Der exzellente Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
ab.
»Und wer ist nun dieser Gladstone?« fragte die Detektivin ungeduldig. Sie hatte sich neben Parker aufgebaut.
»Mister Marty Clapstone«, korrigierte Parker in seiner unnachahmlich höflichen Art. Dann gab er die Tür frei, als ein Trainer sich näherte. Der Mann stieß schwungvoll die Tür auf und blickte den Butler überrascht an.
»Zu Mister Clapstone«, fragte der Butler. »Es ist dringend, um der Wahrheit die Ehre zu geben.«
»Der is’ drüben im Büro«, antwortete der Mann umgehend. »Und wer sind Sie?«
»Ein sogenanntes Ehrenmitglied«, entgegnete der Butler und nickte dann Mylady zu, die hinter dem Trainer stand, der ebenfalls weiße Leinenhosen, ein Unterhemd und weiße Sportschuhe trug.
Lady Agatha ließ sich von Parker nicht lange bitten. Sie langte herzhaft mit ihrem kleinen Handbeutel zu.
*
Marty Clapstone hatte in der Vergangenheit schon mehrere Male den Weg des Butlers gekreuzt. Parker wußte also, wie dieser Mann aussah. Clapstone, kaum mittelgroß, untersetzt, etwa vierzig Jahre alt, stiernackig, saß im Büro des Sport-Zentrums und diskutierte mit einigen Männern, die eindeutig aus seiner Branche stammten. Es handelte sich um drei Gesprächspartner, die alle ein wenig zu helle Hemden, Anzüge und zu bunte Krawatten trugen.
Sie blickten Parker und Mylady entgeistert an, als das Duo im Büro erschien. Parker lüftete höflich die schwarze Melone.
Clapstone wußte natürlich sofort, aus welchem Grund Agatha Simpson und Parker erschienen waren. Er sprang sofort auf und versuchte sich an einem neutralen Lächeln.
Der Versuch mißlang.
»Wer ist Gladstone?« erkundigte sich Lady Agatha mit ihrer baritonalen Stimme. Sie blitzte die Männer nacheinander mit ihren Augen an.
»Mister Marty Clapstone«, fügte Parker hinzu.
»Wie auch immer«, fuhr die ältere Dame fort und schritt dann auf Clapstone zu, auf den Parker diskret gedeutet hatte. Sie baute sich vor ihm auf und ... verabreichte ihm eine ihrer gefürchteten Ohrfeigen.
Clapstone, der mit einer solchen Handgreiflichkeit nicht gerechnet hatte, nahm wieder Platz und japste.
»Das ist die Quittung für Ihre Frechheit, junger Mann, mir einen Kriminellen ins Haus geschickt zu haben«, redete die ältere Dame weiter. Parker beobachtete die drei übrigen Männer, die allerdings keine Anstalten trafen, sich vorerst einzuschalten. Ja, im Grund wirkten sie sogar ein wenig amüsiert.
Parker ließ sich nicht in Sicherheit wiegen. Die drei Männer konnten in jedem Moment ihren momentanen Spaß vergessen und zu gefährlichen Feinden werden.
Diese Vorsicht zahlte sich aus.
Einer von ihnen stand plötzlich auf den Beinen und absolvierte mit der rechten Hand eine Bewegung, die nur zu typisch war. Er wollte sie unter seine linke Jackenhälfte führen und dort wahrscheinlich nach einer Waffe greifen.
Der Butler war aber schneller.
Mit der Spitze seines Universal-Regenschirmes stach er gezielt zu und traf die Partie zwischen Brustmuskel und Armgelenk. Daraufhin sah der Getroffene sich nicht mehr in der Lage, seine Bewegung vollends auszuführen.
Die beiden anderen Männer sprangen auf und wollten ebenfalls aktiv werden, doch sie beruhigten sich umgehend, nachdem Josuah Parker den bleigefüllten Bambusgriff seines Schirmes eingesetzt hatte. Die Männer sackten zurück auf ihre Sitzgelegenheiten und meldeten sich erst mal ab. Parker hatte keine Schwierigkeiten, einige Schußwaffen an sich zu nehmen.
Marty Clapstone hatte das alles beobachtet und wußte, was die Glocke geschlagen hatte. Er machte sich noch kleiner, als er es ohnehin schon war.
