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Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Paket 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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Bau des Tierheims hinüber, während Andrea ans Telefon ging.

      Denise von Schoenecker, Andreas Mutter, erklärte sich sofort bereit, den kleinen Ausreißer in Sophienlust aufzunehmen. Andrea sagte Marianne Bescheid, stürmte danach zu ihrem Mann in die Praxis und informierte auch ihn in ihrer impulsiven Art über die Entwicklung des Falles Klaus Werner. Schließlich holte sie ihren Wagen aus der Garage. Zugleich erschien Klaus mit dem Katzenkorb.

      »Alles einsteigen«, kommandierte Andrea fröhlich. »Los geht’s.«

      Klaus hielt den Korb auf den Knien und saß kerzengerade auf dem Rücksitz. Die Fahrt dauerte nicht lange. Das schöne alte Herrenhaus von Sophienlust tauchte auf und entlockte dem Jungen einen Ausruf der Verwunderung.

      »Ist es ein Schloss?«, fragte er.

      »Nein, Klaus, aber es sieht fast so aus.«

      Als sie vorfuhren, wurde das Auto sogleich von einigen Kindern umringt. Klaus kletterte aus dem Wagen. Mit Heinrich, der Katzendame, bildete er den Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit.

      »Bleibst du bei uns?«, erkundigte sich Heidi Holsten, das Nesthäkchen von Sophienlust.

      »Ich weiß es nicht. Ist es schön hier?«

      »Klar ist es schön. Du musst Justus fragen, wo deine Katze bleiben kann.«

      »Wer ist das?«

      »Na, eben unser Justus. Er ist schon ganz furchtbar alt und unser Freund. Früher hat er hier auf dem Gut gearbeitet – als Verwalter oder so. Jetzt kümmert er sich nur noch um die Ponys, und natürlich um uns.«

      Heidi nahm die Katze liebevoll auf die Ärmchen und streichelte sie. Klaus erlaubte es gnädig, denn das freundliche kleine Mädchen gefiel ihm auf den ersten Blick.

      Andrea sah, dass Klaus für den Augenblick gut aufgehoben war. Sie eilte ins Haus, wo sie ihre Mutter im Büro der tüchtigen Heimleiterin, Frau Rennert, antraf.

      Denise umarmte Andrea liebevoll. »Da seid ihr also. Leider habe ich Frau Werner bis jetzt nicht telefonisch erreicht«, sagte sie etwas beunruhigt. »Es wird dir nichts anderes übrig bleiben, als auf dem Rückweg dort vorbeizufahren und Bescheid zu geben oder eine Nachricht zu hinterlassen, Andrea. Wahrscheinlich suchen sie den Jungen bereits.«

      »Auch das noch – mit dieser Frau reden!«, fuhr Andrea auf. »Aber es muss wohl sein. Sonst werde ich am Ende wegen Kindesentführung ins Gefängnis geworfen.«

      Denise von Schoenecker gab ihrer temperamentvollen Tochter einen Kuss. »Jetzt will ich mir deinen Schützling erst einmal ansehen«, meinte sie.

      Sie ging hinaus und reichte dem Jungen die Hand. »Guten Tag, Klaus. Ich bin Tante Isi. Ich freue mich, dass du da bist.«

      Klaus reichte ihr die Hand. Die lächelnden dunklen Augen der schlanken Herrin von Sophienlust flößten ihm Zutrauen ein.

      »Bist du die Mutti von Frau von Lehn?«, erkundigte er sich.

      »Ja. Die Kinder hier nennen sie Tante Andrea. Das darfst du auch, wenn du möchtest.«

      »Ich möchte schon«, seufzte Klaus auf. »Stimmt es, dass man hier glücklich ist, Tante Isi?«

      »Ja, Klaus. In diesem Haus wohnen glückliche Kinder«, versetzte Denise freundlich. »Soll ich dir zeigen wo du schläfst?«

      Klaus schaute sie treuherzig an. »Ich brauche kein Bett«, sagte er ganz ernst. »Im Heu schläft man nämlich prima. Man braucht sich nicht einmal auszuziehen und ist am Morgen gleich wieder fertig.«

      »Und zu waschen braucht man sich auch nicht«, fügte Denise amüsiert hinzu. »Nicht wahr?«

      Klaus stimmte in ihr Lachen ein. Doch dann besann er sich und bat: »Zeige mir bitte mein Bett, Tante Isi. Ansehen möchte ich es mir schon.«

      Denise spürte, dass sie die Zuneigung des Ausreißers gewonnen hatte. Es kam immer auf die ersten Minuten an. Jedenfalls brauchte sie nicht zu befürchten, dass Klaus fortlaufen würde. Dass er den heutigen Tag ungewaschen verbringen würde, fand sie unwichtig. Am Abend würde aller Schmutz in der Wanne abgewaschen werden.

