Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey PattonЧитать онлайн книгу.
also nur noch Alexandros Demosthenes! Nimboiden schieden mit fast absoluter Sicherheit aus, sie benutzten mit Bestimmtheit ganz andere Frequenzen als die PROKYON-Crew.
Mitani war inzwischen gleichfalls wach geworden und zog sich an. »Was ist passiert?«, fragte sie knapp. »Wieder ein Beben?«
»Kein Beben«, sagte Taff grimmig und griff nach seines Handlasers. »Irgend jemand muss bei Alexandros eingedrungen sein; aus dem Funk kamen Hilferufe und Kampfgeräusche, dann wurde das Gerät zerstört. Ich alarmiere die anderen, wir müssen sofort hin. Vielleicht kommen wir noch nicht zu spät.«
»Lauf schon los, ich wecke die Crew«, erklärte das Mädchen. Der Commander nickte ihr zu und stürmte dann aus dem Raum. In der Tür hielt er kurz an und spähte hinaus auf den Korridor, doch dieser lag im Schein einer schwachen Nachtbeleuchtung verlassen da.
Taff eilte weiter. Noch hatte er Hoffnung, denn seit dem Alarmruf waren nicht viel mehr als dreißig Sekunden vergangen. Sie sank jedoch abrupt, als er sah, dass die Tür zum Apartment des Ministers halb offen stand.
»Die Vögel sind bereits ausgeflogen!«, murmelte er resigniert.
Trotzdem blieb er vorsichtig.
Er hielt kurz vor Erreichen der Tür an und presste sich gegen die Korridorwand. Einige Sekunden lang lauschte er mit angehaltenem Atem, aber im Dunkel jenseits des Eingangs blieb alles still. Er nahm die mitgebrachte Handlampe, streckte die Hand aus und leuchtete hinein. Als daraufhin keine Reaktion erfolgte, drang er kurz entschlossen in das Apartment ein.
Es war verlassen, ganz wie er erwartet hatte. Er schaltete die Beleuchtung ein und sah dann das Durcheinander, das im Schlafraum Alexandros’ herrschte. Das Bett war zerwühlt, ein Tisch und ein Sessel umgestürzt, verschiedene Gegenstände lagen auf dem Boden durcheinander. Hier musste ein kurzer, aber heftiger Kampf stattgefunden haben.
Nur von Demosthenes gab es keine Spur!
Sekunden später trafen bereits die anderen ein, notdürftig angekleidet, die Strahler in der Hand. Sie begriffen augenblicklich, und Luca fragte kurz: »Man hat ihn entführt?«
Taff nickte mit versteinertem Gesicht. »Genau das, Alter! Wer dafür in Frage kommt, brauchen wir wohl nicht lange zu raten. Wem nützt dieses Kidnapping?«
»Toburus Gegnern!«, sagte Lars Gunnarsson sofort. »Es muss ihr oberstes Ziel sein, die Verhandlungen zwischen Nimboid und Terra zu sabotieren. Wenn sich Alexandros in ihren Händen befindet, dürfte ihnen das nicht viel Mühe bereiten. Sie könnten dann sowohl Toburu wie uns erpressen, und auf diese Weise die Macht zurückerlangen. Was das für den Frieden innerhalb der Raumkugel bedeuten würde, liegt auf der Hand!«
»Vielleicht können sie doch noch abgefangen werden. In der kurzen Zeit dürften sie noch nicht weit gekommen sein«, knurrte Caine. Mit raschem Griff schaltete er das Visiphon ein, das an der Wand des Wohnraums hing, und drückte die Ruftaste. Der Bildschirm erhellte sich, das Gerät war also intakt, aber trotzdem kam keine Verbindung zustande.
»Entweder saufen die Brüder noch, oder sie liegen mit einem Vollrausch im Bett«, kommentierte Luca abfällig. »Bis aber einer von uns das Hauptgebäude erreicht und dort die Wachen alarmiert hat, würde viel, zu viel Zeit vergehen. Wir sollten auf eigene Faust losgehen und versuchen, die Entführer zu stellen, Taff. Sie befinden sich bestimmt noch im Bau.«
»Schon möglich«, räumte der Commander ein. »Dafür dürften sie sich aber, im Gegensatz zu uns, im Palast gut auskennen. In diesem riesigen Kasten gibt es so viele Stockwerke, Korridore und Räume, dass wir Stunden brauchen würden, um alles zu durchsuchen. Das sind nicht eben die besten Aussichten, Freunde.«
»Wir können Alexandros aber doch nicht seinem Schicksal überlassen«, empörte sich Dorit sofort. Man sah ihr deutlich an, dass dieses Ereignis sie besonders schwer traf. Taff nickte.
