Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey PattonЧитать онлайн книгу.
ist mir etwas zu viel des falschen Zaubers, Freunde. Lasst uns gehen, ehe es hier zum Auftreten weiterer Absonderlichkeiten kommt; jede von ihnen könnte tödlich für uns sein.«
Sie setzten sich in Bewegung und schritten vorsichtig den Pfad entlang, der sich zwischen den Büschen dahin wand. Lars ging mit Caine voran und fragte gedämpft: »Kannst du mir wenigstens den Versuch einer Erklärung anbieten, Taff? Wie sind wir von der Felsleiste hier heraufgekommen, wo es doch offensichtlich nicht die Spur eines Aufstiegs mehr gibt?«
Der Kommandant der PROKYON X zuckte mit den Schultern.
»Ehrlich, Lars – ich bin nicht klüger, als du auch. Wir haben etliche Stunden verloren, als wir mit offenen Augen träumten, und doch haben wir objektiv nur etwa siebzig Meter realer Entfernung zurückgelegt. Sofern wir das überhaupt getan haben und nicht in Wirklichkeit etwas ganz anderes geschehen ist.«
Nach etwa zweihundert Metern erreichten sie eine flache Mulde, durch die ein schmaler Bach in Richtung des Cañons floss. Dort gab es weiche, moosartige Gewächse. Die Raumfahrer ließen sich darauf nieder und holten den Rest ihrer Notvorräte hervor. Das Wasser aus dem Bach erwies sich als trinkbar, und so konnten die Menschen auch ihren Durst löschen. Nach einer halben Stunde Rast brachen sie wieder auf und gingen weiter, dem Pfad ins Ungewisse nach.
Sie hatten geglaubt, über kurz oder lang einen Abstieg in die Ebene zu finden, doch diese Annahme erwies sich als Trugschluss. Im Gegenteil, das Gelände stieg sogar noch leicht an, wobei sich sein Charakter kaum veränderte. Es gab weiterhin nur die niedrigen Büsche mit lanzettförmigen Blättern, die leise im Nachtwind raschelten. Zuweilen huschten, von ihrer Annäherung aufgeschreckt, kleine Tiere vor ihnen davon, sonst war es fast geisterhaft still.
Während der Pause hatte der Commander Bestandsaufnahme gemacht. Ein Teil ihrer von dem »Amazonenkorps« erbeuteten Waffen war mit dem gesunkenen Boot verlorengegangen. Sie besaßen jetzt nur noch drei kurze Schwerter, die von Taff, Luca und Lars getragen wurden. Die Handlaser, die außer Demosthenes jeder mitführte, zählten nicht, solange es keine vollen Energiezellen für sie gab.
»Mit den drei Eisen werden wir im Ernstfall nicht viel Eindruck schinden können«, bemerkte Luca skeptisch, als Caine auf diesen Sachverhalt hinwies. »Es sei denn, dass es sich um eine Art von magischen Schwertern handelt, die von den Zauberern mit besonderen Eigenschaften ausgestattet worden sind.«
»Dann hätten uns die Amazonen mit ihrer Hilfe leicht außer Gefecht setzen können«, stellte Orvid lakonisch fest. »Damit ist es also jedenfalls nichts. Wir werden uns wieder einmal hauptsächlich auf unseren überlegenen Geist verlassen müssen.«
Taff kniff plötzlich die Augen zusammen, denn er sah im diffusen Mondlicht eine dunkle Wand, die vor ihnen aufragte. Der Pfad führte nun zwischen niedrigen Felsklippen dahin, und die Büsche verschwanden allmählich ganz. Wenig später erreichte die kleine Gruppe einen Aufstieg, der zu einer höher gelegenen Ebene führte.
Hier gab es Stufen, etwa zwei Meter breit und vierzig Zentimeter hoch, die in den Fels geschlagen waren. Sie schienen auch in dieser weit zurückliegenden Zeit schon sehr alt zu sein, denn sie waren in der Mitte sichtlich ausgetreten. Wer mochte sie früher benutzt haben, und zu welchem Zweck? Stellte der schädelartige Felsvorsprung, von dem die sieben Menschen kamen, vielleicht so etwas wie ein mystisches Zentrum auf diesem Mond der »Zauberer« dar? Das wäre eine Erklärung für die seltsamen Ereignisse dort gewesen.
»Unsinn«, bemerkte Caine ärgerlich, als Dorit eine entsprechende Bemerkung machte. »Du solltest dich nicht durch die Umstände und das Mondlicht in deinem Urteilsvermögen beeinflussen lassen. Alles, was man uns im Laufe unserer vielen Einsätze als mystisch vorsetzen wollte, erwies sich im Endeffekt zu etwa neunundneunzig Prozent nur als Mystifikation! Hier dürfte es wohl kaum anders sein.«
Sie stiegen die Treppe empor und brachten mehr als zweihundert Stufen hinter sich. Dann hatten sie ein Hochplateau erreicht, das sich weit in die Ferne zu erstrecken schien. Den eigentlichen Blickpunkt bildete jedoch eine eng begrenzte Zone eines eigentümlichen, bläulichen Leuchtens, das grell in ihre an das schwache Mondlicht gewöhnten Augen stach.