      In der Halle begegnete den beiden Andrea. »Auf Wiedersehen, Mutti – alles Gute, Klaus. Ich muss mich beeilen. Wir telefonieren später, Mutti.«

      Während Denise mit Klaus die Treppe zum obersten Stockwerk des Herrenhauses hinaufstieg, wendete Andrea draußen schwungvoll ihren Wagen und brauste mit Vollgas davon. Sie wollte die unangenehme Pflicht, die vor ihr lag, so schnell wie möglich hinter sich bringen.

      *

      Wenig später läutete Andrea an der Tür des Hauses Kastanienstraße 14 in Bachenau. Lilo Werner öffnete sofort. Sie sah sehr blass aus. Andrea, die für sie wenig Sympathie empfand, fühlte nun doch Mitleid mit ihr. Offenbar hatte sie sich um Klaus arg gesorgt.

      »Klaus ist bei meiner Mutter, Frau Werner«, sagte Andrea statt jeder Begrüßung. »Leider waren Sie telefonisch nicht zu erreichen. Deshalb bin ich schnell zu Ihnen gefahren.«

      Lilo strich sich ermattet über die Stirn. »Ich habe Jochen persönlich in die Schule gebracht, damit er mir nicht auch noch verlorengeht«, stieß sie hervor. »Was ich heute früh durchgemacht habe, kann ich Ihnen nicht schildern.«

      »Klaus hat sich mitten in der Nacht aus dem Haus geschlichen, Frau Werner. Unser Tierpfleger fand ihn heute früh schlafend im Heuschuppen.«

      Lilo Werner trat zur Seite und forderte Andrea mit einer Handbewegung auf, ins Haus zu kommen. Doch Andrea schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht lange aufhalten, Frau Werner. Klaus war ein bisschen durcheinander. Deshalb habe ich ihn erst einmal zu meiner Mutter gebracht. Dort ist er gut aufgehoben.«

      »Wieso zu Ihrer Mutter, Frau von Lehn? Klaus muss nach Hause zurückkehren, und zwar so schnell wie möglich. Sein Vater wird jeden Augenblick kommen. Was soll er denken, wenn er seinen Jungen nicht mehr vorfindet?«

      Andrea nickte ihr zu.

      »Klaus hat mir erzählt, was vorgefallen ist, Frau Werner. Die unvorbereitete Begegnung mit seinem Vater, von dem er noch nie etwas gehört hatte, war für den Jungen zu viel. Er ist mit diesem Erlebnis nicht fertig geworden. Es muss wie ein Schock für ihn gewesen sein.«

      »Man darf Klaus in seiner Aufsässigkeit nicht noch bestärken«, wandte Lilo Werner ärgerlich ein. »Was es heißt, mit einem schwierigen Kind auszukommen, haben Sie wahrscheinlich noch nicht erfahren.«

      »Klaus ist nicht aufsässig, sondern verstört, Frau Werner. Er bildet sich ein, dass er verschleppt werden soll. Er kann nicht glauben, dass der Fremde sein Vater ist. Jedenfalls befindet der Junge sich jetzt im Kinderheim Sophienlust.«

      Lilo zog unwillig die Brauen zusammen. »Das ist mir ziemlich unangenehm. Ich werde gleich anrufen. Entschuldigen Sie, dass ich so aufgeregt bin. Klaus hat uns schon viele Sorgen bereitet.«

      Um Andreas Mund zuckte es. »Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, dann lassen Sie Klaus für eine Weile in Sophienlust. Es gefällt ihm dort.«

      »Ich werde Klaus auf dem schnellsten Wege zurückholen«, erklärte Lilo Werner entschlossen. »Unter diesen besonderen Verhältnissen kann ich es mir nicht leisten, auf die Launen des Jungen Rücksicht zu nehmen.«

      Andrea enthielt sich eines weiteren Kommentars. Sie vertraute darauf, dass ihre Mutter sich schützend vor Klaus stellen würde. Allerdings war ihr auch klar, dass es keine rechtliche Handhabe gab, den Jungen für längere Zeit in Sophienlust zu behalten, sofern seine Pflegeeltern und sein Vater darauf bestehen würden, ihn wegzuholen.

      »Alles Gute, Frau Werner«, sagte Andrea nur. »Vielleicht treffen wir uns einmal beim Einkaufen.«

      Nachdenklich kehrte Andrea zu ihrem Wagen zurück. Es ist seltsam, überlegte sie. Jochen ist ihr erklärter Liebling, und der andere Junge, der nicht ihr Sohn ist, war ihr wohl immer im Wege. Trotzdem hatte sie jetzt echte Angst um Klaus.

      *

      In Sophienlust


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