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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Elisabeth SwobodaЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Elisabeth Swoboda


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sagst du zu Sophienlust?«, fragte Daniel, als die Heimleiterin zum Telefon gegangen war.

      »Ich …, ich weiß nicht. Es ist so ganz anders.« Jens schaute sich in der Halle um. »Dürfen die Kinder hier drinnen spielen?«

      »Natürlich dürfen sie das. Überall dürfen sie spielen. Im Park, im Wintergarten, in der Halle. Außerdem dürfen sie auf Ponys reiten …«

      »Ponys?«, fragte Jens.

      »Ja. Sie haben Pferde und Ponys hier. Und im Tierheim Waldi & Co. befindet sich ein richtiger kleiner Privatzoo, habe ich mir sagen lassen.«

      »Ein Tierheim?« Jens wusste nicht mehr, worüber er sich mehr wundern sollte. Aber noch bevor er Zeit fand, weitere Fragen zu stellen, kam Else Rennert zurück.

      »Ich habe mit Frau von Schoenecker telefoniert«, sagte sie zu Daniel. »Sie wird jeden Moment hier sein. Möchtest du inzwischen dein Zimmer ansehen?«, wandte sie sich an Jens.

      »Ich kriege ein eigenes Zimmer?« Der Junge war aufgestanden.

      »Normalerweise schlafen immer zwei Kinder in einem Zimmer«, erläuterte die Heimleiterin. »Aber die Buben sind alle komplett. Deshalb bekommst du vorerst ein Zimmer allein. Du hast doch nichts dagegen?«

      Jens schüttelte schnell den Kopf. Ein eigenes Zimmer hatte er sich immer gewünscht, aber nicht geglaubt dass er jemals eins haben würde.

      Gleichzeitig mit Denise von Schoen­ecker trafen Nick und Henrik ein.

      »Wo ist der Neue?«, fragte Henrik beim Betreten der Halle aufgeräumt.

      Jens zuckte zusammen. Henrik erinnerte ihn an einen Mitschüler in Gmund, der sich immer über ihn lustig gemacht hatte.

      Nick trat zu Jens, während seine Mutter Daniel Fernau begrüßte. »Ich heiße Nick. Und das ist mein Bruder Henrik. Von ihm brauchst du dir übrigens nichts gefallen zu lassen.«

      »Hör auf, mich schlecht zu machen«, brauste Henrik auf und streckte Jens seine Hand hin. Als er dabei lächelte, lächelte Jens zurück.

      »Ich heiße Jens.«

      »Ja, und du bleibst vorläufig bei uns. Wir wissen schon alles. Komm mit! Wir zeigen dir das Haus. Sollen die Erwachsenen ruhig quatschen.«

      Jens warf Daniel einen fragenden Blick zu.

      »Lassen Sie die Kinder ruhig hinausgehen«, riet Denise ihm. Sie hatte Jens noch nicht begrüßt und holte das jetzt rasch nach.

      Denise erinnerte den Jungen ein bisschen an seine Mutti. Nur war sie offensichtlich älter. Aber was für schöne Augen sie hatte. Jens hatte fast den Eindruck, dass sie überhaupt nicht böse werden könne.

      Denise erwiderte Jens’ Musterung mit einem Lächeln. Dann schickte sie die Kinder hinaus und bat Daniel ins Biedermeierzimmer.

      Daniel machte keine großen Worte, sondern erklärte Denise kurz und bündig, dass Jens sein Sohn sei. »Das weiß aber außer Ihnen bis jetzt niemand«, fügte er hinzu.

      »Dann werde ich das Geheimnis auch für mich behalten. Aber sagen Sie, Herr Fernau, ahnt auch Jens nicht, dass Sie sein Vater sind?«

      »Nein.« Daniel senkte unsicher den Blick. Seine Stimme klang fast gequält, als er weitersprach. »Ich konnte es ihm bis jetzt noch nicht sagen.«

      »Aber er wird es doch irgendwann erfahren?«, erkundigte sich Denise.

      »Ganz sicher. Denn ich möchte den Jungen eines Tages zu mir nehmen.«

      Denise nickte und stellte keine weiteren Fragen. Trotzdem erzählte Daniel ihr nun die Vorgeschichte. Seine Urlaubsbekanntschaft mit Anjuta, dass sie ohne sein Wissen ein Kind zur Welt gebracht hatte und dass man ihr diesen Jungen weggenommen hatte.

      »Und Sie haben nun das Kunststück fertiggebracht, dieses Kind zu finden?«, fragte Denise erstaunt.

