Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey PattonЧитать онлайн книгу.
betrug ungefähr fünfundzwanzig Meter.
Aus welchem Material es erbaut war, ließ sich allerdings nicht feststellen, wenigstens nicht über diese Entfernung hinweg. Seine Wandungen strahlten ständig das rhythmisch pulsierende, bläuliche Leuchten aus. Luca Ladora runzelte die Stirn.
»Man könnte fast meinen, das ganze Gebilde bestände aus purer Energie, Taff!«, raunte er. »Es wirkt wie ein etwas seltsam geformter Schutzschirm, dessen Kapazität laufend verstärkt und dann wieder verringert wird. Trotzdem scheint es gleichzeitig irgendwie stabil zu sein, denn seine Ausdehnung verändert sich dabei nicht.«
Taff zuckte mit den Schultern und suchte in seiner Erinnerung nach einem ähnlichen Phänomen. Er fand nichts Vergleichbares und schob das Problem vorerst beiseite.
»Es ist noch zu früh, etwas Endgültiges zu sagen, Freunde, dafür sind wir noch zu weit entfernt. Gehen wir weiter – auf halbem Weg stehenzubleiben, entspräche nicht dem Stil unserer vortrefflichen Crew. Noch geben uns die Büsche ausreichend Deckung, die letzten hundert Meter dürften dafür aber kritisch werden. Dort hat man alle Gewächse entfernt und die Unebenheiten planiert, wie es scheint.«
Dorit Grenelle nickte. »Diese Strecke wird eine harte Nuss für uns werden, fürchte ich.«
»Du sagst es, Dorit-Mädchen«, bestätigte Taff. »Versuchen müssen wir es trotzdem, wir haben keine andere Wahl, und am Tage werden die Verhältnisse eher noch ungünstiger. Wir gehen jetzt bis zu den vordersten Büschen vor, dann sehen wir weiter.«
Erneut bahnten sie sich ihren Weg und hatten dann fast den Rand der Vegetationszone erreicht. Plötzlich blieb Lars stehen und hob die Hand.
»Ich höre Stimmen, Freunde! Irgend jemand, anscheinend eine größere Gruppe, kommt von der Seite her auf das Gebäude zu.«
Taff duckte sich neben Lars hinter einen Busch und starrte angestrengt in die Richtung, aus der die Stimmen undeutlich zu vernehmen waren. Dazwischen klangen zuweilen Geräusche auf, als schlüge Metall gegen Metall – hatten sie es vielleicht doch mit Robotern zu tun?
»Amazonen!«, sagte er dann überrascht, als eine Gruppe von etwa fünfzehn Gestalten in der Maximumperiode des Lichtwechsels deutlich sichtbar wurde. »Alle sind mit der gleichen Art von Waffen ausgestattet wie jene, die Alexandros in der Schlucht bewacht haben. Man hat also unsere Annäherung doch bemerkt und schickt sie uns nun entgegen.«
»Wenn das alles ist, was die Zauberer aufzubieten haben, sollte uns nicht bange sein«, meinte Luca Ladora. »Diesmal sind es zwar einige mehr, aber auch mit ihnen sollten wir es aufnehmen können. In dem ständig wechselnden Licht dürfte es ihnen schwerfallen, mit ihren Bögen und Speeren genau zu zielen, und das gibt uns eine gute Chance.«
Caine nickte kurz.
»Du sagst es, Computerknecht. Wir schwärmen jetzt aus und verteilen uns so, dass wir ihnen kein einheitliches Ziel bieten. Hier gibt es genug lose Steine – jeder sammelt so viele davon auf, wie er halten kann. Bleibt vorerst in Deckung und schleudert die Steine dann, wenn ich den Befehl dazu gebe. Das wird die Damen für einen Moment beschäftigen, gleichzeitig stürmen wir vor und unterlaufen dadurch ihre Pfeile und Speere. Schlagt sie nicht gerade tot, aber nehmt auch keine übertriebene Rücksicht. Sie sind in der Überzahl und haben vermutlich den Befehl, uns zu erledigen.«
Alle folgten seiner Anweisung. Dreißig Sekunden später lauerten sie am Rand des Buschwerks, bereit, ihre Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.
Doch überraschenderweise kam wieder einmal alles ganz anders, als sie erwartet hatten: Die Amazonen dachten gar nicht daran, gegen die sieben Menschen vorzugehen. Statt dessen eilten sie auf das Prismatoid zu, an dessen Basis undeutlich eine dunkle Öffnung zu erkennen war.
