Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
möchte ich jetzt schlafen.«
»Geh schon nach oben. Ich räume nur eben im Wohnzimmer auf und schaue nach Jochen. Ihm fehlt Klaus ein bisschen. Andererseits gefällt es ihm, dass er jetzt unumstrittene Hauptperson ist.«
»Ich habe ihm ein Fernlenkauto mitgebracht. Das wird ihm Spaß machen.«
»Er hat schon eins von Klaus Magnus. Aber das schadet nichts.«
Siegfried ging hinauf. Lilo folgte ihm nach einer kleinen Weile. Sie fand ihren Mann bereits schlafend vor.
Wie müde muss er sein, dachte sie. Sonst liegt er oft stundenlang wach und dreht sich von einer Seite auf die andere.
So geräuschlos wie möglich kleidete sie sich aus und streckte sich neben Siegfried unter der Decke aus. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig. Sie schloss die Augen, aber sie konnte nicht einschlafen.
Etwas wird geschehen, dachte sie, vielleicht schon morgen.
Irgendwann kam dann doch der Schlaf. Als der Wecker surrte, war Siegfried bereits im Bad.
»Ich muss sofort nach Maibach ins Büro, Lilo«, erklärte er hastig. »Die Vorgänge dort dürfen keinen Tag länger liegen bleiben. Kannst du mir rasch einen starken Kaffee machen?«
Sie ging hinunter und bereitete ihm mit besonderer Sorgfalt das Frühstück zu.
Doch er nahm nur den Kaffee und ließ Ei, Toast, Butter und Schinken liegen.
»Keine Zeit, Lilo.«
Als er in der Diele war, wo er eilig seine Papiere in die Aktenmappe stopfte, erschien Jochen im Schlafanzug auf der Treppe.
»Hast du mir etwas mitgebracht, Vati?«, fragte er erwartungsvoll.
»Mutti gibt es dir. Es ist noch im Koffer, Jochen.« Damit verließ Siegfried das Haus.
»Der hat es aber eilig gehabt«, meinte Jochen. »Gibst du mir jetzt das Geschenk, Mutti?«
Lilo wusste, dass der Junge keine Ruhe geben würde, und suchte das Auto aus dem Koffer ihres Mannes heraus. »Hier, Jochen. Und jetzt wasch dich, und zieh dich an. Sonst kommst du zu spät in die Schule.«
Jochen betrachtete das Mitbringsel. »So einen habe ich schon in Rot«, meinte er etwas enttäuscht. »Na, macht nichts, vielleicht geht eins kaputt.«
Lilo kümmerte sich um den Jungen und schickte ihn in die Schule. Dann hielt sie es nicht länger aus und rief Klaus Magnus im Hotel an.
»Dein Mann ist sehr nett«, sagte er. »Er scheint einen großen Erfolg gehabt zu haben. Darf ich wirklich wiederkommen, Lilo?«
»Du musst kommen, Klaus. Was soll ich ohne dich anfangen?«
»Also gut. Ich komme nachher.«
Verwirrt legte sie den Hörer auf. »Wir müssen uns darüber klar werden, was werden soll«, flüsterte sie. »Weiß er das nicht?«
Doch Klaus Magnus schien durchaus nicht die Absicht zu haben, über die Zukunft zu sprechen. Er erschien erst am Nachmittag, als Jochen da war und sie keine Minute ungestört blieben.
»Ich konnte nicht früher hier sein«, entschuldigte er sich. »Es gab allerlei zu erledigen. Behördenkram wegen der Vaterschaft.«
»Bleibst du wenigstens zum Abendessen?«, bat Lilo bedrückt.
Er nahm ihre Einladung an.
Siegfried Werner kam allerdings verspätet heim. Er war in bester Stimmung. »Zwei weitere tolle Werbeverträge habe ich auf Anhieb bekommen«, frohlockte er. »Zur Zeit klappt es wie am Schnürchen.«
Lilo ging in die Küche, um das Essen aufzutragen. Jochen machte sich wichtig und mischte sich in das Gespräch der Männer ein. Lilo hörte seine helle Kinderstimme ständig.
»Onkel Klaus war immer hier, morgens und abends«, verkündete Jochen, als sie mit dem Tablett ins Zimmer trat. »Einmal bin ich in der Nacht aufgewacht. Da war er auch da.«
Lilos Wangen wurden heiß.
