Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
Susanne und will ihre Achtung nicht verlieren. Es gibt keinen anderen Grund.«
»Und dafür setzt du alles aufs Spiel, was unser Leben ausmacht? Du riskierst, daß wir alles verlieren?«
»Vielleicht solltest du dich fragen, was du in all den Jahren deines Lebens getan hast, um das zu erhalten, was dein Leben angeblich ausmacht. Warum ist es denn soweit gekommen?«
Und nach diesen Worten verschwand er. Er verbrachte eine unruhige, fast schlaflose Nacht, und als er es am nächsten Morgen gegen zehn Uhr versuchte, Susanne telefonisch zu erreichen, sagte ihm Erna, daß das gnädige Fräulein verreist sei.
Diese Titulierung gebrauchte Erna nur dem jungen Baron gegenüber. Sonst war es das Fräulein Susanne, für das sie alles zu tun bereit war. Sie hätte auch geschwindelt, wenn man es von ihr verlangt hätte, aber Susanne war tatsächlich schon am Morgen weggefahren.
Auch Vinzenz Dittmar hatte das Haus bald verlassen, aber er war nicht zu seinem Büro gefahren, sondern zur Praxis Dr. Nordens. Auch er hatte sich einen Plan zurechtgelegt. Was er da gestern auf seinem Ausflug erlauscht hatte, machte ihm schwer zu schaffen. Susanne hatte er davon nichts gesagt.
Er hatte sich etwas ausgedacht, um Zeit zu gewinnen, und die brauchte er jetzt, um herauszufinden, wie Adrian sich verhalten würde.
Dr. Norden war ziemlich überrascht, als Vinzenz ihm erklärte, daß er sich überhaupt nicht wohl fühle und sich deshalb entschlossen habe, sich so bald wie möglich einer klinischen Untersuchung zu unterziehen.
Dr. Norden sah eine solche zwar nicht als zwingend an, aber das sagte er nicht. Ein paar Tage Ruhe konnten Dittmar wahrhaftig nicht schaden. Er sah übernächtigt aus und sorgenvoll.
»Ja, dann packen Sie am besten gleich ein Köfferchen und begeben sich in die Behnisch-Klink«, sagte er. »In drei bis vier Tagen wissen wir dann ganz genau, wo es hapert. Solange wird es wohl auch mal ohne Sie gehen.«
»Das muß es wohl«, erwiderte Vinzenz, aber was er wirklich bezweckte, verriet er nicht. Das sollte Dr. Norden erst später erfahren.
Dr. Behnisch kam aber sehr bald zu der Überzeugung, daß dieser Vinzenz Dittmar ein ganz raffinierter Bursche war, denn kaum war ihm ein Zimmer zugewiesen worden, verlangte er schon, daß seine Frau verständigt würde, daß es ihm gar nicht gut gehe und er sie dringend zu sprechen wünsche.
Melanie fiel aus allen Wolken, als ihr dies mitgeteilt wurde.
Sollte es ihm so zugesetzt haben, daß Susanne sich selbst eine Bedenkzeit eingeräumt hatte? Hatte es gar Streit zwischen ihnen gegeben?
Jedenfalls wurde auch Melanie in eine Unruhe versetzt, die ihr jede Konzentration nahm. Sie machte sich sofort auf den Weg zur Behnisch-Klinik. Vinzenz hatte nach ihr gerufen. Es mußte schlimm um ihn stehen, wenn er das tat. Und genau diese Reaktion hatte Vinzenz Dittmar erreichen wollen.
Melanie würde rücksichtsvoll sein, wenn sie einen schwachen kranken Mann sah. Sie würde seiner Bitte Folge leisten, und er brauchte nicht zu ihr zu gehen, um den Eindruck zu erwecken, daß er zu Kreuze kriechen würde.
Ja, er hatte sich das gut überlegt und sich dabei auch eingestanden, daß er sich der Situation, die Susanne herausgefordert hatte, nicht gewachsen zeigte.
Melanie, die es nie für möglich gehalten hatte, daß Vinzenz krank werden könnte, bestürmte zuerst Dr. Behnisch mit aufgeregten Fragen.
»Ich kann gar nichts sagen, bevor die Untersuchungen nicht abgeschlossen sind«, erklärte der Arzt zurückhaltend. »Der Bluthochdruck gibt zu denken.«
»Er hat sich aufgeregt, ganz bestimmt hat er sich schrecklich aufgeregt«, sagte Melanie besorgt.
Vielleicht kommen diese beiden Kampfhähne dadurch wieder zusammen, dachte Dr. Behnisch, und meinte dazu, daß dies durchaus möglich sei.
»Er wird sicher mit Ihnen darüber sprechen«, meinte er mit einem unterdrückten Lächeln. »Es wäre nur nicht gut, wenn neue Aufregungen dazu kämen.«
»Ich werde ihn wie ein rohes Ei behandeln«, versprach Melanie. »Unter seinem dicken Fell steckt nämlich eine sehr empfindsame Seele.« Sie errötete bei diesen Worten und Dr. Behnisch blickte ihr schmunzelnd nach, als sie zu dem Krankenzimmer eilte.
