Эротические рассказы

David Copperfield. Charles DickensЧитать онлайн книгу.

David Copperfield - Charles Dickens


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als ge­fie­le es ihm, die Leu­te, de­nen es Pa­ke­te brach­te, mög­lichst lan­ge war­ten zu las­sen. Ich bil­de­te mir ein, es manch­mal deut­lich ki­chern ge­hört zu ha­ben, aber man sag­te mir, es hät­te bloß Hus­ten.

      Der Fuhr­mann ließ eben­falls den Kopf hän­gen wie sein Gaul und nick­te schläf­rig beim Kut­schie­ren, die Arme auf das Knie ge­stützt. Ich sage »kut­schie­ren«, aber es scheint mir, der Wa­gen wäre eben­so gut ohne ihn nach Yar­mouth ge­kom­men, denn das Pferd be­sorg­te es ganz al­lein. Und was die Un­ter­hal­tung be­trifft, so konn­te er nichts als pfei­fen.

      Peg­got­ty hat­te einen Korb mit Ess­wa­ren auf dem Knie, die reich­lich bis Lon­don ge­langt hät­ten. Wir aßen viel und schlie­fen viel.

      Peg­got­ty schlief im­mer mit dem Kinn auf dem Korb­hen­kel, den sie nie losließ. Ich wür­de nie ge­glaubt ha­ben, wenn ich es nicht selbst ge­hört hät­te, dass ein ein­zi­ges schutz­lo­ses Weib so viel zu­sam­men­schnar­chen kön­ne.

      Wir mach­ten Um­we­ge und brach­ten so lan­ge Zeit da­mit zu, eine Bett­stel­le in ei­nem Wirts­haus ab­zu­ge­ben und an ver­schie­de­nen Or­ten vor­zu­spre­chen, dass ich ganz müde und sehr froh war, als Yar­mouth in Sicht kam.

      Es sähe schwam­mig und voll­ge­so­gen aus, mein­te ich, als ich mei­ne Au­gen über die große, lang­wei­li­ge Ein­öde jen­seits des Flus­ses schwei­fen ließ; ich konn­te mir nicht hel­fen, aber ich staun­te, wie das Geo­gra­fie­buch be­haup­ten konn­te, die Welt sei wirk­lich so rund, wenn ein Teil der­sel­ben so flach war. Dann über­leg­te ich mir, dass Yar­mouth mög­li­cher­wei­se an ei­nem der bei­den Pole lie­gen könn­te, und gab mich mit die­ser Er­klä­rung zu­frie­den.

      Als wir et­was nä­her ka­men und die gan­ze Land­schaft wie eine ge­ra­de nied­ri­ge Li­nie un­ter dem Him­mel lie­gen sa­hen, be­merk­te ich zu Peg­got­ty, dass ein klei­ner Hü­gel oder der­glei­chen ver­schö­nernd wir­ken müss­te, und dass es hüb­scher wäre, wenn das Land et­was deut­li­cher von der See ge­schie­den und die Stadt und die Flut nicht so sehr un­ter­ein­an­der ge­mischt wie Mehl und Was­ser sein wür­den. Aber Peg­got­ty sag­te mit grö­ße­rem Nach­druck als ge­wöhn­lich, dass wir die Din­ge eben neh­men müss­ten, wie wir sie fän­den, und dass sie ih­rer­seits stolz sei, ein »He­ring von Yar­mouth« zu sein.

      Als wir in die Stra­ße ein­bo­gen und den Fisch-, Pech-, Werg- und Teer­ge­ruch ein­so­gen und die See­leu­te um­her­ge­hen, und die Kar­ren über die Stei­ne schwan­ken sa­hen, fühl­te ich, dass ich ei­nem so ge­schäf­ti­gen Orte Un­recht ge­tan hat­te. Ich ge­stand es Peg­got­ty ein, die mei­ne Aus­drücke des Ent­zückens sehr wohl­ge­fäl­lig auf­nahm und mir sag­te, es sei all­ge­mein be­kannt (wahr­schein­lich un­ter de­nen, die das große Glück ha­ben, ge­bo­re­ne Yar­mouth-He­rin­ge zu sein), dass Yar­mouth über­haupt die schöns­te Stadt der Erde sei.

      »Da ist mein Ham«, schrie sie plötz­lich auf, »in Ge­lehr­sam­keit auf­ge­wach­sen.«

      Wirk­lich er­war­te­te Ham uns beim Gast­hau­se und er­kun­dig­te sich nach mei­nem Be­fin­den wie ein al­ter Be­kann­ter. An­fangs schi­en es mir nicht, als ob ich ihn so gut ken­ne, wie er mich, weil er seit der Nacht, als ich ge­bo­ren wur­de, nicht in un­ser Haus ge­kom­men war.

      Be­greif­li­cher­wei­se hat­te er in die­ser Hin­sicht einen Vor­sprung vor mir. Aber un­se­re Ver­trau­lich­keit wuchs sehr, als er mich auf den Rücken nahm und nach Hau­se trug. Er war jetzt ein großer, star­ker Bur­sche von sechs Fuß Höhe, ent­spre­chen­der Brei­te und mas­si­ven Schul­tern, aber mit ei­nem Dum­men­jun­gen­ge­sicht, und krau­sem hel­lem Haar, das ihn et­was scha­f­ar­tig aus­se­hen mach­te. Sein An­zug be­stand aus ei­ner Se­gel­tuch­ja­cke und ei­nem Paar so stei­fer Ho­sen, dass sie ganz al­lein hät­ten auf­recht ste­hen kön­nen. Dass er einen Hut trü­ge, hät­te nie­mand so recht be­haup­ten dür­fen. Es schi­en eher ein al­tes Haus mit ein we­nig Pech dar­auf zu sein.

