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Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Paket 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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So etwas Niedliches, Kleines haben wir lange nicht mehr in Sophienlust gehabt. Dunkelblondes Haar und dunkle Augen, die vor Temperament nur so sprühen. Sie ist der Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten und wird sicherlich einmal eine ebensolche Schönheit wie diese.«

      »Habt ihr über den Vater des Kindes gesprochen?«, erkundigte sich Alexander.

      »Ja, andeutungsweise. Frau Linder ist von dem Mann enttäuscht worden. Sie nannte seinen Namen nicht, hat ihn möglicherweise gegenüber jedermann verheimlicht. Diesen Eindruck gewann ich jedenfalls. Ihr ganzer Trost wurde ihre Musik. Sie konzentrierte sich nur auf ihr Geigenspiel und auf das Kind. Umso bitterer wäre es für sie, wenn sie möglicherweise nicht mehr spielen könnte. Ich sorge mich um sie, wenn ich auch versucht habe, ihr Mut zuzusprechen.«

      »Die moderne Medizin schafft so allerlei. Sie soll die Hoffnung nicht gleich aufgeben. Zwar kann ich die Sache nicht beurteilen, doch glaube ich, dass sie wieder spielen wird. Heute ist vieles zu reparieren, was noch vor zwanzig Jahren praktisch unheilbar gewesen wäre.«

      »Ich halte ihr die Daumen. Sie ist eine ungewöhnliche Frau. Du wirst mir das glauben, sobald du das Kind kennenlernst. Ich habe ausgemacht, dass wir Kitty morgen Mittag abholen. Wegen der genauen Uhrzeit wollte ich dich erst fragen und dann noch einmal telefonieren.«

      »Sagen wir, dass wir Punkt ein Uhr starten. Dann ist es auf der Autobahn nicht voll, weil die meisten Fahrer irgendwo beim Essen sitzen. Auf diese Weise können wir schnell und glatt durchfahren und sind noch im Laufe des Nachmittags wieder zu Hause.«

      »Ich freue mich schon, Alexander, so gern ich diese kleine Reise mit dir auch angetreten habe. Bin ich erst einmal fort von Schoeneich, Sophienlust und den Kindern, dann kriege ich jedes Mal ein bisschen Heimweh.«

      »Aber in die Oper gehen wir doch noch heute Abend?«, scherzte Alexander.

      »Selbstverständlich. Glaubst du, ich hätte das lange Kleid zum Spaß eingepackt?«

      Sie verließen das Restaurant und kauften allerlei für sich selber, für die Kinder und schließlich auch für das Peterle, ihr Enkelkind, ein.

      Der Opernabend wurde zu einem großen Erlebnis und die anschließende festliche Stunde bei einem Glas Wein ein besonderer Höhepunkt dieser Fahrt nach München.

      Am folgenden Tag fuhren sie genau um ein Uhr mittags von der Pension ab. Sie hatten die kleine Kitty, die fröhlich und altklug plauderte, hinten im Wagen.

      »Du hast recht«, raunte Alexander seiner Frau ins Ohr, »dieses süße Ding muss man einfach gern haben. So etwas Entzückendes habe ich schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen.«

      »Pst, sonst hört sie es und wird schrecklich eitel«, gab Denise ebenso leise zurück.

      *

      Andrea von Lehn empfing ihre Mutter und Kitty mit strahlendem Lächeln. Sie führte das Peterle, das schon recht sicher auf seinen kleinen Beinen einherging, an der Hand. Die schwarze Dogge Severin ging nebenher, und der Dackel Waldi machte sich wie üblich lautstark bemerkbar.

      »Du bist also die Kitty«, begrüßte Andrea das kleine Mädchen.

      »Klar, ich bin die Kitty. Ich war mit Tante Isi hier in Bachenau im Schuhladen. Wir haben gleich zwei Paar Schuhe gekauft. Ein Paar gelbe Gummistiefel für den Matsch und ein paar feste Lederstiefel für schlechtes Wetter, wenn’s einmal kalt ist. Ich habe noch nie gleich zwei Paar Schuhe auf einmal bekommen.« Kitty war offensichtlich begeistert. Sie reichte Andrea die Patschhand und knickste, wenn auch nicht mehr ganz so tief und feierlich, wie sie es noch vor vier Tagen in München Denise gegenüber getan hatte. In dieser Hinsicht machte sich der herzerfrischende natürliche Einfluss von Sophienlust bereits deutlich bemerkbar.

      »Na, da hast du aber wirklich Glück gehabt.«

      »Das ist nicht Glück. Man braucht auf dem Land feste Schuhe. Es muss einfach sein, hat Tante Isi gesagt. Stimmt es, dass Tante Isi deine Mutti ist?«

      »Ja.«

      »Komisch, dass sie schon so große Kinder hat.«

      »Mein Bruder ist sogar noch älter als ich. Er studiert auf der Universität in Heidelberg.« Andrea fand es zu umständlich, dem winzigen Persönchen in allen Einzelheiten auseinanderzusetzen, dass Denise ihre zweite Mutter war.

