Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
bereits eine andere Frau im Visier, die euer Hab und Gut retten könnte. Rosmarie zum Beispiel.«
Sie sagte es leichthin, aber doch nicht absichtslos. »Ideen hast du«, murmelte er.
»Ich bin die Tochter eines Bauunternehmers. Ich scheue kein Risiko«, erwiderte sie.
»Du traust mir nicht, Susanne«, sagte er gequält.
»Dann würde ich jetzt nicht mehr hier bei dir stehen«, sagte sie leise. »Ich liebe dich, Adrian, ich sage es noch einmal. Aber wenn ich erleben müßte, daß nichts davon bleibt, was mich so glücklich gemacht hat, gehe ich wirklich auf Nimmerwiedersehen. Das soll auch klar gesagt sein. Ich will nichts anderes als dich, aber dich will ich ganz und dafür wollte ich auch kämpfen.«
»Das brauchst du nicht, mein Liebstes«, sagte er leise. »Du darfst nie denken, daß ich nur tue, was mein Vater will.«
»Davor hatte ich schon ein bißchen Angst«, gab sie zu.
»Ich möchte nicht mit ihm unter einem Dach wohnen.«
»Das möchte ich auch nicht«, sagte er. »Und wenn mein Vater es will, wird er sich schnellstens nach einer neuen Bleibe umsehen müssen.«
Sie sah ihn forschend an. »Darauf würdest du es ankommen lassen, Adrian?«
»Gib mir die Chance, es dir zu beweisen, Susanne.«
»Dann werde ich noch heute mit meinem Vater sprechen.«
»Und ich mit meinem«, sagte Adrian.
»Wo treffen wir uns morgen?« fragte sie mit einem schelmischen Lächeln.
»Wo du willst.«
»Wir haben ein Häuschen in Tirol. Ich werde Paps sagen, daß ich mich dorthin zurückziehen will, um alles noch mal zu überdenken. Ich werde dort auf dich warten.«
Er nahm sie in die Arme und küßte sie. »Ich danke dir, Susanne«, sagte er leise.
*
»Nun, was habt ihr so Ernstes besprochen?« fragte Melanie.
»Sieht man es mir an, daß es ernst war, Mami?« fragte sie.
»Du bist sehr nachdenklich.«
»Vielleicht habe ich heute zum ersten Mal ganz richtig gespürt, daß Adrian mich liebt«, erwiderte Susanne. »Dennoch haben wir beschlossen, uns bis zur Hochzeit überhaupt nicht mehr zu sehen. Ich werde nach Tirol fahren.«
»Aber es gibt doch noch so viel zu besprechen, Susi«, widersprach Melanie.
»Das wirst du schon alles allein arrangieren und meine Maße für das Brautkleid sind dir wohlbekannt.«
»Bist du ganz sicher, daß du ihn heiraten willst?« fragte Melanie nachdenklich.
»Ihn oder keinen, Mami. Du brauchst keine Sorge zu haben. Die Hochzeit findet bestimmt statt.«
»Und was wird Vinzenz sagen, wenn du dich in die Einsamkeit zurückziehen willst?«
»Ich komme mit Paps gut aus und frage mich manchmal, warum du nicht auch mit ihm auskommen konntest.«
»Ich wäre mit ihm ausgekommen, wenn er mir gewisse Freiheiten eingeräumt hätte. Aber ich wollte nicht nur von seinem Geld leben, nicht das Gefühl haben, daß er nur für mich so schuftet.«
»Nach eurer Scheidung hat er noch mehr geschuftet, Mami.«
»Für dich. Damit es dir gutgeht. Damit du es dir letztlich auch leisten kannst, einen bankrotten Adligen zu heiraten«, platzte Melanie heraus.
