Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.
worden. Da sich außer Tr‘esh und seinen Offizieren jedoch nur Niedere an Bord befanden, war der Verlust an Leben nicht relevant.
Ein Impuls zeigte an, dass der letzte Torpedo auch die Heilungsstation zerstört hatte. Mittlerweile schien das fremde Schiff auch stark beschädigt zu sein. Doch Tr’esh war ein zu guter Taktiker, als dass er die Zeichen nicht erkannte. Sie würden diesen Kampf verlieren.
»Ich deaktiviere die Laser. Kühlung eingeleitet«, sagte M’jel.
»Wir evakuieren die PAL ANTAROK«, sagte Tr'esh.
»Aber Kommandant!« M'jels Körper zeigte ein Muster des Aufruhrs. »Wir können sie besiegen!«
»Nein, das können wir nicht.« Er verstärkte den Führungsimpuls, der durch das Whispernetz auf seine Offiziere übertragen wurde. »Der innere Kreis muss alle Informationen über dieses neue Schiff erhalten, damit wir beim nächsten Kampf gerüstet sind. Wir werden das Schiff wiederfinden und uns an einem anderen Tag rächen.«
Schweigen. Dann Zustimmung.
Tr'esh übermittelte den Fluchtcode.
Die K.I. reagierte schnellstens. Die Haltebolzen des kugelförmigen Kommandozentrums wurden abgesprengt. Die Ionentriebwerke zündeten. Während die nächste Salve der feindlichen Torpedos die Reste der PAL ANTAROK trafen, flog das Kommandobrückenmodul davon.
Die integrierten Antriebe ermöglichten einen Flug von fünfzehn Lichtjahren. Gleichzeitig wurde ein gebündeltes Notsignal in Richtung des Imperiums gesendet.
Tr'esh ließ ein Abbild des TRION-Fragments auf seine Okularimplantate projizieren. Sie waren ihm so nahe gewesen. Es blieb die kleine Hoffnung, dass die HYPERION das gleiche Schicksal ereilte, wie es die Besatzung der PAL ANGESH erfahren musste. Sollte das Fraktal den Beschuss durch die kinetischen Projektile überstehen – und daran hegte Tr'esh wenig Zweifel -, veränderte das die Machtkonstanten grundlegend.
Die Menschen würden tun, was sie immer taten. Sie erforschten, suchten nach neuen Technologien und knobelten an uralten Rätseln. Zweifellos würden sie genau das Falsche tun – wie immer. Diese kleinen fleischlichen Dünnhäuter. Zu nichts waren sie zu gebrauchen. Nun ja – zu fast nichts.
»Sie machen keine Anstalten, uns zu verfolgen.« M'jels Körper projizierte ein Muster des Triumphes. »In ihrer Unzulänglichkeit sind sie verlässlich.«
Tr'esh verzichtete auf eine Antwort. Diese HYPERION war stark, schnell und gefährlich. Er würde den inneren Kreis bitten, ihm ein neues Schiff zu übergeben – ein Jagdschiff. Die HYPERION war ein lohnenswertes Ziel. Die Menschen ahnten ja nicht, was heute begonnen hatte.
*
Jayden biss die Zähne zusammen, als die letzte Salve einschlug. Die Kommandobrücke erbebte, doch die mehrschichtige Panzerung hielt stand. Auf dem Rest des Schiffes sah es weniger gut aus.
Im Holotank blähte sich die PAL ANTAROK in einer lautlosen Explosion auf. Die letzte Salve hatte dem Parlidenkreuzer den Todesstoß versetzt.
»Sir.« Lieutenant Nurakow deutete auf den Holotank, auf dem sich ein winziger Lichtpunkt vom Schlachtfeld fortbewegte. »Kurz vor der Explosion hat sich eine Kugel aus dem Parlidenschiff gelöst. Ihr Durchmesser beträgt sechsunddreißig Meter; die Hülle besteht aus einem Stahl-Titan-Verbundstoff. Die Sensoren zeigen an, dass sich vier Parliden in ihrem Inneren befinden.«
»Eine der berühmten Fluchtbrücken«, sagte Ishida. In ihrer Stimme lag Verachtung. »Die Kommandooffiziere fliehen, während die übrige Besatzung ihr Leben gibt. Vermutlich alles ›Niedere‹.«
Jayden nickte. Alle größeren Parlidenkreuzer besaßen ein mobiles Kommandobrückenmodul. Im Gegensatz zu menschlichen Captains hatten Kommandanten von Parlidenkreuzern kein Problem damit, ihre Crew zurückzulassen. »Sie werden ihren Anführern Bericht erstatten.«
Er schüttelte seinen Kopf und vertrieb damit die Gedanken über die möglichen Folgen.
