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Wonnen der Wollust. AnonymЧитать онлайн книгу.

Wonnen der Wollust - Anonym


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auszukosten. Leben und Tod, Schnee und Rosen, Süßigkeiten und Bitternisse, Küsse, Peitschen, Stricke, Dolch und Feuer, alles ist uns nur Mittel zum Zwecke, in Wollust zu lieben. – –

      In den folgenden Kapiteln erzähle ich den reizenden, kurzweiligen Roman meiner sonnigen Liebe.

      Dieses Buch gehört den Männern und den Frauen gleicherweise. Es soll gelesen werden zwischen Wachen und Einschlafen, des Abends, wenn alle Nerven in fieberiger Spannung sind und die Hand, halb wissend, halb unbewusst, sich tastend ausstreckt, um an die Pforte der Wollust zu rühren.

      Ihr, liebe Schwestern! ihr sollt dieses kleine Buch lesen, wenn ihr den Freund eures Herzens zum verliebten Tête-à-Tête erwartet, damit die Lektüre alle falsche Scham und alle Prüderie von euren feinen Seelchen abstreift und euch fröhlich macht, den Geliebten in klarer, liebeswacher Sehnsucht zu empfangen. In der Liebe ist es schade um jede versäumte Minute. Nur aus Wollust sollen sich eure Brüste sträuben, sollen eure Augen und Lippen lächeln, flehen, drohen, verweigernd gewähren, versagend hingeben … Die Liebe ist ein süßes Spiel, aber sie erfordert den Einsatz einer ganzen Seele, einer vollen Intelligenz, einer zähen Energie, um auch ihren wollüstigen Martern selig guckend standzuhalten. –

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      Ihr aber, meine Freunde! ihr sollt dies Büchlein euren reizenden Freundinnen vorlesen, die ein wenig kühl und spröde und unerfahren im Liebesgenusse sind. Von eurem Munde sollen den zarten, liebenden Frauen die weichen Worte träufeln, bis ein ungestümes Verlangen im Schoße der Schönen erwacht; sie zittern, sie erbleichen und werden rot, sie wissen ihre Ungeduld nicht mehr zu verbergen; sie stürzen zu euren Füßen, sie suchen mit zärtlichen Lippen den schwellenden Gegenstand ihrer Begierde, nehmen das hübsche Spielzeug in die Hände … es steigt, es regt sich … Das Buch wird beiseite gelegt, da es einen amüsanteren Zeitvertreib gibt, um erst in den Pausen der Lust wieder aufgenommen zu werden.

      II. Kapitel

      Mit einundzwanzig Jahren war ich ein munteres Ding, nicht eben, was man eine beaute nennt, aber keck, immer lustig und niemals um eine kräftige Antwort oder einen lockeren Streich verlegen. Dabei war ich zu Zeiten ein wenig elegisch und sentimental: kurz, ein Mädel, wie es die Männer liebhaben. Ich wusste mich auch chic und kleidsam anzuziehen und zog einen gut sitzenden Schuh von jeher einer dummen Spielerei oder einem neuen Musikstück vor. Es konnte mir also nicht an Verehrern fehlen, für die ich indessen wenig verspürte; denn ich schwärmte für die »Freuden der Einsamkeit«, denen ich mich mit Maß und Verstand hingab.

      In meinem Bette pflegte ich mich niemals zu erhitzen. Ich liebe es, in einem kühlen Bette zu schlafen. Meine mädchenhaften Amüsements verlegte ich regelmäßig auf den Nachmittag, wenn alles sich zur Mittagsruhe zurückgezogen hatte. Ich kleidete mich dann so leger wie möglich an – oder vielmehr aus, legte Jupon, Korsett und Beinkleid ab und warf einen leichten, hellen Morgenrock über, der vorn nach Art der japanischen Kimonos offen war. Ich setzte mich dann behaglich in ein niederes Sesselchen, eine Art Faulenzer, stemmte meine Füße rechts und links auf das Untergestell meines Toilettentrumeaus und hockte nun mit gespreizten Beinchen vor dem Spiegel. Rasch war das Hemd zurückgeschlagen, und mit großem Vergnügen ging ich schnell an meine angenehme Arbeit.

