Audiovisuelles Übersetzen. Heike E. JüngstЧитать онлайн книгу.
Simpsons-Sprechern wie der Münchnerin Sabine Bohlmann duellierte: von Vater Homer zu Tochter Lisa. Vor ein paar Jahren kam irgendwer darauf, es sei effektiver, jede Stimme einzeln aufzunehmen. Track by Track. „Wir trauern den alten Zeiten nach. Heute sind wir allein in unser Kabuff eingesperrt“, sagt Gastell, „wenn mich jemand fragt: ‚Hey, Homer, wie geht es Marge?‘ Dann sage ich: Keine Ahnung, ich habe meine Frau noch nie gesehen.‘“ Anke Engelke spricht Mrs. Simpson in Köln ein. (Zirnstein 2012: 56)
Profis können in einer solchen Situation trotzdem arbeiten, und die Anmerkung von Herbst, die deutschen Synchronfassungen wirkten im Vergleich zu den Originalen fade (in Blum 1994), ist bei den meisten Filmen nicht gerechtfertigt.
Viele Informationen über den Synchronisationsprozess haben eher Anekdotencharakter und richten sich an ein interessiertes Laienpublikum. Denn viele finden die Arbeit von Synchronsprechern faszinierend. Auf manchen DVDs findet man daher als Extra einen kurzen Bericht von der Synchronarbeit, bei dem man die Schauspieler beim Einsprechen sieht. Von den in diesem Buch angeführten Filmen ist das Willkommen bei den Sch’tisWillkommen bei den Sch’tis, aber auch Die Biene Maja – Die HonigspieleDie Biene Maja – Die Honigspiele.
Typisch ist ein Interview, das Link und Nassif mit dem Schauspieler Christoph Maria Herbst im Morgenmagazin (Moma) vom 29.05.2019 führten. Herbst schildert, wie er eine Rolle im Trickfilm Mr. Link – Ein fellig verrücktes AbenteuerMr. Link – Ein fellig verrücktes Abenteuer eingesprochen hat (Transkription Jüngst):
Link: Aber du stehst da alleine. Du hast keinen zum Anspielen so richtig.
Herbst: Du sagst es. Und, erm, das ist schon hart. Du musst dann da für Stimmung sorgen und ich hab, ich glaub, ich war drei, vier Tage im Studio, und da musst du schon gegen dich ansprechen, auch gegen dich anspielen.
Nassif: Und das geht wirklich so Fitzelchen für Fitzelchen durch 90 Minuten (Herbst: Genau) Spielfilm?
Herbst: Also der Film wird dann für den Synchron in so Bits und Bytes irgendwie aufgedröselt, und die Premiere des Films war jetzt letzten Sonntag in Berlin, und da haben wir alle, Kollegen … diesen Film zum allerersten Mal gesehen, weil, du hast das Endprodukt, hast du nie gesehen, sondern eigentlich nur deine eigene Tonspur.
In diesem Interview sieht man auch Ausschnitte aus der Arbeit im Synchronstudio:
2:43 Herbst: Ich glaub‘ der Schrei am Ende ist zu offen, ne, wenn der mit dem Gesicht auf dieses Eis klatscht, dann müsste das eigentlich so’n bisschen …
2:49 Regie: So’n bisschen abgedeckt sein.
2:50 Herbst: Ma nomma eine.
Die neue DialogspurDialogspur wird mit dem IT-BandIT-Band abgemischt; eventuell muss der Tonmeister noch Stimmen an die Klangeffekte bestimmter Räume (Kirchenhall etc.) anpassen (vgl. Seifferth 2009: 23). Bei diesen Abmischungen gibt es kulturspezifischekulturspezifisch Unterschiede und Präferenzen:
Wenn man amerikanische Filme in der Originalfassung im Kino sieht, ist das beinahe so wie in der Oper: ich habe mich gewundert, dass ich alles Mögliche nicht verstehe und dachte, meine Sprachkompetenz ist zu eingeschränkt. Aber als ich die Filme zusammen mit Amerikanern gesehen habe, ging es denen nicht anders. Das heißt, in der amerikanischen Synchronisation kommt es gar nicht darauf an, dass man immer alles versteht, was gesagt wird. Die Musik schiebt sich manchmal in den Vordergrund und verunmöglicht die Verständlichkeit der Sprache. Wenn man sich diese Filme in der deutschen Synchronisation ansieht, wird immer Wert darauf gelegt, dass alles verständlich bleibt. Die Filme sind so gemischt, dass die Musik leiser wird, wenn gesprochen wird. Diese Dominanz der Sprache, das Primat der Verständlichkeit scheint besonders charakteristisch zu sein für die Synchronisation amerikanischer Filme in Deutschland, und zwar bereits immer. (Garncarz in Metz / Seeßlen 2009; dazu auch Petzold 2019: 109)
Die mangelnde Qualität vieler Synchronfassungen soll nicht geleugnet werden, auch wenn es mindestens ebenso viele gelungene Synchronisationen gibt:
Eine gute Synchronisation ist also eine Synchronisation, die sowohl die Nähe zum Original zu erhalten sucht, Tonfall und Eigenheit der eigenen Sprache nutzt als auch technisch so angepasst ist, dass man zumindest nicht über das Auseinanderklaffen von Ton und Bild verzweifelt. Schlechte Synchronisation dagegen ist eine Synchronisation ohne Gespür für Sprache, Handlung und Charakter. Und die Schere zwischen beidem, zwischen Glanz und Elend der Synchronisation, scheint sich weiter zu öffnen. (Metz / Seeßlen 2009)
Wie gesagt ist der Synchronisationsprozess inzwischen komplett digitalisiert und es gibt verschiedene Softwareprodukte, die man dafür einsetzen kann. Darunter befinden sich auch günstige Produkte für den Laien-Synchronisator. Es sei allerdings darauf hingewiesen, dass man als Laie kaum jemals an Filme herankommt, bei denen sich die Dialogspur von der Atmo-SpurAtmo-Spur trennen lässt. Man muss bei Synchronisationsexperimenten also auch Geräusche produzieren.
Zur Synchronisation von Filmen gehört auch die Synchronisation der TeaserTeaser und der TrailerTrailer, mit denen im Kino für den Film geworben wird. Teaser sind kürzer als Trailer und enthalten entsprechend weniger Informationen
Der Bearbeitung des Spielfilms gehen in der Regel Teaser und Trailer voraus, die bis zu einem halben Jahr vor dem Kinostart veröffentlicht werden. Dabei muss in der Regel improvisiert werden, da etwa ein Casting für so kurze Spots keinen Sinn macht bzw. zu teuer ist. Das bedeutet, dass Besetzungen im Trailer oft nicht mit denen des Spielfilms identisch sind. (Leinert 2015: 50)
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