      Ham trug mich auf dem Rücken und un­se­re klei­ne Schach­tel un­ter dem Arm, wäh­rend Peg­got­ty einen Hand­kof­fer schlepp­te. So gin­gen wir durch schma­le Gäss­chen, die mit Ab­fall von Zim­mer­holz und klei­nen Sand­häuf­chen be­deckt wa­ren, an Gas­an­stal­ten, Sei­ler­stät­ten und Werf­ten, wo Schif­fe und Boo­te ge­baut, zer­legt, kal­fa­tert und auf­ge­ta­kelt wur­den, an Schmie­den und Kal­kö­fen vor­bei, bis wir auf die öde Flä­che ka­men, die ich schon von wei­tem ge­se­hen hat­te. Da rief Ham: »Dats un­ser Hus, Masr Davy.«

      Ich sah mich nach al­len Sei­ten um und ließ mei­ne Au­gen über die öde Ebe­ne, über das Meer und den Fluss hin­schwei­fen, aber nir­gends konn­te ich ein Haus ent­de­cken. Nicht weit von uns auf ei­ner klei­nen An­hö­he er­blick­te ich wohl ein schwar­zes Boot, eine Art aus­ge­dien­ter Bar­ke, aus dem ein Stück ei­ser­nes Rohr als Schorn­stein her­aus­rag­te und sehr ge­müt­lich rauch­te, aber sonst war nichts da, was nach ei­ner Woh­nung aus­ge­se­hen hät­te.

      »Es ist doch nicht das dort?« frag­te ich. »Das Ding, das wie ein Schiff aus­sieht?«

      »Dje­woll, Masr Davy«, ant­wor­te­te Ham.

      Ich glau­be, wenn es Alad­ins Palast ge­we­sen wäre oder das Ei des Vo­gels Roc, hät­te ich nicht ent­zück­ter sein kön­nen, als über den ro­man­ti­schen Ge­dan­ken, hier woh­nen zu dür­fen.

      In die Sei­ten­wand war eine köst­li­che Tür ge­schnit­ten, mit ei­nem Dach dar­über, und klei­ne Fens­ter sa­hen her­aus; aber der wun­der­bars­te Reiz für mich lag dar­in, dass es ein wirk­li­ches Boot war, das ge­wiss hun­der­te Mal auf dem Was­ser ge­schwom­men und nie­mals dazu be­stimmt ge­we­sen war, auf fes­tem Lan­de zur Woh­nung zu die­nen. Das fes­sel­te mich ganz und gar. Wenn es je­mals von An­fang an hät­te ein Haus sein sol­len, wür­de es mir viel­leicht klein oder un­be­quem oder ein­sam vor­ge­kom­men sein. So aber er­schi­en es mir voll­kom­men in je­der Art.

      In­nen war al­les au­ßer­or­dent­lich rein­lich und so hübsch wie mög­lich.

      Ein Tisch und eine Schwarz­wäl­der­wand­uhr und eine Kom­mo­de, und auf der Kom­mo­de stand ein Tee­brett, dar­auf war eine Dame mit ei­nem Son­nen­schirm ge­malt, und ne­ben ihr spa­zier­te ein mi­li­tä­risch aus­se­hen­des Kind mit ei­nem Rei­fen. Das Tee­brett wur­de durch eine Bi­bel am Her­un­ter­fal­len ge­hin­dert und hät­te, wenn es ab­ge­rutscht wäre, eine Men­ge Tas­sen und eine Tee­kan­ne, die alle um das Buch her­um­stan­den, zer­schla­gen. An der Wand hin­gen ein paar roh ge­mal­te Bil­der aus der Hei­li­gen Schrift, wie ich sie seit­dem nie in Trö­del­lä­den se­hen kann, ohne dass nicht so­fort das gan­ze In­ne­re je­nes Hau­ses klar vor mei­nen Au­gen steht. Ein ro­ter Abra­ham, im Be­griff einen blau­en Isaak zu op­fern, und ein Da­niel in gelb un­ter grü­ne Lö­wen ge­wor­fen, sta­chen am meis­ten her­vor.

      Über dem Ka­min­sims hing ein Bild des Lug­gers »Sa­rah Jane«, in Sun­der­land ge­baut, mit ei­nem wirk­li­chen klei­nen, höl­zer­nen Schiffs­hin­ter­teil dar­an, ein Kunst­werk, das Ge­mäl­de und Zim­mer­manns­ar­beit ver­ei­nigt zeig­te und mir als ei­nes der nei­dens­wer­tes­ten Be­sitz­tü­mer der Welt er­schi­en. Im Deck­bal­ken sta­ken ein paar Ha­ken, de­ren Be­stim­mung mir rät­sel­haft war, und ei­ni­ge Schiffs­kis­ten und Kof­fer stan­den um­her und dienten als Stüh­le.

      Dies al­les über­sah ich auf den ers­ten Blick, wie es nach mei­ner An­sicht Kin­der zu tun pfle­gen; dann öff­ne­te Peg­got­ty eine klei­ne Tür und zeig­te mir mein Schlaf­zim­mer. Es war das voll­kom­mens­te


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