Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
doch du hast keinen Grund zur Eifersucht. Beatrix wird niemals als Schatten zwischen und stehen«, erklärte er ernst. »Dir soll mein zukünftiges Leben gehören, und natürlich unserer kleinen Lucie.«
»Ja. Ich werde mich bemühen, ihr eine gute Mutter zu sein«, versprach Gisela.
»Darum brauchst du dich nicht zu bemühen«, meinte Wendelin mit zärtlicher Begeisterung. »Das bist du, Gisela. Lucie, du hast jetzt eine Mutter und einen Vater.«
»Mutter? Vater?« Lucie wusste mit diesen Begriffen nicht viel anzufangen.
»Du armes Kleines«, sagte Gisela, wobei ihre Augen feucht wurden. »Du weißt ja noch nicht, was das ist. Wir wollen lieber weiterhin bei Wendelin und Gisela bleiben, nicht wahr?«
»Ja, liebste Gisela«, erwiderte Lucie.
*
Etliche Monate später schwenkte Pünktchen aufgeregt die Zeitung. »Hast du es schon gelesen?«, fragte sie Nick.
»Nein. Was soll ich gelesen haben?«
»Sie sind verurteilt worden. Mathilde und Lydia Harlan. Mathilde hat alles zugegeben. Stell dir vor, sie haben Lucie nur deshalb in dem großen Haus in Hechingen versteckt gehalten, weil sie ihr Geld für sich verwenden wollten.«
»Ja, das weiß ich bereits von Herrn Schulte. Er hat mir erzählt, dass Lucie das Vermögen ihrer Mutter geerbt hat. Aber der kleinen Lucie wird das wohl gleichgültig sein.«
»Ja. Sie lebt nun glücklich und fröhlich mit ihren Eltern zusammen. Ist dir aufgefallen, wie sehr sie sich verändert hat?«
»Und ob. Bei ihrem Besuch unlängst war sie nicht mehr schüchtern. Damals, als wir sie fanden, sprach sie kein Wort. Aber jetzt … Wenn sie so weitermacht, ist sie bald eine ebensolche Plaudertasche wie unsere kleine Heidi.«
Heidi war eben herbeigekommen und hatte Nicks Worte gehört. »Ich bin keine Plaudertasche, Nick«, wies sie den großen Jungen entrüstet zurecht.
Dr. Hans-Joachim von Lehn nahm dem Buben, der sein Sprechzimmer betreten hatte, die Katze ab. »Was fehlt dir denn?«, fragte er freundlich.
»Gar nichts«, antwortete der Junge. »Jemand hat sie ausgesetzt. Finden Sie das auch so gemein?« Die Kinderstimme zitterte vor Empörung.
»Sehr gemein«, erwiderte der Tierarzt. »Hast du sie gefunden?«
»Ja, aber leider – leider kann ich Heinrich nicht behalten. Meine Eltern erlauben es nicht.«
Der Tierarzt betrachtete die junge Katze genauer. »Schade. Tiere passen eben nicht in jede Wohnung. Übrigens solltest du dir einen Mädchennamen für sie ausdenken. Es ist nämlich eine Katzendame.«
Der Junge hob die Schultern. »Mein Freund heißt Heinrich. Deshalb habe ich die Katze so genannt. Ich wollte fragen, ob sie ins Tierheim könnte – weil sie doch ausgesetzt worden ist. Jemand hat erzählt, dass bei Waldi & Co. heimatlose Tiere aufgenommen werden. Stimmt es, dass Waldi ein Dackel ist? Würde er meinem Heinrich auch nichts tun?«
»Waldi ist viel zu vernünftig, um einer jungen Katze etwas zuleide zu tun. Du musst mit meiner Frau sprechen. Ich untersuche die Katze inzwischen, damit wir genau wissen, ob sie gesund ist.«
Der Tierarzt wollte dem Jungen eben den Weg zum Hauptteil des Hauses beschreiben, da trat Andrea von Lehn ein. »Du kommst wie gerufen«, sagte er. »Dieses Katzenmädchen mit Namen Heinrich sucht Unterkunft bei Waldi & Co.«
Andrea nickte. Sie wandte sich an den Jungen und fragte ihn nach seinem Namen.
»Ich heiße Klaus Werner.« Der Junge war, wie er sagte, sieben Jahre alt, ein hübscher Bub mit klaren intelligenten Augen. Sein Gesicht wirkte ein wenig ernst. Ging ihm das Schicksal der kleinen Katze so nahe?