Taff blieb abrupt stehen.
»Entfernung etwa fünfhundert Meter«, stellte er schließlich fest. »Das Licht pulsiert, in Intervallen von etwa zehn Sekunden zwischen Maximum und Minimum, die Differenz zwischen den beiden Extremen beträgt schätzungsweise fünfzig Prozent. Wenn mich nicht alles täuscht, geht es von irgendeinem Bauwerk aus, dessen Formen von hier aus aber nicht eindeutig zu erkennen sind.«
»Dem lässt sich abhelfen, meine ich«, sagte Luca sofort. »Gehen wir hin und sehen wir nach, dann werden wir sehr bald wissen, was es damit auf sich hat. Schließlich sind wir ja im Laufe der Zeit Weltmeister im Erforschen fremder Baulichkeiten geworden.«
»Ich bin ebenfalls dafür«, erklärte Lars Gunnarsson. »Allerdings nicht aus purer Neugier, wie unser stets wagemutiger Freund, sondern aus mehr praktischen Gründen. Wo es ein so helles Licht gibt, müssen auch große Energiemengen erzeugt werden. Und wo das der Fall ist, kann leicht auch ein Transmitter zu finden sein, ähnlich dem in der Kuppelhalle, der uns nach Nimboid und in unsere Zeit zurückbringt!«
»Kann – muss aber nicht unbedingt«, sagte Caine gedehnt. »Natürlich rechtfertigt bereits diese Möglichkeit den Marsch dorthin und die Erkundung der Gegebenheiten.«
Die gesamte Crew stimmte nach kurzer Diskussion dafür, das Bauwerk aufzusuchen.
Taff wandte sich an den Minister.
»Wie steht es mit Ihnen, Alexandros? Fühlen Sie sich kräftig genug, mit uns zu gehen? Falls nicht, kann einer von uns hier bei Ihnen zu Ihrem Schutz zurückbleiben, bis die Lage geklärt ist.«
»Das auf gar keinen Fall«, gab Demosthenes zurück. »Unsere Damen haben mich ausgezeichnet verarztet, ich fühle überhaupt keine Schmerzen mehr. Es gibt also keinen Grund, die Dinge unnötig zu komplizieren.«
»In Ordnung – dann also los!«, bestimmte der Commander.
7
Im zuckenden, bläulichen Licht, das die Landschaft in weitem Umkreis übergoss, bewegten sie sich langsam vorwärts. Taff, Lars und Luca als die Träger der einzigen brauchbaren Waffen gingen voran und suchten einen Weg zwischen den Büschen hindurch. Sie hatten den Pfad verlassen, der von der Steintreppe zu dem Gebäude führte, und bewegten sich etwa dreißig Meter weiter rechts parallel zu ihm vorwärts.
»Die Gegend hier ist wie ausgestorben«, sagte Lars halblaut. »Man kann Tiere weder sehen noch hören, alles ist geradezu unheimlich still.«
»Im Reich von Zauberern sollte man wenigstens Fabelwesen wie Elfen oder Gnome erwarten, wie?«, meinte Caine mit leicht spöttischem Unterton. »Etwas in dieser Art werden wir aber mit Sicherheit hier nicht finden, Alter. Die Herren dieses Mondes dürften als einzigen Zauber über eine ausgeklügelte Technik verfügen, das ist meine Ansicht. Sogar die psychische Beeinflussung wurde vermutlich mechanisch durchgeführt.«
»Richtig«, sagte Mitani, die dicht hinter ihm ging. »Wäre sie von lebenden Wesen ausgegangen, hätten diese flexibel reagiert, als wir uns ihrem Einfluss entzogen hatten. Ich halte es sogar für möglich, dass wir da vorn nur auf Roboter stoßen werden, die hier einen Vorposten besetzt halten. Der Mond ist groß, darauf weist seine erhebliche Schwerkraft hin, und diese verlassene Gegend scheint für geistig hochstehende Wesen als Wohnort nicht gerade prädestiniert zu sein.«
»Du drückst es treffend aus, mein kluges Mädchen«, erwiderte Taff. »Die Frage ist nur, ob man die vorgeblichen Zauberer von Valholl auch mit menschlichen Maßstäben messen kann. Dass sie primitiv bewaffnete Amazonen als Hilfskräfte einsetzen, lässt eher auf eine gewisse Skurrilität ihres Denkens schließen.«
Als sie etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, war noch immer nichts Ungewöhnliches geschehen. Dafür erkannten sie nun aber das pulsierend leuchtende Bauwerk als das, was es war.
Es handelte sich dabei um ein Prismatoid mit viereckiger Grundfläche, das sich