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Der exzellente Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Der exzellente Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Gesuchten handelt«, antwortete Parker. »Darf man die Vermutung äußern, daß es sich um Fremde handelt, die von außerhalb zugezogen sind?«

      »Das kann man wohl sagen«, kicherte der Greis. »Es sind Orientalen, vermutlich Araber. Ich kann Ihnen aber nicht mal sagen, wie die Leute heißen. Man bekommt sie so gut wie nie zu Gesicht. Wenn nicht hin und wieder schwere Wagen Vorfahren würden, könnte man den Eindruck gewinnen, die alte Finsbury-Villa sei unbewohnt.«

      »Nach Ihrer Schilderung dürfte es sich mit Sicherheit um die Personen handeln, die Mylady die Ehre ihres Besuches erweisen möchte«, erklärte Parker. »Man dankt in aller Form für die außerordentlich hilfreiche Auskunft, Sir.«

      »Gern geschehen«, entgegnete der greise Spaziergänger und setzte sich wieder in Bewegung. Sein kleiner Hund, der gerade am Torpfeiler der ehemaligen Finsbury-Villa das Bein gehoben hatte, trabte eilig hinterher.

      Gemessenen Schrittes kehrte Parker zum hochbeinigen Monstrum zurück und öffnete den Wagenschlag, um seine Herrin über das kurze Gespräch zu informieren. Er hatte den ersten Satz noch nicht beendet, als Motorengeräusch ihn aufmerksam machte.

      Mit aufgeblendeten Scheinwerfern kam der dunkelgrüne Volvo aus der Einfahrt des Villengrundstücks, bog auf jaulenden Reifen in die Straße ein und jagte mit Vollgas davon. Der rosefarbene Wimpel, der auf der Hinfahrt am Heck geflattert hatte, war verschwunden.

      *

      »Ein Harem mitten im zivilisierten London!«

      Lady Simpson bebte vor Empörung. »Auf der Stelle werde ich diesen Sumpf des Lasters trockenlegen, Mister Parker!«

      Ächzend wuchtete die resolute Dame ihre beschwerliche Fülle ins Freie. Der perlenbestickte Pompadour an ihrem Handgelenk kreiste schon bedrohlich.

      »In der Tat neigte auch meine Wenigkeit der Annahme zu, daß zumindest Miß Auckhill in der Villa gefangengehalten wird, Mylady«, bemerkte der Butler, während er der Detektivin diskret beim Aussteigen half.

      »Nicht nur die arme Jane, Mister Parker«, erwiderte Agatha Simpson im Brustton der Überzeugung. »Mein untrüglicher Instinkt sagt mir, daß auch all die anderen unglückseligen Geschöpfe hinter diesen Mauern schmachten und nur darauf warten, von mir befreit zu werden.«

      »Möglicherweise sollte man versuchen, sich dem Gebäude unbemerkt zu nähern, Mylady«, schlug Parker vor, als Agatha Simpson wild entschlossen zur Toreinfahrt stapfte.

      »Es ist doch dunkel«, schob die Lady die Bedenken ihres Butlers beiseite. »Außerdem ahnen die Schurken gar nicht, welches Unheil sich über ihren Köpfen zusammenbraut. Über Zäune und Mauern zu klettern und sich nach Indianerart anzupirschen, wäre deshalb eine völlig überflüssige Strapaze, Mister Parker.«

      »Fraglos haben Mylady bedacht, daß die Bewohner der früheren Finsbury-Villa trotz der späten Stunde mit Myladys Besuch rechnen könnten«, wandte der Butler ein.

      »Die Schurken müßten schon Hellseher sein, Mister Parker«, gab die ältere Dame mürrisch zurück.

      »Wie Mylady sich ohne Zweifel erinnern werden, nahmen Mylady gestern abend die Gelegenheit wahr, Miß Linda Blooming aus der Gewalt ihrer Entführer zu befreien.«

      »Selbstverständlich erinnere ich mich, Mister Parker«, erwiderte Lady Agatha. »Na und?«

      »Sofern man der Annahme zuneigt, daß auch Miß Blooming hierhergebracht werden sollte, dürfte der Empfänger vom Mißerfolg der Aktion erfahren haben und vorsichtig geworden sein.«

      »Wie auch immer, Mister Parker«, entgegnete die Detektivin unbeeindruckt. »Ich werde die Schurken überrumpeln und ihnen keine Chance zur Gegenwehr lassen.«

      Immerhin konnte der Butler seine Herrin dazu bewegen, die knirschenden Kieswege zu meiden und statt dessen über den kurzgeschorenen Rasen zu schreiten, der die Trittgeräusche schluckte wie ein weicher Teppich.