»Komm, Klaus, ich zeige dir das Tierheim«, sagte Andrea freundlich.
Die schwarze Dogge Severin gesellte sich zu den beiden. Sie wich kaum je von Andreas Seite. Nun erschien auch der Dackel Waldi und kläffte laut.
Klaus wurde von dem alten Tierpfleger Janosch freundlich begrüßt und durch das Tierheim geführt. Er streichelte die betagte Stute Fortuna, betrachtete den Esel Fridolin, den jungen Schimpansen Mogli und die übrigen Insassen dieses einmaligen Asyls für heimatlose und verlassene Tiere.
»Darf mein Heinrich hierbleiben?«, fragte er.
»Wenn du die Katze nicht behalten darfst, müssen wir sie wohl aufnehmen«, entgegnete Andrea lächelnd. »Willst du ihr nicht einen anderen Namen geben, weil sie doch ein Mädchen ist?«
»Macht es etwas aus, wenn sie trotzdem Heinrich heißt?«, fragte Klaus treuherzig. »Man sieht es doch nicht.«
»Recht hast du«, stimmte Andrea ihm zu. »Bei euch zu Hause ist also kein Platz für Heinrich?«
Klaus seufzte. »Platz wäre schon, aber meine Eltern mögen die Katze nicht. Jochen hat einen Goldhamster, drei Meerschweinchen und einen Hund.«
»Ist Jochen auch ein Freund von dir?«
»Nein, er ist mein Bruder.«
Der Gesichtsausdruck des Jungen ließ Andrea wachsam werden. Sie unterließ es, ihn mit weiteren Fragen zu bestürmen.
»Du kannst Heinrich gern hier besuchen«, sagte sie rasch. »Sie wird sich bestimmt bei uns nicht langweilen. Draußen im Freigehege ist auch noch Bambi, unser Reh. Und unsere Hunde tun ihr nichts. Auch Munko nicht.«
Munko, ein Schäferhund, der ein bisschen lahmte, drängte sich eben zärtlich an Andreas Bein.
Von der Praxis her kam jetzt Dr. von Lehn und übergab dem alten Janosch Heinrich das Katzenmädchen.
»Ich muss schnell einmal nach Peterle schauen«, rief Andrea.
»Ist das auch ein Tier?«, fragte Klaus neugierig.
Andrea und ihr Mann lachten. »Nein, Peterle ist unser Sohn«, erklärte Andrea heiter. »Er ist jetzt in einem Alter, wo er ständig Dummheiten macht. Er kann schon laufen, aber er kann noch nicht beurteilen, was für ihn gefährlich ist. Komm mit.«
Peterle war in der Küche bei Marianne, der tüchtigen Hausgehilfin der Familie. Mit strahlendem Gesicht lief er auf seine Mutter zu. Doch selbst der Anblick des fröhlichen Bübchens erhellte die Miene des fremden Jungen nicht.
»Ich kann dich heimbringen, Klaus«, bot Andrea ihm an. »Wo wohnst du denn?«
»Kastanienstraße vierzehn.«
Andrea verriet nicht, dass sie den Wunsch hatte, Näheres über die Familie Werner zu erfahren. Sie verstaute Klaus auf dem Rücksitz ihres kleinen Wagens und fuhr schwungvoll los. Nach dem Weg brauchte sie den Jungen nicht zu fragen, denn sie kannte sich in Bachenau aus.
In der Kastanienstraße standen nette Einfamilienhäuser. Nummer vierzehn erwies sich als kürzlich renoviert und sehr gepflegt. Schon dachte Andrea, dass ihre unbestimmte Sorge um Klaus unbegründet sei, als eine Bemerkung des Buben sie wieder hellhörig machte.
»Ich gehe lieber allein ins Haus. Mutti ist es vielleicht nicht recht, dass ich mit Ihnen gefahren bin.«
»Warum denn nicht? Deine Mutter wird sich doch sicher freuen, dass sich eine Unterkunft für dein Kätzchen gefunden hat.«
Andrea folgte ihrem Impuls und klingelte trotzdem.
Lilo Werner kam im adretten Hauskleid an die Tür und sah zunächst nur Klaus. »Wo steckst du denn?«, fuhr sie ihn unfreundlich an. »Schleppst du mir heute schon wieder die Katze ins Haus, oder bist du sie losgeworden?«
Andrea trat vor und lächelte besonders liebenswürdig. »Guten Tag, Frau Werner. Ich bin Andrea von Lehn. Klaus hat die Katze zu mir ins Tierheim gebracht.«
»Was