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Das gefallene Imperium 8: Auf Leben und Tod. Stefan BurbanЧитать онлайн книгу.

Das gefallene Imperium 8: Auf Leben und Tod - Stefan Burban


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sie sollte eine Pause machen, und eilte dem Offizier hinterher. Das wollte er auf keinen Fall verpassen.

      Als die beiden Legionäre die Lagerhalle betraten, blieben sie andächtig stehen. Das Gebäude wirkte bereits von außen riesig. Die gewaltigen Ausmaße wurden einem aber erst richtig bewusst, wenn man im Inneren stand. Hier reihten sich in endlos scheinenden Reihen Container und Paletten neben- und übereinander. Es handelte sich um das reinste Schlaraffenland für jeden Frontlegionär. An diesem Ort lagerten genügend Güter, um ein komplettes Korps, bestehend aus zwölf Legionen, bequem über mindestens ein Jahr zu versorgen und im nahezu ununterbrochenen Kampfeinsatz zu halten.

      Rinaldi setzte sich erneut in Bewegung und hielt auf einen Captain zu, der hier offenbar das Sagen hatte. »Ich muss Sie einen Augenblick sprechen.« Der Captain drehte sich langsam zu Rinaldi um. Dass er es mit einem ranghöheren Offizier zu tun hatte, schien ihn nicht im Mindesten zu tangieren. Tian kannte diese Art Offizier. Der Mann war Gott in seiner Domäne, zumindest dem eigenen Dafürhalten nach. Tian grinste spöttisch. Das dürfte interessant werden.

      »Was kann ich für Sie tun, Major …?« Der Mann ließ die Frage vielsagend ausklingen.

      »Rinaldi, 7. Legion«, stellte sich der Major höflicher vor, als das Auftreten des Logistikoffiziers eigentlich erlaubt hätte.

      Der Captain hob das Haupt. »Ah ja, die Siebte. Ich weiß, warum Sie hier sind. Ihre ausstehende Ware ist nicht verfügbar.« Der Mann machte sich scheinbar eine Notiz auf seinem Pad und wollte sich wieder umdrehen.

      Tian runzelte die Stirn. Ihm fiel auf, dass der Captain gar nichts notierte, sondern die Geste nur dazu nutzte, sich von Rinaldi abzuwenden. Und noch etwas fiel ihm auf: Der Logistikoffizier schwitzte mit einem Mal. Auf diese Weise hatte er nicht reagiert, als sich Tian selbst mit ihm wegen der fehlenden Waffen auseinandergesetzt hatte.

      Rinaldi packte den Mann am Arm und zwang diesen, auf der Stelle zu verharren. Der Kopf des Captains zuckte hoch. »Nicht anfassen, Sir! Sie vergessen sich.«

      Rinaldi funkelte den Mann an. »Ich habe noch gar nicht damit begonnen, mich zu vergessen«, gab er zurück, ließ den Mann aber los. »Zunächst mal, nehmen Sie Haltung an und salutieren Sie, wenn ein Offizier mit Ihnen spricht, der einen höheren Rang bekleidet! Haben Sie das verstanden? Und die Höflichkeit gebietet, dass Sie sich auch vorstellen.«

      Der Captain zögerte. Er war es offenbar nicht gewohnt, dass man auf diese Weise mit ihm sprach. Schließlich entschied er, dass es der Sache nicht dienlich war, sich mit dem Major einer Fronteinheit anzulegen. Er wandte sich Rinaldi zur Gänze zu, nahm Haltung an und seine rechte Hand wanderte zum traditionellen Salutgruß an die Schläfe. »Captain Antonio Rohas, von der 15. Logistikdivision.«

      Rinaldi nickte halbwegs zufrieden und trat einen Schritt zurück. »Captain Rohas, als Nächstes werden Sie meinem Unteroffizier das vollständige Verzeichnis der für uns bestimmten Nachschubgüter zukommen lassen und dafür sorgen, dass alles schnellstmöglich verschifft wird.«

      »Tut mir leid, das ist nicht machbar. Die Güter sind – wie schon erwähnt – nicht verfügbar. Die 3. Schattenlegion hat Anspruch darauf angemeldet.«

      »Auf wessen Anordnung?«

      »Lieutenant Colonel Samuel Thurnball, der Kommandant der Dritten.«

      »Ich weiß sehr gut, wer Thurnball ist«, giftete Rinaldi zurück. »Die Frage ist, wie der Colonel dazu kommt, meine Ausrüstung zu beschlagnahmen?«

      »Da bin ich überfragt … Sir.« Das letzte Wort kam leicht verspätet und mit spöttischem Unterton. Rinaldis Miene versteinerte. Rohas hatte wirklich keine Ahnung davon, wann es besser war, sich zurückzuhalten. Dessen große Klappe würde ihm noch zum Verhängnis werden.

