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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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dass du hier bist. Wir ­haben einen anaphylaktischen Schock.«

      Das Kind auf der Krankenliege bot einen erschreckenden Anblick. Es wand sich vor Bauchkrämpfen. Gleichzeitig schnappte es verzweifelt nach Luft. Seine Lippen und Finger waren blau verfärbt. In Windeseile wurde der röchelnde Junge ins Behandlungszimmer gebracht.

      Die Eltern waren bei ihrem Sohn.

      »Was ist passiert?«, erkundigte sich Fee.

      »Ich mache mir solche Vorwürfe«, stammelte Magdalena Kron­seder. »Niklas’ Schwester ist vom Stuhl gefallen. Ich musste sie sofort aus dem Hort holen. Deshalb habe ich die neuen Nachbarn gebeten, kurz auf den Kleinen aufzupassen. In der Eile habe ich vergessen, ihnen zu sagen, dass er schwer al­lergisch auf Nüsse reagiert. Er sollte doch nur ein paar Minuten bleiben … «

      Ihr Mann Gregor legte den Arm um ihre Schultern.

      »Mach dir keine Vorwürfe, Liebes.« Beruhigend sprach er auf sie ein. »Du konntest ja nicht wissen, dass sie ihm ausgerechnet Nusskuchen geben. Na ja, irgendwie auch verständlich. Sie haben es nur gut gemeint, zart und schmächtig, wie er ist.«

      Den starren Blick auf ihr Kind gerichtet, schmiegte Magdalena sich an ihn.

      »Trotzdem … «

      Inzwischen hatte Felicitas Norden die Untersuchung abgeschlossen und eine Entscheidung getroffen.

      »Wir geben Adrenalin und Kortison. Schnell!«, ordnete sie an. Nik­las’ Allgemeinzustand war alarmierend. Es war nicht abzusehen, wie lange der gequälte kleine Körper dieses Leid noch mitmachen würde. Eile war geboten. Eine Schwester wollte sich schon auf den Weg machen, als Gregor Kronseder den Kopf schüttelte.

      »Kortison können Sie sich leider sparen, Frau Doktor.«

      Alarmiert hob Fee den Kopf.

      »Schlägt es nicht mehr an?«

      »Beim letzten Allergieanfall hat Niklas schon jedes Medikament bekommen, das irgendwie helfen könnte.« Magdalena versagte die Stimme. Ihre Augen schwammen in Tränen. Sie presste die Hand vor den Mund.

      »Vergeblich«, fuhr Gregor Kronseder um Fassung bemüht fort.

      Felicitas dachte kurz nach. Dann ordnete sie ein anderes Medikament an, das Dr. Matthias Weigand verabreichte. Sie nahm den Vater zur Seite, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Sie musste unbedingt mehr über den Leidensweg des kleinen Niklas erfahren.

      »Hat Ihr Sohn solche Anfälle öfter?«

      »Wie das bei Allergien so ist, hat es lange gedauert, bis wir herausgefunden haben, was überhaupt mit ihm los ist«, erzählte der besorgte Vater bereitwillig. »Bis dahin hatte sich aus einer anfänglichen Unverträglichkeit eine handfeste Allergie entwickelt. Den letzten Anfall hatte er an Weihnachten. Da hat er ein paar Plätzchen stibitzt, die wir geschenkt bekommen hatten.« Gregor fuhr sich mit der Hand über die Augen. Der Blick, den er Felicitas gleich darauf schickte, traf sie bis ins Mark. »Nik­las ist doch noch so klein. Er versteht nicht, dass er keine Nüsse essen darf. Das letzte Mal hat uns der Arzt schon gesagt, dass er einen weiteren Anfall möglicherweise nicht überlebt.«

      Solche Aussagen waren nach Fees Geschmack zu drastisch. Aus Erfahrung wusste sie, dass es Hoffnung gibt, wo Leben ist. Es galt, einen Mittelweg zu finden, um den Eltern den Ernst der Situation klarzumachen, ohne die Flinte ins Korn zu werfen. Der Grat, auf dem sie ging, war sehr schmal.

      »Der Zustand Ihres Sohnes ist wirklich sehr ernst.«

      »Mama! Papa!« Eine leise, heisere Stimme aus dem Hintergrund unterbrach das Gespräch der Erwachsenen.

      Gregor fuhr herum und eilte ans Bett seines kleinen Sohnes. Magdalena stand schon da und streichelte die schweißnasse Stirn des Kleinen. Sie hatte sich ein Lächeln auf die Lippen gezwungen. Auf keinen Fall sollte Niklas merken, dass sie geweint hatte.

