Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
ich habe meine Gründe, warum ich nach Alternativen suche.« Matthias dachte nicht daran, klein beizugeben. »Dein Vater hat mich übrigens vorhin angerufen und mir gesagt, dass es Sarina erstaunlich gut geht. Die Therapie scheint anzuschlagen.«
»Du hast schon angefangen?« Danny schnappte nach Luft.
»Es war ihre Entscheidung. Sie hat die erste Injektion vor ein paar Stunden bekommen.«
Es klopfte, und Wendy steckte den Kopf zur Tür herein, um ihren Chef zu holen. Doch es war wie verhext. Danny schüttelte nur den Kopf und bedeutete mit einer Geste, dass sie später wiederkommen sollte.
»Wie willst du dann jetzt schon beurteilen, ob es funktioniert?«, fragte er, nachdem sie die Tür wieder geschlossen hatte. »Es kann sich ebenso gut um einen rein psychologischen Effekt handeln.«
»Ich erkläre dir gern die Details dieser Therapie«, bot Weigand an.
»Erkläre mir lieber, warum du das Vertrauensverhältnis zwischen meinen Patienten und mir mutwillig zerstörst.«
Weigand saß an seinem Schreibtisch und verdrehte die Augen gen Himmel. Schon bereute er es, das Gespräch gesucht zu haben.
»Das war nicht meine Absicht. Verstehst du das denn nicht?«, beteuerte er.
Doch Ärger und Hunger wuchsen sich zu einer explosiven Mischung aus.
»Das, was ich verstehe, ist, dass du nur scharf auf eine Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift bist«, schimpfte er. »Und dass du den Eingriff auf Privatrechnung ausführen kannst. Da bleibt mehr Gewinn bei der Klinik hängen.«
Matthias Weigand konnte es kaum fassen. Warum war Danny nur so wütend auf ihn?
»Irrtum, mein Lieber«, erwiderte er betont ruhig. »Ich habe schon mit dem Verwaltungschef gesprochen. Frau Staller bekommt einen Zuschuss aus der Klinik-Stiftung.«
Damit hatte Danny nicht gerechnet. Diese Neuigkeit nahm ihm den Wind aus den Segeln. Aber nur kurz.
»Ich verstehe nicht, warum du Sarina nicht einfach operierst. Die Sache könnte längst erledigt sein.«
»Weil ich nur zum Skalpell greife, wenn es sich nicht vermeiden lässt.«
Ein schrilles Piepen unterbrach das Gespräch der beiden. »Tut mir leid, das ist ein Notfall.«
»Dir gehen doch nur die Argumente aus«, rief Danny aufgebracht.
»Es ist das Zimmer von Sarina Staller«, erwiderte Matthias. Kurz darauf verriet ein Klicken, dass die Leitung unterbrochen war.
Dr. Danny Norden zögerte nicht. Er warf den Hörer auf die Gabel und sprang auf. In Windeseile verließ er sein Sprechzimmer und eilte durch den Flur. Am Tresen wurde er bereits sehnsüchtig erwartet.
Janine und Wendy standen nebeneinander und lächelten ihn wie die Engel an.
»Wunderbar. Es ist alles bereit. Wir können endlich anfangen!«, verkündete Wendy.
Doch Danny winkte nur ab, während er in die Jacke schlüpfte.
»Keine Zeit. Ich muss in die Klinik.«
*
Der Termin war kaum beendet und Daniel Norden wollte sich eine wohlverdiente Pause gönnen, als sein Telefon klingelte.
Nur mit Mühe konnte er sich ein tiefes Seufzen verkneifen.
»Meinen ersten Arbeitstag als Klinikchef hatte ich mir nicht so hektisch vorgestellt«, murmelte er kopfschüttelnd und griff nach dem Hörer.
»Fuchs hier. Gut, dass ich Sie erreiche!«, meldete sich der Verwaltungschef.
»Sie scheinen ja heute einen regelrechten Narren an mir gefressen zu haben«, bemerkte Daniel teils amüsiert, teils misstrauisch.
Dieter Fuchs lachte.
»Kein Wunder! Wo Sie der Klinik doch gleich am ersten Tag Glück bringen.«
Verwundert lehnte sich Daniel zurück.
