Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
hübsch in die Enge gedrängt.
»Ich lebe ja sehr zurückgezogen«, sagte er reserviert, »aber Adrian wird sicher einige Freunde einladen. Gestatten Sie mir bitte die Frage, ob nicht Herr Dittmar die Hochzeit ausstatten wollte.«
»Susanne ist auch meine Tochter. Ich denke, wir werden uns einigen«, erwiderte Melanie. »Da Susanne die Mitgift von ihrem Vater bekommt, wird mir erlaubt sein, die Hochzeit auszustatten. Es ist ein wenig kompliziert, das mag Sie stören, Herr Baron.«
Es hatte ihn freilich gestört, aber um nichts in der Welt wollte er das jetzt zugeben. Und über die Mitgift sollte schon gar nicht gesprochen werden. Doch so weit ging Melanie dann doch nicht.
Susanne wollte über Nacht bei ihrer Mutter bleiben. Adrian fragte, ob er sie dann zu einem Ausflug abholen dürfe.
»Ich habe Melanie und Susanne schon zu mir eingeladen«, warf die Fürstin rasch ein. »Aber es würde mich freuen, wenn Sie mitkommen würden.«
»Wenn ich nicht störe«, sagte Adrian stockend.
»Aber nein. Bei uns geht es ganz unkonventionell zu. Wir gehen mit der Zeit«, sagte Claire hintergründig. »Es darf gespielt und gelacht werden.«
Nun, genügend kalte Duschen hatte Baron Aribert bekommen. Er war recht schweigsam auf der Rückfahrt.
»Ich bin sehr froh, daß der Hochzeitstermin schon festgesetzt ist«, sagte er, als sie zu Hause angekommen waren. »Hubertus könnte eine ernsthafte Konkurrenz sein.«
»Davon hatte ich keine Ahnung«, sagte Adrian düster. »Ich glaube auch nicht, daß Susanne sich für ihn interessiert hat.«
»Habe ich meine Sache gut gemacht?« fragte die Fürstin lächelnd.
»Hubertus hat sich doch nie für mich interessiert«, sagte Susanne verlegen. »Er hat doch Rosemarie.«
»Aber der alte Cordes hat das Zittern gekriegt«, freute sich Claire. »Du liebe Güte, der erstarrt ja noch in Etikette. Eine fröhliche Jugend hat Adrian wohl nicht gehabt. Aber ich muß sagen, daß er mir besser gefällt, als ich dachte.«
Susanne legte den Kopf zurück. »Ich heirate ihn, weil ich ihn liebe, nicht weil er ein Baron ist«, sagte sie.
Der Fürstin lag es auf der Zunge zu sagen, daß sie dann froh sein könne, die Tochter eines reichen Vaters zu sein, aber sie unterließ es.
»Ein bißchen eifersüchtig darf er ruhig werden«, meinte sie. Und dagegen hatte auch Susanne nichts einzuwenden.
*
Der Sonntag zeigte sich von seiner besten Seite. Ein wolkenloser Himmel, strahlender Sonnenschein und ein leichter, frischer Wind verlockten auch die Familie Norden zu einem Ausflug.
Ein einsamer Sonntag stand Vinzenz Dittmar bevor, und das behagte ihm gar nicht.
Ich werde Susanne jetzt ganz verlieren, dachte er trübsinnig. Und das finanziere ich auch noch.
Und weil er nichts Besseres zu tun wußte, faßte er den Entschluß, das Seegrundstück zu inspizieren, durch das die Verbindung zwischen Adrian und Susanne eigentlich erst zustande gekommen war. Baron Cordes hatte sich zum Verkauf entschließen müssen, um sich einigermaßen über die Runden zu bringen. Interessenten hatte es genug gegeben, aber keiner hatte den Preis zahlen wollen, den er forderte.
Aber dann hatte Adrian den Bauunternehmer Dittmar aufgesucht, und dabei hatte er Susanne kennengelernt. Ja, so hatte es angefangen.
Und da war nicht nur das Seegrundstück, sondern es gab auch noch einige Wiesen und Felder, die aus Mangel an Arbeitskräften nicht mehr bestellt werden konnten.
Vinzenz Dittmar hatte das große Geld gemacht, weil er der Zeit und ihren Gegebenheiten immer voraus gewesen war. Er hatte den besagten guten Riecher für erfolgreiche Unternehmungen.
Es war ihm ganz willkommen gewesen, daß Susanne sich Hals über Kopf in Adrian verliebt hatte. Von sich aus hätte er die Verbindung doch nicht forciert, aber gewundert hatte es ihn auch, daß selbst der alte Cordes keinen Widerspruch erhob. Nun wußte er ja warum. Cordes stand vor dem Nichts. Er war kein Geschäftsmann, und er hatte anscheinend auch die falschen Berater gehabt.
