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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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trinke nie mehr einen Schluck Alkohol«, stöhnte er. Passend zur Sandpapierkehle klang seine Stimme wie ein Reibeisen.

      »Wie bitte?«, fragte ein Mann dicht neben ihm.

      Jakob wollte die Augen aufreißen. Doch seine Lider gehorchten ihm nicht. Alles, was er zustande brachte, war ein mageres Blinzeln. Ein grelles Licht blendete ihn so sehr, dass ihm das Wasser in die Augen schoss und er erst recht nichts mehr erkennen konnte.

      »Alkohol. Nie mehr«, wiederholte er krächzend.

      Der Mann lachte. In das Lachen mischte sich eine weibliche Stimme.

      »Willkommen zurück, Jakob«, begrüßte Sophie Petzold ihn. Ihre Stimme schwankte vor Erleichterung. »Wirklich schade, das mit dem Alkohol. Zur Feier der überstandenen Operation wollte ich eigentlich eine Flasche Schampus springen lassen.«

      Jakob wagte einen zweiten Versuch. Unter ungeheuren Anstrengungen öffnete er die Augen. Es dauerte eine Weile, doch nach und nach wurde das Bild klarer. Zwei Menschen standen vor seinem Bett. Er war sicher, dass er sie kannte.

      »Sophie … ich meine Frau Dr. Petzold. Herr Dr. Weigand«, begrüßte er sie.

      Matthias schmunzelte.

      »Ich hätte schon erwartet, dass Sie mich als Erstes begrüßen. Immerhin haben Sie es mir zu verdanken, dass Sie den Abszess in Ihrem Kopf losgeworden sind.«

      »Jeder, der in dieser Klinik arbeitet, ist ein wichtiges Rädchen, das nicht fehlen darf.« Jakob durchforstete seinen Kopf. »Oder so ähnlich. Das hat jedenfalls Dr. Norden gesagt.«

      »Ein kluger Mann«, erwiderte Sophie und sah Matthias triumphierend an. Sie wippte auf den Fußsohlen vor und zurück.

      »Schon gut, ich habe verstanden«, erwiderte er verschnupft und holte den kleinen Computer heraus, auf dem sämtliche Informationen über den Patienten gesammelt waren. Zeit, das Thema zu wechseln.

      »Um zu den wichtigen Themen zu kommen: Die Operation ist sehr gut verlaufen.«

      »Sie haben auch keinen Tumor, wie wir zunächst gefürchtet haben«, platzte Sophie heraus und handelte sich einen tadelnden Blick ihres Vorgesetzten ein.

      »Wie schon vor der Operation besprochen, bekommen Sie eine Antibiotika-Therapie, bis wir die Ursache für den Abszess herausgefunden haben«, fuhr Matthias Weigand fort.

      Jakob nickte langsam und versuchte, die Gedanken in seinem Kopf zu sortieren. Zugegebenermaßen war das nicht ganz einfach.

      »Wann kann ich wieder aufstehen?«, erkundigte er sich schließlich.

      »Sobald Sie das Gefühl haben, stark genug zu sein. Aber bitte keine Alleingänge. Wenn Sie ins Bad müssen, rufen Sie bitte eine Schwester.«

      »Oh, schön, ich bekomme einen Babysitter.« Jakob versuchte ein Lächeln.

      »Keine Sorge. Nur so lange, bis wir sicher sind, dass Sie wieder mobil sind.« Matthias Weigand schaltete das Tablet aus. »Sicher wollen Sie sich noch kurz allein mit Frau Dr. Petzold unterhalten.«

      »Haben Sie bei der Operation einen Blick in meine Gedanken geworfen?«, scherzte Jakob. Der Versuch zu lachen endete in einem Hustenanfall.

      »Runter vom Gas, junger Mann!«, mahnte Matthias Weigand, als sein Patient sich endlich wieder beruhigt hatte und matt in den Kissen lag. »Sie haben noch ein gutes Stück Weg vor sich. Sparen Sie Ihre Kräfte.« Matthias schickte Sophie einen Blick, den sie schwer deuten konnte, es in diesem Moment aber auch nicht wollte.

      Sie wartete, bis die Tür mit einem leisen Klacken ins Schloss gefallen war. Dann setzte sie sich auf die Bettkante und griff nach Jakobs Hand.

