Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey PattonЧитать онлайн книгу.
musste, um Funkverbindung mit Besatzungsmitgliedern halten zu können, die sich weit vom Schiff entfernten. Taff hatte es damit nie sehr genau genommen, inzwischen jedoch aus den Vorkommnissen auf Dusty im System der Sonne Alschain seine Lehren gezogen.
Er fuhr mit Mitani in einem Boot, Dorit, Orvid und Luca benutzten das zweite. Sie wurden von jeweils vier Jungen an der Schwelle des Mannesalters gerudert, die sich bemühten, den älteren Fischern in nichts nachzustehen. Die kleine Flotte stieß zwischen den Korallenriffen und der vorgelagerten Inselkette hindurch und bog dann nach Osten ab, bis das vorgesehene Fanggebiet erreicht war.
Die Fischer warfen ihre Netze aus, die Menschen tauchten in einiger Entfernung in das klare, nicht allzu tiefe Wasser. Zwei Stunden später hatten sie bereits reiche Beute gemacht. Farbenprächtige Warmwasserfische aller Größen, hummerähnliche Krebstiere und einige Oktopoden häuften sich zwischen den hölzernen Sitzbänken.
Die Fischer fuhren nach ihrem ersten Fang noch weiter hinaus, aber Taff wies die jungen Männer an, zum Dorf zurückzurudern. Er beabsichtigte, während des restlichen Tages die schönsten Beuteexemplare zu präparieren. Später, auf Orion-Island, sollten sie als Erinnerung an Thorga dienen.
Als die Crew dann entspannt und gutgelaunt in die Siedlung zurückkehrte, waren die drei Wissenschaftler verschwunden!
Im ersten Moment fiel das gar nicht auf. Mittag war inzwischen längst vorbei, man vermutete die Experten wieder an Bord der PROKYON, wie an den Nachmittagen zuvor. Die Fangbeute wurde mittels der Antigravplattform ins Schiff gebracht, aber darin fand man nur den Bordingenieur vor.
»Wo steckt denn das Brain-Team?«, erkundigte sich Taff, noch immer arglos. Lars hob die Schultern.
»Ich habe nicht die Spur einer Ahnung. Irgendwo da draußen, wie ich annehme, ich habe die drei seit dem Morgen nicht mehr gesehen. Mir war eingefallen, dass ich noch die Feldspulen der Hypergeneratoren nachjustieren wollte, damit wir für den Rückflug gerüstet sind. Ich war deshalb bis vor Kurzem im Maschinendeck und bin eben erst wieder nach oben gekommen, weil ich Hunger hatte.«
»Den habe ich jetzt auch«, sagte Luca. »Mach dir nur keine Sorgen, Taff, Lavazza und die beiden Tanten sind alt genug, um selbst auf sich aufzupassen. Außerdem wollten sie allein sein, lass ihnen also ihren Willen. Für den Fall, dass sie uns doch brauchen sollten, haben sie ja die Armbandfunkgeräte.«
Damit war dieses Thema vorerst erledigt. Die Crew nahm ein Essen ein, das wieder einmal aus den gewohnten Gerichten bestand. Dann ließ es dem Commander jedoch keine Ruhe mehr, er aktivierte den Normalfunk und rief die Wissenschaftler an. Als sie sich nach einigen Minuten noch immer nicht gemeldet hatten, dämmerte ihm, dass etwas nicht in Ordnung war.
»Schalte die Außenbeobachtung ein, Orvid«, bestimmte er besorgt.
Das Dorf lag ruhig im hellen Sonnenlicht, nur wenige Letho-Dimonds waren im Freien. Von Janine Latep war nichts zu sehen, und auch in der verfallenen Siedlung zeigte sich keine Bewegung. Taff kniff die Lippen zusammen, denn sein untrüglicher Sinn für Gefahren hatte angesprochen, obwohl es bisher keine konkreten Anhaltspunkte dafür gab.
»Bring die Fische einstweilen in einen Kühlraum«, wies er den Kybernetiker an. »Wir verlassen das Schiff wieder und begeben uns ins Dorf, um uns dort umzuhören. Vielleicht mache ich mir unnütze Sorgen, aber besser das, als dass ich mir später Vorwürfe machen müsste.«
Dorit Grenelle hatte inzwischen nochmals über Funk gerufen, aber ebenfalls keine Antwort erhalten. »Ich fürchte auch, dass da etwas nicht stimmt, Taff«, erklärte sie. »Allerdings kann ich mir nicht denken, was und warum. Die Eingeborenen waren doch bisher friedlich und zuvorkommend, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie sich an dem Team vergriffen haben sollten.«
Caine nickte. »Ich eigentlich auch nicht, Dorit-Mädchen, aber bekanntlich ändert sich nichts schneller als die Lage. Orvid, bleibe weiter im Schiff und beobachte die Umgebung aufmerksam. Sobald sich etwas Verdächtiges tut, verständigst du uns, sollte uns jemand angreifen, schalte ihn mit den Lähmstrahlern aus.«
»Worauf du dich verlassen kannst«, versicherte der Astrogator.
