Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
Hauptsache ist, daß sie anständige Männer werden«, sagte Georgia. »Wir werden uns mit dem einen Sohn begnügen müssen, Frieder, Martina und Annabel werden noch mehr Kinder in die Welt setzen.«
»Und wenn dir eins nicht langt, kannst du bei den andern aushelfen«? sagte er.
»Aber ich möchte dich soviel wie nur möglich für mich haben.«
Aber dann wurde gefeiert, und niemand verschwendete einen Gedanken an einen Christoph Wellinger, der in Frankreich begraben wurde.
Als Georgia vier Monate später erfuhr, daß Pierre Montand plötzlich an einem Herzinfarkt verstorben war, sorgte sie großzügig für seine Witwe und die drei Kinder.
Ihr Leben war reich an Freude. Martina schenkte einem Sohn das Leben, der auf die Namen Jobst Jochen getauft und Jojo genannt wurde, was Kathrin besonders hübsch fand, und im Sommer darauf konnte Annabel ihrem überglücklichen Mann eine süße kleine Tochter in den Arm legen.
Da war Toby eigentlich nur beleidigt, daß er sie nicht zuerst sehen durfte, aber noch viel tiefer gekränkt hätte es ihn, wenn sie nicht auch den Namen Annabel bekommen hätte. Aber er hatte ja seinen Papi ganz auf seiner Seite, als die Mami dagegen protestiert hatte.
Und inzwischen gehörten auch Daniel und Fee Norden zu den wenigen, die wußten, daß Tobys geliebte Mami auch seine richtige Mutter war. Jochen hatte es Dr. Norden anvertraut, als Annabel das Baby erwartete. Da hatte er gesagt: »Ich kann nur hoffen, daß es genauso wird wie Toby.«
Und die kleine Annabel hatte das Glück, nicht nur von ihren Eltern geliebt zu werden, sondern auch von ihrem großen Bruder.
Wenn Fee Norden für einen besonderen Anlaß ein ganz besonders schönes Kleid brauchte, suchte sie die Modeschöpferin Melanie Dittmar auf. Fee konnte sicher sein, daß diese ihr einen Freundschaftspreis machte, und das nicht nur, weil Fee eine so besonders aparte Frau war, für die man mit Begeisterung arbeitete.
Melanie hatte Dr. Norden viel zu verdanken. Er hatte sie durch eine gezielte Behandlung von einem Schilddrüsenleiden ohne Operation kuriert, das ihr psychisch mehr zu schaffen gemacht hatte als physisch. Und vor dem Chirurgen hatte Melanie eine heillose Angst gehabt.
Vielleicht war Melanies Krankheit auch schuld daran gewesen, daß ihre Ehe in eine so schwere Krise geraten war, die dann die Scheidung zur Folge hatte. Sie hatte sich von ihrem Mann, dem Bauunternehmer Vinzenz Dittmar, unverstanden gefühlt. Sie hatte sich auch unausgefüllt gefühlt, als die einzige Tochter Susanne den Kinderschuhen entwachsen war und oft die Partei des Vaters ergriffen hatte. Sie wollte wieder in den Beruf zurück, den sie des Kindes wegen aufgegeben hatte, sie wollte ihre Talente nützen. Das hatte ihrem Mann nicht gepaßt. Sie hätte das wahrhaftig nicht nötig, und was sollten die Leute denken, hatte er gesagt. Keiner hatte nachgegeben. Und seit der Scheidung vor sechs Jahren hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt.
Das wußte Fee Norden, und wenn sie es auch nicht ganz verstehen konnte, so meinte sie doch, daß reife Menschen wissen müßten, was sie tun. Vinzenz Dittmar, der ebenfalls ein Patient ihres Mannes war, besaß ihre Sympathie genauso wie Melanie. Ihr tat nur Susanne leid, die zwischen den Eltern stand, die beide liebte und keinem weh tun wollte.
Als Fee das Modestudio von Melanie betrat, kam Susanne gerade aus dem Atelier. Sie sah entzückend aus, war wie immer nach neuestem Schick gekleidet, an diesem Tage aber ganz besonders anziehend.
Ihre samtbraunen Augen leuchteten auf, als sie Fee anblickten. »Wie freue ich mich, Sie zu sehen, Frau Dr. Norden«, sagte sie mit schwingender Stimme. »So können Sie auch gleich die große Neuigkeit erfahren. Ich werde in vier Wochen heiraten.«
Fee war überrascht. »Und wer ist der Glückliche?« fragte sie.