Doch Siegfried Werner schien die Bemerkung des Jungen nicht in ihrer vollen Tragweite erfasst zu haben. Er blieb freundlich und aufgeschlossen. Dennoch verabschiedete sich Klaus Magnus besonders früh.
»Ihr versteht euch gut?«, fragte Siegfried, nachdem er abgefahren war.
»Ja, es verbindet uns allerlei. Er wollte damals Gabi heiraten. Und jetzt geht es um seinen Sohn.«
»Du magst ihn?«
»Ja, gewiss.« Ihre Stimme war nicht ganz sicher.
»Ich meine, es ist ein Glück, dass er gerade jetzt aufgetaucht ist.«
»Findest du?« Lilo fühlte plötzlich Angst. Etwas schien auf sie zuzukommen, dem sie nicht entfliehen konnte.
Ihr Mann fuhr fort:
»Die Zusammenarbeit mit Rita Hellmann ist die große Chance meines Lebens. Sie ist eine tolle Frau, und ich werde für sie eine fabelhafte Werbung aufziehen. Mir sind ganz neue Ideen gekommen.«
»Du hast immer gute Ideen gehabt, Siegfried.«
»Jetzt geht es erst richtig los, Lilo. In einem Jahr wird man sich darum reißen, mich als Werbeberater zu kriegen.«
»Willst du überhaupt so hoch hinaus? Wir haben doch immer unser gutes Auskommen gehabt.«
»Natürlich will ich. Seit ich Rita kenne, weiß ich, dass es ein anderes Leben gibt als das, das wir bis jetzt geführt haben.«
Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen. »Du liebst sie?«, fragte sie leise.
Er wandte ihr das Gesicht zu, und sie konnte darin die Antwort lesen.
»Wir werden es in Ruhe besprechen, Lilo. Es braucht nichts überstürzt zu werden.«
Lilo schwieg. Sie dachte an Klaus Magnus und an Südafrika. Trotzdem empfand sie Furcht.
»Jochi lasse ich dir natürlich«, erklärte Siegfried hastig. »Das ist ganz klar. Finanziell sollst du auch keinen Nachteil haben. Ich werde dir dieses Haus überschreiben, damit du sicher bist. Außerdem zahle ich monatlich, was du für dich und den Jungen brauchst.«
»Das …, das habt ihr schon miteinander besprochen?«
»Nein, Lilo. Ich habe es mir auf der Rückfahrt überlegt. Aber ich würde die Scheidung nicht von dir verlangen, falls du dagegen bist.«
Sie schöpfte tief Atem. »Ich …, ich bin nicht dagegen, Siegfried.«
Er sah sie an und wartete darauf, dass sie mehr sagen würde. Doch ihr Mund blieb geschlossen. Sie wusste ja nicht einmal, wie sie wirklich zu Klaus Magnus stand. Vor allem kannte sie dessen Pläne nicht.
»Du bist sehr großzügig, Lilo.«
»Wenn du glaubst, dass du mit einer anderen Frau glücklicher werden kannst … Es wäre nicht fair, dir im Weg zu stehen. Von Jochen würde ich mich allerdings nie trennen.«
Siegfried nahm ihre Hand. »Man kriegt eine Scheidung heute schnell durch, wenn man die richtigen Anwälte nimmt. Viel Aufsehen wird es nicht erregen. Wir sind hier sowieso nicht sehr bekannt.«
Lilo befreite ihre Hand. »Ich verstehe mich auf solche Dinge nicht. Das möchte ich dir überlassen.«
So redete sie, sachlich und vernünftig, bis die Scheidung eine beschlossene Sache war.
Als sie schlafen gingen, legten sie sich ganz selbstverständlich nebeneinander in ihre Betten. Siegfried strich über Lilos Wange, ehe er seine Lampe ausschaltete.
»Ich habe nicht nach Jochen geschaut«, erinnerte sich Lilo.
»Lass nur. Er schläft bestimmt.«
Lilo fühlte sich seltsam erschöpft nach dem inhaltsschweren Gespräch mit ihrem Mann. So stand sie nicht mehr auf.
Drüben aber, im Kinderzimmer,