Die Krankenstation war überfüllt mit Leicht- und Schwerverletzten. Noch immer wertete die K.I. die medizinische Datenbank aus und aktualisierte die Verluste. Zwölf Menschen waren bisher in diesem Scharmützel gefallen. Und der Kampf war noch nicht zu Ende.
»Sir!« Nurakow starrte überrascht auf seine Konsole. »Die Sondendaten vom Planeten wurden analysiert. Die kinetischen Geschosse des Parlidenschiffes sind einfach verschwunden. Es gab keine Explosion, das Artefakt scheint nicht beschädigt.«
Jayden war sich nicht sicher, ob das ein Grund zur Freude war. Eine Zerstörung des Artefakts hätte ihn immerhin von einer Sorge befreit. Doch die Macht in dem seltsamen Fraktal schien noch weitaus größer zu sein, als bisher angenommen.
»Lieutenant Task, setzen Sie Kurs auf den Mond von Elnath IV«, sagte Jayden. »Commander Akoskin, bereiten Sie sich auf einen weiteren Kampf vor. Feuern Sie nach eigenem Ermessen.«
Auf der Kommandobrücke herrschte Schweigen, als die HYPERION sich dem nächsten Schlachtfeld näherte. Der Verlust an Menschenleben war mittlerweile auf vierundzwanzig gestiegen. Die übrigen Verwundeten hatte Doktor Petrova stabilisiert.
»Die Sensoren erfassen ein Schiff«, sagte Nurakow. Augenblicke später überzog ein Grinsen sein Gesicht. »Es ist die PROTECTOR.«
Überall auf der Kommandobrücke atmeten die Offiziere befreit auf. Jayden grinste und dachte dabei mit Hochachtung an Lieutenant Kensington. Wie hatte sie das hinbekommen?
»PROTECTOR an HYPERION«, erklang die Stimme von Tess Kensington aus dem Interkom.
»Hier Cross.« Jayden löste seine Gurte und deaktivierte das Prallfeld. Er erhob sich. »Geht es Ihnen gut, Commander?«
»Ausgezeichnet, Sir.« Er glaubte, das Grinsen seiner Ortungsoffizierin förmlich zu hören. »Es waren ja nur zwei Parlidenkreuzer.«
Jayden lachte. »Ich bin sehr gespannt auf Ihren Bericht. Gehen Sie auf Rendezvouskurs. Commander Lorencia übernimmt die weitere Koordination. Sie kommen einstweilen zurück an Bord. Gute Arbeit.«
»Aye, Sir. Danke.«
Er unterbrach die Verbindung.
»Das wird ein interessanter Bericht.« Jayden beobachtete die von der Bugkamera eingefangenen Bilder. Eine schwerbeschädigte, doch noch immer flugtaugliche PROTECTOR kroch der HYPERION entgegen. »Ich fürchte, unser Aufenthalt hier wird noch etwas dauern.«
»Commander Lorencia kann sich auf jeden Fall nicht über zu wenig Arbeit beklagen.« Seine I.O. schob eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn. »Wir sollten das zweite Kurierschiff mit dem aktuellen Logbuch an die Admiralität entsenden.«
Jayden nickte zustimmend. »Veranlassen Sie das.« Er freute sich schon auf deren Reaktion. Der strahlende Held der Schlacht von Tikara löste einen Krieg mit den Parliden aus. »Machen wir uns an die Arbeit.«
*
IL HYPERION, Im Interlink-Flug auf dem Weg zur Erde, 29. November 2265
Kopfschüttelnd legte Jayden den Bericht von Tess Kensington zur Seite. Natürlich hatte sie ihm längst alles Wissenswerte berichtet, doch versehen mit Fakten und untermauert von Daten der Gefechts-K.I. mutete das Geschehen noch immer völlig unmöglich an.
Bis zum Eintreffen der beiden Parlidenschiffe hatte Kensington die von der HYPERION mitgebrachten Shuttles mit Torpedos beladen und auf den Vektoren der anfliegenden Schiffe losgeschickt. Nach einer kurzen Beschleunigungsphase deaktivierten die Shuttles ihre Maschinen und ließen sich einfach weitertreiben.
Während es einem der beiden Schiffe beim Eintritt in den Ortungsschatten des Mondes gerade noch gelang, der beweglichen Mine auszuweichen, raste das andere direkt hinein und verging in einem Feuerball.
Die Ausläufer der Explosion brachten auch das zweite Shuttle zur Detonation, in deren Reichweite sich das andere Parlidenschiff befand. Zwar wurde es