      »Ja. Es war nicht einfach.«

      »Das glaube ich Ihnen. Aber Sie haben ein gutes Werk getan, wenn Sie das Kind aus diesen verkommenen Verhältnissen herausgeholt haben.«

      »Jens ist noch sehr unsicher und verschüchtert«, sagte Daniel.

      »Machen Sie sich darüber keine Sorgen«, beruhigte Denise ihn. »Das wird sich unter unseren Kindern schnell verlieren.«

      *

      Doch die ersten Schritte in der neuen Umgebung fielen Jens sehr schwer.

      Nick und Henrik hatten ihm sein Zimmer gezeigt und ihn nach seinen Sachen gefragt. Das war für Jens der erste peinliche Moment gewesen. »Ich habe nichts«, hatte er leise geantwortet. »Nur ein paar neue Sachen, die mir mein Onkel gestern erst gekauft hat.«

      Das verstand Henrik nicht. »Aber deine Spielsachen?«

      »Ich besitze keine Spielsachen.«

      Ein unendlicher Ausdruck von Mitleid trat in Henriks Augen. Ein Junge, der keine Spielsachen besaß. Das konnte er sich kaum vorstellen. »Sei nicht traurig«, sagte er schnell. »Ich gebe dir die Hälfte von meinen Sachen.«

      »So großzügig, kleiner Bruder?«, frotzelte Nick ihn. Er wollte mit diesem burschikosen Ton Jens die Unsicherheit nehmen.

      Doch Jens kannte sich nun überhaupt nicht mehr aus. Unsicher blickte er zwischen den beiden Brüdern hin und her. Dabei hatte er sein Erstaunen über Henriks Angebot noch nicht ganz überwunden.

      »Wir haben hier in Sophienlust massenhaft Spielsachen«, erklärte Nick ihm. »Und die gehören uns allen gemeinsam. Komm, ich zeige dir jetzt unsere Pferde und Ponys.« Er legte seinen Arm kameradschaftlich um Jens’ Schultern.

      Diese vertraute Geste nahm Jens einen großen Teil seiner Unsicherheit. Immerhin war Nick größer und viel älter als er und spielte in diesem Heim offensichtlich eine besondere Rolle.

      »Wieso zeigst du ihm die Pferde?« Henrik blieb stehen und stampfte mit dem Fuß auf. Immer musste Nick ihm die besten Kinder vor der Nase wegschnappen. Und das bloß deshalb, weil er älter war und damit größeren Eindruck schinden konnte. Dieser Jens gefiel ihm. Er hätte gern mit ihm Freundschaft geschlossen, aber Nick tat, als wäre der Neue sein persönliches Eigentum.

      Doch Nick war viel zu klug, um nicht zu wissen, was in Henrik vorging. »Ich meine natürlich, dass wir ihm die Pferde gemeinsam zeigen«, korrigierte er sich schnell.

      »Das will ich auch hoffen«, knurrte Henrik und trat an Jens’ linke Seite.

      Nach einer weiteren halben Stunde wusste Jens, dass sich die Brüder nicht über ihn lustig machten und ihn auch nicht hänseln wollten, dass sie ihn ganz im Gegenteil richtig ernst nahmen. Das war ein völlig neues Gefühl für ihn.

      Er war sorgsam darauf bedacht, den beiden nicht zu widersprechen.

      Das fiel Nick natürlich sofort auf. Er blieb stehen. »Hör einmal, Jens, du brauchst nicht in allem mit uns einer Meinung zu sein. Wir akzeptieren dich auch, wenn du uns einmal widersprichst.«

      Jens senkte den Blick. Er hatte alles richtig machen wollen, und nun war es doch wieder falsch gewesen.

      Nick erkannte jedoch ganz richtig, mit welchen Schwierigkeiten der Neue zu kämpfen hatte. »Ich will dir ja bloß helfen«, erklärte er. »Jeder hat das Recht, sich laut zu beschweren, wenn ihm etwas nicht passt. Das nimmt ihm bei uns niemand krumm. Das musst du doch auch wissen. Du kommst doch aus einer kinderreichen Familie.« Nick wusste nicht, aus welchen Verhältnissen Jens kam. Er hatte von seiner Mutter nur gehört, dass es in dieser Familie mehrere Kinder gab.

      »Dort durfte ich mich nie beschweren«, gestand Jens leise.

      »Was? Und wenn du es doch getan hättest?«

      »Das habe ich manchmal getan. Dann bekam ich Prügel.« Jens schämte sich eigentlich, das zuzugeben. Aber er wollte auch, dass die Jungen wussten, warum er anders war als andere Kinder.

      Ein echt verkorkster Fall, dachte Nick. Er


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