      Meist wurde die kleine, verliebte Knospe unter meinen streichelnden Fingern rasch groß und straff. Dann befiel mich eine seltsame Müdigkeit, ich bekam Lust, das Spiel abzubrechen und auf den Höhepunkt des Vergnügens zu verzichten. Aber ich habe dieser Laune nie nachgegeben, sondern höchstens einige Minuten pausiert, um gleich wieder mit frischer Lust zu beginnen. Mit klarer, ungetrübter Empfindung genoss ich nun nacheinander alle Phasen der Wonne. Ich sah, wie mein Gesicht sich purpurn färbte, wie im Glanze der Abendsonne, und ich sah, wie meine rehbraunen Augen einen tiefen, fieberischen, schwarzen Glanz annahmen. Dann wurden mir die Beine so müde, so müde, fast gefühllos … und dann kam eine Art leichten Krampfes, der die ermattenden Muskeln schmerzhaft wieder belebte. Nun kam eine tolle Ungeduld über mich, den Moment der Wollust zu beschleunigen; bebend, hastig glitten meine Fingerspitzen auf der Klaviatur des Vergnügens auf und nieder, die spitzen, glänzenden Nägel halfen wie kleine, unruhige Krallen nach. Plötzlich wurde mein ganzer Körper von ­einer furchtbaren Unruhe erfasst, einer wahren Wut der Begierde; ein Krampf, ein Schütteln, eine Sehnsucht, dass ich hätte aufheulen mögen; hastiger, eiliger tanzten die Finger; es war ein Aufruhr des ganzen Organismus – – – und dann, ah, dann! in der beseligenden Sekunde kamen Ruhe, Wonne und Entzücken flutend über mich hergeströmt, gleich einer großen, rosigen Woge; die Knospe brach brennend auf und füllte sich mit einigen heißen, glänzenden, runden Tauperlen … Meine Augen wurden von erlösenden Tränen für die kurze Frist einiger Sekunden überschwemmt; die Lippen wurden bleich – ich sank zurück, warf die Arme in exaltierter Ergriffenheit ins Genick und ließ, während meine Schenkel leise, wie ein verendendes Tier, zuckten, die ungeheure Lust verebben, während ich mich still hielt und an nichts dachte … Manchmal kam noch ein zweiter Ansturm der Lust, ganz ohne mein Zutun. Dann musste ich aufspringen und durch irgendeine leidenschaftliche Handlung meiner innerer Enttäuschung Ausdruck geben. Ich warf mich dann wohl vor den niederen Divan aus geblümten Seidenstoff auf die Knie, legte das Gesicht auf die nackten Arme, von denen der Ärmel zurückgeglitten war, und ein süßes, tränenloses Schluchzen fuhr, wie Windstöße durch den Wald fahren, durch meinen Körper. Oder ich schleuderte den Morgenrock von mir, öffnete die Achselspangen meines Hemdes und sank atemlos vornüber auf den Teppich nieder, indem ich das Gesicht fest auf den Boden drückte. Ich hatte gleichzeitig den Instinkt, mich zu verbergen, und wiederum den Wunsch, mich noch mehr zu enthüllen … nackter als nackt dazuliegen … Süßer Wahnsinn der Leidenschaft! –

      Wenn ich aus dem tiefen Schlafe, der meinen hübschen, einsamen Orgien folgte, erwachte, waren meine Augen wieder hell, mein Gesicht war frisch, keusch und unbewegt und nach der Glut der fröhlich verrauschten Stunde fühlte ich mich kühl und gestärkt, wie nach einem Seebade. Da ich also nach außenhin mir nichts vergab und meine süßen, kleinen Laster weder meine körperliche, noch meine geistige ­Frische irgendwie berührten, galt ich für ein enorm tugendhaftes, junges Mädchen und genoss den Ruf einer bewun­derungswürdigen Unnahbarkeit. – Mein Papa, ein Professor der Geographie, erklärte mir eines Nachmittags in seiner gewöhnlichen Güte, dass wir am Abend einen Gast haben würden; es sei dies der berühmte Botaniker R … Das war bei uns nichts seltenes. Papa brachte öfter Bekannte mit, die zu irgendeinem wissenschaftlichen Kongress oder dergleichen in unsere kleine Stadt gekommen waren. Mir fiel indessen auf, dass Papa mit eigentümlicher Wärme im Ton sprach, als er mir diesen Gast ankündigte. Ich fragte:

      »Es ist wohl ein guter Bekannter von dir?«

      »Er ist sehr berühmt, außerdem sehr reich«, sagte Papa.

      Über »reich« und »arm« hatte ich mir niemals den Kopf zerbrochen, ich musste lächeln und sagte:

      »Was geht das uns und vor allem mich an, Papachen?«

      »Oh!«, antwortete Papa nachdenklich, »es ist doch ein wichtiger Faktor … Reichtum sichert uns ohne weiteres das Interesse der Mitmenschen … ihre Beachtung …«

      »Meine aber nicht!«, rief ich lachend.

      Papa sah mich an, sagte aber nichts und ging hinaus. –

      Als der Professor am Abend kam, wusste ich sofort, dass ich ihn nicht mochte und dass er mir niemals sympathisch werden würde. Ich hatte damals und habe bis zum heutigen Tage nichts gegen ihn vorzubringen, als den einen, bei mir allerdings ausschlaggebenden Grund: ich konnte ihn nicht leiden, ich kann ihn nicht leiden. Seine Haltung, sein Gang, seine Gesten, alles ist mir von jeher unsympathisch gewesen. Indessen möchte ich nicht leugnen, dass es Menschen geben kann, denen dieses ruhige, eigentümlich glatte, kluge Gesicht mit dem fast kahlen Schädel, dem runden, bartlosen Kinn und den scharfen Augen hinter den randlosen, funkelnden Brillengläsern gefallen mag. Auch die helle, leidenschaftslose Stimme, die so entsetzlich nüchtern, kalt und prononciert spricht, muss manchen Menschen angenehm klingen; wenigstens ist dies wohl bei meinem Vater der Fall gewesen, der den nach meinem Geschmack ungenießbaren Salbadereien des Professors mit Wohlgefallen zuzuhören schien.

      Mir


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