Wer diese waren, wußte Vinzenz Dittmar inzwischen auch, und er konnte es sich ausrechnen, daß diese den Baron kräftig übers Ohr hauen wollten.
Es handelte sich um den Freiherrn von Kettelau und den Gründstücksmakler Arno Steffens, der Vinzenz wegen krummer Geschäfte wohlbekannt war. Sie hatten Cordes eingeredet, daß die Wiesen und Felder niemals zum Bauland deklariert werden würden.
Wenn Vinzenz Dittmar jetzt Zweifel kamen, dann nur deshalb, ob man nicht auch Susanne als Mittel zum Zweck betrachtete. Und ihm war auch der Gedanke gekommen, ob Melanie diesbezüglich nicht doch den besseren Riecher hatte.
Dieser Gedanke war ihm gekommen, als Susanne ihn am Morgen angerufen hatte, um ihm zu sagen, daß sie bei der Fürstin Ravensport eingeladen wären.
Und er marschierte jetzt allein durch die Gegend, am See entlang.
Was hier entstehen sollte, würde einmalig sein. Er hatte die Pläne im Kopf. Er hegte keinen Zweifel, daß sie genehmigt würden. Er setzte sich auf einen Baumstumpf und genoß den herrlichen Blick, und dabei wurde ihm ein wenig wohler.
Doch da vernahm er leise Stimmen. »Das ist das Grundstück, Tatja«, sagte eine Männerstimme. »Damit hat sich Dittmar den adligen Schwiegersohn nämlich erkauft.«
Vinzenz kochte schon innerlich, aber er war nicht mehr so impulsiv wie früher. Er hatte es auch gelernt, diplomatischer zu werden. Melanie hatte früher immer an ihm bemängelt, daß er zu schnell und zu heftig reagierte, wenn er sich angegriffen fühlte.
»Ich werde schon dafür sorgen, daß sie keine Freude an ihm hat«, sagte die helle Frauenstimme mit einem höhnischen Lachen. »Er soll sie nur richtig ausnehmen, und dann sind wir am Drücker, Brüderchen. Wenn ich deiner Unterstützung sicher sein kann, brauchen wir auch nicht lange zu warten. Jetzt werden wir den guten Aribert aufsuchen und ihn weichklopfen, damit wir zur Hochzeit eingeladen werden.«
Die Stimmen entfernten sich. Vinzenz blieb ruhig sitzen. Einen dankbaren Blick schickte er zum Himmel empor.
»Meinst es doch nicht übel mit mir, lieber Gott«, brummte er vor sich hin, als er sich langsam erhob. »Der Herr Baron wird mich noch kennenlernen. Dem wird seine Arroganz noch vergehen. Mal sehen, was mein zukünftiger Schwiegersohn sagt, wenn ich ihnen die Daumenschrauben ansetze.«
Dann wollte es der Zufall, daß er die Familie Norden traf, die sich ebenso wie er anschickte, in dem hübsch gelegenen Seerestaurant »Ulmenhof« eine Kaffeepause einzulegen.
Die Nordens hatten noch einen freien Tisch entdeckt. Vinzenz hielt vergebens Umschau.
»Hallo, Herr Dittmar, nehmen Sie doch hier Platz«, rief ihm Daniel Norden zu. »So ganz allein unterwegs?«
»Das kommt davon, wenn man die Tochter teilen muß«, murmelte Vinzenz. »Ja, wenn Sie gestatten, eine so reizende Familie, da kann einem das Herz aufgehen.«
»Hast du keine?« fragte Anneka sogleich mitleidvoll. Süß sah sie wieder aus in ihren Kniehosen und dem Trachtenjanker, und ganz das Ebenbild ihrer bezaubernden Mutter war sie jetzt schon.
»Freut mich, Sie auch mal wiederzusehen, Frau Dr. Norden«, sagte Vinzenz und küßte ihr die Hand.
»Hast auch keine Bazillen?« fragte Felix, und damit brachte er alle zum Lachen.
Es sollte für Vinzenz Dittmar doch noch ein paar fröhliche Stunden geben an diesem Tag, der ihn so trübsinnig gestimmt hatte. Und er dachte daran, wie schön es wäre, so lebhafte, reizende Enkel zu haben, wie es die Norden-Kinder waren. Und wie schön es auch gewesen wäre, wenn Melanie ihn nicht verlassen hätte.
Aber als sie sich dann verabschiedet hatten, mußte er doch wieder an das Gespräch denken, das er belauscht hatte.
*
Auf