      Unter den breiten Kronen der jahrhundertealten Baumriesen herrschte kohlrabenschwarze Finsternis. Hätte Parker nicht die Führung übernommen, die passionierte Detektivin hätte ihr Ziel vermutlich nie erreicht. Seine Nachtvogelaugen durchdrangen auch die schwärzesten Schatten. Mehrfach machte er seine Herrin auf Baumwurzeln aufmerksam, die in der Dunkelheit gefährliche Stolperfallen darstellten.

      In letzter Sekunde bewahrte der Butler die ältere Dame vor einem unfreiwilligen Bad in einem kleinen Seerosenteich. Den Blick stramm geradeaus gerichtet, war Agatha Simpson auf den Tümpel zumarschiert. Sie hatte sich auf die hellen Fenster der Villa konzentriert, ohne die Reflexe der leuchtenden Vierecke auf dem Wasserspiegel vor ihren Füßen zu bemerken.

      Trotz dieser kleinen Widrigkeiten erreichte man nach einem weiten Bogen durch den Park unbehelligt die Rückseite des Gebäudes. Die ehemalige Finsbury-Villa lag in der Mitte einer weitläufigen Lichtung. Der hoch am Himmel stehende Halbmond tauchte die Umrisse des Hauses in silbergraues Dämmerlicht, das alle Konturen zerfließen ließ.

      Ihrem Baustil nach mußte die Villa in der Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet worden sein. Nur der flache Anbau an der Rückseite schien neueren Datums. Seine kleinen Fenster waren mit eisernen Gitterstäben gesichert, die schwere Stahltür verschlossen, wie der Butler nach vorsichtigem Druck auf die Klinke feststellte.

      »Das sieht ja aus wie ein Gefängnis«, raunte Lady Simpson.

      »Ein Eindruck, dem sich auch meine Wenigkeit nicht verschließen kann, Mylady«, pflichtete Parker seiner Herrin bei.

      Gelassen zog er sein Spezialbesteck aus der Tasche. Bedächtig wählte er den passenden Dorn und ließ ihn geräuschlos in den schmalen Schlitz des Sicherheitsschlosses gleiten.

      Kein Geräusch drang aus dem Innern des Hauses nach draußen. Hinter den quadratischen Gitterfenstern des Anbaus brannte nicht mal Licht.

      Ein paar Sekunden leistete der komplizierte Schließmechanismus Widerstand. Doch auf die Dauer war er den Überredungskünsten des Butlers nicht gewachsen. Mit kaum hörbarem Knirschen glitt der Riegel zurück und gab den Weg frei.

      »Sie dürfen vorangehen, Mister Parker«, ermunterte Agatha Simpson ihren Butler, der schon seine zierliche Bleistiftlampe aus der linken Außentasche des schwarzen Zweireihers gezogen hatte.

      »Unerhört!« entrüstete sich die ältere Dame, als der scharf gebündelte Lichtstrahl die Dunkelheit durchschnitt. »Wirklich unerhört!«

      Der Anbau, den das skurrile Paar aus Shepherd’s Market soeben betreten hatte, bestand aus einem einzigen Raum, der entfernt an den Schlafsaal einer Jugendherberge erinnerte. Die Wände waren kahl und schmucklos. Die ganze Einrichtung bestand aus einem Dutzend primitiver Feldbetten.

      Unordentlich zurückgeschlagene Wolldecken, halb volle Limonadenflaschen und Teller mit Essensresten ließen darauf schließen, daß das spartanische Gelaß noch vor wenigen Stunden bewohnt war. Jetzt ließ sich jedoch kein Mensch sehen.

      »Eigentlich hatte ich mir einen Harem ganz anders vorgestellt«, bekannte Lady Agatha und ließ ratlos ihre Blicke schweifen.

      »Eine Feststellung, die man nur mit allem Nachdruck unterstreichen kann, Mylady«, meinte auch Parker. »Allerdings dürfte die Annahme naheliegen, daß die entführten jungen Damen in diesem Raum nur provisorisch untergebracht waren.«

      »Und wo sind die armen Dinger jetzt?« wollte die Detektivin wissen.

      »Darüber dürfte der Besitzer dieses Hauses Auskunft geben können, falls man sich nicht gründlich täuscht«, gab der Butler zur Antwort. »Meine Wenigkeit darf die Vermutung äußern, daß Mylady den fraglichen Herrn aufsuchen und ihm die entsprechenden Fragen zu stellen gedenken?«

      »Selbstverständlich, Mister Parker«, verkündete die resolute Dame entschlossen. »Zu diesem Zweck bin ich ja ...«

      Agatha Simpson verschluckte den Rest des Satzes, weil Parker beschwörend den Finger an die Lippen legte und im nächsten Moment die Bleistiftlampe ausknipste.

      Die Geräusche, die die Aufmerksamkeit des Butlers erregt hatten, kamen von draußen.


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