»Gut, daß du es so sagst, Mami. Vielleicht sollten wir die vornehmen Hochzeitsfeierlichkeiten abschreiben, mit denen du dir ja auch nur eine Genugtuung verschaffen willst.«
»Wie kannst du das sagen!« brauste Melanie auf. »Das tue ich doch nur für dich.«
»Nicht auch, um dieser Gesellschaft zu beweisen, daß wir auch was sind? Mir kommt es nicht darauf an. Ich liebe Adrian, und er liebt mich. Und vielleicht war ich wirklich lange genug die verwöhnte Tochter. Ihr beide, du und Paps, wolltet euch doch immer gegenseitig überbieten, um eine Prinzessin heranzuzüchten. Es scheint so, als sei Adrian bereit, mehr für mich aufzugeben, als ich für ihn.«
»Was kann er schon aufgeben«, sagte Melanie. »Dein Vater hat doch schon alles bezahlt.«
»Und wenn ich ihm heute abend das genauso sage, kann er Adrian und seinen Vater vor die Tür setzen. Nämlich dann wird er es tun, wenn ich ihm erkläre, daß Adrian mich unter diesen Vorraussetzungen nicht heiraten will.«
»Unter welchen wohl sonst?« fragte Melanie.
»Unter der Voraussetzung, daß wir uns lieben und auf unsere Väter keine Rücksicht nehmen, nicht auf den reichen und nicht auf den adelsstolzen.«
»Das fällt dir spät ein, Susi«, sagte Melanie.
»Du warst ein Dutzend Jahre mit Paps verheiratet, bis dir eingefallen ist, daß du nicht von ihm abhängig sein willst. Wir wollen nicht von unseren Eltern abhängig sein.«
Solche Wahrheiten hörte Melanie nicht gern, aber sie begriff endlich auch, daß Susanne kein kleines Mädchen mehr war, daß sie tatsächlich wußte, was sie wollte.
»Also gut, reden wir deutsch«, sagte sie. »Wovon wollt ihr leben, wenn ihr ohne Hilfe anfangen wollt?«
»Wir können beide Geld verdienen. Wie habt ihr denn angefangen, du und Paps?«
»Immerhin war dein Vater immer ein tüchtiger Mann«, sagte Melanie.
»Freut mich zu hören, daß du es zugibst. Ich glaube, daß Adrian auch ein tüchtiger Mann ist.«
»Warum ist dann alles in den Graben gegangen?«
»Weil sein Vater das Sagen hatte. Und er brauchte bisher wirklich niemandem zu beweisen, was in ihm steckt.«
»Aber dir will er es beweisen«, sagte Melanie spöttisch.
»Du hast es erfaßt, Mami«, sagte Susanne.
»Auf das Ergebnis bin ich gespannt«, murmelte Melanie. »Wenn du ihn schon so liebst, rede ich dir nicht drein, aber wozu dann dieser Blödsinn mit der Trennung?«
»Es ist kein Blödsinn«, sagte Susanne. »Du kannst ja Paps fragen, wie Adrian sich verhält.«
»Und das werde ich, mein Kind«, sagte Melanie aggressiv.
»Zügele dein Temperament, Mami. Paps ist sehr diplomatisch geworden«, sagte Susanne anzüglich.
»Jedenfalls bin ich stolz auf euch. Ihr habt es beide weit gebracht, und ich habe davon auch profitiert. Keiner von euch hat je verlangt, daß ich mich selbst auch mal beweise. So leicht mache ich es meinen Kindern wirklich nicht.«
Melanie war sprachlos. Sie hatte dann viel Zeit, über diese Worte nachzudenken.
*
»Guten Abend, Paps«, begrüßte Susanne ihren Vater, der vor dem Fernsehapparat saß und eine Weinflasche neben sich stehen hatte. »Mußt du den Quatsch sehen, oder können wir miteinander reden?«
»Es war niemand da, mit dem ich reden konnte«, brummte er.
»Jetzt bin ich da«, sagte Susanne.
»Zurückgekehrt aus der vornehmen in unsere bescheidene Welt«, sagte er sarkastisch.
»Na, gar so bescheiden ist sie nicht und wir haben den Pleitegeier wohl nicht im Nacken.«
»Wie kommst du darauf?« fragte er erschrocken.
»Ich habe nachgedacht, Paps. Ich will es jetzt genau wissen.«
»Was?«
»Ob Adrian mich auch dann heiraten wird, wenn du den Besitz kassierst, ohne meine Wenigkeit als Gegengabe zu präsentieren.«
Entsetzt sah er sie an. »Wie kannst du so reden und denken,