      Kitty schob die hübsche kleine Unterlippe vor. »Ihr habt’s gut, weil ihr immer so viele seid. Du – stimmt es auch, dass es bei dir das Tierheim Waldi & Co. gibt?«

      »Natürlich. Warum sollte es nicht stimmen, Kitty? Der Kläffer ist da Waldi. Nach ihm ist unser Tierheim benannt. Leider kannst du noch nicht lesen. Auf dem Schild da drüben steht es nämlich in aller Deutlichkeit: Waldi & Co., das Heim der glücklichen Tiere.«

      »Genau wie Sophienlust, das Haus der glücklichen Kinder«, stellte Kitty fest. »Das gefällt mir. Sind die Bären auch richtig angebunden an einer Kette? Oder gibt es einen Käfig in dem Haus da drinnen?«, erkundigte sie sich etwas ängstlich, denn sie hatte bereits erfahren, dass das Tierheim auch eine Bärin mit ihrem Nachwuchs beherbergte.

      »Du brauchst dich nicht zu fürchten. Unsere Bärin Isabell und ihre beiden Kinder Taps und Tölpel sind ganz zahm. Zur Vorsicht sind sie auch sicher untergebracht. Es kann dir nichts passieren. Wenn sie lustig sind, spielen sie zu dritt an einer Rutsche, die unser Helmut ihnen gemacht hat.«

      »Ist Helmut ein Kind?«

      »Nein, Helmut Koster ist unser Tierpfleger. Früher war er in einem Zirkus. Jetzt sorgt er hier bei uns für die Tiere.«

      Kitty beugte sich hinab und streichelte die Hunde, die sich das gern gefallen ließen. Sie waren gewohnt, von Kindern liebkost zu werden. Sie wären wahrscheinlich höchst verwundert gewesen, wenn das neue kleine Mädchen von ihnen keine Notiz genommen hätte.

      Andrea, die von der Schulbank weg ihre Jugendliebe, den Tierarzt Dr. Hans-Joachim von Lehn, geheiratet hatte, führte ihre Mutter und Kitty nun ins Haus. Die Praxis war von ihrem Schwiegervater auf ihren Mann übergegangen. Auf dem großen Grundstück stand außer dem Wohnhaus mit der Praxis der langgestreckte Bau des Tierheims Waldi & Co., dem eine nette Wohnung für Helmut Koster, den Tierpfleger, angefügt war. Es gab außerdem ein weitläufiges Freigehege für die Tiere und schließlich einen schönen, gepflegten Garten. Der Ort Bachenau, an dessen Rand sich das Anwesen befand, lag nicht allzu weit entfernt von der Gemeinde Wildmoos, zu der Sophienlust gehörte. Die Kreisstadt Maibach war etwas weiter weg. Die größeren Kinder von Sophienlust, die dort die höhere Schule besuchten, mussten ein ganzes Stück mit dem roten Schulbus fahren, um das Gymnasium zu erreichen.

      Die Besucher fanden einen gedeckten Tisch vor, denn Denise hatte sich bei Andrea schon am Vormittag angemeldet. Andrea setzte ihr Söhnchen auf Denises Schoß und entschuldigte sich für ein paar Minuten, um ihren Mann zum Tee aus der Praxis zu rufen.

      Dr. Hans-Joachim von Lehn, groß, blond und blauäugig, erschien gemeinsam mit seiner Frau, die so jung wirkte, als sei sie noch immer Schülerin.

      »Der Apfelkuchen ist dir prächtig gelungen«, lobte Denise, und auch Kitty ließ sich ihn schmecken, wenn sie auch auf ihrem Stuhl ungeduldig hin und her rutschte, weil sie es nicht erwarten konnte, endlich das Tierheim zu sehen.

      Andrea lachte ohne jede Eitelkeit. »Du meine Güte, Mutti, Apfelkuchen ist so ziemlich der einzige Kuchen, bei dem ich sicher bin, dass mir nichts schiefgeht. Du weißt doch ganz genau, dass ich keine Musterhausfrau bin und meine gute Betti immer noch schmerzlichst entbehre.«

      »Bitte nicht schon wieder das alte Lied«, warf Hans-Joachim amüsiert ein. »Erstens schmeckt mir dein Apfelkuchen zu jeder Tages- und Nachtzeit, und zweitens solltest du der guten Betti das Glück der Ehe nun wirklich gönnen. Du kannst nicht bis an dein Lebensende darüber klagen, dass sie ihr Herz entdeckt und geheiratet hat. Schließlich hast du ihr doch nicht gewünscht, dass sie eine alte Jungfer wird.«

      »Nein, das habe ich ihr nicht gewünscht. Aber mir wünsche ich endlich wieder eine Hilfe im Haushalt, nur halb so fix und zuverlässig, wie es meine gute Betti war«, seufzte Andrea aus Herzensgrund.

      Sie


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