      »Sie dürfen nicht erschrecken, wenn Sie beim Laufen anfangs noch ein bisschen unsicher sind«, sagte sie, ehe das Schweigen peinlich wurde. »Das darf Sie nicht beunruhigen. Jeder Schritt bringt Sie in die richtige Richtung und macht Sie sicherer.« Ihre Stimme klang wohlig wie das Schnurren einer Katze. Seine Hand in der ihren schloss Jakob die Augen. »Wenn Sie wollen, helfe ich Ihnen, so oft ich kann.« Sophies fragender Blick ruhte auf Jakob, bis ihr schließlich klar wurde, dass er sie nicht mehr hörte. Sein regelmäßiger Atem verriet, dass er seiner Genesung entgegen schlief. Eine Weile saß sie noch am Bett. Sie genoss die Gelegenheit, ihn ausgiebig ansehen zu können. Jede Kleinigkeit seiner Gesichtszüge sog sie auf wie ein Schwamm, entdeckte das Muttermal auf seiner linken Wange und die feine Narbe über dem Auge. Dabei flatterte ihr Herz wie ein aufgeregter, kleiner Vogel in ihrer Brust. Sie hätte den Rest des Tages dort sitzen und den Pfleger anhimmeln können. Er war so anders als die Männer, die sie bisher kennengelernt hatte. Ein grelles Scheppern – wahrscheinlich eine Nierenschale, die auf den Boden gefallen war – riss sie aus ihren Gedanken.

      Ohne lange darüber nachzudenken, streckte Sophie die Hand aus und streichelte Jakobs Wange. Dann musste sie sich wohl oder übel wieder an die Arbeit machen, nichtahnend, dass sie Jakobs Lächeln hinausbegleitete.

      *

      Allmählich neigte sich auch dieser lange, ereignisreiche Tag seinem Ende entgegen. Die Luft war schwer vom Blütenduft, ein warmer Windhauch bewegte die Zweige von Sträuchern und Bäumen. Die Folie in Fees Hand blähte sich und knisterte.

      »Ein Glück, dass Sommer ist.« Felicitas Norden stand auf der Leiter. Mit einer Hand hielt sie die Plastikplane fest, die andere streckte sie zu Dési aus. Die reichte ihr einen Streifen Klebeband, mit dem Fee die Folie am verbliebenen Glas befestigte. »Sonst würden wir heute Nacht glatt erfrieren.«

      »Wann kommt der Glaser?«

      »Am Montagvormittag. Dummerweise habe ich Frühdienst.« Fee befestigte ein weiteres Stück Klebeband, diesmal etwas weiter unten.

      Dési trat einen Schritt zurück und betrachtete das Kunstwerk.

      »Gar nicht mal so schlecht. Das könnte ein neuer Trend werden.«

      Mutter und Tochter lachten noch, als Joshua mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf die Treppe hinunter schlich.

      »Keine Kinder! Niemals«, verkündete er. Er ließ sich in den Sessel fallen, um gleich darauf mit einem spitzen Schrei wieder aufzuspringen. Eine übrig gebliebene Scherbe steckte in seinem Allerwertesten.

      Mit spitzen Fingern erlöste seine Freundin ihn von der Pein. Bevor sich Joshua ein zweites Mal setzte, untersuchte Dési die Polstermöbel noch einmal genau.

      Endlich konnte er alle Glieder von sich strecken. Dési stand vor ihm und betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn.

      »So schlimm?«

      »Drei Mal musste ich Paul Kasperl und das Krokodil vorspielen. Danach wollte er unbedingt Balu sehen. Du weißt schon, das ist der Bär aus dem Dschungelbuch.

      Natürlich erinnerte sich Dési. Doch es war Fees Stimme, die aus dem Hintergrund erklang. »Probier’s mal mit Gemüt­lichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit …«, trällerte sie gut gelaunt vor sich und legte ein paar Tanzschritte auf’s Parkett.

      Dési lachte. Doch Joshua entkam noch nicht einmal ein Lächeln.

      »Am Ende habe ich Paul gefühlt eure gesamte Kinderbuchsammlung vorgelesen. Darüber ist er endlich eingeschlafen.« Sein Seufzen kam aus tiefster Seele.

      »Selbst schuld, wenn du ein so begnadeter Schauspieler und Vorleser bist«, spottete Dési gutmütig und sprang ihrer Mutter zu Hilfe, die die Leiter zusammenklappte. »Bei mir flehen die Kinder meistens schon nach fünf Minuten um Gnade.«

      In ihre Worte hinein klingelte ein Handy. Joshua verdrehte die Augen.

      »Bitte, bitte geh du ran. Ich kann nicht mehr.«

      Dési tat ihm den Gefallen und meldete sich.

      »Hallo, Herr Wiesenstein«, begrüßte sie Joshuas Vater. »Joshua lässt sich entschuldigen. Er liegt im Kinderkoma.« Es hatte ein Scherz sein sollen.

      Doch Adrian ging nicht darauf ein.

      »Kannst du ihm bitte ausrichten, dass seine


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