»Adrian von Cordes. Heute feiern wir mit Paps Verlobung, am Wochenende mit Mami. Vielleicht bekommen wir sie zur Hochzeit doch noch an einen Tisch.«
Du liebe Güte, dachte Fee, wenn die Hochzeit schon in vier Wochen sein soll, warum dann erst noch eine Verlobungsfeier und ein gewisses Befremden konnte sie auch nur schwer unterdrücken, denn der alte Baron von Cordes war als sehr adelsstolz bekannt.
Susanne hatte es dann sehr eilig, und Melanie verabschiedete gerade eine Kundin, die ihr anscheinend nicht recht in den Kram paßte.
Melanies Miene hellte sich auf, als sie Fee begrüßte. »Wenigstens ein Lichtblick an diesem Morgen«, seufzte sie.
»Freut es Sie denn nicht, daß Susanne so glücklich ist?« fragte Fee bestürzt.
»Ach, Sie haben die Neuigkeit schon vernommen«, sagte Melanie freudlos.
»Susanne hat es mir eben gesagt. Sie sind nicht einverstanden, Melanie?«
»Keineswegs, aber ich will ihr nicht dreinreden. Warum wohl will ein Cordes die Tochter eines Bauunternehmers heiraten? Er hat Adel, sie hat Geld«, sagte Melanie bitter. »Und wer den alten Cordes kennt, weiß, daß ihnen das Wasser bis zum Hals stehen muß, daß er mit dieser Verbindung einverstanden ist. Aber daß Vinzenz das mitmachte, erbittert mich.«
»Susanne macht doch aber einen sehr glücklichen Eindruck«, lenkte Fee ein.
»Sie ist neunzehn, völlig unerfahren, und der Himmel hängt ihr voller Geigen. Ich sehe das ganz anders, Fee«, sagte Melanie deprimiert.
»Aber sie ist entzückend, warum sollte da auch bei dem jungen Cordes nicht das Herz entschieden haben?«
»Er ist eiskalt und berechnend«, ereiferte sich Melanie. »Natürlich ist ihm ein hübsches, reiches Mädchen lieber als eine häßliche arme Adlige, aber ich sehe all die Konflikte schon im voraus.«
Sie ist nicht objektiv, dachte Fee. Weil ihre Ehe schiefging, hat sie diesbezüglich Komplexe bekommen.
»Als ich Vinzenz geheiratet habe, besaßen wir nicht viel«, fuhr Melanie gedankenverloren fort. »Da war es wirklich Liebe. Aber mit zunehmendem Wohlstand verflachten die Gefühle. Er hatte nur seine Geschäfte im Kopf. Er wollte nur noch Geld scheffeln, und das ist ihm auch gelungen. Daß eine Frau auch ihre eigene Persönlichkeit entfalten möchte, dafür hatte er kein Verständnis. Eine Frau gehört ins Haus, an den Herd und in die Kinderstube. Diesbezüglich ist er auch ein richtiger Spießer geblieben. Und sein Größenwahn geht soweit, Susi mit einem Erbschleicher zu verkuppeln.«
»Sind Sie nicht ein bißchen ungerecht, Melanie?« fragte Fee vorsichtig. »Es scheint doch so, als sei Susanne wirklich glücklich.«
»Ich sagte es ja schon, sie schwebt im siebenten Himmel, und ich vermag es nicht, sie auf die Erde zurückzuholen. Sie würde mich hassen, wenn ich ihr meine Meinung ehrlich sagen würde. Und ich fürchte, ihr Vater wird sich dafür ruinieren, um ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Ich werde also meiner Tochter ein Brautkleid nähen, in das ich viele Tränen hineinweinen werde.«
»Vielleicht sehen Sie zu schwarz, Melanie«, sagte Fee.
»Ich weiß, was aus einer Ehe werden kann, die aus Liebe geschlossen wurde. Was soll da erst aus einer Ehe werden, die nur aus materiellen Gründen geschlossen wird? Das kann mir niemand ausreden. Ich weiß, wie es um die Cordes steht. Ich habe Erkundigungen eingezogen.«
*
Diesbezüglich übertrieb sie keineswegs. So entzückt Fee Norden von dem Abendkleid war, das Melanie für sie entworfen und geschaffen hatte, sie ging mit sehr gemischten Gefühlen. Melanie mochte in mancher Hinsicht sehr eigensinnig sein, aber sie liebte ihre Tochter und wollte nur ihr Glück.
Und hätte Fee das Gespräch belauschen können, das Aribert von Cordes jetzt mit seinem Sohn Adrian führte, hätte sie volles Verständnis für Melanie gehabt.
»Es gibt keine andere Lösung, Adrian«, sagte der Baron. »Wir müssen in den sauren Apfel beißen, sonst verlieren wir alles. Die einzige standesgemäße Partie mit Vermögen wäre Cecile gewesen, und ausgerechnet sie entscheidet sich für einen Bürgerlichen.«
»Erinnere mich bitte nicht daran,