»Was mag das nun wieder zu bedeuten haben?«, murmelte Taff verwundert. »Ganz gleich, wie dem auch sei – wir folgen ihnen! Vielleicht haben wir so eine Möglichkeit, in das Bauwerk zu gelangen, ohne dass eine gezielte Abwehr erfolgt.«
»Hoffentlich täuscht du dich darin nicht, Boss«, meinte Orvid misstrauisch. »Vielleicht hat man sie eigens zu dem Zweck dorthin beordert, um eine gezielte Abwehr zu ermöglichen. Das würde aber bedeuten, dass man sehr genau über uns Bescheid weiß und uns erwartet!«
»Egal«, sagte Caine und setzte sich bereits in Bewegung. »Wenn wir überhaupt eine Chance haben, dann jetzt, später kann es nur noch ungünstiger werden. Folgt mir!«
Mit langen Sätzen spurtete er los, schnell und doch fast lautlos, wie oft genug im Training geübt. Die anderen waren dicht hinter ihm, Mitani und Dorit hatten Demosthenes in ihre Mitte genommen, um ihm gegebenenfalls helfen zu können. Sie waren jedoch noch nicht weit gekommen, als sie bereits wieder abstoppten und sich hastig zu Boden warfen, denn wiederum geschah etwas vollkommen Unerwartetes:
Aus dem Eingang des leuchtenden Bauwerks stürzten mehrere nur undeutlich erkennbare Gestalten. Sie trugen Strahlwaffen und eröffneten unverzüglich das Feuer auf die Amazonen!
»Jetzt verstehe ich gar nichts mehr!«, sagte Taff perplex und schüttelte den Kopf.
*
Die Amazonen schienen keine Todesfurcht zu kennen, denn sie ignorierten das Feuer einfach. Sie liefen weiter auf das Prismatoid zu, schleuderten ihre Speere auf die gleichfalls humanoiden Fremden oder schossen ihre Pfeile ab. Die Gegner wichen den Geschossen jedoch aus und feuerten weiter.
Einige Mädchen stürzten getroffen zu Boden, die anderen stürmten trotzdem weiter vor. Sie standen mit ihren primitiven Waffen auf verlorenem Posten, und Taff knirschte in ohnmächtiger Wut mit den Zähnen. Die Rücksichtslosigkeit, mit der die aus dem Bau kommenden Männer handelten, erbitterte ihn.
Doch schon wechselte die Szene wieder mit einer Plötzlichkeit, als hätte jemand ein neues Dia in einen riesigen Projektor gelegt. Wie aus dem Nichts entstand plötzlich eine dichte Wolke bläulichen Nebels und hüllte die nähere Umgebung des Bauwerks ein. Im selben Augenblick stoppten die restlichen Amazonen ihren Angriff, zogen sich ein Stück zurück und warteten dann ab.
»Wie dünkt mir alles so bekannt!«, sagte Lars und lachte heiser auf. »Das ist zweifellos jenes Teufelszeug, mit dem man auch uns hinten am Fluss so freundlich bedacht hat. Ob die schießwütigen Gesellen jetzt gleichfalls anfangen werden, zu träumen?«
Tatsächlich schien die Nebelwolke auch hier eine ähnliche Wirkung auszuüben, wie im Anfang auf die sieben Menschen. Die Männer mit den Strahlwaffen litten offenbar unter einer schlagartig einsetzenden geistigen Verwirrung, sie taumelten und feuerten ziellos in die Gegend. Dann setzten sie sich plötzlich in Bewegung und stürzten in regelloser Flucht nach allen Seiten davon.
Den Amazonen schien der Nebel jedoch nichts anhaben zu können. Zehn von ihnen waren noch unverletzt, und sie teilten sich nun in zwei Gruppen. Die eine Gruppe machte sich an die Verfolgung der fünf aus dem Bauwerk gekommenen Männer, die andere lief auf den Eingang zu und verschwand darin. Das alles war deutlich zu erkennen, denn der Nebel beeinträchtigte trotz seiner Dichte die Sicht kaum.
Einer der Fremden hetzte, mit taumelnden Schritten und scheinbar am Ende seiner Kraft, genau auf die Gruppe der sieben Menschen zu. Eine der Amazonen folgte ihm mit erhobenem Schwert, offenbar fest entschlossen, den Fliehenden zu töten. Der Mann stieß heisere, unartikulierte Schreie aus und schien überhaupt nicht mehr zu begreifen, was um ihn herum vorging.
»Wir müssen ihn retten!«, raunte Taff entschlossen. »Wir brauchen dringend Informationen, und ein Toter kann sie uns nicht mehr geben. Komm, Luca, wir greifen ein.«
Sie sprangen auf und zogen ihre Schwerter aus den Gürteln. Im gleichen Augenblick stolperte die Verfolgerin des Fremden über ein unsichtbares Hindernis, schlug schwer zu Boden und blieb regungslos liegen. Der Mann dagegen hetzte weiter, auf das schützende Buschwerk zu. Die beiden Raumfahrer sahen im hellen Licht der Maximumphase des Prismatoids in ein grässlich verzerrtes Gesicht, aus dem nackte Todesfurcht sprach. Die Augen des Fremden waren verdreht und blickten irre, als hätten sie unfassbare Schrecken gesehen.
Vielleicht haben sie