mache mir jetzt die schrecklichsten Vorwürfe, dass ich dich in solche Schwierigkeiten gebracht habe.«

      Er hörte, dass sie leise schluchzte. Das war sonst wahrhaftig nicht ihre Art.

      »Es …, es ist so unsinnig, Achim«, begehrte sie auf. »Du willst ein fremdes Kind adoptieren, weil Isolde keins mehr haben kann – und ich werde dir ein eigenes Kind schenken. Warum willst du dich an Isolde klammern? Ihr hattet euch nichts mehr zu sagen, und wir sind so glücklich gewesen.«

      »Lieselott, ich gebe zu, dass man das kaum am Telefon besprechen kann. Ich muss nachdenken, damit wir einen Ausweg finden. Finanziell nehme ich selbstverständlich alle Konsequenzen auf mich.«


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