Vinzenz setzte eine ganz entsagungsvolle Miene auf, als sie das Krankenzimmer betrat, aber man konnte sagen, daß er sich wirklich sehr elend fühlte, denn plötzlich wurde ihm ganz bewußt, welch ein Tor er gewesen war, sich von dieser Frau zu trennen und nicht den kleinsten Versuch zu machen, sie wieder für sich zu gewinnen. Schöner denn je erschien sie ihm, und wie sehr hatte er sie geliebt. Mit niemandem hatte er sie teilen wollen.
»So sehen wir uns wieder, Vinzenz«, sagte Melanie leise. »Ich bin sehr bestürzt. Ist Susannes Vorhaben schuld an diesem Zusammenbruch? Warum ist sie weggefahren, wenn es dir so schlecht geht? Das finde ich nicht richtig. So weit dürfte ihr Trotz nicht gehen.«
»Ich mache ihr keinen Vorwurf, Melanie. Sicher war es ein vernünftiger Entschluß, sich noch einmal auf Herz und Nieren zu prüfen. Immerhin ist diese Verbindung ja unter merkwürdigen Umständen zustande gekommen.«
»Aber sie liebt ihn, Vinzenz. Ich weiß, daß sie ihn liebt.«
»Sie liebt ihn, aber liebt er sie? Das ist doch das Problem. Ich muß dich um deine Hilfe bitten, Melanie, da ich jetzt nicht dazu in der Lage bin, sachliche Entscheidungen zu treffen. Es könnte ja sein, daß mein Herz einfach nicht mehr mitmachte, und dann könnte man leichtes Spiel mit Susanne haben.«
»Red jetzt nicht solchen Unsinn, Vinzenz«, sagte Melanie. »Du wirst von einem ausgezeichneten Arzt betreut. Du bist überarbeitet, das ist alles. Du hast dir doch auch nie Ruhe gegönnt.«
»Aber es ist ein Schreckschuß vor den Bug«, sagte er leise. »Man beginnt nachzudenken, Melanie. Man denkt über das nach, was man versäumt hat, über das, was man besser unterlassen hätte, und auch darüber, ob es sich gelohnt hat, reich zu werden. Ich bin dir sehr dankbar, daß du gekommen bist, denn ich möchte dich bitten, mir dabei zu helfen, daß unser Kind vor der bitteren Erkenntnis bewahrt wird, nur ihres Geldes wegen geheiratet zu werden.«
»Susanne ist kein Dummchen, sie weiß, was sie will«, sagte Melanie. »Man unterschätzt sie. Du siehst nur deine Alleinerbin in ihr, aber sie hat eine vernünftige Mutter.«
»Darauf baue ich ja«, sagte er. »Ich habe dich als Alleinerbin eingesetzt. Du wirst Adrians Vater erklären, daß sie keinen Cent bekommt, wenn sie Adrian heiratet. Du wirst ihm sagen, daß ich gestern ein Gespräch belauscht habe, das eine gewisse Tatja mit ihrem Bruder führte, und daß aus diesem hervorging, daß man unsere Susanne nur als ein Handelsobjekt betrachtet.«
Melanie hatte schon aufbegehren wollen, als er immer »du wirst« sagte, aber nun horchte sie auf.
»Das mußt du mir genau erzählen, Vinzenz«, sagte sie. »Aber reg dich bitte nicht auf. Ich will dich nicht beerben. Unsere Susanne braucht den Vater ebenso wie die Mutter.«
Sie griff nach seiner Hand, die jetzt tatsächlich zitterte, und als er sie dankbar anblickte, sagte sie: »Du bist ein schlauer Fuchs, Vinzenz, aber da es um Susannes Glück geht, werde ich mich für deine Pläne einspannen lassen.«
Ja, sie hatte ihn wieder einmal durchschaut, aber sie konnte ihm nicht böse sein. Er war jetzt ziemlich verlegen und suchte nach Worten, aber sie ließ ihn nicht zappeln. »Dann erzähle mal«, forderte sie ihn auf. »Zu schwach wirst du ja wohl nicht sein.«
»Immerhin beginnt man nachzudenken, wenn der Arzt ernsthaft warnt«, sagte er. »Es sind Warnzeichen.«
»Die Mahnung, sich etwas mehr Freizeit und Entspannung zu gönnen«, sagte sie nachsichtig.
»Mit fünfzig kann man sich noch nicht zur Ruhe setzen«, sagte er.
»Aber übertreiben braucht man es auch nicht«, sagte Melanie. »Gut, nehmen wir es als einen Schreckschuß. Und nun zu deinen Überlegungen.«
Da bekam sie dann jedoch etwas zu hören, was ihr wieder