      Rinaldis Blick glitt an dem Logistikoffizier vorbei und blieb auf einer Reihe von Containern und Paletten hängen. Er drängte sich an Rohas vorbei und hielt schnurstracks auf die Waffen zu. Der Logistikoffizier beeilte sich, ihm hinterherzukommen. Dessen Nervosität nahm zu mit jeder Sekunde, die die Auseinandersetzung anhielt. Tian behielt den Mann genau im Auge. Irgendetwas stimmte hier nicht.

      Rinaldi blieb vor einer der Paletten stehen, beugte sich vor und las die Kennzeichnung sowie den angehefteten Frachtbrief. Er schlug mit dem Handrücken dagegen. »Na also, da haben wir es doch! Das hier sind zum Beispiel unsere Granaten. Dann sind die fehlenden Gewehre und die Munition auch nicht weit. Darauf möchte ich wetten.«

      »Major, das ist in höchstem Maße ungehörig. Wie ich schon sagte …«

      »Was Sie sagten, interessiert mich kein bisschen«, entgegnete Rinaldi. »Ich gehe hier keinesfalls ohne meine Waffen wieder weg.«

      »Ihre Waffen sind nicht hier.«

      Rinaldi spie einen Schwall Luft zwischen den Vorderzähnen aus. »Was reden Sie denn da? Ich stehe direkt davor.«

      »Physisch mögen sie tatsächlich hier sein, aber im Lagerbestand sind sie bereits abgebucht und der 3. Schattenlegion zugeteilt. Ich bedaure das wirklich sehr, aber da ist nichts zu machen.«

      Tian unterdrückte nur mit Mühe einen abfälligen Laut. Das Einzige, was der Kerl wirklich bereute, war, dass Rinaldi derart vehement auf der Lieferung der zugesagten Waffen bestand.

      Während Rinaldi sich lautstark mit dem Logistikoffizier auseinandersetzte und dieser dadurch bereits leichte Anzeichen einer Psychose aufwies, nahm sich Tian Zeit, die Paletten einmal genauer in Augenschein zu nehmen. Sein Bauchgefühl sagte ihm, hier stimmte etwas nicht. Und je länger der Disput andauerte, desto lauter wurde eine innere Stimme in seinem Hirn, die ihn mit Vehemenz in diese Richtung trieb.

      Zunächst einmal war es äußerst unüblich, dass immer noch schriftliche Materialanforderungen an die entsprechenden Paletten angehängt wurden. Normalerweise wäre das alles digital vonstattengegangen. Schriftliches wurde nur vorgenommen, wenn die entsprechende Logistikabteilung unter enormem Zeitdruck stand.

      Nun, man konnte jetzt argumentieren, dass die gesamte menschliche Zivilisation angegriffen wurde und die Republik kurz vor dem Abkacken stand. Daher war Zeitdruck schon irgendwie plausibel.

      Weniger plausibel war, warum einige Paletten gerade abtransportiert wurden. Und zwar nicht von Legionären der Schattenlegionen, sondern von Männern in wirklich schlecht sitzenden Uniformen der ungepanzerten Infanterie. Tian kniff die Augen zusammen. Und wenn er es recht bedachte, dann stimmten die Einheitsabzeichen auch nicht wirklich.

      Forsch ging der Master Sergeant auf eine der Paletten zu, über die Rinaldi immer noch stritt, und riss mit einer ungeduldigen Handbewegung das Anforderungsformular ab. Er betrachtete es kurz, fand aber leider nichts, was er beanstanden konnte.

      Einer inneren Eingebung folgend, nahm er das Formular einer zweiten Palette zur Hand und legte sie übereinander. Seine Augenbrauen wanderten in die Höhe.

      Sein Kopf zuckte hoch und er fixierte die Mannschaft, die gerade einige Paletten abtransportierte, mit festem Blick. »Sie da!«, schrie er. »Sofort stehen bleiben!«

      Die Männer verharrten auf der Stelle, warfen ihm einen langen Blick zu – und machten sich sogleich daran, die Palette mit eiligen Bewegungen weiterhin zum Abtransport fertig zu machen. Ein Lkw stand schon bereit.

      Nun wurde Tian zornig. »Wachen!«, rief er den Legionären am Eingang zur Lagerhalle zu. »Diese Leute aufhalten! Sofort!«

      Die Legionäre zögerten keinen Augenblick. Sie wussten nicht, was vor sich ging, aber der Befehl war eindeutig und ließ nicht den geringsten Raum für Widerspruch.

      Innerhalb von Sekunden waren die unbekannten Männer von einem Dutzend Legionären in voller Kampfausrüstung umringt. Erst jetzt stellten sie sämtliche Bemühungen ein, die Paletten verladen zu wollen.

      Rinaldi und Rohas verstummten. Der Logistikoffizier schwitzte nun ungehemmt. Rinaldi stellte sich an Tians Seite. »Sarge? Sie haben etwas gefunden?«

      Wortlos reichte er Rinaldi die übereinandergelegten Transportpapiere. Der Major studierte sie einen kurzen Moment lang, während sich seine Augenbrauen abwechselnd


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