*
Die fünf Menschen verließen den Zentrallift, sicherten ihn und gingen dann auf das Dorf zu. Sie bewegten sich absichtlich nicht schneller als sonst, dafür aber bedeutend vorsichtiger. Die Gasdrucknadler steckten griffbereit in den geöffneten Futteralen, Taff hatte zusätzlich noch einen kleinen Handstrahler in das Oberteil seiner Kombination geschoben.
Zuerst stießen sie auf eine junge Frau, die dabei war, in einem Holzzuber Wäsche zu waschen. Sie ignorierte die fremden Gäste, aber Caine blieb neben ihr stehen und sprach sie an.
»Ich weiß nicht, wo die anderen Fremden sind, Mensch Taff«, erklärte sie auf seine Frage hin. »Sie waren am Morgen hier im Dorf, sind dann aber fortgegangen.«
»Wohin?«, forschte Taff, aber sie zuckte nur mit den Schultern. Ihr Gesicht war verschlossen, und Mitani stieß den Commander an.
»Lass sie, Taff«, sagte sie auf Terranisch. »Aus ihr wirst du nichts herausbekommen, sie scheint irgendwie eingeschüchtert zu sein. Es dürfte am besten sein, wenn wir uns direkt zum Dorfhüter begeben, um ihn zu fragen. Wenn sich hier in der Siedlung etwas Unvorhergesehenes ereignet haben sollte, muss er davon wissen.«
»Die Frage ist nur, ob er damit herausrücken wird«, knurrte Caine skeptisch. »Okay, gehen wir zuerst zu ihm. Notfalls müssen wir eben mit dem nötigen Nachdruck fragen, es geht hier schließlich möglicherweise um das Leben des Brain-Teams.«
Welgun war jedoch nicht in seinem Haus, die Crew traf dort nur seine halbwüchsige Tochter an. Diese wirkte unbefangen und antwortete bereitwillig, als Dorit Grenelle sie ansprach.
»Mein Vater, der Hüter des Dorfes, ist heute morgen mit anderen Männern fortgegangen, Frau Dorit. Sie wollten in einen anderen Ort, um Fische dorthin zu bringen und gegen andere Waren zu tauschen. Wann sie zurückkehren werden, weiß ich nicht. Vielleicht am späten Abend, vielleicht erst morgen.«
»Sie spricht die Wahrheit, Taff«, sagte die Funkerin überzeugt. »Ich kenne sie, denn ich war dabei, als Janine sie befragte. Du doch auch, Mitani – was hältst du von ihren Worten?«
»Ich bin derselben Ansicht«, bekräftigte das Mädchen, und sie verließen das Haus wieder. Taff lachte humorlos auf.
»Das ist es, was ich so sehr liebe, werte Freunde: Wer etwas weiß, sagt nichts, und wer etwas sagt, weiß von nichts! Lassen wir also die Fragerei, sie wird uns doch nicht weiterbringen. Wir kontrollieren jetzt sämtliche Häuser, nach außen hin ruhig und freundlich, dafür aber sehr genau. Beginnen wir zunächst beim Quartier der Wissenschaftler.«
Das Gebäude war leer, von Lavazza und den beiden Frauen gab es keine Spur. Alles war aufgeräumt, die persönlichen Sachen der drei Vermissten befanden sich an den üblichen Plätzen. Auf den Tischen standen Schalen mit frischen Früchten, offenbar unberührt.
»Weiter!«, drängte Caine ungeduldig und besorgt.
Eine halbe Stunde später hatten sie das gesamte Dorf durchkämmt. In den Häusern befanden sich fast nur Frauen und Kinder, auf alle Fragen gab es nur unbestimmte und ausweichende Antworten. Die Tatsache, dass etwas nicht stimmte, lag sozusagen greifbar in der Luft. Niemand hinderte die Crew jedoch daran, sich in den Räumen umzusehen – ergebnislos.
»Unser Haus können wir wohl auslassen«, sagte Taff schließlich mürrisch. »Jetzt bleibt nur noch die alte Siedlung als letzte Hoffnung für uns. Machen wir uns also auf den Weg.«
Unterwegs aktivierte er sein Armbandfunkgerät und rief nach den Vermissten. Sie gaben jedoch kein Lebenszeichen. Nur Orvid Bashkiri meldete sich und teilte mit, dass er nichts bemerkt hatte, das irgendwie verdächtig war.
Sie beeilten sich, so sehr sie konnten, und hatten das verfallene Dorf nach einer Viertelstunde erreicht. Dort teilten sie sich in zwei Gruppen und gingen systematisch vor. Keines der baufälligen Häuser blieb unbeachtet, aber auch hier gab es keine Spuren.
»Die