»Sie waren so leichtsinnig, einen professionellen Schläger oder auch Killer zu Mylady zu schicken«, sagte Parker zu ihm. »Mylady wünscht umgehend zu erfahren, für wen Sie diesen Auftrag ausführten.«
»Hören Sie, Parker, Sie kennen mich ... Also ... Ich würde doch niemals einen...«
»Das Eis, auf dem Sie sich bewegen, wird immer dünner«, warnte der Butler ihn.
»Für Hogan«, kam nun die überraschende Antwort. »Er hatte mich angerufen und mich um einen Gefallen gebeten.«
»Mister Hogan wird dies sicher abstreiten, Mister Clapstone.«
»Dann lügt er«, lautete die Antwort. »Ich weiß doch, was ich weiß. Ich hatte ihn gleich gewarnt... Das hing mit Ihrem Namen zusammen, aber Hogan wollte ja nicht auf mich hören.«
»Sie sollten dieses Thema noch mal mit ihm diskutieren, Mister Clapstone.«
»Was ... was soll das heißen?«
»Sie haben die Ehre und den Vorzug, Mylady zu Mister Hogan begleiten zu dürfen, Mister Clapstone.«
»Das mach’ ich sofort«, erklärte Clapstone fast begeistert. »Und der wird was von mir hören, darauf können Sie Gift nehmen.«
»Marty Clapstone rechnete sich noch immer die Chance aus, sich absetzen zu können. Parker ging davon aus und richtete sich darauf ein.
*
Er versuchte sein Glück, als man das Sport-Zentrum verließ.
Mylady, Parker und Clapstone waren über die beiden Trainer gestiegen und gingen zu dem hochbeinigen Monstrum des Butlers. Plötzlich versetzte Clapstone der älteren Dame einen derben Stoß und entwickelte sich zu einem Sprinter von beachtlicher Qualität.
Er war jedoch nicht schnell genug.
Parker ließ ihm einen stricknadellangen, bunt gefiederten Pfeil folgen, der aus dem hohlen Schirmstock stammte und von komprimierter Kohlensäure angetrieben wurde. Der kleine Pfeil zischte durch die Luft und bohrte sich in die linke Gesäßhälfte des Flüchtenden, der deutlich zusammenzuckte und anschließend einen Luftsprung absolvierte. Er faßte mit beiden Händen nach der Einschußstelle, bremste sich ab und geriet in Panik, als seine Finger den Pfeil ertasteten.
»Ohne eine schnelle medizinische Versorgung sollten Sie auf keinen Fall weiterlaufen«, warnte der Butler ihn gemessen. »Sie könnten sonst gesundheitlichen Schaden nehmen.«
Clapstone blieb stehen und erkundigte sich, ob der Pfeil eventuell vergiftet sein könnte.
»Im übertragenen Sinn durchaus«, antwortete Parker. »Das Gegenmittel befindet sich dort drüben im Wagen.«
»Dann machen Sie schon... Beeilen Sie sich doch! Schnell!«
Er hatte den Pfeil aus der kleinen Wunde gezogen und reichte ihn Parker, der ihn in den Falten seines Regenschirmes verschwinden ließ.
»Sie bleiben dabei, daß Mister Hogan Sie bat, einen sogenannten Killer in Myladys Haus zu schicken?« fragte Parker.
»Ja, natürlich, weil’s so gewesen ist. Sie müssen ihm auf die Füße getreten haben.«
»Sie haben sich damit der Mittäterschaft schuldig gemacht, junger Mann«, grollte Lady Agatha. »Ich sollte Sie am Pfeilgift sterben lassen.«
»Lady, machen Sie keinen Unsinn ... Ich hab’ ja nur ’nen Mann vermittelt«, redete Clapstone sich heraus.
»Wo hält sich Mister Hogan im Augenblick auf,« erkundigte sich der Butler. Er nutzte die Aussagebereitschaft des Mannes. Clapstone genierte sich nicht, umgehend eine Adresse zu nennen und bat anschließend um das Gegenmittel.
»Umgehend«? versprach Parker. Man hatte den Wagen erreicht, und Clapstone nahm im Fond mehr als vorsichtig Platz. Die kleine Einstichwunde brannte inzwischen sicher wie Feuer. Parkers Blasrohrpfeile waren zwar nicht vergiftet, doch chemisch präpariert. Dieses Präparat löste zuerst eine Art brennendes Feuer und anschließend einen Juckreiz aus.
Mylady nahm auf dem Beifahrersitz Platz und machte einen durchaus zufriedenen Eindruck. Das kurze Intermezzo im Sport-Zentrum war so recht nach ihrem Geschmack gewesen.