»Ich bin mir keiner Schuld bewusst«, gestand er.
»Ich verstehe schon, dass Sie die Sache nicht so schnell an die große Glocke hängen wollen.« Der Verwaltungschef schlug einen verschwörerischen Tonfall an. »Aber vor mir können Sie kaum etwas geheim halten. Ich habe hervorragende Verbindungen.«
Beängstigende Verbindungen, wie Daniel inzwischen von Jenny erfahren hatte.
»Tut mir leid, ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.« Er sagte die Wahrheit.
Doch das störte Dieter Fuchs wenig.
»Es geht um diese neue Therapie, diese Biointervention, die der Kollege Weigand höchst erfolgreich getestet hat.«
»Ach, das meinen Sie.« Insgeheim wunderte sich Daniel, woher der Sparfuchs diese Information bezog. Doch er hütete sich, diese Frage laut zu stellen.
»Ja, das meine ich. Ich finde, wir sollten den Erfolg für uns nutzen und die Sache publik machen.«
Dieser Vorschlag überraschte Dr. Norden.
»Aber dazu ist es viel zu früh. Es …«
»Papperlapapp!«, unterbrach Fuchs ihn unwirsch. »Ich habe mich schon schlau gemacht. Das ist eine Marktlücke. Keine andere Klinik in der Stadt bietet diese Therapie im Augenblick an. Diese Chance müssen wir nutzen, ehe es ein anderer tut.«
Dieser Aspekt war nicht von der Hand zu weisen. Trotzdem wiegte Daniel nachdenklich den Kopf.
»Mir erscheint es viel wichtiger, die Kassen davon zu überzeugen, die Therapie in ihren Leistungskatalog aufzunehmen.«
»Das sollte kein Problem sein.« Es war Dieter Fuchs anzuhören, dass er lächelte. »Krankenkassen wollen Geld sparen. Auf ein Verfahren, das günstiger ist als ein operativer Eingriff, werden Sie sich wie die Geier stürzen.«
»Das sagen Sie als Geldeintreiber?«, entfuhr es Daniel.
Wieder lachte Fuchs.
»In diesem Fall setze ich auf Quantität. Da wir die einzige Klinik in der Umgebung sind, die dieses Verfahren anbietet, werden uns die Patienten die Bude einrennen.«
Er hatte kaum ausgesprochen, als Dr. Nordens Aufmerksamkeit abgelenkt wurde. Andrea Sander steckte den Kopf zur Tür herein. Ihre Miene verhieß nichts Gutes. Daniel entschuldigte sich bei seinem Gesprächspartner und hielt den Hörer zu.
»Notfall!«, raunte sie ihm zu. »Frau Staller geht es schlecht.«
»Ich komme sofort!« Und zu Dieter Fuchs sagte er: »Ich fürchte, Sie müssen Ihre ehrgeizigen Pläne noch ein wenig aufschieben. Es gibt ein Problem.« Damit verabschiedete er sich vom Verwaltungschef und machte sich auf den Weg.
*
Atemlos machte Dr. Weigand vor der Schwester Halt.
»Was ist passiert?«, fragte er, als hinter ihm auch schon Danny Norden auftauchte.
»Frau Staller hat starke Unterbauchschmerzen. Sieht nach Kolik aus«, antwortete die Schwester, als Danny vor ihnen stehenblieb. Sein Sprint in der warmen Jacke hatte ihm Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Er zog den Reißverschluss auf und wollte an Dr. Weigand vorbei ins Zimmer gehen.
»Moment! Wo willst du hin?« Matthias packte ihn am Ärmel und hielt ihn fest.
Danny fuhr herum und funkelte ihn wütend an.
»Das ist meine Patientin. Du kannst mir nicht verbieten, mich um sie zu kümmern«, fauchte er.
»Und ob ich das kann! Im Augenblick trage ich die Verantwortung.« Er zog Danny zurück und verschwand im Zimmer, wo er schon sehnsüchtig erwartet wurde.
»Da sind Sie ja endlich.« Die Panik stand Jannis ins Gesicht geschrieben. »Tun Sie gefälligst was!«
Doch Dr. Weigand beachtete ihn nicht. Er trat ans Bett und beugte sich über