      »Mein tapferer kleiner Mann!«

      »Ich bin so müde«, jammerte Niklas leise. »Ich will in mein Bett.«

      Gregor sah hinüber zu Fee Norden. Die verstand die stumme Frage und schüttelte den Kopf.

      »Tut mir leid. Wir müssen Ihren Sohn eine Weile zur Beobachtung hierbehalten.« Sie würde sich nie daran gewöhnen, einem Kind einen Herzenswunsch abschlagen zu müssen. »Es ist möglich, dass durch die schwere Reaktion innere Organe in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Untersuchungen werden ein paar Tage in Anspruch nehmen.«

      Dass aller Wahrscheinlichkeit nach ein weiterer Anfall folgte, wollte sie dem Ehepaar Kronseder nicht sagen.

      Die Eltern schickten sich stumme Blicke, ehe sie übereinstimmend nickten.

      »Seine Sicherheit geht vor«, erklärte Gregor.

      Felicitas lächelte. Nicht immer hatte sie es mit einsichtigen Angehörigen zu tun.

      »Natürlich können Sie bei Nik­las bleiben und in seinem Zimmer übernachten«, versicherte sie. Das war das Einzige, was sie den gequälten Eltern anbieten konnte. Das erhoffte Wunder konnte sie nicht vollbringen. So sehr sie es sich auch wünschte.

      *

      Die Maschine aus Kambodscha war vor einer halben Stunde gelandet. Aufgeregt wie ein Schulmädchen stand Leonie Jürgens am Gate und wartete darauf, dass ihr einziger Sohn Caspar endlich durch die gläsernen Türen trat. Sie musste sich lange gedulden. Als einer der Letzten kam Caspar endlich heraus. Braungebrannt und mit von der Sonne gebleichten Haaren schlurfte er ihr grinsend entgegen. Den Rucksack hatte er lässig über die rechte Schulter geworfen und an den Füßen trug er Flipflops. Sein Anblick war nicht gerade das, was Leonie erwartet hatte. Doch sie machte gute Miene zum bösen Spiel und umarmte Caspar innig. Der junge Mann, der kaum mehr eine Ähnlichkeit mit dem gutaussehenden Hotelmanagement-Studenten im gutsitzenden Anzug hatte, der er vor ein paar Monaten noch gewesen war, ließ die Zärtlichkeiten notgedrungen über sich ergehen.

      »Wie schön, dass du endlich wieder da bist«, flötete Leonie in sein Ohr.

      »Vorsicht, Mama, sonst machst du dich noch schmutzig«, spottete Caspar und löste sich aus der Umarmung, die für seinen Geschmack schon viel zu lange gedauert hatte.

      Die Bemerkung war durchaus berechtigt. Neben der gepflegten Leonie in ihrem teuren Kostüm in hellem Beige wirkte Caspar wie ein Obdachloser.

      Sie verstand die Ironie in seinen Worten nicht.

      »Ach was, das kann man alles wieder waschen.« Sie winkte ihn mit sich Richtung Ausgang, wo sie ihre Luxuslimousine geparkt hatte.

      Beim Anblick des exklusiven Gefährts verdrehte Caspar die Augen.

      »Mensch, Mama, ich habe dir doch gesagt, dass du nicht mit dem Schlitten herkommen sollst«, schimpfte er. »Ich hätte doch mit der Bahn fahren sollen … «

      »Unsinn. Stell dich nicht so an!«, schalt sie ihn und ließ die Schlösser aufschnappen. Lautlos öffnete sich der Kofferraumdeckel. Caspar warf den Rucksack achtlos hinein und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. »Nach einer Dusche und einem Besuch beim Friseur bist du wieder einer von uns«, verkündete seine Mutter, die hinter dem Steuer Platz nahm. Der Motor schnurrte leise wie ein Kätzchen. Ein paar Minuten später fuhr sie auf die Autobahn Richtung Innenstadt. »Habe ich dir schon erzählt, dass sich Herr von Stein endlich entschlossen hat, in Rente zu gehen?«, erkundigte sie sich und nestelte die Sonnenbrille aus der Ablage über dem Rückspiegel.

      »Habe ich dir nicht schon hundert Mal gesagt, dass du dich auf das Autofahren konzentrieren sollst?«, tadelte Caspar seine Mutter. Er schlüpfte aus den Flipflops und stellte die nackten Füße auf das Armaturenbrett.

      Leonie schrie entsetzt auf.

      »Caspar!«

      Er lachte.

      »Keine Sorge, sie sind sauber.«

      »Trotzdem. Das ziemt sich nicht für einen angehenden Hotelmanager.«

      Das Lachen auf Caspars Gesicht erstarb. Er nahm die Füße vom Armaturenbrett


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