»Das werden wir auch nicht tun, Dorit-Mädchen. Schnell zurück in eure Zimmer und zieht euch richtig an. Die Armbandfunkgeräte mitnehmen und auch Handlampen, denn zu dieser Zeit dürften die nicht bewohnten Teile des Palasts unbeleuchtet sein. In einer Minute treffen wir uns hier wieder.«
»Wir sollten uns teilen«, schlug Mitani vor, während sie und Taff ihre Bekleidung vervollständigten. »Wenn wir drei Gruppen bilden und ständig in Verbindung bleiben, können wir am ehesten etwas erreichen.«
»Genau das wollte ich veranlassen«, erklärte Caine. »Verdammt, ich kann es immer noch nicht fassen! Alles ließ sich gut an, die Aussicht, dass die Vernunft siegen würde, war groß. Und jetzt muss ausgerechnet so etwas kommen ...«
Sie betraten gerade wieder den Korridor, als irgendwo in der Ferne eine Sirene zu heulen begann. Und dann, schon Sekunden später, setzte das Beben ein.
*
Es war so stark, dass es die sechs Menschen augenblicklich von den Beinen warf. Instinktiv rollten sie sich ab und drückten sich dann eng gegen die Gangwände. Der gesamte Palast wurde von einem heftigen Stoßen und Rütteln durchlaufen, das von einem anhaltenden lauten Grollen begleitet war.
Überall ringsum knirschte es vernehmlich. Der Boden hob sich in wellenförmigen Bewegungen, die Wände begannen gefährlich zu schwanken. Nun bewährte sich jedoch die vielfache Verwendung von Glasfiber und Plastikstoffen beim Bau des Gebäudes. Diese Material gab federnd nach, fing so die Stöße ab und bewahrte es vor dem sofortigen Einsturz. Nur von der Decke löste sich die Verkleidung, stürzte herab und wirbelte große Staubwolken auf.
Zehn Sekunden später wurde es erheblich ruhiger. Das Grollen hielt zwar an, doch die Erschütterungen ließen zeitweilig nach. Taff erhob sich und half Mitani auf die Beine, und auch die anderen rappelten sich wieder auf. Sie schnaubten und spuckten ausgiebig, um ihre Atemwege wieder freizubekommen.
»Eine schöne Bescherung!«, sagte Luca und klopfte sich den Mörtelstaub von der Kombination. »Unter diesen Umständen muss unsere Jagd nach den Kidnappern zwangsläufig eine gedachte Linie bleiben.«
»Ganz im Gegenteil«, konterte Taff. »Der Palast ist besonders massiv gebaut, draußen muss das Beben weit schlimmere Folgen haben. Die Entführer werden sich also hüten, diesen relativ sicheren Ort zu verlassen, oder aber schleunigst in seinen Schutz zurückkehren. Gehen wir also trotzdem los, und zwar in Richtung auf die verschiedenen Eingänge, dort dürften wir am ehesten fündig werden. Falls es uns erwischen sollte, ist es gleich, ob es nun hier oder dort geschieht.«
»Gemütsmensch!«, murrte Orvid Bashkiri, setzte sich aber trotzdem zusammen mit Lars in Bewegung. Dorit und Luca bildeten die zweite Gruppe, Taff und Mitani blieben zusammen. Sie bewegten sich in Richtung des Hauptgebäudes, während die anderen die näher gelegenen Tore des Gästeflügels zu finden versuchten.
Der Boden bewegte sich nach wie vor, behinderte sie aber nicht entscheidend beim Vorwärtskommen. Gefährlicher waren die Brocken, die sich immer wieder von der Decke lösten und die Menschen fast ständig zu akrobatischen Ausweichsprüngen zwangen.
»Hört das denn gar nicht mehr auf?«, keuchte das Mädchen, als es wieder einmal um Haaresbreite dem Tod entgangen war. Sie hatten inzwischen fast das Palastzentrum erreicht, ohne bisher einem Nimboiden begegnet zu sein. Taff lächelte ihr beruhigend zu und zog sie in eine Nische der Korridorwand, in der sich Feuerlöschgeräte und Haken für den Notfall befanden.
Gerade in diesem Augenblick schlug der Vulkan mit noch größerer Heftigkeit zu.
Das Grollen wurde so laut, dass es kaum noch zu ertragen war, und gleichzeitig geriet alles um sie herum in Bewegung. Ein schwerer Löschapparat löste sich aus seiner Halterung, kippte nach vorn und streifte Caine an der linken Schulter. Taff schrie vor Schmerz auf. Krampfhaft umklammerte er Mitani mit der Rechten und drückte sie gegen die freigewordene Wandstelle, obgleich sich auch diese im Rhythmus der Erdstöße bewegte. Draußen ging ein wahrer Regen von Trümmern nieder, der ihr sicheres Ende bedeutet hätte. Als dann auch noch die Beleuchtung ausfiel, war das Chaos vollkommen.
All dies schien den beiden Menschen eine Ewigkeit zu dauern. Sie hatten dem Tod schon oft genug ins Auge